Simone Stöhr

Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft


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nur so Catherine helfen zu können.

      „Nein, ich werde dir nicht helfen“, blieb Martha entschlossen und eisern ohne jeden Zweifel bei ihrer Entscheidung.

      Laura war wie vor den Kopf gestoßen, als sie die Szene miterlebte. Diese Härte und Unnachgiebigkeit war überhaupt nicht Marthas Art. Überhaupt hat sie Martha noch nie so erlebt! Hatte sie ihr nicht gestern erst noch gesagt, wie sehr sie ihre Tochter vermisste und nun blockte sie ihre Tochter so ab. Laura wusste nicht, was sie davon halten sollte. Hatte sie sich so in Martha getäuscht? So war sie nicht ein einziges Mal in mehr als 2 Jahren zu ihr oder zu den Carringtons gewesen, aber es waren auch ihre Arbeitgeber. War sie vielleicht privat komplett anders? Sie wusste es nicht, aber sie hatte unheimlich Mitleid mit Catherine, der anzusehen war, dass ihr die Bitte sehr schwer gefallen war.

      Nachdem Cathy merkte, dass es keinen Sinn machte, weiter danach zu fragen und zu betteln stand sie auf und machte sich auf den Weg nach draußen. Jasmin ging ihr hinterher und auch Laura eilte aus der Küche hinaus. Cathy war mit ihren langen Beinen schnell in der Eingangshalle und Laura musste sich beeilen, damit sie sie noch einholen konnte.

      „Catherine, warte doch mal, bitte“, rief Laura ihr nach.

      Sie war bereits dabei die Türe aufzureißen und hielt mitten inne, um sich Laura zuzuwenden.

      „Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber so kenne ich deine Mutter nicht. Aber vielleicht kann ich dir helfen. Wie viel Geld brauchst du?“

      „Willst du mir das Geld geben?“, fragte Catherine unsicher und überrascht nach.

      „Ich habe nicht viel hier, aber William hat sicherlich auch noch etwas und es wäre sicherlich ein Anfang. Also wie viel brauchst du?“

      „Knapp 10.000 $“, sagte sie kleinlaut.

      „Gut, warte einen Moment, ich werde sehen, was wir hier haben.“

      Jasmin sah Catherine völlig verdutzt an. So etwas hatte sie noch nie erlebt und auch Catherine schien nicht zu wissen, was das zu bedeuten hatte. Jasmin hatte hin und wieder mit Reichen zu tun, auch wenn sie das immer gerne vermied. Selbst wenn diese viel Geld hatten, erwarteten sie dafür auch viel. Sie waren im Gegensatz zu den „normalen“ Menschen völlig versessen auf ihr Geld und fühlten sich ohne ihr Geld, wie ein Garnichts. Daher gaben sie ihr Geld lieber für unsinnige, meist fragwürdige Dinge aus, bevor sie einen Cent davon verschenkten, außer es gab eine Spendenquittung, die wieder von der Steuer absetzbar war. Und genau für dieses egoistische, kleinkarierte Verhalten hasste Jasmin alle Reichen oder zumindest die, die so taten, als wären sie es. Ihre Füße drückten in den hochhackigen Schuhen, aber sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie heute noch durch halb Wellington laufen würde. Kurzerhand entschloss sie sich auf die Treppe zu setzen, bis Laura wieder zurückkam. Schon alleine der Heimweg würde sie noch genug fordern, da konnte eine kleine Verschnaufpause ihren Füßen nur guttun. Catherine tat es ihr nach und war in Gedanken versunken. Immer wieder stellte sie Gegensätze zwischen Elizabeth Carrington, der früheren Besitzerin der Villa und Laura fest, die so völlig anders war. Schon alleine die Umgestaltung, die Laura im Eingangsbereich vorgenommen hatte, war freundlich und einladend. Die ganze Steifigkeit und Herrschermentalität, die Catherine früher immer eingeschüchtert hatte und ehrfürchtig werden ließ, war wie weggeblasen. Während sie noch warteten, begann Jasmin das Gespräch.

      „Glaubst du, sie wird dir das Geld geben?“, fragte Jasmin sie.

      „Ich weiß es nicht. Es scheint so, aber verstehen kann ich es jedenfalls nicht“, gestand Cathy.

      „Kann ich verstehen. Wo kommt sie eigentlich her? Sie hat so einen eigenartigen Akzent, finde ich.“

      „Ich glaube Mike hatte einmal erwähnt, dass sie aus Deutschland stammt. Ich bin mir aber nicht sicher.“

      „Wer ist Mike?“, fragte Jasmin neugierig nach.

      „Der ältere der beiden Carrington Brüder. Laura ist mit William zusammen, der die Hotelgruppe übernommen hat und Mike ist meist auf Reisen, um sich dem Ganzen zu entziehen. Die beiden verstehen sich nicht besonders.“

      Ehe Jasmin weiterfragen konnte, hörten sie Laura die Treppe herunter gekommen. In ihrer Begleitung kam William verschlafen die Treppe hinunter und machte im Gegensatz zu Laura, die wie aus dem Ei gepellt wirkte, trotz Leggins und T-Shirt, eine nicht sehr beeindruckende Figur, wie Cathy empfand. Aber er war eben auch nicht Mike und könnte ihm nie das Wasser reichen, was Statur, Aussehen und Auftreten betraf. Er sah ziemlich verkatert aus und Catherine dämmerte, dass Laura vorhin noch erwähnt hatte, dass er gestern Geburtstag hatte.

      „Hallo Cathy, schön dich zu sehen. Entschuldige bitte mein Auftreten, aber es war gestern sehr spät und ich wollte dich nicht unnötig warten lassen.“

      Sein Lächeln gefror, als er Jasmin entdeckte, die durch ihre Sitzhaltung auf der Treppe ihre Oberschenkel komplett freilegte.

      „Schon in Ordnung, ich wollte dich nicht stören. Alles Gute nachträglich zum Geburtstag. Ich hoffe du hattest eine schöne Feier.“

      „Ja, danke. Laura hatte sich reichlich Mühe gegeben, dass alles perfekt wurde. Sie hat mir auch erzählt, dass du Geld brauchst. Wir haben nur leider nicht alles hier. Knapp die Hälfte etwa. Wie du sicherlich noch weißt, war das immer ein Anliegen meines Vaters zu Hause so wenig Geld, wie möglich zu haben. Wir können jedoch morgen früh gleich auf die Bank gehen, wenn du möchtest.“

      „Morgen ist es leider zu spät. Mein Ultimatum läuft heute aus. Aber vielleicht kann ich mit der Hälfte ein wenig mehr Zeit bekommen“, spekulierte sie laut und schaute zu Jasmin, deren Miene undurchsichtig war.

      „Hier hast du schon mal 4900 $, den Rest kannst du morgen abholen, wenn du es noch brauchst“, bot William ihr an und streckte ihr das Geld entgegen. „Außerdem haben wir hier noch jede Menge Zimmer frei. Wir würden uns freuen, wenn du bei uns wohnen würdest. Aber mit den Drogen muss dann Schluss sein! Was in unserer Macht steht, werden wir dich hierbei unterstützen, aber der Wille muss schon von dir kommen. Zwingen kann dich niemand!“

      Die Verlockung war groß, das Angebot anzunehmen. Sie könnte wieder in dem schönen Haus ihrer Träume wohnen und die Annehmlichkeiten, die es bot, genießen. Sie wäre weg von der Straße und könnte mit der Hilfe der Carringtons wirklich von den Drogen loskommen. Und wenn sie ihre Schulden erst einmal beglichen hatte, stand auch nichts mehr im Weg, dem ganzen den Rücken zuzukehren. Ein Blick auf Jasmin verriet, dass ihr das Angebot überhaupt nicht gefiel. Das würde sie später noch zu spüren bekommen, wie es immer ihre Art war, wenn Cathy einen Vorteil hatte, den sie nicht bekam. Sie konnte einem einfach nichts gönnen. Daher blieb sie in ihrer Gegenwart eher zurückhaltend, auch wenn sie am liebsten laut gejubelt hätte.

      „Ich muss erst die Sache mit den Schulden klären. Wenn das erledigt ist, melde ich mich wieder. Danke für eure Hilfe.“

      Jasmin war es nun endgültig zu viel. Sie stand auf und stampfte wütend davon.

      „Los Candy, lass uns endlich gehen!“, rief sie ihr von der Tür entgegen.

      „Ich komme gleich, du kannst schon mal vorgehen!“

      Ehe Catherine zu Ende reden konnte, war Jasmin bereits aus der Tür ins Freie getreten.

      „Tut mir leid“, entschuldigte sich Catherine. „Jasmin hat noch Termine und kann nicht länger warten. Danke für alles, ich werde mich melden.“

      Sie ließ William und Laura an der Treppe zurück und lief Jasmin über den Hof hinterher. Sie konnte sich an fünf Fingern abzählen, dass Jasmin verärgert und neidisch war. Die Optionen und vor allem die Möglichkeit, wie Cathy sie bislang besessen hatte, der Prostitution aus dem Weg zu gehen, hatte Jasmin nicht. Cathy war hautnah dabei, als Matthew Jasmin dazu gezwungen hatte mit Freiern zu schlafen. Und dennoch schien es so, als würde sie ihn weiterhin lieben. Eine Vorstellung, die Cathy nicht nachvollziehen konnte und das freundschaftliche Verhältnis nicht gerade verbesserte. Cathy war richtig erleichtert, auch wenn sie Jasmins Frust verstehen konnte, die dieses Glück nie gehabt hatte. Im Laufschritt versuchte sie Jasmin einzuholen, die mit ihren hohen Schuhen erstaunlich