Michaela Santowski

Ohne dich


Скачать книгу

völlig anders.“ Sie blickte ihn mit einem verführerischen Augenaufschlag an.

      „Ha ha, verarschen kann ich mich alleine“, murmelte er, drehte sich um und verschwand im Bad.

      „Müsst ihr euch immer so unmöglich aufführen?“ fragte Susanne, die hinter Andy aufgetaucht war.

      „Irgendwie provoziert dieser Typ so ein Verhalten bei uns.“

      „Ich mache mich ja auch nicht über eure Freunde lustig. Wartet mal: was für Freunde?“ entgegnete Susanne mit einem Lächeln und nahm einen Schluck aus Beas Glas.

      „Problem erkannt, meine Liebe. Wir sind nur neidisch. Und das ist mein Radler“, fügte Bea hinzu und gab ihr einen Klaps auf die Hand.

      „Ich hab dich auch lieb“, erwiderte Susanne und verschwand ebenfalls im Bad.

      „Die Zwei können anscheinend nicht mal getrennt duschen“, regte Tanja sich auf.

      „Jetzt klingst du auch ein wenig neidisch.“

      „Aber verrate das ja Susi nicht. Ich werde jetzt noch ein bisschen lernen müssen. Bis später.“

      „Und ich werde todmüde ins Bett fallen. Bis morgen.“

      Als Bea am nächsten Morgen um halb zehn aufwachte war noch alles ruhig in der Wohnung. Da Andys Auto nicht mehr vor der Tür stand, war er wohl den Abend vorher noch verschwunden. Bea zog sich leise an und ging zum Bäcker, um für sie drei Brötchen zu besorgen. In der Nacht hatte es wieder geschneit. Die Kinder aus dem Nachbarhaus waren schon dabei einen Schneemann zu bauen.

      „Morgen, Beatrix“, rief ihr die Mutter der Kinder zu. „Auch mal wieder im Land?“

      „Morgen, Silke. Ja, aber ich befürchte, dass ich übermorgen schon wieder weg muss.“

      „Vielleicht fliegst du ja in die Sonne. Hier reicht es langsam mit dem Schnee.“

      „Wir haben doch erst Januar“, entgegnete Bea lachend.

      „Ich sage ja, mir reicht es.“ Silke machte eine genervte Mine.

      „Na, da wirst du wohl noch ein wenig aushalten müssen.“

      „Ich befürchte, da könntest du recht haben. Manchmal beneide ich dich um deinen Beruf. Mach´s gut.“

      „Ja, du auch.“

      Beim Bäcker war es nicht voll, sodass sie eine halbe Stunde, nachdem sie die Wohnung verlassen hatte, wieder zuhause war. Mittlerweile war auch Susanne wach und hatte bereits Kaffee gekocht.

      „So mag ich das“, sagte Bea und hielt ihre Nase schnuppernd in die Luft. „Nach Hause kommen und alles riecht nach Kaffee.“

      „Werd´s mir merken für die nächsten Tage. Tanja liegt noch in den schönsten Träumen.“

      „Dann müssen wir sie wohl wecken. Oder wollen wir die Studentin ausschlafen lassen? Schließlich hat sie ein wirklich hartes Leben“, sagte Bea ironisch.

      „Wie kann man nur am frühen Morgen und auf nüchternen Magen so gemein sein?“, fragte Susi gespielt entsetzt.

      „Hey, ich habe die Idee mit dem Schneeball doch noch gar nicht laut geäußert.“

      „Lass die Kleine schlafen. Setz dich einfach zu mir und gib mir den Kaffee rüber!“

      „Auch noch arbeiten. Ich habe doch schon die Brötchen geholt“, entgegnete Bea, während sie nach der Kaffeekanne griff.

      „Los, einschenken, Sklave!“ Susanne streckte ihr den Becher hin.

      „Und ich habe mich auf meine freien Tage gefreut.“ Seufzend ergab sich Bea ihrem Schicksal und schenkte den Becher voll.

      „Apropos“, sagte Susanne, während sie nach einem Brötchen griff, „wohin fliegst du eigentlich als nächstes?“

      „Weiß ich noch nicht. Ich habe Rufbereitschaft. Aber ich hoffe auf Sonne, Strand und Cocktails. Und ein paar hübsche Männer wären auch nicht schlecht.“

      „Du kannst ja meine Tour nach Südafrika haben. Ich bin irgendwie dauernd in Johannesburg und Kapstadt. Sonne, Strand und Cocktails sind garantiert. Die Männer kann ich dir nicht wirklich garantieren.“

      „Beschwerst du dich etwa? Die haben wenigstens noch Sommer. Und du hast vier freie Tage dort.“

      „Ja, aber mal woanders hin wäre nicht schlecht.“

      „Das Gespräch von zwei Stewardessen, entschuldigt, Flugbegleiterinnen zu belauschen, ist nicht sehr prickelnd für eine arme Studentin, die nicht mal aus der Stadt rauskommt“, hörten sie Tanjas Stimme von der Tür her. Sie lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen und zog einen Schmollmund. „Ich gehe lieber duschen. Hoffe, ihr seid mir eurem Gejammer fertig, wenn ich wiederkomme.“

      „Guten Morgen, Tanja“, rief Bea ihr hinterher. „Man lauscht ja auch nicht an Türen.“

      Sie drehte sich um und streckte den beiden die Zunge raus.

      „Wo ist meine Handtasche?“, fragte Susanne verzweifelt und hob zum x-ten Mal dasselbe Sofakissen hoch. „Keiner verlässt die Wohnung bis ich sie gefunden habe.“

      „Susi, du machst mich noch ganz verrückt mit deiner Hektik. Deine Handtasche steht in der Küche, wo du sie selber vor einer halben Stunde hingestellt hast, weil du noch irgendwas aus der Küche dort hinein tun wolltest“, entgegnete Bea nun sichtlich genervt und versuchte sich auf ihr Buch zu konzentrieren.

      „Ich komme noch zu spät zum Briefing. Und dann kriege ich Ärger.“

      Bea verdrehte die Augen. Das war typisch Susanne. Laut sagte sie: „Du bist immer auf den letzten Drücker. Wahrscheinlich wissen das schon längst alle Kapitäne. Die richten ihre Flugbesprechung zeitlich bestimmt schon nach dir.“

      „Ha ha, sehr witzig.“

      „Das traurige ist, das Bea das bestimmt nicht als Witz meinte“, mischte sich nun auch noch Tanja ein. „Würde mich nicht wundern, wenn in den Notizzetteln der Piloten steht: Achtung, Besprechungsbeginn, wenn sie Susannes roten Fiat in die Parkgarage fahren sehen.“

      „Tanja, das war’s. Du hast dir soeben deine Chancen auf das Straußenfilet, das ich dir aus Südafrika mitbringen wollte, verspielt.“ Susi warf Tanja einen finsteren Blick zu, während sie in die Küche ging.

      „Ich bringe dir eins mit, wenn ich das nächste Mal hinfliege“, warf Bea lachend ein.

      „Haltet nur zusammen“, rief Susanne aus der Küche. „Besser du verlässt dich nicht drauf, Tanja. Unsere Bea fliegt immer nur in die kalten Gegenden. Aber vielleicht kann sie dir ja Kaviar aus Moskau mitbringen.“

      Bea schmiss mit ihrem Kissen nach Susanne, die in dem Moment aus der Küchentür trat. Das Klingeln des Telefons verhinderte Schlimmeres.

      „Das ist bestimmt der Einsatz, der nachfragt, ob Susanne heute noch erscheint!“, sagte Bea boshaft.

      „Großer Gott.“ Susanne warf einen Blick auf die Uhr im Wohnzimmer. „Ich habe wirklich nicht mehr viel Zeit.“

      In aller Eile zog sie sich ihren Mantel an, schnappte sich den Koffer und stand schon an der Wohnungstür als sie Bea schimpfen hörte.

      „Mist! Das ist echt ein Fluch, der auf mir liegt.“ Bea schmiss ärgerlich den Hörer auf die Gabel.

      „Was?“ fragte Susanne schon im Gehen.

      „Chicago. Übermorgen. Morgens um 6 muss ich am Flughafen sein. Minus 20 Grad haben die da im Moment.“

      „Dir ist schon klar, dass ich mir jetzt ein Geschieht dir recht nicht verkneifen kann.“

      „Hau endlich ab! Und denk an das Filet!“

      „Bis Sonntag. Und dir viel Spaß in der Kälte.“

      Eh Bea ihr das zweite Kissen an den Kopf werfen konnte, schloss