Inge Elsing-Fitzinger

Perlen vor die Säue…


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feuriger Extase.

      Sex ist für Alexa seit jeher von großer Wichtigkeit. Mit diesem Mann scheinen all ihre Träume eingetroffen. Sie wetteifern, überbieten sich an Einfallsreichtum. Jetzt kniet er über ihr, reibt sein steifes Glied an ihrem Bauch, zwischen ihren Brüsten. Sie hebt den Kopf, beginnt gierig seine Eichel zu lecken. Immer intensiver. Seine Finger umkreisen ihre nasse Klitoris. Jetzt reißt er sich los. Dreht sie brutal auf den Bauch. Sein Griff ist hart. Ein erfüllender Schmerz. „Gib mir mehr, mehr.“ Er stößt zu, dringt tiefer in sie ein. Mit festem Griff umfasst er ihren Bauch, zwingt sie auf die Knie und stößt weiter, immer heftiger, immer schneller. Ihre Leidenschaft steigert sich, wird lodernder, verbrennt sie. Die kreisenden Bewegungen ihres Beckens rotieren in seinem Rhythmus, wild, lustvoll. Enthusiastische Erregung entflammt, tagelang, nächtelang.

      Im Gegensatz zu dem verzweifelten Rhythmus überarbeiteter Menschen, die nach Illusionen streben, erfüllen diese sich für Jürgen und Alexa wie von selbst. Der Hochzeitstermin wird für den Sommer festgesetzt. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Alles was Rang und Namen hat, soll eingeladen werden.

      „Findest du es nicht etwas verfrüht, dich sofort mit diesem fremden Mann zu verheiraten? Wir wissen doch praktisch nichts über ihn?“ Vergeblich hat de Breest seine Verbindungen spielen lassen. „Dieser Jürgen Sandmann hat sichtlich keine Vergangenheit“.

      „Dafür ist seine Gegenwart umso reizvoller, mein liebes Papschilein“. Heroisch übergeht sie die Bedenken des Vaters, stellt ihn mit Schmollmund und Augenzwinkern vor vollendete Tatsachen.

      „Ich liebe ihn, genügt das nicht?“ Sie ist überzeugt, eine Vermählung mit diesem himmlischen Mannsbild muss einfach so etwas wie eine Liebesversicherung von Lloyds mit Erlebensgarantie sein.

      Alexas Geburtstag

      In ein raffiniertes Cocktailkleid gehüllt, strahlt Alexa in die Runde. Reichlich Stoff, dennoch ein flatterndes Nichts.

      Jürgen trägt einen Smoking. Diesmal maßgeschneidert, perfekt sitzend. Das weiße Hemd streng geknöpft. Ein kämpferisches Lächeln. Die Lockerheit kommt nicht von ungefähr. Pracht und Genialität sind von gleichem Rang in seiner neuen Welt.

      Alexas Geburtstag. Der Anlass zu dieser beschwingten Sause. Eine gelungene Generalprobe für die sommerliche Theaterpremiere, die Hochzeit. Er, ganz spendabler Galant. Sein dürftiger Kassenstand würde sich dank der Verbindung zu der elitären Familie de Breest bald mehren, ist er überzeugt. Von seinen eher dunklen, besser im Verborgenen bleibenden Geschäfte ganz zu schweigen. Gönnerhaft legt er seiner Angebeteten ein faszinierendes Collier um den Hals, hält vor versammelter Gästeschar kniend seine Laudatio.

      Kaum ein Gesicht, das nicht angespannt und indigniert wirkt. Das Lachen in den weiten Räumen klingt unnatürlich schrill, erstirbt rasch. Fast zehn Minuten kwasselt er in das gespannte Schweigen hinein, suhlt sich in der Glorie vergangener Tage. Großkotzige Arroganz. Kein Ende ist abzusehen. Eine unüberhörbare Unruhe glost durch die Zuhörerschar. Tosender Trommelwirbel. Rüde Unterbrechung des nicht versiegen wollenden Redeschwalls. Erleichterung bei den Gästen und Heiterkeit, als sie in Jürgens völlig perplexes Gesicht schauen. Alexa reicht ihm rasch ein Glas Champagner, bevor er von neuem den Mund auftut. Die Peinlichkeit schreit zum Himmel.

      „Danke für das wundervolle Geschenk“, lispelt die Angebetete aufgeregt. Die Augen strahlen vor glühender Begeisterung.

      Dünnlippig lächelnd rauscht Jürgen ab. Die Bellezza funkelt mit einem aus Smaragden und Rubinen kunstvoll gearbeiteten Halsschmuck durch den Abend. Prominenz aus Wirtschaft und Politik überhäufen sie mit Komplimenten. Ein Filmregisseur scheint sich das ergraute Haupt zu zermartern, dieser begehrenswerten Diva möglicherweise eine Rolle in einem seiner nächsten Filme anzubieten. Ein namhafter Operntenor schmettert das Geburtstagsständchen.

      Papa Friedemann von Breest hat weder Kosten noch Mühen gescheut, dieses Fest als „Ereignis des Jahres“ an die Presse zu verhökern. Ein Event. Ein Magnetpunkt. Jedermann will sehen und gesehen werden. Wer bei den de Breests zu Gast ist, zählt zur Crème de la Crème. Der exklusive Circle umfasst nur Auserwählte.

      Claudia Wiesinger und ihr geliebter Papa sind „bedauerlicher Weise“ zu einer unaufschiebbaren Geschäftsreise aufgebrochen. Sie lassen sich diskret entschuldigen, versäumen jedoch nicht ein überdimensionales Blumenarrangement überbringen zu lassen.

      „Diesem ekeligen Tamtam geschickt zu entkommen, lasse ich mir gerne Einiges kosten“, meint Wiesinger angewidert. „Typische Schmarotzer, die sich im Glanz der Gastgeber suhlen. Wie ich diese Großkotzerei hasse.“

      Jürgen fährt nach dem Fest kurz zurück nach Berlin, um nach „dem Rechten“ zu sehen. Von einigen seiner einstigen Favoritinnen will er sich mit massivem Körpereinsatz verabschieden. Mit diplomatischem Geschick beteuert er seine schwierige Situation. Den klassischen Ausreden fügt er phantasievolle Varianten hinzu. Sein einziges Ziel, möglichst lukrativ und schadlos auszubrechen, um seine neue Gefährtin in Wien mit all seinen Qualitäten zu umgarnen. Dank ihres Vaters, würden ihm bald Tür und Tor offen stehen. Tollkühne Pläne warteten darauf, in die Tat umgesetzt zu werden.

      Ihrer beider Anderssein ist wie ein Dorn in ihrem Fleisch, der Gefühle und Seele masochistisch durchbohrt. Sie ignorieren die Zerbrechlichkeit. Ihre Stärke offenbart sich in der Widerstandskraft, alle Hindernisse des Lebens zu ignorieren. Schwierigkeiten werden in Chancen gewandelt. Bedenkenlos setzen sie sich über Konventionen und Skrupel hinweg, reflektieren ihre Einzigartigkeit als gegenseitigen Spiegel.

      Eines können die beiden allerdings nie, wahre Liebe leben. Ihre Zweisamkeit ist übertüncht von Macht und Reichtum, von besitzergreifendem Egoismus, vernichtender Eitelkeit, purer Geilheit. Sie hassen und lieben, verachten und vergöttern einander gleichermaßen.

      Alexa ist eine Kronprinzessin. Verwöhnt, bewundert, beneidet. Zu den Schönsten und Reichsten zu gehören, ist ihr von einer guten Fee in die Wiege gelegt. Sie hat Macht durch die Millionen ihres Vaters. Macht, die sie allerorts demonstriert. Ein Leben auf dem Olymp.

      Als kleines Mädchen war sie laut, trug Hosen statt Kleidern, spielte mit Jungs, die sie verprügelte, wenn sie ihre Coolness anzweifelten. Sie war Vaters ganzer Stolz, ersetzte ihm den so sehr gewünschten Sohn. Stahlhart und draufgängerisch nahm sie es mit der Ehrlichkeit nie so genau, was Vater allerdings nur zu einem verschmitzten Lächeln reizte. Er vergab seiner Tochter jedwede Unart. Bisweilen belohnte er sie sogar für ihren Einfallsreichtum.

      „Der Fratz wird einmal seinen Mann stellen“, so sein wohlwollendes Urteil. Alexas Mutter war bei der Geburt der Tochter gestorben. Kinderfräuleins wechselten im Monatsrhythmus. Hauslehrer ergriffen nach wenigen Wochen händeringend die Flucht – und Vater lächelte immer noch.

      Musik dröhnte durch das Haus. Alexas Stimme schmetterte lauthals durch die weiten Räume der Villa. Vaters Erziehungsstil war extrem liberal. Sein Augenstern. Ihr wurden alle Freiheit dieser Welt zugebilligt. Selbst den verflixten Steinwurf nach dem Muttersöhnchen des Nachbarn, der mit einer heftigen Platzwunde und einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, verzieh der geblendete Vater großzügig.

      Alexa wurde immer rücksichtsloser, räumte alles aus dem Weg, was sie an ihrem Tatendrang hinderte. Geschäftspartner ihres Vaters vergrämte sie, Freunde beleidigte, attackierte sie. Eine gespenstige Mischung aus Selbstbewusstsein, Hochmut, Groll und Vergnügen. Ständig in Verteidigungsposition, fühlte sie sich stets angegriffen und hintergangen. Sie schlug um sich wie ein Naturphänomen. Vater schlichtete was der kleine Teufel aufmischte. Er verhandelte, hörte geduldig zu. Regelmäßig beschwichtigte er Klagen der Geschädigten mit einem großzügigen Scheck.

      Heftiger Protest der letzten Gouvernante veranlassten Friedemann von Breest schließlich schweren Herzens, die Zügel etwas straffer zu ziehen. Ein Internat in der Schweiz. Alexas blindwütiges Toben und Heulen überhörte Papa schweren Herzens.

      Aus dem Wildfang wurde nach zahlreichen Katastrophen ein Mädchen, das sich sogar gesittet benahm, wenn Gäste im Haus waren. Messer wurden nicht mehr abgeleckt.

      In ihrem Herzen