Simone Stöhr

Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft


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sie neugierig.

      „Er hatte vor einem Monat einen Schlaganfall und liegt immer noch im Krankenhaus. Wir haben ihm noch nichts von der Entführung gesagt, weil er sich nicht aufregen darf“, erklärte Mike ihr verständnisvoll.

      Dennoch traf die Nachricht Catherine wie ein Schlag und sie fing unerwartet wieder zu zittern an. Was hatte sie nur alles angerichtet? Sie war schuld daran, dass ihre Familie zugrunde ging. Sie wusste dass Matthew nicht zimperlich war und ihr wurde schlecht bei dem Gedanken, was er ihrer Mutter antun könnte. Wütend schaute sie zu Jasmin, die sofort verstand, was der Blick bedeutete und dennoch dem Blick standhielt, um sie weiter einzuschüchtern, was ihr auch gelang.

      „Da du anscheinend weißt, wovon ich rede“, ging Mike auf sie zu, nachdem auch er den Blickwechsel mitbekam „wärst du so nett und würdest mich auch darüber aufklären?“

      „Ich weiß nicht, wovon du redest!“, spielte Cathy die Situation herunter.

      „Ich denke es gibt niemanden, der dich besser kennt als ich. Also lüg mich nicht an! Vor wem hast du Angst? Vor deiner Freundin hier?“

      Er sah dabei direkt Jasmin an, die sich daraufhin wegdrehte.

      „Ihr könnt mir jetzt helfen Martha zu finden oder ich werde euch beide der Polizei übergeben, da ihr euch zur Prostitution angeboten habt. Und wie ihr hoffentlich wisst ist das in diesem Bundesstaat immer noch verboten. Die Entscheidung liegt bei euch! Ich lasse euch 5 Minuten Zeit. Und übrigens eine Flucht ist ausgeschlossen. Wie Cathy weiß, gehört uns das Hotel und ich habe vorsorglich alles sperren lassen“, drohte er ihr sicherheitshalber.

      Damit ließ er sie alleine und ging zur Suite hinaus. Und Cathy nutzte die Gelegenheit von Jasmin mehr darüber zu erfahren.

      „Was habt ihr mit meiner Mutter gemacht?“, fauchte sie Jasmin an.

      „Gar nichts haben wir mit ihr gemacht“, gab diese trotzig von sich.

      „Halte mich nicht für blöd. Ich weiß genau, dass es deine Idee gewesen war. Ihr habt also nicht einmal dieses Versprechen eingehalten. Welches Druckmittel wollt ihr nun gegen mich verwenden? Wollt ihr auch noch meinen Vater entführen?“, warf sie ihr vor.

      „Du wirst gefälligst deinen Mund halten, sonst kann ich wohl nicht mehr für die Gesundheit deiner Mutter garantieren“, drohte ihr Jasmin. „Außerdem solltest du deinem Freund ziemlich schnell klarmachen, dass es deiner Mutter nur schadet, wenn wir nicht bis morgen früh nach Hause kommen. Du kennst Matthew und ich würde nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass er sich nicht an ihr abreagiert. Also überlege dir gut, was du sagst und tust.“

      Cathy begriff sehr wohl, was das zu bedeuten hatte. Und das konnte auch Mike nicht verhindern! Selbst wenn Jasmin es zugegeben hatte, so wusste sie noch nicht einmal, wo sich ihre Mutter aufhalten sollte. Zumindest nicht in Quincy, das wäre ihr aufgefallen. Und im gleichen Moment fiel ihr der alte Luftschutzbunker im Garten ein. Sie mied diesen Ort, da dort schon mal ein Freier sie schwer missbrauchte. Aber dort waren die Schreie nicht hörbar. Dort konnte sie durchaus sein, ohne dass sie es mitbekommen hätte. Mitten in ihren Gedanken kam Mike zurück.

      „Ihr habt Glück! Laura will euch das Polizeirevier ersparen und euch sogar noch nach Wellington einladen. Diese Einladung könnt ihr unmöglich ausschlagen! Also darf ich bitten meine Ladies.“

      Er streckte den Arm nach ihnen aus und machte eine einladende Bewegung zur Tür. „William wartet bereits in der Tiefgarage und wir wollen ihn doch nicht warten lassen, oder?“

      Freitag, 08.08.2008 Wellington, 23:52 Uhr

      Es war fast Mitternacht als sie Wellington erreichten. Für alle Fälle hatte Mike die Kindersicherung in den Türen aktiviert und sich zwischen die beiden Frauen gesetzt, dass niemand William während der Fahrt stören oder flüchten konnte. Deshalb konnte er auf weitere Sicherheitsmaßnahmen, wie Fesseln oder dergleichen getrost verzichten. Doch Cathy dachte nicht im Traum daran zu flüchten. Sie war froh Mike endlich wiederzusehen, auch wenn die Umstände nicht gerade für sie sprachen. Je näher sie Wellington kamen, umso mehr dachte sie wehmütig zurück an die schöne Zeit, die sie mit Mike dort verbracht hatte. Wie sehr hatte sich ihr Leben doch seit diesem Zeitpunkt verändert! Realistisch gesprochen, hatte sie es sogar zerstört. Denn Leben konnte man ihre momentane Lage wirklich nicht mehr bezeichnen. Und obwohl sie noch Mitschuld daran trug, dass ihre Mutter entführt wurde und die Carringtons erpresst wurden, begrüßte Laura sie so herzlich, wie das letzte Mal, als sie ihr das unglaubliche Angebot unterbreitete, das Jasmin ihr letztlich doch vereitelte. Lauras freundliche und zuvorkommende Art verstärkten Catherines Schuldgefühle. Was hätte sie gegeben, wenn dies alles nicht passiert wäre! Aber Laura war nicht die einzige Frau bei den Carringtons. Da war noch eine andere Frau im Haus, die nicht viel sagte und so wie es schien, nicht einmal die amerikanische Sprache verstand und dennoch war sie bemerkenswert ungewöhnlich. Woher dieses Gefühl dafür kam, wusste Cathy nicht, aber es war diese Art und Weise, wie alle um sie herum reagierten, aber vor allem auch Mike. Er schien wie verzaubert von ihr zu sein und dennoch hatte sie nicht den Eindruck, dass sie ein Paar waren. Sie war nicht hässlich, aber auch sicherlich nicht außergewöhnlich schön. Eher besserer Durchschnitt. Also was faszinierte ihn an ihr? Aber dieser Frage konnte sie fürs erste nicht mehr nachgehen. Mike stellte ihr immer wieder die gleichen Fragen, doch sie hatte einfach viel zu viel Angst um ihre Mutter um etwas zu sagen. Und als wäre dieses Verhör nicht schon schwierig genug für sie, kam auch noch ein weiterer Mann hinzu, den Mike als Privatdetektiv vorstellte. Aber auch er konnte ihr die Angst nicht nehmen, sich zu öffnen und so schwieg sie weiter und weiter, bis Mike und der Detektiv vorerst aufgaben und hinausgingen. Dagegen kam die ungewöhnliche Frau wieder, die eine Art Babysitter für sie und Jasmin spielte. Selbst Jasmin hatte schnell kapiert, dass sie der englischen Sprache nicht mächtig war und drohte daher Cathy erneut den Mund zu halten. Das war auch gar nicht so unbegründet. Jasmin musste sie besser kennen, als Cathy gedacht hatte. Sie war wirklich nicht weit davon entfernt Mike alles zu erzählen. Sie wollte ihm helfen und vor allem, wollte sie, dass ihrer Mutter geholfen wird. Und Mike traute sie zumindest zu, dass er ihrer Mutter, im Gegensatz zu ihr selbst, helfen könnte. Cathy wusste zwar nicht, wie er das anstellen hätte sollen, aber sie vertraute auf ihn. Gleichzeitig schüchterten sie die Worte von Jasmin dennoch ein und ließen sie weiterhin an ihrem Schweigegelübde festhalten. Laura trat ein und Jasmin unterbrach sofort ihre Drohungen. Sie sprach kurz mit der ungewöhnlichen Frau, die sie beide beaufsichtigte, und ging genauso schnell wieder. Laura war eine unkonventionelle Frau, die mehr als nur gut in den Carrington Clan passte, da war Cathy sich mehr als nur sicher. Sie beherrschte ganz ohne Zwang und Etikette die Situation und das Geschehen als Gastgeberin in der Villa. Catherine konnte sich noch gut an die Worte ihrer Mutter erinnern, als sie sie gefragt hatte, warum Elizabeth Carrington immer so streng und kalt war. Und Cathy war damals doch sehr verwundert gewesen über ihre Antwort. „Sie will nicht so sein und ist auch nicht wirklich so, aber sie ist überfordert mit den Konventionen die man von ihr als Frau eines Carrington Mannes erwartet. Sie musste ein Stück von sich selbst aufgeben, um die Frau des Mannes sein zu können, den sie liebt“, erklärte ihre Mutter. Cathy war damals noch sehr jung und konnte mit den Worten ihrer Mutter nicht viel anfangen. Aber jetzt im Vergleich zu Laura wurde ihr schlagartig bewusst was damit gemeint war. So zu sein, wie Laura, wäre für Elizabeth Carrington ein Traum gewesen. Doch damals waren die Zeiten anders und auch die Eltern von George Carrington waren anders und hatten andere Ziele für ihren Sohn und ganz gewiss auch andere Vorstellungen für seine Ehefrau. Und gerade durch dieses eigene Martyrium hatte William eine Wahl und Laura konnte so bleiben, wie sie war. Laura beherrschte aber auch ohne die strengen Konventionen die Spielregeln und wusste diese gekonnt einzusetzen und dennoch blieb sie sich selbst treu. Das machte sie so besonders und für Cathy so bewundernswert. Mit Kaffee auf dem Tablett tänzelte sie leichtfüßig ins Esszimmer und stellte jedem eine Tasse hin.

      „Versucht nachher auch ein wenig zu schlafen. Ich habe oben das zweite Gästezimmer fertig gemacht“, sagte sie freundlich und einladend zu ihnen.

      „Ihr könnt uns hier doch nicht ewig festhalten?“, schoss Jasmin zurück.

      „Nicht ewig, nur bis morgen! Wenn