Samina Haye

Der Weg nach Roseworthy


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Dad, ich weiß und es ist mir auch bewusst, dass es nach Australien kein Katzensprung ist und ihr nicht jederzeit kommen könnt. Doch es ist ja nicht für immer.“

      „Dann warten wir jetzt mal ab, was Frau McCain dir zurückschreibt, und reden dann in den nächsten Tagen weiter.“ So Pauls letzte Worte.

      Sie verbrachten noch einen gemütlichen Abend und kurz vor Mitternacht machten sich Zoe und Lina auf den Heimweg.

      Daheim angekommen, gönnten sie sich zum Abschluss dieses wundervollen Tages noch ein Glas Prosecco.

      Der nächste Morgen begann für Zoe sehr gut, sie war ausgeschlafen und gut gelaunt. Sie holte sich aus dem Arbeitszimmer den Laptop, ging nach unten, stellte ihn auf den Esstisch und fuhr ihn hoch.

      Bevor sie aber ihre Mails checkte, holte sie sich einen frischen Kaffee.

      Nach ein paar Sekunden hatte sich der Posteingang aktualisiert und siehe da, die Rückantwort von Frau McCain war im Briefkasten! Nervös und aufgeregt öffnete Zoe die Mail.

      Gespannt las sie:

       Hallo Frau Clemens!

       Vielen Dank für die schnelle Antwort. Es hat mich sehr gefreut, von Ihnen zu erfahren und finde, Sie würden sehr gut in unsere Schule passen.

       Direktor de Mol hat mir auch schon einiges über Sie geschrieben und berichtet.

       Also hier einige Infos für Sie.

       Adelaide gehört zu Südaustralien und ist wunderschön.

       Sie können hier viele Sehenswürdigkeiten besichtigen, Shoppingtouren unternehmen und vieles mehr. Ich hole Sie persönlich am Flughafen ab, dann geht es weiter, gute 40 Kilometer nördlich von Adelaide, in die etwas kleinere Stadt Gawler.

       Gawler hat ca. 20.000 Einwohner und in dieser Stadt befindet sich auch die Grundschule. Unsere Schule hat ca. 800 Schüler und ist in verschiedene Gruppen aufgebaut.

       Welche Schüler Sie übernehmen und für welche Klassen Sie den Unterricht abhalten, darüber können wir hier vor Ort persönlich sprechen.

       Für Sie wird auch wichtig sein zu wissen, wo Sie untergebracht sein werden. Dadurch, dass wir es hier sehr familiär haben möchten, bringen wir Sie nicht einfach in einem Hotel unter.

       Wir haben eine große Getreide- und Schafranch in Roseworthy. Ihr Name ist Bungana Ranch und ist ungefähr zehn Kilometer nördlich von Gawler entfernt.

       Sehr praktisch, weil man keine zehn Minuten benötigt, um zur Schule zu kommen.

       Sie sind natürlich nicht in unserem Haupthaus untergebracht, weil wir es sehr schätzen, wenn jeder seine Privatsphäre hat.

       Wir haben im Nebengebäude ein kleines Cottage, das wir für Sie eingerichtet haben.

       Das ist natürlich nicht sehr groß, aber alles Wichtige ist vorhanden, so etwa: Eine eigene Küche, Badezimmer, Wohnzimmer und zwei Schlafräume. Das ist für uns sehr wichtig, weil der Besuch aus Luxemburg bei uns jederzeit herzlich willkommen ist.

       Wir haben auch einige Pferde bei uns auf der Ranch. Wenn Sie Tiere ebenso lieben wie wir, können Sie sich eines aussuchen und so lange betreuen, wie Sie hier bei uns sind. Vielleicht wollen Sie uns in Ihrer Freizeit bei der Farmarbeit unterstützen. Aber das ist alles Ihnen überlassen. ;-)

       Sie sind hier auf unserer Ranch herzlich willkommen.

       Ich habe Ihnen auch Bilder beigelegt, von der Schule und Gawler, von Roseworthy, unserer Ranch und Ihrem Cottage.

       Ich wünsche Ihnen alles Gute und hoffe, ich habe Ihnen hiermit ein bisschen weiterhelfen können.

       Ich freue mich schon, von Ihnen zu hören, und hoffe darauf, dass Sie zustimmen und zu uns nach Australien kommen.

       Liebe Grüße sende ich Ihnen aus Roseworthy.

       Emma McCain

      Zoe saß da und las die Mail sicher schon das dritte Mal.

      Sie war glücklich, das hörte sich alles einfach super an, und die Bilder waren ein Traum. Die Schule sah sympathisch aus, Roseworthy war eine kleine romantische Stadt oder eher ein Dorf und die Bungana Ranch war kaum in Worte zu fassen, fantastisch.

      Diese Emma hörte sich sehr nett an. Und es gefiele ihr, bei der Rancharbeit mithelfen zu dürfen.

      Sie würde nicht auf das Reiten verzichten müssen, sondern konnte dort neu anfangen und sich neu finden.

      Zoe freute sich schon darauf, Lina davon zu berichten, wenn sie heute Nachmittag von der Arbeit heimkäme.

      Sie stand auf, um ihre Eltern und Schwiegereltern anzurufen und sie zum Abendessen einzuladen. Als sie das erledigt hatte und alle ihr zugesagt hatten, machte sich Zoe fertig und fuhr ins Einkaufszentrum, denn sie musste noch alles einkaufen und vorbereiten für den hoffentlich gemütlichen Abend mit ihrer ganzen Familie. Die Stunden vergingen schnell und Zoe wurde nervös und freute sich darauf, es allen zu erzählen.

      Lina war total begeistert von der Mail und den Fotos und unterstützte ihre Schwester tatkräftig.

      Der Abend begann sehr lustig und das Essen war einfach lecker.

      Als sie etwas später alle gemütlich beisammen saßen, berichtete Zoe von Australien und ließ die Fotos durchgehen. Für ihre Schwiegereltern war das noch ganz neu und sie waren anfangs überhaupt nicht begeistert und einverstanden damit, bis Lina das Wort ergriff.

      „Jetzt seid doch nicht so voreingenommen und streng. Ihr denkt dabei immer nur an euch, Zoe will neu beginnen und Australien ist bestimmt ein wunderschönes Land, und besuchen können wir sie dort genauso.“

      Jetzt war es mal kurze Zeit still, bis ihr Schwiegervater auf sie zuging.

      „Lina hat recht. Zoe, mach das, was du für richtig hältst, ich will nur, dass du weißt, du bist immer hier zuhause und wir werden dich vermissen, aber auch sicher bald mal besuchen kommen“, sagte er zu ihr, nahm sie in den Arm und küsste sie auf die Wange. Zoe bedankte sich bei allen für die tolle Unterstützung. Dann wurde noch gefeiert, somit klang der Abend wundervoll aus.

      Freitag, 18. März 2011

      Die letzten Tage waren ein komplettes Durcheinander. Sie hatte Frau McCain Bescheid gegeben, wann sie genau ankommen würde, danach hatte sie alle Flüge buchen müssen.

      Lina half ihr dabei, alles Wichtige zu packen und die ganzen Formalitäten zu erledigen.

      Die Zeit verging im Nu und schon war der letzte Morgen angebrochen.

      Nach einem ausgiebigen Frühstück bei ihren Eltern machten sich die zwei auf den Weg nach Hause.

      Nun hieß es Koffer ins Auto packen, kurz nochmal die Liste durchgehen, ob auch ja nichts vergessen wurde und dann ging es ab zum Flughafen.

      Der Weg nach Adelaide war weit, es würde gut eineinhalb Tage dauern, bis sie dort ankommen würde.

      Nun lief sie im Haus ganz durcheinander auf und ab, als Lina sie am Arm nahm und zum Wagen führte.

      Der Weg zum Flughafen war der reinste Horror für Zoe, alles Mögliche ging ihr durch den Kopf. Sollte sie es doch rückgängig machen und hier bleiben?

      Vor dem Check-In-Schalter angekommen begannen alle zu weinen. Es waren alle gekommen, ihre Eltern, ihre Schwiegereltern und Freunde.

      Zoe nahm Abschied, küsste alle, weinte und lachte aber auch.

      Denn von jetzt an begann ein neuer Lebensabschnitt.

      Lina fiel es schwer, ihre Schwester gehen zu lassen, doch sie hatte schon geplant, in einigen Wochen