Peter Padberg

Tarris


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So suchte sie weiter und auf einmal entdeckte sie eine Füchsin. Vorsichtig verwob sie ihre Gedanken mit denen des kleinen Raubtieres. Die Füchsin hatte Ihren Bau in der Nähe und würde bald Junge werfen – und sie hatte beobachtet, was geschehen war! Als Maurah sich aus dem Geist des Tieres vorsichtig zurückzog, bemerkte sie im Süden in einiger Entfernung fünf Pferde.

      Sie kam langsam wieder zu Bewusstsein und begann dann sofort zu berichten. „Dies hier ist vor 2 Tagen passiert. Es waren mehrere und sie kamen von Süden auf Pferden. Sie waren sehr, sehr groß – fast um die Hälfte größer als Lannar. Und sie waren keine Homuae! Sie hatten Klauen und eine dunkelgrüne bis schwarze Haut! Sie kamen den Kaiserweg herauf und sind über Lannar hergefallen, als sie ihn entdeckt haben. Die vielen kleinen Wunden, die seinen Körper bedecken, stammen von ihren Klauen!“ Fanir schaute sie zweifelnd an. „Woher weißt Du dies alles?“ „Ich habe eine Füchsin entdeckt. Sie hat Lannar bei der Jagd beobachtet und gehofft, dass etwas von der Jagdbeute für sie übrigbleibt. Sie war dort im Wald - oberhalb der Stelle, wo wir Lannar entdeckt haben - in den Büschen. Sie hat alles genau gesehen! Ich habe die Wesen, die Lannar überfallen und getötet haben, in ihren Gedanken gesehen. Sie sahen schrecklich aus und haben nichts mit einem Homuae zu tun. Ich weiß nicht, was sie sind!“ Lortirs Gesichtsausdruck wurde bei dieser kurzen Schilderung zunehmend sorgenvoller. „Was hat Maurah gesehen?“, wandte sich Fanir an Lortir. „Ich weiß es nicht. Lasst uns schnell beim Hof nach dem Rechten schauen und dann zügig zu Karameen zurückkehren. Sie muss unbedingt erfahren, was Maurah entdeckt hat. Sie weiß bestimmt, was dies zu bedeuten hat.“ Schweigend stiegen sie auf die Pferde und machten sich auf den Weg in Richtung von Brums Hof.

      Die Berge waren zu Hügeln geworden, als sie vom Kaiserweg nach links in Richtung Osten in ein weites Tal abbogen. Es gab zunehmend weniger Bäume, dafür aber bestellte Felder. Ein sicheres Zeichen, dass sie sich Brums Hof näherten. Mittlerweile war es später Nachmittag, jedoch war es deutlich wärmer als in den Bergen in Hornstadt. Sie umrundeten einen letzten Hügel, auf dem einige Wisente grasten und sahen den Hof. Er war deutlich größer, als Maurah und Fanir erwartet hatten – er war fast schon ein kleines Dorf. Sie zügelten ihre Pferde und warfen einen Blick auf das flache Tal und den Hof. Ein Bach durchquerte das Anwesen, es gab eine Mühle und ein Gasthaus. Um das größere Haus in der Mitte des Hofes herum befanden sich fünf kleinere – eines von ihnen rauchte und war stark beschädigt. Der Hof war von einer Mauer umgeben, in der sich vier Tore befanden. Die Mauer schützte mit Sicherheit vor der einen oder anderen Räuberbande, war jedoch keine ernst zu nehmende Verteidigungsanlage, die vor einem militärischen Angriff Sicherheit bot. Von ihrem etwas erhöhten Punkt konnten sie gut über die niedrige Mauer schauen und sahen, dass viele Homuae geschäftig unterwegs waren. Alles sah friedlich und freundlich aus. Während sie noch den Hof betrachteten, kam ein in typischer, braun-grüner Bauernkleidung gewandeter Homuae aus dem Westtor und blickt zu ihnen hinüber. Auf Lortirs Gesicht zeigte sich ein seltenes Lächeln, dann hob er den Arm, winkte dem Homuae und galoppierte auf ihn zu. Maurah und Fanir folgten langsamer.

      Als sie das Westtor erreicht hatten, lagen sich der Homuae und Lortir in den Armen und begrüßten sich. Lortir wandte sich ihnen zu. „Darf ich Euch meinen alten Freund Brum vorstellen?“ fragte er mit einem Lächeln. „Brum, dies sind Maurah und Fanir, zwei vielversprechende Schüler von mir.“ Maurah und Fanir stiegen von den Pferden und begrüßten den Bauern freundlich mit einem Händeschütteln. Beiden fielen die rauen Hände von Brum auf, die auf jahrelange harte Arbeit hinwiesen. „Lasst uns in mein Haus gehen. Ihr seid bestimmt hungrig und durstig und ich denke, ich kann noch eine Kleinigkeit vor dem Abendessen für Euch auftreiben. Ihr bleibt doch über Nacht? Ich werde Zimmer im Gästehaus für Euch einrichten lassen. ……“ Brum sprach ohne Pause weiter, bis sie im Inneren seines Hauses angekommen waren. Mittlerweile wussten sie, dass auf dem Anwesen fast 30 Homuae arbeiten, dass ein Haus abgebrannt war, dass in letzter Zeit viele Schafe gerissen worden waren und dass es allen gut ging. Bei diesem letzten Satz runzelten die drei Ankömmlinge leicht die Stirn.

      Der Wohnraum im Haupthaus war einfach, aber sehr geschmackvoll eingerichtet. In der Mitte befand sich ein großer Tisch aus dickem, hartem Holz und in die Wand gegenüber dem Eingang war ein Kamin eingelassen, in dem fröhlich ein Feuer flackerte. Die Geweihe vieler Gamsis waren an den Wänden angebracht und auch zwei überaus seltene und kostbare Bilder aus der alten Zeit waren aufgehängt und strahlten in ihren alten Farben. Nachdem Brum sie gebeten hatte, sich zu setzen, brachte er Wein, kristallklares, eiskaltes Wasser und Brot und Käse. Sie merkten, wie hungrig und durstig sie waren und griffen dankbar zu. „Wir wurden vom Statthalter geschickt, um zu schauen, ob wir Dir helfen können. Wie geht es Dir?“ eröffnete Lortir das Gespräch – wohlwissend, dass auf diese Frage eine längere Rede als Antwort folgen würde. „Uns geht es gut! Es war ein milder Winter und wir konnten schon die Saat ausbringen. Das Wintergetreide beginnt bereits zu keimen und dies ist so früh, wie seit vielen Jahren nicht mehr.“ Brum berichtet noch einige Zeit über die Aussaat und dann auch über die erfolgreiche Ernte des letzten Jahres. Er hatte neue Knechte aufgenommen, die ihm bei der Bestellung der Felder und dem Hüten der Tiere halfen und sein Hof wuchs stetig.

      „Allerdings hatten wir vor drei Tagen auch etwas Ärger“, fuhr er fort. „Es war der erste warme Abend und wir saßen alle zusammen gemeinsam beim Abendessen im Hof, als am Westtor einige Leute laut Einlass begehrten. Es war nicht nur laut, es war ein richtiges Gebrüll. Ich ging mit zwei Knechten auf die Mauer, um nachzusehen, wer uns da besuchen kam. Als wir auf der Mauer waren, wurden wir ohne irgendeine Begrüßung in einem merkwürdigen Akzent – ich hatte den Eindruck, sie beherrschten unsere Sprache nicht richtig – beschimpft, wie wir es wagen könnten, vor Gesandten von Dakaron unsere Tore geschlossen zu halten. Wir sollten Sie sofort öffnen und wenn wir dies nicht tun würden, hätten wir ernste Konsequenzen zu erwarten. Ich hatte weder von Dakaron noch von Gesandten Dakarons je zuvor gehört und war über die unhöfliche Art auch recht verärgert. Ich fragte sie, ob sie nicht ein wenig höflicher um Gastfreundschaft bitte können und ob sie mir nicht ihre Namen nennen wollten. Falls sie dies nicht beherzigen und tun würden, könne ich auch die Tore nicht für sie öffnen. Sie antworteten nicht, sondern warfen einen Speer auf einen der beiden Knechte – glücklicher Weise verfehlten sie ihn. Ich rief meine Leute zu den Waffen, um nötigenfalls verteidigungsbereit zu sein. Sie waren zwar nur zu fünft, aber sie waren alle sehr groß und gefährlich und wirkten – ich konnte sie in der Dämmerung nicht richtig erkennen – fremdländisch; sie sahen vollkommen anders aus als Homuae. Als sie sahen, wie viele wir sind, verzogen sie sich wieder. Allerdings flog kurz darauf ein brennender Pfeil über die Mauer und steckte ein Haus in Brand – das Ergebnis habt ihr gesehen. Auch wurden einige Schafe gerissen und nicht gefressen. Sie waren von mächtigen Krallen zerfetzt worden und lagen tot herum. Das Fleisch war glückliche Weise noch nicht verdorben, so dass wir es noch verwenden konnten und sich der Schaden in Grenzen hielt.“ Brum erklärte noch, wie sie das Fleisch sauer eingelegt hatten und dass sie es beim Fest zum Ende der Saatperiode eigentlich gut gebrauchen konnten, bevor er Lortir fragte, wie es denn ihm ergangen wäre.

      Maurah und Fanir waren bei der langen Rede immer müder und müder geworden, warteten nun aber aufmerksam auf Lortirs Antwort. „Aus Hornstadt gibt es wenig zu berichten. Alles geht seinen gewohnten Gang. Das Außergewöhnlichste, was ich erzählen kann, ist, dass Karameen seit einiger Zeit häufig in Hornstadt ist und mir bei der Ausbildung der beiden hier hilft. Du kannst Dir vorstellen, wie nervös die Männer in Hornstadt – und natürlich daher auch die Frauen – sind.“ Lortir konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und Brum lachte laut. „Karameen – ich habe sie lange nicht gesehen. Sieht sie immer noch so gut aus wie früher? Aber ja, ich kann mir vorstellen, wie sie die Gemüter in Hornstadt durcheinander bringt. Und Karameen hilft Dir bei der Ausbildung der beiden hier? Wie kommt denn dies?“ „Gandaros hat nach dem letzten Turnier darum gebeten. Er verspricht sich viel von den beiden und möchte sie wohl für seinen Orden gewinnen. Genaueres weiß ich aber auch nicht.“ antwortete Lortir mit einem kurzen Seitenblick auf Maurah und Fanir, der die beiden dazu aufforderte, bloß nichts zu erzählen. „Gandaros. Nun ja, Magae wissen meistens, was sie tun –und Gandaros insbesondere. Er wird einen bestimmten Zweck verfolgen und für die beiden ist es mit Sicherheit eine aufregende und spannende Zeit.

      Brum