Samina Haye

Geschwisterduo Bennett


Скачать книгу

du meine Einkaufstüten gesehen?“, fragte sie ihre Schwester, die verneinte.

      „Hm, hast du die denn überhaupt aus dem Auto mit herein genommen?“ Abigail wusste es nicht mehr genau, deshalb ging sie noch einmal raus zum Wagen, um nachzusehen.

      Doch sie fand nichts.

      „Sie sind auch nicht im Wagen. Mist, ich glaube, ich hab sie bei der Kasse am Boden stehen lassen“, meinte sie und die anderen zwei mussten lachen.

      „Du bist ja sowas von schusselig, das ist der Wahnsinn mit dir. Komm, ich such dir schnell die Nummer heraus von dem Geschäft und dann rufst du gleich dort an“, sagte Penelope.

      Und, wie sollte es auch anders sein, stand ihre Einkaufstüte nun hinter der Kasse und wartete darauf, abgeholt zu werden.

      **

      Abigail brauchte an diesem Morgen nicht mal einen Wecker, da sie wegen der ganzen Nervosität schon eine halbe Stunde früher erwachte. Sie reckte und streckte sich, blieb noch kurz liegen und betete, dass das Gespräch heute gut verlief. Wenige Augenblicke später stand sie auf, stellte sich unter die heiße Dusche und sang zu dem Lied mit, das gerade im Radio lief.

      Als sie danach vor ihrem Spiegelbild stand, sagte sie:

      „Wird schon schiefgehen nachher. Sei einfach du selbst, Abigail.“

      Nachdem sich Abi fertiggemacht hatte und nach unten ging, roch sie schon den leckeren Kaffeeduft. Penelope begrüßte sie und drückte ihr die Tasse in die Hand.

      „Guten Morgen. Kaffee am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Liebes, es wird schon schiefgehen später, mach dich nur nicht verrückt und sei einfach du selbst“, sagte sie und Abi musste lachen.

      „Das sagte ich vorher auch schon zu mir selbst“, meinte sie und setzte sich an den Tisch. Die beide tranken genüsslich an ihrem Kaffee, als wenig später Hope mit ihren Studienunterlagen hereinkam und sich kurz dazusetzte.

      „Abi, du musst mir sofort eine SMS senden, wenn du was weißt nach deinem Vorstellungsgespräch. Leider muss ich heute in die Uni und da kann ich schlecht telefonieren“, erklärte sie ihrer Schwester.

      „Kein Problem, ich schreibe dir nachher, wie es mir ergangen ist. Doch jetzt muss ich mich auf den Weg machen, nicht dass ich noch zu spät komme.“

      „Du siehst sehr hübsch aus, die neuen Klamotten stehen dir total gut“, sagte ihre kleine Schwester und gab ihr ein Küsschen auch die Wange.

      „Toi, toi, toi.“

      Sie drehte sich nochmal kurz um und winkte den beiden zu, auf dem Weg zum Auto lästerte sie ein kleines bisschen herum.

      „Verdammt, diese Schuhe bringen mich ja jetzt schon um, wie soll ich so bloß den Vormittag überstehen?“

      Abi startete ihren Alero und hoffte immer wieder aufs Neue, dass er ansprang, da ihr Wagen echt schon eine alte Schrottkiste war.

      Aber wie es der liebe Gott wollte, funktionierte das heute Morgen einwandfrei und Abi ließ einen Pfiff aus.

      „Na, da kann gar nichts mehr schieflaufen“, sprach sie mit sich und machte sich auf den Weg zum US Highway Nord.

      Während der Autofahrt dachte Abigail an ihre verstorbene Mutter, was sie wohl jetzt zu ihr sagen würde, und das gab ihr in diesem Moment viel Kraft.

      In null Komma nichts war die Fahrt zum Autohaus vorbei und nun stand Abi auf dem Parkplatz und begann am ganzen Körper zu zittern.

      „Oje oje, ich bin zu nervös, das kann doch wohl nicht wahr sein. Entweder sie sagen „Ja“ zu mir oder „Nein“, mehr gibt es ja nicht. Abi Bennett, reiß dich zusammen und beweg deinen Arsch jetzt da rein“, schimpfte sie mit sich und stieg aus dem Auto.

      Nochmal tief durchgeatmet, trat Abigail ein und ging zur Anmeldung, wo auch schon eine junge, hübsche Dame stand.

      „Hallo, Sie sind sicher Frau Bennett?“, sagte diese freundlich und Abigail lächelte sie an.

      „Ja genau, die bin ich.“

      „Hallo, ich bin Kim, kommen Sie doch bitte gleich mit mir mit, ich bringe Sie in den Besprechungsraum. Herr Baker Senior und sein Sohn kommen sofort zu Ihnen“, erklärte sie ihr und nun war Abigail gleich wieder hibbelig.

      „Okay, vielen Dank.“

      Kim brachte sie in den Raum und fragte:

      „Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen? Eine Tasse Kaffee oder ein Wasser?“ Abigail überlegte kurz und sagte dann leise:

      „Eine Tasse Kaffee wäre nett, Dankeschön.“ Die nette Dame verließ den Raum und nun war Abigail alleine. Sie nahm noch kurz ihr Handy zur Hand und machte es aus, als auch schon im gleichen Moment die Tür aufging und Abis Herz in die Hose rutschte.

      Er ging auf sie zu und reichte ihr die Hand.

      „Hallo, Frau Bennett, nun sehen wir uns wieder“, sagte er und sprach weiter.

      „Mein Name ist Mason Baker und ich bin der Sohn des Chefs“, grinste er spitzbübisch und Abigail lief rot an.

      „Ähm … ja … Hallo, Herr Baker“, sagte sie schüchtern und er übernahm wieder das Gespräch.

      „Tja, damit haben Sie wohl nicht gerechnet, dass ich der Sohn des Geschäftsführers bin. Seien Sie ehrlich, als wir uns das erste Mal sahen, dachten Sie sicher, ich sei ein Mechaniker hier, oder?“, lachte er und Abi sah zu Boden. Sie wusste nun echt nicht, wie sie darauf reagieren sollte und nickte schwach und antwortete.

      „Das mit dem Mechaniker“, kam ihr über die Lippen und sprach nach einer winzigen Verschnaufpause weiter.

      „Sie haben recht, das dachte ich wirklich und es tut mir sehr leid“, sagte Abigail entschuldigend und sah Mason in die Augen, der sie mit einem unbeschreiblich attraktiven Lächeln ansah.

      „Dafür brauchen Sie sich doch nicht zu entschuldigen. An diesem Tag war ich ja auch ein Mechaniker, da leider zwei im Krankenstand waren“, meinte er und im gleichen Augenblick ging erneut die Tür auf. Abigail sah natürlich sofort, dass man nicht abstreiten konnte, dass die zwei Vater und Sohn waren.

      „Guten Morgen, Frau Bennett, Michael Baker. Schön, dass Sie so schnell Zeit gefunden haben, meinen Sohn haben Sie ja bereits kennen gelernt. Nehmen wir doch Platz“, begrüßte er sie freundlich und die drei setzten sich.

      Abigail hörte Herrn Baker genau zu und beantwortete gewissenhaft seine Fragen, die er sich auf seinem Notizblock niedergeschrieben hatte.

      Die Tür öffnete sich und Kim kam herein, mit einem Tablett in der Hand. Sie gab zuerst dem Seniorchef den Kaffee, danach dem Juniorchef und dann … dann geschah etwas mega Peinliches. Abigails Herz hörte vor lauter Schreck fast auf zu klopfen.

      Als Kim um den Tisch herumging, um Abigail den Kaffee zu geben, wollte Abi ihr behilflich sein und griff um die Kaffeetasse. Plötzlich geschah es. Sie zog den Unterteller so hastig von dem Tablett, dass ihr die Tasse herunterrutschte. Da das anscheinend noch nicht dramatisch genug war, schüttete Abigail alles direkt auf das Hemd und die Hose von dem sexy Juniorchef.

      Am liebsten wäre sie jetzt im Erdboden versunken, denn peinlicher geht es kaum.

      „Ach du heilige Maria. Es … es … es tut mir so leid, warten Sie, ich helfe Ihnen“, brachte Abi nur stotternd aus ihrem Mund, griff nach einer Serviette und wollte Herrn Baker Junior das Hemd abwischen.

      „Quatsch, geben Sie her, ich mach das schon. Ist doch alles halb so schlimm, wer hat schon noch nie einen Kaffee verschüttet?“, meinte er belustigt und sah sie an. Dann erst merkte er, dass all die Farbe aus ihrem Gesicht verschwunden ist und wollte sie etwas beruhigen.

      „Frau Bennett, machen Sie sich deswegen jetzt keine Gedanken, das kann doch jedem passieren.“

      Sie sah ihn an und versuchte, ihm ein Lächeln zu schenken.

      „Vielen Dank,