Tyra Reeves

Gottessöhne


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doch bestimmt viel rum. Ich stelle mir das sehr interessant vor.« Er sah von seinem Teller auf und sein makelloses Gesicht erhellte sich. »Ja, bei meinen zahllosen Recherchen bin ich bereits auf viele interessante Menschen gestoßen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was es alles für Schicksale auf der Welt gibt. Eine Geschichte finde ich besonders beeindruckend, die muss ich dir erzählen.« Er schilderte die Lebensgeschichte eines alten Mannes, der nach 45 Jahren seine große Liebe wiederfand, mit so viel Wärme und Einfühlungsvermögen, dass sich Kate unmittelbar in die Handlung hineingezogen fühlte. Sie litt, hoffte und freute sich mit diesem unbekannten Mann.

      Später tranken sie Champagner, der Kate perlend die Kehle hinunter rann. Ein Gefühl von Leichtigkeit umhüllte sie. Sam berührte zart ihre Hand. »Komm mit. Ich will dir den umwerfenden Blick von der Dachterrasse auf die Stadt zeigen.« Ihre Hand umfassend, führte er sie in Richtung Fensterfront. Der wackelige Gang der jungen Frau, ausgelöst durch den ungewohnten Wein- und Sektkonsum, ließ so manchen Gast schmunzeln. Ein kühler Wind wehte ihnen entgegen, nachdem sie die Glastür der Terrasse hinter sich geschlossen hatten. Die Sonne stand tief und ließ den Hudson River silbern glänzen. Kate seufzte glücklich, als sie die Stadt vor sich liegen sah und sog das Gefühl von Freiheit ein.

      »Dir ist kalt. Warte hier, ich hänge dir mein Jackett über.« Sie kuschelte sich tief in seine Jacke. Sam stand neben ihr, bestaunte die abendliche Aussicht und legte schützend einen Arm um ihre Schultern. »Oh Sam, das ist einer der schönsten Tage, den ich bisher in New York erlebt habe.«

      »Freut mich, dass dir meine Überraschung gefällt.«

      »Gefallen ist gar nicht der richtige Ausdruck. Der ganze Tag heute war einfach nur, ja er war einfach nur phantastisch. Und gegen eine Fortsetzung hätte ich nichts einzuwenden.«

      »Wie darf ich das verstehen?«

      »Werden wir uns wiedersehen?« fragte Kate während ihr Herz voller Erwartung immer heftiger schlug.

      Er ließ sie los, stellte sich vor sie hin, verschränkte die Arme und runzelte mit gespielter Entrüstung die Stirn. »Das will ich doch hoffen! Oder hast du gedacht, ich hätte nur aus Dankbarkeit so viel in den heutigen Tag investiert? Du weißt doch, wie die Kerle so sind. Beim ersten Date tragen sie immer dick auf, und warum? Nur, um den kleinsten Widerstand der Frauen schachmatt zu setzen.«

      Kate lachte. »Jetzt sei doch mal ernst.«

      »Aber ich bin ernst.« Er schaute ihr in die Augen, die Pupillen ganz dunkel und geweitet. Ein Schwindelgefühl erfasste sie, Zeit und Raum schienen sich aufzulösen. Kate, hast du denn noch nicht bemerkt, was ich für dich empfinde? Er hatte nicht gesprochen, doch es war, als würde seine Stimme direkt in ihrem Bewusstsein erklingen.

      Sein Kopf neigte sich ihr zu, eine Frage in seinem Blick. Kates Augen beantworteten diese stumm. Er küsste sie leicht. Seine Lippen auf den ihren fühlten sich weich und wundervoll an. Ich schwebe. So oder so ähnlich muss es sich anfühlen, im siebten Himmel zu schweben.

      Kate legte ihre Hände auf seine Wangen und erwiderte seinen Kuss. Leichte Küsse bedeckten ihre Stirn, ihre Augen, Ohren und wieder ihren Mund. Abrupt stoppte er. Mit einem leicht gerötetem Gesicht sah er sie an, zwinkerte und flüsterte: »Ich glaube, es ist besser, wenn wir jetzt gehen. Ich habe so das Gefühl, das wir zu viel Aufmerksamkeit erregt haben.« Tatsächlich stand ein paar Schritte von ihnen entfernt ein älteres Paar, das sie verstohlen musterte.

      Im Inneren des Maserati war es angenehm warm, und Kate verspürte überhaupt nicht den Wunsch auszusteigen, obwohl die Türe ihres Wohnhauses nur ein paar Schritte von dem parkendem Wagen entfernt war. Doch einfach sitzen zu bleiben, erschien ihr auch nicht angebracht.

      »Möchtest du noch mit hochkommen, auf einen Kaffee oder so?« Ein leichtes Krächzen in der Stimme verriet ihre Nervosität.

      »Tut mir leid, du weißt doch, meine Katzenallergie.« »Ach ja, dann ist es wohl besser, wenn ich dich das nächste Mal abhole.« Sie wurde rot.

      Sam lachte leise. »Ich wünsche dir eine gute Nacht. Morgen werde ich dich anrufen. Ich kann es kaum erwarten, bis wir uns wiedersehen.« »Ich auch nicht.« Kate beugte sich zu ihm, um ihm einen Gutenachtkuss auf die Wange zu geben, da drehte er den Kopf und ihr Mund berührte seine Lippen. Ein heißes Prickeln lief durch ihren Körper. Sie fühlte, wie er mit einer Hand durch ihr Haar wühlte und ihr mit der anderen über den Rücken streichelte. Ihre Lippen begannen zu zittern, als er beim nächsten leidenschaftlichen Kuss Katie my love murmelte. Sein weicher Mund strich langsam ihren Hals entlang und Kate fühlte, wie sie dahin schmolz. Abrupt löste er sich von ihr »Ich muss jetzt fahren. Es ist schon spät und ich habe morgen noch einen anstrengenden Tag.«

      Irritiert über den rüden Abschied sah sie den Rücklichtern seines Wagens nach. Was war das denn jetzt? Hatte sie etwas falsch gemacht?

      Dennoch durchströmte sie das Glücksgefühl von neuen, als sie langsam die Treppe zu ihrer Wohnung hinaufstieg. Warum sollte sie nicht auch einmal Glück im Leben haben? Ja, warum nicht?

      KAPITEL 5

      Naamah genoss es, wenn Männer um das kleinste Zeichen ihrer Gunst bettelten. Ihr Oberkörper beugte sich mit einem Ruck nach hinten, ihr lockiges, langes, rotblondes Haar flog durch die Luft. Ihre Hände, die sich auf seiner haarigen Brust abstützten, krallten sich tiefer in sein festes Fleisch. Der Mann unter ihr stöhnte lustvoll auf. Sein Blick gebannt auf ihr Gesicht gerichtet, zeigte grenzenlose Bewunderung und Hingabe, gepaart mit einer Prise Angst. Die Frau spannte ihre Oberschenkel an und schob sich von dem Mann weg.

      Sein Mund bebte, »Bitte Naamah, bitte, bitte, jetzt.« Oh, sie liebte es, wenn er bettelte. Er, der mächtige Senator, Tom Madison, gut aussehend, erfolgreich, verheiratet mit einer Model-Schönheit, war Wachs in ihren Händen. Sie ließ ihn hinter sich her hecheln, wie einen dummen Hund. Sie gab ihm, was er wollte, nur um es ihm das nächste Mal zu entziehen, was ihn schier in den Wahnsinn trieb. In kürzester Zeit war er ihr hörig geworden und gab ihr rückhaltlos alles, was sie von ihm forderte. Geld, teure Geschenke; er vertraute ihr alle geheimen Details seiner Politkarriere und seines Privatlebens an.

      Naamah blickte in einen großen Wandspiegel. Ihr Spiegelbild faszinierte sie immer wieder aufs Neue. Sie sah, wie sich ihr Unterleib langsam seinem näherte und er vor Verzückung die Augen schloss. Der Spiegel warf ihr bösartiges Lächeln zurück.

      Ein Geräusch an der Hotelzimmertür – Naamah wendete den Blick. Die Tür flog auf, eine junge, schlanke Frau stand mit weit aufgerissenen Augen im Türrahmen. »Tom!«, ein einziger greller Schrei durch die Luxussuite.

      Der Mann keuchte erschrocken auf. »Laura, was machst du denn hier?« Seine Hände versuchten Naamah von sich zu schieben. »Liebling, es tut mir leid. Es ist nicht so, wie du denkst.«

      Unermessliche Wut flammte in Naamah auf. Was glaubte dieser Kerl eigentlich, wer er war? Wollte er dieses Unglaubliche, was er mit ihr erleben durfte, mit einer miesen Ausrede vor seiner kleinen Frau rechtfertigen? Ihre schlanken Hände schnellten zu dem dunkel behaarten Kopf des Mannes vor, krallten sich fest und drehten seinen Schädel blitzschnell um 360 Grad. Knochen barsten, Knorpel knackten und Toms Gesicht lag in einer grotesken Verdrehung in Richtung Zimmertür. Seine gebrochenen Augen standen weit offen, eine stumme Botschaft an seine Frau lag in ihnen, die Zunge hing ihm halb aus dem Mund.

      Als Laura hysterisch zu schreien begann, schnellte Naamah zur Tür und zog diese ins Schloss. Sie legte der Frau die Hand auf den Mund und zwang sie auf den Boden.

      Was würde Lilith dazu sagen, wenn sie diesen Schlamassel erst erfahren würde. Madisons Tod war nicht Teil ihres Plans. Und sie hatte strikte Anweisung gegeben, jede Art von Aufsehen zu vermeiden. Die Presse würde ausrasten, wenn der Mord des Politikers entdeckt würde und eine fieberhafte Suche nach einem Mörder, mit merkwürdigen sexuellen Vorlieben und einen unverkennbaren Hang zu Grausamkeit, würde New York heimsuchen.

      Aber warum sollte der Verdacht auf sie, Naamah, fallen? Sie zog die schluchzende Ehefrau, wie eine Puppe, vom Boden hoch und stellte sie neben sich. Mit säuselnder Stimme flüsterte