Tatana Fedorovna

Zarin der Vampire. Blut der Sünde + Böse Spiele: Doppelband


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ich sie scheinbar streng. „Was sollen die Herren Offiziersanwärter denken?“

      Die drei glotzten mich an und verstanden rein gar nichts. Sie sahen durchaus gut aus. Der Jüngste war etwa siebzehn, der Älteste um die zwanzig Jahre alt.

      „Nun ja, darf ich vorstellen? Das sind meine Schwestern die Prinzessinnen Tatjana und Maria.“

      Beide machten dazu jeweils einen höfischen Knicks. Es war ein Theaterstück und machte wirklich Vergnügen. Die jungen Männer knallten gehorsam die Hacken zusammen.

      „Und ich bin Olga, im Moment die Herrin des Hauses Romanow, da die Zarin auswärtig beschäftigt ist.“

      „Sehr wohl!“, fand der Mutigste unter ihnen seine Stimme wieder. Das war zwar unpassend, aber lustig.

      Tatjana ging nun zu einer der in den Kühlern bereit gestellten Flaschen Sekt und goss daraus sechs Gläser voll.

      Nervös sah sich der Anführer um.

      „Soll ich Ihnen helfen, verehrte …“ Der flotte Bursche stotterte etwas, da er nicht wusste, auf welche Weise ein Offiziersanwärter meine Schwester anreden sollte.

      „Nennen Sie mich einfach Tatjana, wir sind ganz unter uns!“

      Sie trat an den Burschen heran und reichte ihm ein Glas. Ungläubig sah dieser auf das prickelnde Getränk. „Nur zu!“, ermunterte sie die anderen und wies auf die Gläser. „Oder soll ich euch wirklich bedienen.“

      Die beiden jüngeren Offiziere trauten sich trotzdem nicht ihren sicheren Stehplatz zu verlassen.

      Maria brachte ihnen darum ihre Gläser.

      „Wir wollten heute alle Neuankömmlinge begrüßen!“, stellte ich fest. „Zudem kommt ihr aus Petrograd. Da viel gemunkelt wird, wollten wir aus erster Hand erfahren, wie es da im Moment so ist.“

      Die drei machten große Augen und waren vor Schock stumm. Man musste ihnen die Angst nehmen. Verdammt, waren die verkrampft.

      „Auf Russland!“, rief ich patriotisch, trank das Glas aus und warf es in bäuerlicher Sitte in weitem Bogen über meinen Rücken. Es zerbrach klirrend. Das sollte Glück bringen.

      „Na los!“, befahl ich.

      Etwas verlegen grinsend taten sie es ebenso. Jedoch trauten sie sich nicht, die Gläser zu zerschmettern.

      Tatjana holte eine neue Flasche als Nachschub für alle und drückte diese, dem Schönsten von den Dreien in die Hand. Er war wohl der Mittlere vom Alter und tat etwas unbeholfen seinen Dienst.

      „Zieht doch erst einmal eure Mäntel aus!“, regte ich an, da die Drei trotz der Kälte zu schwitzen begannen. Seit Tagen funktionierte im Palast weder Heizung noch Wasser. Die Wasserwerke streikten und scheinbar auch die Heizer.

      Die Kadetten folgten der Aufforderung. Ich sah, wie sie sich fragende Blicke zuwarfen und auch ein erstes verschmitztes Lächeln bei Zweien von ihnen. Nur der vom Alter Mittlere behielt eine eisige Mine. Er war anscheinend besonders schüchtern und brauchte mehr Sekt.

      „Auf den Sieg!“, befahl ich das nächste Glas.

      „Auf Zarsko Selo!“, regte Tatjana an.

      „Auf den Zaren!“, schloss sich Maria an.

      Tatjana lief etwas watschelnd zum Grammofon. Die Schuhe waren für ihre Spreizfüße etwas zu eng. Sie ging darum am liebsten barfuß. Doch das passte hier natürlich nicht.

      „Könnt ihr tanzen?“ Sie winkte mit der Hand ab. „Ach was! Das ist ein Befehl, ihr müsst tanzen!“

      Sie legte Walzer auf. Die beschwingten Klänge erfüllten den kleinen Saal.

      Der Älteste der Drei ließ sich nicht lange bitten, machte vor mir eine galante Verbeugung. „Darf ich bitten!“

      „Ja gern!“ Wie lustig war das. Und er konnte tatsächlich gut tanzen und gefiel mir vom Typ ausgesprochen gut. Irgendetwas war an ihm witzig und ich mochte Witzvögel. Zudem war er sportlich und durchaus auch hübsch anzusehen. Er gehörte zu denen, die einem nicht auf den ersten Blick, aber auf den zweiten auffallen und die sich durch ihre offene Art, dann auf den ersten Platz schieben. Ein echter russischer Prachtkerl eben. Das Leben war ernst genug, da war ich für jede Ablenkung dankbar.

      Die anderen folgten uns, bildeten aber bei weitem nicht so gute Tanzpaare.

      Maria beschwerte sich sogar über ihren tollpatschigen Partner. „Du tanzt wie ein Bauer!“

      Tatjana lachte. „So etwas sagt eine Prinzessin nicht.“

      Maria grummelte und war unzufrieden. Etwas neidvoll beobachtete sie, wie ich mit meinem Begleiter durch den Saal huschte. Die Welt drehte sich um mich. Das war das wahre Leben.

      „Woher kommst du?“, fragte ich beschwingt.

      „Aus Minsk!“

      „Gefällt dir die Stadt?“

      „Oh ja! Sie ist nicht so groß wie Petrograd, aber schon bedeutsam. Nun ist sogar das Oberkommando dort.“

      Die anderen beiden Paare hatten nach zwei Walzern das Tanzen eingestellt und sahen uns zu. Tatjana schenkte weiter Sekt nach. Sie schien unzufrieden mit ihrer Wahl. Der Kerl schien stumm wie ein Fisch und wirkte dabei fast grimmig. Obwohl er der Hübscheste von unseren Besuchern war, erschienen mir seine Blicke, mit denen er uns heimlich musterte, etwas verlogen.

      Mein Begleiter war dagegen ein typischer Russe. Der aufsteigende Alkohol machte ihn immer mutiger. Ich spürte, wie er sogar kess mit seinen Fingern zärtlichen Druck auf meine Hand und Taille ausübte und sie rein zufällig mal da, mal dorthin verrückte. Er war genau der Richtige für einen solchen Tag.

      Wir setzten uns nach zwei weiteren Walzern zu den anderen. Natürlich gab mir Petja, so hieß mein Kadett, einen Handkuss zum Dank. Seine Lippen verweilten etwas zu lang. Nun ja, das gefiel mir. Tatjana nahm es etwas neidvoll zur Kenntnis. Sie hatte den Stockfisch abbekommen. Maria kicherte und hielt ihrem Tanzpartner auch die ihre Hand hin, der sie eifrig mit einem kleinen Küsschen bedachte. Seine Ohren glühten dabei wie Schmiedeeisen. Er hieß Oleg. Die nächste Flasche wurde geöffnet.

      „Wie ist es so als Soldat“, fragte Maria recht naiv in die Runde.

      Die drei sahen sich an.

      „Es geht so“, hörte ich Oleg zum ersten Mal sprechen. „Ich bin froh hier zu sein!“, schüttete er sein junges unschuldiges Herz aus. Der Alkohol lockerte ihm die Stimme.

      „In Petrograd weiß man nicht, wo man steht.“

      Die beiden anderen warfen ihm bedeutungsvolle Blicke zu. Er sollte schweigen.

      „Was heißt das?“, hakte ich gerade deswegen nach.

      „Ach nichts!“, lenkte mein Tanzpartner ab. Ihm war das Thema unangenehm. „Wozu muss man sich an einem so schönen Tag Sorgen machen? Wollen die Damen vielleicht abermals tanzen?“

      Schon war er aufgesprungen und machte uns zur Belustigung einen wilden russischen Kosakentanz vor. Seine Beine wirbelten, während er kniend hoch und runter sprang.

      Ich mochte ihn.

      „Ihr tanzt zu schlecht“, wehrte Tatjana ab. „Nein, lasst uns lieber würfeln!“, schlug sie schnippisch vor.

      „Was ist der Einsatz?“, fragte Petja frech.

      „Na, was wohl!“ Tatjana ließ eine Pause vergehen. „Ein Kuss! Die Gewinner dürfen sich küssen.“

      Erstaunt sahen wir uns an. Petjas Gesicht leuchtete auf. Die Wendung war ganz nach seinem Geschmack. Er träumte sich wohl schon in den Armen einer Prinzessin.

      „Ist das denn erlaubt?“, fragte er zur Sicherheit dumm nach.

      Ich hatte nichts dagegen. Ein Kuss mit ihm könnte mir gefallen. Ein merkwürdig warmes Summen erfasste nicht nur mein Gesicht vor Aufregung.

      „Erlaubt?“,