Samina Haye

Geschwisterduo Bennett


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und nun schlendere ich da rein und komme mit einer Arbeitsstelle wieder raus“, sagte sie und weg war sie.

      Auf der Suche nach einer Verkäuferin, sah sie weiter vorne den bösen Drachen vom letzten Mal, der sie zur Schnecke machte, als sie den Zeitungsständer umstieß.

      „Nein, da suche ich lieber nach einer anderen Verkäuferin, denn die, die schickt mich sofort wieder nach Hause“, flüsterte Abi und ging in den nächsten Gang, wo sie auch schon fündig wurde.

      „Guten Morgen. Entschuldigen Sie, ich wollte kurz nachfragen, ob der Chef oder die Chefin im Haus ist.“ Die Dame sah Abigail fragend an und überlegte einen Moment.

      „Morgen, ähm, ja, die Chefin ist heute hier, aber weshalb brauchen Sie sie denn?“

      „Ich möchte kurz nachfragen, ob es eine offene Stelle gibt und wenn ja, möchte ich mich dafür bewerben“, gab sie der Verkäuferin zur Antwort, die nickte und den Gang entlangging.

      „Ach so, das hört sich gut an. Kommen Sie doch bitte mit mir mit.“ Abis Gedanken spielten verrückt und sie hörte nur mehr die Wörter der Verkäuferin:

      „Ach so, das hört sich gut an“

      Hieß das denn, dass es eine offene Stelle gab? Auf Abis Gesicht machte sich ein Grinsen breit und die Freude stieg. Doch Abi bekam schnell zu spüren, dass sich das leider innerhalb einer Sekunde wieder ändern konnte, als sie zur Chefin geführt wurde.

      „Sie schon wieder. Haben Sie denn wieder etwas umgeschmissen und mir eine Menge Arbeit damit hinterlassen?“, fragte die Dame unhöflich und mit schroffem Ton. Abigail konnte nur den Kopf schütteln.

      „Guten Morgen. Nein, habe ich nicht. Eigentlich bin ich hier, um mich für eine offene Stelle bei Ihnen zu bewerben. Hm, doch das werde ich wohl vergessen können, nach der doofen Aktion vom letzten Mal“, sagte Abi leise und mit traurigem Gesicht. Sie drehte sich zu der netten Verkäuferin.

      „Dankeschön, dass Sie mich hergebracht haben.“

      „Gerne“, sagte diese und ließ die zwei schnell alleine, da sie nicht wusste, um was es hier wohl ging.

      Abigail drehte sich um, um dem Drachen in die Augen sehen zu können und verfluchte diesen Tag. In Gedanken fragte sie sich:

       Warum muss genau „sie“ die Chefin hier sein?

      „Ich will Sie gar nicht mehr länger aufhalten. Ich wollte mich bei Ihnen bewerben, doch da habe ich sowieso keine Chance“, meinte sie, drehte sich um sagte noch kurz angebunden:

      „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“ Abigail ging nach vorne und blieb noch kurz bei dem Zeitungsständer stehen.

      „Dann nehmen wir die aktuellen Zeitschriften wieder mit nach Hause, denn die Suche beginnt aufs Neue.“

      Als sie bei der Kasse alles bezahlt hatte und aus dem Geschäft schlenderte, hörte sie wenige Sekunden später jemanden, der ihren Namen rief.

      „Frau Bennett, Frau Bennett, bleiben Sie doch bitte stehen.“ Abi drehte sich um und traute ihren Augen nicht. Der Drachen rannte ihr nach und rief nach ihr.

      „Frau Bennett, warten Sie.“

      „Ja, ich bin doch hier, was ist denn mit Ihnen los?“, fragte sie neugierig und wartete ab bis die Chefin wieder bei Atem war.

      „Sie sind jetzt so schnell davongelaufen, dass ich nicht mal Zeit hatte, um zu überlegen. Wir haben eine offene Stelle, wir brauchen dringend jemanden zum Regale Einräumen und sortieren. Hätten Sie denn Lust dazu?“, fragte die Chefin und sagte rasch noch dazu:

      „Wenn ja, bitte ich Sie aber, die Regale stehen zu lassen, denn wenn es so läuft wie letztens, haben wir nur noch mehr Arbeit. Dann könnte es schon passieren, dass Sie diesen Job bald wieder los sind.“ Abigail kam ein kleines Schmunzeln auf die Lippen und sagte darauf:

      „Ich würde diesen Job sehr gerne annehmen und ich verspreche Ihnen, ich werde mich bemühen alles zu Ihrer Zufriedenheit zu erledigen.“

      „Schön, das hört sich vielversprechend an. Dann können Sie am Montag mit der Probewoche beginnen, ich mache den Dienstvertag fertig und ab dem 1. Mai arbeiten Sie dann fest hier“, erklärte sie und Abi bedankte sich bei der Chefin, reichte ihr die Hand und verabschiedete sich.

      Nachdem Abigail um die Ecke bog und einige Meter von dem Supermarkt entfernt war, jubelte sie drauflos.

      „Juhu, wie toll ist das denn! Eine Arbeit zum Wiedereinstieg in das Arbeitsleben, könnte zwar ein besserer Job sein, doch lieber das als gar nichts“, kreischte Abi voller Freunde und rannte fast den ganzen Weg bis nach Hause.

      Als sie durch die Haustüre stürmte, rief Penelope gleich:

      „Ah, was ist mit dir los? Warum stürmst du denn so herein?“ Hope kam aus dem Wohnzimmer und ging ebenfalls in die Küche, da sie wissen wollte, was mit ihrer großen Schwester los war.

      „Erzähl doch, warum bist du heimgerannt und so außer Puste?“, fragte Hope neugierig, und Abigail begann zu kichern

      „Ich hab den Job“, brüllte sie schon fast. Hope und Penelope sahen sich an und fragten im gleichen Moment:

      „Beim Autohaus?“ Abi sah die zwei an und wusste nicht, warum sie das jetzt fragten. Sie musste husten und meinte dann:

      „Wie kommt ihr denn jetzt auf das Autohaus? Ihr wusstet doch, dass ich heute früh zum Supermarkt wollte. Und ja, die haben einen Job für mich. Am Montag beginnt dort meine Probezeit“, erklärte sie ihrer Tante und ihrer Schwester, die etwas irritiert schauten, weshalb Penelope gleich nachhakte.

      „Ich verstehe deine Einstellung da nicht ganz. Warum freust du dich denn so über einen Job im Supermarkt? Vielleicht meldet sich das Autohaus nächste Woche noch bei dir, das wäre doch ein Traumberuf. Du bist gelernte Bürokauffrau und hast was Besseres verdient, als in einem Supermarkt zu arbeiten“, erwiderte ihre Tante darauf und Abi wurde böse.

      „Das weiß ich selber. Trotzdem ich bin glücklich darüber, vorerst eine Arbeit zu haben und Geld zu verdienen, was anderes kann ich mir nebenbei noch immer suchen“, meinte sie, drehte sich um und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Sie rief noch:

      „Ich freue mich über diese Zusage und den Job, egal, ob ihr euch mit mir freut oder nicht.“ Das Ende dieses Satzes wurde vom Zuknallen der Türe begleitet. Hope erschrak und blickte zu Penelope.

      „Oh, oh, ich glaube, wir haben sie verärgert. Ich werde mal zu ihr raufgehen, mit ihr reden und hoffe, es wieder gutmachen zu können.“ Penelope nickte und machte sich einen Kaffee.

      Hope klopfte an Abigails Tür, doch ihre Schwester bat sie nicht herein.

      „Abi, jetzt komm. Sei doch nicht gleich so böse auf uns, wir haben das doch nur gut gemeint“, sagte sie und wartete auf eine Antwort, aber vergebens.

      „Ich komme jetzt zu dir rein, nur, dass du es weißt.“ Die kleine Schwester betrat das Zimmer und sah Abigail weinend auf dem Bett liegen. Es zerriss Hope das Herz, wenn sie sah, dass es ihrer Schwester nicht gut ging.

      „Kleine, was ist denn los? Weinst du jetzt wegen dem, was Penelope zu dir gesagt hat? Oder bedrückt dich was anderes? Bitte rede mit mir, ich bin deine Schwester und ich mache mir Sorgen um dich.“ Liebevoll strich Hope Abigail über die Haare und den Rücken. Es dauerte sicher fast fünf Minuten bis sich Abi umdrehte und ihrer Schwester ins Gesicht blickte. Hope wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht und nahm sie ganz fest in die Arme. Abigail seufzte.

      „Weißt du, mir fehlt Mama und es tut mir immer noch so weh, dass sie nicht mehr unter uns weilt. Ich bin jetzt für dich, für uns verantwortlich und ich kann es mir nicht aussuchen, welchen Job ich machen möchte. Darum bin ich sehr glücklich darüber, vorerst mal im Supermarkt beginnen zu können, um Geld zu verdienen. Dass ihr es mir dann so schlechtredet und euch nicht mal einen kleinen Funken für mich freut, das schmerzt mich schon ein bisschen“, sprach sie zu Hope und redete gleich weiter.