Tiffany Anders

Ein halbes Jahr Amerika


Скачать книгу

gab Reste vom Abend zuvor. Die Indianer, die jetzt zu Bauunternehmern wurden, waren sich sicher, dass man dort genau die richtige Stelle für eine kleine Stadt hatte. Allerdings führte nur eine Straße von dem Haus weg. Aber mit einer Straße würden sie für ein Bauunternehmen dieser Größenordnung nicht auskommen. Man müsste irgendwo noch Bäume fällen und dann ein Weg bis zur Hauptstraße schaffen. Die Bäume die gefällt werden würden, würden wir auf jeden Fall irgendwo auf der Ranch neu anpflanzen. Für unseren Geschmack waren einfach zu wenig Bäume auf der Ranch. Wir nahmen uns vor in den nächsten Jahren ordentlich aufzuforsten. Vom Haus bis zur Straße waren es ungefähr 2 Kilometer. Da würden wir ordentlich etwas fällen müssen, da von der Straße bis zum Tal Bäume standen. Leider gab es auf der anderen Seite des Tals fast keine Bäume.

      Es kommt ein Auto, sagte einer der Indianer. Es dauerte ungefähr drei Minuten, bis ein schwarzer Jeep die Straße zum Platz kam. Der Wagen wurde vor dem Haus geparkt. Spencer und seine Sekretärin stiegen aus. Die Sekretärin sah aus, als wenn sie viel zu tief in einen Tuschkasten geschaut hatte. Außerdem waren ihre High Heels mit mindestens 12 cm Absatz, der kurze enge Minirock und die Menge an Schmuck, der B. A Baracusus vom A-Team sicher neidisch gemacht hätte, mit Sicherheit nicht die richtige Kleidung für dieses Unternehmen. Sie stakste vorsichtig, mit einem Tablet in der Hand auf uns zu. Spencer ging in lockerem Schritt auf uns zu. Er hatte ihr mit Sicherheit gesagt, dass es ratsamer wäre mindestens Turnschuhe an zu ziehen. Spencer sah auch etwas albern aus, mit seiner Markensonnenbrille und den maßgeschneiderten Anzug. Wir kannten ihn ja nur in Freizeitkleidung. Aber er hatte wenigstens Turnschuhe an. Spencer und die Sekretärin gaben jedem die Hand und ich fragte mich, wie alt sie wohl war. Aber mit der ganzen Schminke und den offensichtlich vielen Besuchen im Solarium, konnte ich ihr Alter unmöglich erraten.

      Spencer schaute sich um und stellte fest, dass es dort einfach wunderschön war und genau der richtige Fleck Erde für eine kleine Stadt. Er fragte, ob wir noch auf George warten sollen. Wir sagten, dass George ja nur schauen wollte und das wir ruhig schon anfangen könnten.

      Wir gingen durch das Tal. Spencer und die Indianer unterhielten sich über das Bauvorhaben. Spencer war immer noch der Meinung, dass es nicht möglich war, innerhalb von einem halben Jahr eine Stadt für 20000 Menschen hoch zu ziehen. Die Indianer waren da allerdings anderer Meinung. Sie waren sich so sicher, dass sie mit Spencer wetten wollten. Erstmal wollten sie allerdings darüber sprechen, was als erstes passieren sollte. Die Indianer wollten bevor überhaupt irgendetwas in dem Tal passierte, die Tiere von dort fort bringen. Ich hatte keine Ahnung wie sie das anstellen wollten, aber ich war mir sicher sie würden es schaffen.

      Mitten in den Gesprächen fuhren 3 dicke Mercedes auf den Hof. Eine Menge Leute stiegen aus und kamen zu uns ins Tal runter. Zwei Männer trugen Kameras auf der Schulter und filmten, wie George zu uns runter kam. Ich versteckte mich sofort hinter Thorben und Rene, da ich nicht gefilmt werden wollte. Doch das verstecken nützte nichts, denn George gab jedem die Hand und die Typen mit den Kameras filmten das Ganze. Nachdem George fertig war, erklärte er uns, dass sich BTC einer der größten Fernsehsender des Landes bei ihm gemeldet hat. Die hatten von dem Vorhaben erfahren und wollten alles filmen. Na, fragte ich, werden wir denn auch noch gefragt. George bat die vom Fernsehen und seine Leibwächter darum, dass er sich mit uns in Ruhe unterhalten dürfte. Die zogen alle wieder in Richtung des Hauses ab und George erklärte, dass die Amerikaner ja gerne wissen möchten, was mit den Flüchtlingen passierte. Außerdem wäre es ja auch eine super Werbung für die Indianer, dass es Geld in unsere Kassen spülen würde und was ihm nicht noch alles einfiel. Nachdem er uns alle Vorteile aufgezählt hatte, fragte er uns dann, ob wir es erlauben würden. Zu meiner Überraschung sagten die Indianer sofort, dass sie einverstanden wären, aber noch mit ihren Angestellten darüber sprechen müssten. Ich fragte die Indianer, wieso sie das machen wollten. Einer von ihnen sagte, dass sie hervorragende Arbeit machen würden, die meisten Menschen es ihnen aber nicht zutrauen würden, etwas anderes außer Tipis zu bauen. Das wäre ihre Chance es zu zeigen. Das leuchtete uns ein und Thorben und ich stimmten zu. Spencer freute sich sowieso, wenn er im Rampenlicht stand und stimmte natürlich auch zu. Seine Sekretärin war total aus dem Häuschen, das sie ins Fernsehen kommen würde. George rief die Leute wieder zu uns und erklärte, dass wir einverstanden wären. Ich fragte die kleine, runde Frau mit den kurzen Haaren, die offensichtlich das sagen hatte, was wir nun tun müssten. Einfach weiter wie bisher, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln.

      Spencer meinte, das es sicher 1,5 – 2 Wochen dauern würde, bis die Gas, Wasser, Strom und Kanalisationsleitungen gelegt wären. Die Indianer stimmten ihm nur teilweise zu, denn erstmal müssten noch eine ganze Menge Bäume weg um eine zweite Straße zu schaffen. Spencer wollte erstmal mit einer Straße irgendwie anfangen und in der gleichen Zeit die Bäume fällen lassen. Thorben meinte, dass einer unserer Bekannten einen Harvester besaß, der sicher in wenigen Tagen die Bäume runter hätte und das er ihn sofort anrufen würde. Alle waren einverstanden und Thorben ging telefonieren. Einer der Kameraleute lief neben Thorben her und filmte ihm beim telefonieren. Rene, Andreas, Boris, Lydia und ich sahen uns an und wir wussten, dass es nicht lange dauern würde, bis Thorben einen von den Typen im besten Fall nur anknurrt. Als Thorben nach 5 Minuten zurückkam, lief der Kameramann immer noch neben ihm und filmte. Wir sahen an Thorbens Gesichtsausdruck, dass er schon genervt war. Aber unser Kumpel Joe wollte sich auf den Weg machen, um sich die Bäume anzusehen. Joe sagte Thorben am Telefon, das er zwar die Bäume fällen könne, aber im Moment keine Bäume mehr bei sich unterbringen könne. Auch die Baumstümpfe würden ein Problem werden, da er die Bäume im günstigsten Fall 20 cm über dem Boden abschneiden könnte. Super, sagte Spencer, ist natürlich klar, aber wie will man an die 200 Baumstümpfe innerhalb von ein paar Tagen aus der Erde bekommen. Mit nem Panzer, gröhlten Thorben und Rene gleichzeitig los. Sofort hatten die Beiden ein glitzern in den Augen, das man meist bei kleinen Kindern zu Weihnachten sieht, wenn sie ihre Geschenke auspackten. Wo wollt ihr denn einen Panzer herbekommen, fragte Spencer ungläubig. Aus der Garage, erwiderte Thorben etwas frech. Ich erklärte allen, das Thorben sich mal einen Leopard 2 gekauft hatte und das Ding, wie ich es nannte, bei uns in der Garage stand. Thorben und Rene waren Feuer und Flamme. Wären sie nicht schon ein wenig älter, wären sie sicher wie zwei kleine Jungs an den Händen haltend im Kreis gehüpft. Die kleine Runde Frau, die übrigens Babara hieß, war begeistert. Da kommt ja richtig Stimmung in die Sache, meinte sie. Ich fand das alles nicht so witzig, da Rene und Thorben sich nicht mehr wie Erwachsene benahmen. Ich sagte den Beiden sie sollen sich mal wieder ein wenig beruhigen und sich überlegen, wie sie das Ding denn her kriegen wollen. Über die Straße, sagte Thorben etwas verwundert. Genau, sagte ich, du fährst mit dem Ding einfach über die Straße hierher, super Idee. Wieso nicht, fragte er. Weil es ein deutscher Panzer ist und einige Amis es sicher nicht witzig finden, wenn überhaupt ein Panzer an ihnen vorbeiknackt. George meinte, wir sollen uns nicht streiten. Wir streiten nicht, keiften wir in an. In dem Moment fiel uns erst wieder ein, dass wir ja gefilmt wurden und ich wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken. George sagte, Thorben solle ihm die Strecke die er nehmen würde, sagen und er würde dann dafür sorgen, dass es bekannt wäre und er nicht aufgehalten wird. Thorben sagte zu ihm, einfach einmal rum, von Tor zu Tor. George wollte dann nur noch wissen, wie lange er brauchen würde und wann er los wollte.

      Mein Handy klingelte und Franky war dran. Er war total aufgeregt und ich musste ihm sagen, dass er sich erstmal beruhigen sollte. Nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, erzählte er mir, das ein Hubschrauber von BTC ständig über die Ranch fliegt. Der Hubschrauber würde wohl so tief fliegen, dass einige von den jungen Pferden und Kühen schon richtig Panik bekommen haben. Ich wurde sauer, das ging gar nicht und ich sagte Franky, das ich mich darum kümmern werde und wenn der Hubschrauber nicht in 15 Minuten weg wäre, er wieder anrufen sollte. Franky fragte, was der überhaupt bei uns wollte. Ich sagte ihm, das ich es ihm am Abend erzählen werde und das er niemanden Fremdes Auskunft über irgendetwas geben sollte und niemanden den wir nicht kennen auf die Ranch. Ich legte auf und fauchte Babara sofort an, was ein Hubschrauber ihres Senders über unserer Ranch zu suchen hatte. Wie bitte, fragte Thorben. Ich erzählte ihm, was Franky mir gerade erzählt hat. Jetzt knurrte Thorben Babara an, das wenn der Hubschrauber dort nicht sofort verschwinden würde, wir das Ganze ohne Fernsehteam machen würden. Wieso, fragte Babara, sie haben doch zugestimmt. Aber nur das sie die Arbeiten hier filmen und nicht das sie uns auf unserem Privatgelände beobachten, fauchte Thorben weiter. George und die anderen fanden