Samina Haye

Geschwisterduo Bennett


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sondern er wirkte ein wenig genervt.

      Er lenkte wieder auf das Bewerbungsgespräch, stellte noch weitere Fragen und Abigail hoffte nur noch, dass es bald vorüber war.

      Zum Glück dauerte es wirklich nicht mehr lange und nach gut zwanzig Minuten verabschiedete sie sich von den beiden Bakers.

      **

      Dieses Vorstellungsgespräch verlief alles andere als gut und deswegen brauchte Abigail jetzt etwas Deftiges für ihre Nerven. Nach ein paar gefahrenen Kilometern bog sie rechts ab zu Burger Restaurant, stellte ihren Wagen direkt vor den Eingang und ging gleich darauf hinein.

      „Zwei Burger, Pommes mit viel Ketchup und eine Diät-Cola, bitte“, bestellte Abigail und wartete einen Moment. Danach setzte sie sich an den ersten freien Tisch, begann das ungesunde Essen in sich hinein zu stopfen und schrieb ihrer Schwester eine SMS:

       Hallo Hope.

       Kurze Info: Gespräch verlief nicht gut, habe großen Mist gebaut! Die stellen mich sicher nicht ein, hab´s verbockt …

       Bis später. Ciao.

      Da sich Abigail auf ihr Telefon und die SMS konzentrierte, merkte sie gar nicht, dass all die Soße aus ihrem Burger direkt auf ihren Rock tröpfelte, bis es auf ihrem Fuß warm wurde.

      „Oh nein, das kann doch wohl nicht sein! Nun bekleckere ich mich auch noch selbst. Hat anscheinend nicht ausgereicht, dass ich dem hübschen Juniorchef den Kaffee auf die Hose kippte“, schimpfte sie mit sich selber und die Tränen stiegen ihr in die Augen. Abigail ließ den Rest des Essens stehen, stand rasch auf und wollte nur noch nach Hause.

      **

       Voreilige Entscheidung

      Abi war so froh, dass noch niemand zuhause war, als sie heimkam. Denn sie flüchtete sofort nach oben in ihr Zimmer und warf sich heulend auf ihr Bett.

      „Scheiße, mit meiner doofen Tollpatschigkeit hab ich wieder alles kaputt gemacht, bevor es überhaupt losgehen konnte. Die melden sich bestimmt nicht nochmal bei mir“, heulte sie in ihr Kissen und schlief kurz darauf ein.

      Hope kam nach Hause, lief nach oben und stürmte in Abis Zimmer, die sich wahnsinnig erschreckte und einen Schrei losließ.

      „Boah, sag mal, spinnst du? Wegen dir bekomm ich sicher nochmal einen Herzinfarkt, mich so zu erschrecken“, schnauzte sie ihre kleine Schwester an.

      „Tut mir leid, Kleine, ich hab doch nicht gewusst, dass du tagsüber schläfst. Jetzt sei doch nicht gleich so böse auf mich, war doch keine Absicht“, meinte sie entschuldigend und setzte sich zu ihrer Schwester aufs Bett.

      „Doch jetzt erzähl mal, was ist denn passiert?“ Nun kamen Abigail wieder die Tränen und sie brachte nur ein paar Wörter über die Lippen.

      „Ich hab Kaffee auf die Hose des Juniorchefs gekippt.“ Hope drückte sich sofort ihre Handfläche auf den Mund, um nicht loszulachen und Abi kamen weiter die Tränen.

      Doch die Tränen versiegten schnell. Die Schwestern sahen sich an und begannen lauthals zu lachen, Hope konnte nur noch quietschen.

      „Mann oh Mann, das ist wieder mal so typisch für dich. Kannst du dich denn nicht einmal zusammenreißen und versuchen nicht so ungeschickt zu sein?“, fragte sie ihre große Schwester, die sich das nicht gefallen ließ und mit einem Kissen nach ihr warf.

      „Tz, ja, genau das sagst du zu mir, die, wenn es um was Wichtiges geht, kein Wort über die Lippen bekommt und zu stottern anfängt.“

      „War ein guter Konter und ich weiß auch, dass du Recht hast, aber ich schwöre dir, andersrum wäre es mir auch lieber. Denn es ist hart, vor lauter Nervosität nur ein Stottern zusammenzubringen“, erklärte Hope und Abi nahm sie dann in die Arme.

      „Ich weiß das doch, Süße. Naja, ich bin die Tollpatschige und du die Stotternde, so hat jeder seine Eigenheiten“, sagte sie und stand auf.

      „Komm, lass uns hinuntergehen, ich glaube, Penelope ist gerade nach Hause gekommen.“

      Die Schwestern gingen nach unten in die Küche und sahen einen Berg voll Essen auf dem Tisch stehen. Hope stieß einen Pfiff aus.

      „Wow, wer kommt denn heute Abend noch alles zum Essen vorbei?“, sah sie fragend ihre Tante an.

      „Niemand. Zur Feier des Tages dachte ich mir, ich nehme ein bisschen was vom Chinesen mit, dann brauchen wir heute mal nicht selber kochen. Ist doch auch was Schönes, oder?“ Abigail sah sie an und wirkte nun wieder traurig.

      „Hm, zur Feier des Tages. Da gibt es leider nichts zu feiern, denn der Chef vom Autohaus wird mich sicherlich nicht einstellen“, sagte sie leise und Penelope sah sie fragwürdig an.

      „Naja, ich war wieder mal zu tölpelhaft unterwegs und verschüttete meinen Kaffee auf der Hose des Juniorbosses.“ Die Tante sah von Abigail zu Hope und wieder zurück zu Abigail und musste sich auf die Lippe beißen, um nicht sofort loszulachen. Doch als sie merkte, dass die zwei Hühner zu lachen begannen, stimmte sie kraftvoll mit ein. Nach ein paar Minuten hatten sich alle wieder beruhigt und deckten den Esstisch auf, um endlich zu Abend zu essen. Hope holte noch eine Flasche Wein und schenkte drei Gläser ein. Kurz darauf kam Penelope aber nochmal auf das Thema zurück.

      „Und du glaubst wirklich, dass du wegen diesem blöden Missgeschick nicht dort als Sekretärin eingestellt wirst?“ Abi nahm einen Schluck von dem Wein und antwortete.

      „Ich kann es mir nicht vorstellen. Es sei denn, der Juniorchef würde das alleine entscheiden, dann schon. Aber der Seniorboss war, glaube ich, ganz und gar nicht begeistert von mir.“ Es entstand eine Stille und dann wollte Abi ihnen noch etwas sagen.

      „Ich werde morgen früh zum Supermarkt gehen, der gleich hier um die Ecke ist, und fragen, ob sie jemanden zur Aushilfe brauchen.“ Hope schüttelte unverständlich den Kopf.

      „Warum das denn? Warte doch einfach ein paar Tage ab, so schlimm steht es auch wieder nicht um uns“, äußerte sie ihrer Schwester gegenüber, die sich aber nicht mehr davon abbringen ließ.

      „Lass mich doch bitte machen, ich möchte das so und falls sie mich doch im Autohaus einstellen, beende ich die Arbeit im Supermarkt wieder“, erwiderte Abi und somit war das Thema beendet.

      Sie quatschten im Anschluss noch über Hopes Studium, darüber, dass bei ihr in den nächsten Wochen einige Prüfungen anstanden und sie somit wenig zuhause wäre.

      **

      Diese Nacht war für Abi sehr unruhig, denn sie träumte von ihrer verstorbenen Mutter und auch von dem misslungenen Bewerbungsgespräch.

      Anscheinend war die Enttäuschung vom Vortag nicht ausreichend, da ihre Mutter im Traum mit ihr schimpfte und auch total empört darüber war, dass sich Abigail so blöd bei dem Vorstellungsgespräch anstellte.

      Als sie an diesem Morgen erwachte, kamen ihr erneut die Tränen und sie verwünschte sich für ihre Ungeschicklichkeit, die sie oft an den Tag legte.

      „Was soll´s! Herumheulen bringt mich auch nicht weiter, im Gegenteil, ich muss nach vorne blicken.“ Abi bewegte ihren Hintern hoch und trödelte in das Badezimmer.

      Sie sah in den Spiegel.

      „Warum lasse ich mich so von einem Traum fertigmachen, das kann doch wohl nicht wahr sein. Ich mache mich gleich auf den Weg zum Supermarkt und frage, ob sie denn eine offene Stelle haben“, führte Abi Selbstgespräche.

      Nachdem Hope und Penelope ebenfalls schon außer Haus waren, machte sich Abigail auch gleich auf den Weg. Dann würde sie es bald hinter sich haben und hoffte sehr, nach dem Besuch dort einen Arbeitsplatz ergattert zu haben.

      „Huch, heute Morgen ist es schon noch etwas frisch, damit habe ich nicht gerechnet“, meinte Abi zu sich und zog sich