Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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nannte.

       27. Des Gotteshauses Metten Ursprung.

       A d l z r e i t e r P. I. l. 9. p. 198 u. B r u n n e r P .

       II. l. 1. p. 20.

       Ein frommer Hirte zu Michaelbuch, Gamelbert mit

       Namen, fand einst, unter einem Baume erwachend,

       ein Buch auf seinem Herzen, und nachdem er darin

       heiligen Unterricht gefunden, wurde er Priester und

       weidete die geistliche Heerde. Er pilgerte später nach

       Rom und taufte unterwegs einen Uto, der, als er herangewachsen,

       zu ihm kam und von ihm zum geistlichen

       Hirten geweiht wurde. Später ging der fromme

       Uto über die Donau, und diente Gott als Einsiedler an

       einer Quelle im Walde, die noch heute der Utosbrunnen

       heißt. Dort traf ihn Kaiser Karl der Große, der

       sich auf der Jagd in jene Gegend verirrt hatte, als er

       so eben von der Arbeit ausruhte und sein Beil an

       einem Sonnenstrahl in der Luft aufgehängt hatte.

       Staunend sah der Kaiser das Wunder und nahte sich

       dem heiligen Einsiedler gar ehrerbietig. Da fiel ihm

       dieser zu Füßen mit der Bitte, an dem Orte ein Gotteshaus

       zu errichten.

       Also erbaute Karl Kirche und Kloster zu Metten,

       und ernannte Uto zum ersten Vorsteher daselbst im

       Jahre des Heils 801, wie Hund berichtet.

       28. Der Hahnenkampf zu Kempten.

       Von A. S c h ö p p n e r . – Nach C r u s i u s ann.

       Suev. dod. I. p. 330 bei G r i m m deutsche Sagen II.,

       104. H o r m a y r a.a.O. S. 20: »Noch zur Zeit der

       Reformation stellten die lateinischen Schüler zu S. Mang

       den Hahnenschlag oder Hahnenkampf dar, der einst dem

       schwachen Ludwig den Vorzug über seine Brüder

       gegönnt.«

       Der Kaiser Karol saß mit seinem Ehgemahl

       Zu Kempten auf der Burg vergnügt im Speisesaal.

       Sie sahn in guter Ruh mit wonnerfülltem Herzen

       Der Prinzen frohes Spiel und jugendliches Scherzen.

       Da trat des Spielens satt der älteste, Pipin

       Mit diesem Worte schnell zu Hildegardis hin:

       Sag' Mutter: »kommt einmal der Vater in den

       Himmel:

       Nicht wahr, als König sitz ich dann auf seinem

       Schimmel?«

       Da sprang der Bruder Karl sogleich herfür und

       sprach:

       »Auch i c h will König sein, ich geh nicht

       hintennach!«

       Zuletzt kam Ludewig, der jüngste von den Knaben:

       »Nicht wahr, lieb Mütterchen, die Krone werd' ich

       haben?«

       Da sprach Frau Hildegard: »Ei Kinder, hört mich an:

       Ein jedes geht hinaus und holt sich einen Hahn;

       Die kämpfen dann für euch und wessen Hahn der

       Meister:

       Des Frankenreiches Herr und deutscher König heißt

       er!«

       Die Knaben hatten bald die Hähne bei der Hand,

       Im Augenblicke war der heiße Kampf entbrannt.

       Vergebens wehrten sich Pipins und Karols Krieger,

       Am Ende blieb der Hahn des kleinen Ludwig Sieger.

       Und der als König so zu Kempten ging davon,

       Bestieg als König auch des Frankenreiches Thron.

       29. Hildegardis und Taland.

       Von F . A . S c h u l z e – Nach Annal. campid., Nic.

       F r i s c h l i n Comoedia: Hildegardis magna, Vincent.

       bellov. spec. hist. VII., c. 90-92 und dem Gedicht:

       C r e s c e n t i a , bei G r i m m d. Sagen II., 102.

       H o r m a y r goldene Chronik von Hohenschwangau S.

       20: »bis in die Tage der Reformation führten die Kinder

       der Sanct H i l d e n g a r d e n s c h u l e beim Münster

       zu K e m p t e n um Fastnacht das Spiel von der

       frommen Königin auf.«

       Der große Karl, er saß einmal

       Zu Worms in seines Thrones Saal,

       Und zwischen Grafen und Herren stand

       Dicht vor dem Throne Herr Taland.

       »Herr Taland, lieber Bruder mein,

       Ich muß in's Sachsenreich hinein,

       Muß dort das heil'ge Kreuz zu rächen,

       Der falschen Götter Altar zerbrechen.

       Und bis ich solches Werk beend't,

       Führt Ihr allhier das Regiment,

       Damit – Gott gebe das in Gnade! –

       Kein Unheil meinen Landen schade.

       Daneben seid mit guter Wacht

       Auf mein Gemahl und Kind bedacht!

       Denn diese Lieben sind mir eben

       Das beste Theil von meinem Leben.«

       Als Hildegardis nun von fern

       Fortziehn sah den Gemahl und Herrn,

       Und fast ihr Aug' in Thränen brach,

       Trat zu ihr Herr Taland und sprach:

       »O Dame, wie ich keine sah,

       Was geht mir dein Geschick so nah!

       Drum sage, was zu dieser Frist

       Ein Trost in deinen Nöthen ist?

       Ich schafft' ihn dir, auch noch so fern,

       Und wär's vom Firmament ein Stern,

       Und wär's mein armes Leben gar,

       Ob deiner Ruh' gäb' ich's fürwahr!«

       »Was hätte mit dem Leben dein,

       Herr Taland, wohl mein Trost gemein?

       Mein einz'ger Trost, mein einz'ger Stern

       Zog fort mit dem Gemahl und Herrn.«

       Als sie nun immer nicht vergißt,

       Daß der Gemahl beim Feinde ist,

       Und Herr Taland mit List und Mühn

       Sie strebet von ihm abzuziehn;

       Als nun die Frau so tugendlich

       Herr Taland überall beschlich,

       Und ihres Herzens fromme Huld

       Verkehren wollt' in arge Schuld:

       Da lud die Treue ihn zum Schein

       In ein geheim Kloset hinein,

       Entschlüpfte drauf und hielt den Bangen

       An diesem dunkeln Ort gefangen.

       Doch kaum erschallt der Kunde Ton:

       Der Sieger kehrt nach seinem Thron!

       So läßt, in Freude mild und groß,