Christian Brondke

Der Gipfel


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Wir sind hier in Washington. Das ist eine Stadt, in der es niemals den richtigen Zeitpunkt für die Wahrheit zu geben scheint. Und genau das will ich ändern. Möchten Sie mir dabei helfen?«

       Katherine hatte die Stelle natürlich angenommen. So eine Chance wollte sie sich nicht entgehen lassen, denn sie würde so schnell nicht wieder kommen. Sie arbeitete hart und so war es nicht weiter verwunderlich, dass John Todd sich nach dem Ausscheiden seines persönlichen Beraters, aus gesundheitlichen Gründen, für sie als Nachfolgerin als Nummer eins im Beratungsteam entschieden hatte.

       Katherine hatte damals einigen Leuten vor den Kopf gestoßen, als sie diese Beförderung angenommen hatte. Aber auch auf dieser Position hatte sie sich schnell bewährt und die kritischen Stimmen verstummten sehr schnell.

       Für den Zeitraum der Konferenz waren ihre Aufgaben klar durchstrukturiert. Natürlich plante sie den Großteil der Konferenz selbst. Sie kümmerte sich um alle Vorbereitungen, die für den reibungslosen Ablauf der dreitägigen Veranstaltung notwendig waren. Nach der Ankunft von John Todd, zeigte sie ihm die Anlage. Sein erster Besuch in Mount Weather lag schon mehrere Jahre zurück und so musste sie ihn erneut mit der Anlage vertraut machen, was ihr allerdings nicht schwer viel. Schließlich hatte sie bereits die letzten Tage hier verbracht.

      »Wie sieht der Tagesplan für heute aus?«, fragte Todd, als er mit Katherine den Weg zum Hauptgebäude entlang schritt.

      »Die anderen Staatschefs werden, wie gesagt, zusammen gegen elf Uhr erwartet, Sir. Nach der Ankunft aller Staatsgäste ist eine kurze Pressekonferenz geplant. Aufgrund der Tatsache, dass wir uns in einem militärischen Sperrgebiet befinden, ist die Anzahl der Journalisten natürlich stark begrenzt. Aus diesem Grund haben nur ein paar Journalisten der größten Nachrichtensender des Landes eine Akkreditierung erhalten. Es wurde beschlossen, dass diese Sender ihre Interviews an sämtliche Zeitungen und kleineren Sendungsanstalten, die Interesse daran haben, ohne die Erhebung von Gebühren weitergeben sollen.«

      »Haben sie sich darauf eingelassen?«, fragte John Todd mit einem Lächeln auf den Lippen.

      »Natürlich nicht, Sir. Um ehrlich zu sein, musste letztendlich der Finanzminister ein Versprechen abgeben.«

      »Ich verstehe.«, erwiderte John Todd. »Wie geht es weiter?«

      »Um elf Uhr dreißig ist das Dinner geplant, das bis circa zwölf Uhr fünfundvierzig angesetzt ist. Danach folgt die erste dreistündige Konferenz.«

       John Todd war zufrieden mit dem, was er hörte. Er nickte Katherine lächelnd zu und folgte ihr weiter durch den Komplex.

      »Sie leisten gute Arbeit, Katherine. Ich bin stolz auf Sie.«

      »Vielen Dank, Sir. Ich bemühe mich, die mir gestellten Aufgaben zu ihrer Zufriedenheit zu erledigen.«

      »Es macht Ihnen Mühe?«

      »Es ist nicht immer einfach. Das können Sie sich sicher vorstellen. Schon gar nicht, weil sich ihre Position in den letzten Tagen verändert hat. Die Aufgaben erfordern nun eine andere Herangehensweise und das Team musste sich sehr umstellen. Aber dennoch kann ich mit ruhigem Gewissen sagen, dass es mir noch immer großen Spaß macht. Und den anderen geht es auch so.«

      »Das freut mich. Ein Team, das nicht nur gut zusammenarbeitet, sondern auch in seiner Arbeit aufgeht, ist mir sehr wichtig. Ich hoffe, dass es noch sehr lange so bleiben wird. Egal, was die Zukunft bringen wird.«

       Katherine lächelte ihn an und nickte ihm anerkennend zu.

      »Das geht mir genauso, Sir.«

      9. Kapitel

       14 Stunden und 50 Minuten bis zur Ewigkeit

       Ort: National Aeronautics and Space Administration (NASA), Washington, D.C. Zeit: 09:40 Uhr EST – zur selben Zeit

       Aaron Hundley saß wieder zusammen mit Mike Brown und Charles Kepler im Konferenzraum. Er dachte immer noch über den Tod seines Freundes nach und konnte sich nicht richtig auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren. Immer wieder dachte er an die Ereignisse an diesem Samstagabend, an dem er nicht nur einen Kollegen, sondern in erster Linie einen Freund verloren hatte.

      »Aaron, sind Sie noch da?«

       Aaron Hundley wurde von Charles Kepler wieder in das Hier und Jetzt zurückgeholt. Charles blickte ihn mit seinen starren Augen an und musterte ihn.

      »Ja, Sir. Entschuldigen Sie bitte. Ich war in Gedanken.«, gab Aaron zurück.

      »Sie haben wieder an Jeffrey gedacht? Habe ich Recht?«

      Aaron antwortete nicht auf die Frage und Charles wusste, dass er das auch nicht brauchte.

      »Sobald das System installiert ist und problemlos funktioniert, werden Sie sich ein paar Tagen Urlaub genehmigen.«

      »Sir, ich...«

      »Das ist keine Bitte.«

       Aaron nickte, obwohl er eigentlich ablehnen wollte. Er wollte den Faden wieder finden, den er verloren hatte und fragte, wie weit die Astronauten mit ihren Vorbereitungen waren.

      »Das habe ich dir zwar vor ein paar Minuten schon gesagt, aber ich tue es gerne noch einmal.«, lächelte Mike ihn an.

      »Sie haben mit dem Transport der Einzelteile begonnen. Sie dürften in gut einer Stunde alles an Bord haben und dann wirst du sie durch die einzelnen Schritte leiten.«

       Aaron nickte Mike zu, ohne ein Wort zu sagen. Und dann verlor er sich erneut in einem Tagtraum und dachte darüber nach, wie Jeffrey Newman und er sich kennengelernt hatten.

       Aaron Hundley war kein guter Schüler und schaffte die Highschool gerade einmal so, dass man sagen konnte, er hatte bestanden. Sowohl er, als auch seine Lehrer waren froh, dass er die Schule endlich verlassen konnte. Es lag nicht daran, dass er nicht intelligent war, denn das war er durchaus. Eher lag es daran, dass er sich mehr für seine Freizeit interessierte, als dafür, sich für die Schule vorzubereiten.

       Er gehörte einfach zu den Schülern, die nicht besonders viel auf das Gerede der Lehrer gaben und die der Meinung waren, dass sie das Leben schon irgendwie meistern würden. Aber als es dann tatsächlich soweit war, dass er für sich selbst sorgen musste, da musste Aaron schnell lernen, dass das Leben viele Überraschungen für ihn bereithalten würde.

       Er schlug sich von einer Arbeit zur anderen durch und fand nie den richtigen Job für sich. Seine Noten sprachen für sich und bei den meisten Arbeitgebern kam er nie über ein Bewerbungsgespräch hinaus. So blieb ihm eine lange Zeit nichts anderes übrig, als sich mit Aushilfs- und Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten.

       Wie er dann schließlich bei der NASA landen konnte, war für ihn immer noch ein Wunder und ein Rätsel zugleich. Er hätte niemals daran gedacht, dass er noch einmal die Schulbank drücken würde, geschweige denn, dass er studieren gehen sollte. Aber dank Jeffrey Newman kam es dann schließlich doch dazu.

       Jeffrey hatte gerade mit seinem Technikstudium begonnen und verstand noch nicht sehr viel von seinem zukünftigen Aufgabenbereich. Man konnte sogar soweit gehen, zu behaupten, dass er nicht einmal in der Lage war, sein eigenes Auto zu reparieren. So kam es eines Tages zu dem ersten Treffen der beiden.

       Aaron Hundley arbeitete in einer Werkstatt und schraubte an ein paar alten Autos herum, die ihre besten Jahre bereits hinter sich gebracht hatten. Als Jeffrey plötzlich in der Werkstatt stand, war Aaron der einzige Mitarbeiter, der zu dieser späten Stunde noch bei der Arbeit war und ihm blieb nichts anderes übrig, als den Kunden zu bedienen. Er hatte vorher noch nie etwas mit der Kundschaft zu tun gehabt, sondern kümmerte sich lediglich um die Reparaturarbeiten.

      »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Aaron.

      »Oh, sehr gut.«, sagte Jeffrey Newman. »Es ist ja doch noch jemand da. Ich hoffe, Sie können mir helfen.«

      »Eigentlich haben wir schon geschlossen, aber ich habe heute nichts Aufregendes mehr vor. Was haben Sie denn für ein Problem?«

      »Mein Auto ist liegen geblieben. Der Motor springt nicht mehr an.«, antwortete