Christian Brondke

Der Gipfel


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der seinen Blick nur sehr kurz erwiderte. Dann sprach er wieder mit den Astronauten.

      »ISS. Damit habe ich gerechnet. Wir warten noch einen Moment ab, bevor wir etwas unternehmen. Lässt sich der Mauszeiger bewegen?«

       Es folgte ein kleiner Moment des Schweigens und dann ertönte die Stimme von Phil Morgan erneut.

      »Ja, Washington. Der Mauszeiger lässt sich bewegen und der Installationsprozess liegt jetzt bei vierundachtzig Prozent.«

      »Sehr gut, ISS. Wir warten hier gespannt auf die einhundert Prozent.«

      Nach einer weiteren Minute, in der niemand ein Wort sagte, kam die Bestätigung der ISS, dass die Installation von P.I.C.S abgeschlossen worden war.

      »Vielen Dank für die Information, ISS. Der folgende Schritt ist äußerst wichtig. Sie müssen die Computer nun ausschalten. Nicht neu starten. Lediglich herunterfahren. Sobald die Computer aus sind, müssen Sie sämtliche Greifarme in der gesamten Station in ihre Andockvorrichtungen stecken, bis Sie ein Einrastgeräusch hören können. Erst wenn auch der letzte Greifarm in der für ihn vorgesehenen Position steckt, kann der Computer wieder hochgefahren werden. Beachten Sie bitte, dass es keine Kontaktmöglichkeiten mit uns geben wird, während die Computer aus sind. Wir erwarten Ihre Rückmeldung, sobald Sie wieder online sind. Das müsste in spätestens zwanzig Minuten der Fall sein.«

      »Roger, Washington. Hier oben ist alles klar. Wir melden uns sobald wir wieder da sind.«

       Aaron Hundley nahm das Mikrofon ab und legte es auf den Tisch. Er schaute seine beiden Kollegen an und hob die Augenbrauen.

      »Das wird jetzt die Feuertaufe. Wenn wir sie hören, ist alles super. Wenn nicht...«

      »Was, wenn nicht?«, fragte Charles.

      Aaron überlegte sich seine Antwort genau.

      »Dann müssen wir morsen.«

      Mike lachte laut auf. Doch Charles wies ihn mit einem strengen Blick in die Schranken.

      »Werden wir morsen müssen?«, fragte er streng.

      Aaron schüttelte den Kopf.

      »Nein Sir. Das Programm hat alle Tests mit Bravur bestanden und ich kann mir nicht vorstellen, was passieren müsste, damit hier heute etwas schief geht. Wir haben alles bedacht und jeden Fehler und jedes Szenario einkalkuliert. Es kann nichts schiefgehen.«

       Aaron Hundley hätte niemals gedacht, dass er diese Aussage nur ein paar Stunden später wieder revidieren musste.

      12. Kapitel

       14 Stunden und 10 Minuten bis zur Ewigkeit

       Ort: Mehrere hundert Kilometer über der Erdoberfläche Zeit: 10:20 Uhr EST

      »Houston, könnt ihr uns hören?«, fragte Phil Morgan. Er bekam keine Antwort.

      »Washington, könnt ihr uns hören?« Wieder keine Antwort.

      »Okay. Der Kontakt ist abgebrochen, die Computer heruntergefahren. Wir können starten.«

       Phil Morgan, Peter Beneke und Anton Makarov machten sich an ihre Arbeit. Sie mussten durch die gesamte Raumstation schweben und die einzelnen Greifarme an ihren Stationen anschließen.

       Diese Greifarme sollten später dafür sorgen, dass die Bodenstation von der Erde aus, den Betrieb auf der ISS aufrecht erhalten konnte. Natürlich würde die Hauptarbeit von den Computern übernommen werden, aber mit Hilfe der Arme konnten sogar Experimente durchgeführt werden, die bisher nur mit menschlicher Hilfe bewerkstelligt und abgeschlossen werden konnten.

       Die drei Astronauten schwebten von einem Arm zum nächsten und befestigten ihn. Der ganze Vorgang dauerte, genau wie Aaron Hundley es eingeschätzt hatte, zwanzig Minuten und als der letzte Arm befestigt war, schwebten die drei wieder zurück zur Kommandostation, in der sich der Hauptcomputer befand.

      »Wie geht es jetzt weiter, Phil?«, fragte Anton Makarov.

      »Im Prinzip müssen wir nur den Computer wieder hochfahren und schon müsste die Verbindung wieder stehen.«, antwortete Phil Morgan.

      »Das Hochfahren aller Systeme dauert doch aber über zwei Stunden.«, gab Peter Beneke zu bedenken.

      »Das ist richtig. Aber das war mit dem alten System. Das neue sollte um einiges schneller sein und sämtliche Zusatzprogramme, die manuell hochgefahren werden mussten, werden nicht mehr benötigt. Das ganze Ding hier wird nur noch von diesem einen Programm gesteuert und das Hochfahren sollte nicht länger dauern, als bei dir zu Hause.«

      »Dein Wort in Gottes Ohr.«, sagte Peter Beneke.

      »Gott? Du bist Wissenschaftler Peter. Seit wann glaubst du an Gott?«

      »Es kann nicht schaden, oder? Außerdem bin ich in Stresssituationen recht flexibel.«

      »Wieso hast du Stress?«

      »Hast du etwa keinen, Phil? Wir rasen hier im Moment mit einer Blechkiste durchs Weltall und haben keinen Kontakt zur Erde. Wenn das hier nicht funktioniert, dann sind wir am Arsch.«

       Mit seiner Aussage hatte Peter Beneke gar nicht so unrecht. Sollte das Programm nicht ordnungsgemäß oder überhaupt nicht starten, dann waren die drei Astronauten im All gestrandet. Und das würde bedeuten, dass sie so schnell nicht mehr auf die Erde zurückkehren konnten. Es gab zwar noch die Nexus, aber die war bereits auf P.I.C.S. umgestellt. Sie konnten nur in die Fähre gelangen, wenn sie die Türen vom Hauptcomputer aus bedienen konnten.

      »Na, dann mal los.«

       Mit diesen Worten forderte Anton Makarov seinen Kommandanten auf, den Computer wieder hochzufahren.

      »Seit ihr bereit?«, fragte Phil Morgan.

      »Nun mach schon!«, antwortete Peter Beneke.

       Phil Morgan atmete tief ein und drückte dann den Knopf, mit dem der Hauptcomputer hochgefahren wurde.

      »Na gut. Dann wollen wir mal.«, sagte er.

       Der Computer startete, wie sonst auch immer. die ersten paar Sekunden spielten sich genauso ab, wie sonst auch, wenn der Computer einem Neustart unterzogen werden musste. Dann erschien auf sämtlichen Bildschirmen der Raumstation ein blauer Hintergrund mit der Information:

       Program for ISS Control Systems (P.I.C.S.) Version 10.2 wird gestartet

      Darunter bewegte sich ein grüner Ladebalken von links nach rechts und zeigte damit an, dass der Computer tatsächlich wieder hochfuhr.

       »Sieht gut aus.«, sagte Phil Morgan.

       Die drei Astronauten warteten noch zwei Minuten, bis der Computer wieder komplett betriebsbereit war und dann überlegten sie sich, wie sie wieder Kontakt mit der Bodenstation bekommen konnten.

       »Der Kontakt müsste eigentlich bereits wieder hergestellt sein. Wir müssten bereits wieder kommunizieren können.«, sagte Phil Morgan.Phil Morgan, Peter Beneke und Anton Makarov stellten ihre Funkgeräte wieder an und Phil versuchte, jemanden von der Bodenstation zu kontaktieren.

       »Houston, könnt ihr uns hören. Hier spricht die ISS.«

       Er bekam keine Antwort. Dann versuchte er es erneut, doch wieder meldete sich niemand von der Bodenstation. Auch die Leitung nach Washington schien tot zu sein.

       »Müssen die ihre Systeme auch neu starten?«, fragte Anton Makarov.

       »Ich habe keine Ahnung.«, antwortete Phil Morgan.

       »Okay. Dann würde ich vorschlagen, wir warten noch ein paar Minuten und versuchen es dann erneut.«, sagte Peter Beneke.

       Die Minuten, in denen sie warteten, verstrichen wie Stunden und als zehn Minuten vergangen waren, versuchte der Kommandant erneut, einen Kontakt herzustellen.

       »Houston. Washington. Könnt ihr uns hören? Hier spricht die ISS.«

       Nach ein paar Augenblicken war ein Rauschen in den Lautsprechern zu hören