Marc Dylan

Die Woodstock-Ära und ihre Ahnungen - wenige waren falsch, viele richtig...


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Aggression, Krieg, Verbrechen, Jeder gegen Jeden Handeln, Unfairness,…. .

      Alles eher ungünstige bzw. unglücksfördernde Verhaltensmodelle. Durch sein Erzählen wird dieses Verhalten zu einer neuen Normalität und regt bei den Zuhörenden zur Nachahmung an. Indirekt wird damit ausgesagt, so müsse man leben, um glücklich zu werden. Dies erscheint jedoch eher als ein Irrtum, und wäre damit eine Form der Manipulation.

      Der andere Märchenerzähler erzählt Geschichten von friedfertigem, liebevollem Miteinander, von Kooperation, Fairness usw. . Also eher günstigere Verhaltensmodelle, die natürlich auch von den Gästen des 2. Großwirtes nachgeahmt werden. Die entscheidende Frage ist nun, welches Team von Wirt und Erzähler wird selektiert?

      Eine Grundthese, die hier aufgestellt und herangezogen wird, lautet, dass unglückliche Menschen tendenziell mehr kaufen bzw. konsumieren. Das sieht man u.a. an der Kaufsucht, der Ess-Sucht oder auch an der Drogen- bzw. Alkoholsucht.

      Die Frage lautet nun: Welche Gäste werden mittelfristig glücklicher bzw. unglücklicher sein? Bei Wirt 1 und seinem Märchenerzähler, der über ungünstige Verhaltensmodelle berichtet? Oder bei Wirt 2, dessen Erzähler günstigere Verhaltensmodelle darlegt?

      Es scheint mehr als plausibel, dass die Menschen bei Wirt 1 unglücklicher sein werden. Deshalb werden seine Gäste langfristig mehr konsumieren. Er wird mehr Umsatz machen und er wird seinen friedfertigeren Konkurrenten vom Markt verdrängen. Er bleibt übrig, wird nicht selektiert und seine Weltsicht bildet irgendwann die öffentliche Meinung, und das, obwohl sein Märchenerzähler schädliche Verhaltensmodelle verbreitet hat, die uns allen schaden; somit also Manipulationen und Unwahrheiten verbreitet hat.

      Wenn wir nun die milliardenfache Wiederholung dieser Konstellation bedenken, scheint es durchaus plausibel, dass unsere öffentliche Meinung ein Sammelsurium von Unwahrheit und Manipulation darstellen könnte.

      Warum gehen die Kunden nun nicht verstärkt zu Wirt 2, wo sie doch glücklicher, sparsamer und gesünder leben könnten? Das kann mehrere Gründe haben, z.B. dass der Märchenerzähler von Wirt 1 ein klein wenig faszinierender, mitreißender, farbenprächtiger, bindender zu erzählen vermag als der andere. Der entscheidende Grund aber könnte sein: Beide Wirte wollen am Markt bestehen und das können sie nur, indem ihr Umsatz stimmt. Es haben also beide Wirte ein Interesse an Umsatz. Dem Wirt, dem es nun am besten gelingt, seinen Umsatz zu steigern und dabei den Kunden das Gefühl gibt, etwas “Förderliches” bekommen zu haben, wird überleben, unabhängig davon, ob das Produkt im Endeffekt wirklich förderlich ist.

      Das Entscheidende ist, daß das “Gefühl” des Kunden die Höhe des Umsatzes bestimmt und nicht der tatsächliche langfristige Vorteil für den Kunden. Das ist, wie schon beschrieben, das Typische an der “Nicht-Anreizkorrigierten Marktwirtschaft”. Kein Mensch sollte sich also wundern, wenn er in unserem System desöfteren betrogen wird. Ein guter Verkäufer verkauft schließlich auch einem Eskimo einen Kühlschrank. Die “Schlechtigkeit des Menschen” liegt also im System begründet.

      Es ist desweiteren höchst unangemessen zu glauben, der einzelne Mensch sei in der Lage, alle Manipulationen zu erkennen. Selbst wenn Einzelne bestimmte Manipulationen erkennen. Statistisch gesehen wird die Mehrheit dies nicht können. Schließlich ist der umsatzstärkste Wirt auch der raffinierteste. Mit Hilfe seiner Raffinesse wird Wirt1 Wirt2 vom Markt verdrängen und weitere “Filialen” eröffnen. Wegen des Gesetzes von Variation und Selektion muss hierbei aber keine böse Absicht im Spiel sein. Es reicht einfach unterschiedliches Verhalten. Das raffinierteste und umsatzfördernste wird übrig bleiben, unabhängig von den langfristigen Schäden.

      Es ist wohl einleuchtend, dass es einfacher war, die “kurzsichtige” 1. Form des Kaufens zu “erfinden”, als das “weitsichtige” Anreizkorrigierte Kaufen, bei dem die langfristige Folgen berücksichtigt werden. Weniger einleuchtend ist, warum einem solch revolutionären neuen Wirtschaftssystem wie der Anreizkorrigierten Marktwirtschaft bzw. Wirtschaftsweise bis heute so wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Ein Desaster für die Menschheit? Fehlt ihr generell die nötige Weitsicht?

      Vermutlich liegt es daran: In der heutigen Zeit ist die memetische Evolution leider so weit “fort”geschritten, dass viele Menschen gar nicht mehr in der Lage sind, systemkritisch zu denken. Viele kämpfen um ihre Existenz, sind überfordert, haben keine Zeit. Andere sind zu bequem oder arrogant, denken es gibt nichts Neues auf der Welt. Eine andere Form des Wirtschaftssystems, des Kaufens wird für unmöglich gehalten, eine bessere Welt wird als Illusion abgetan. Es geht sogar so weit, dass Aussenseitermeinungen nicht mehr als “Meinung” akzeptiert werden, (wenn sie überhaupt wahrgenommen werden), sondern psychiatrisiert, d.h. also als krank abgestempelt werden. Und durch diese Ignoranz wird unsere Welt weiter zerstört.

      Stellen wir uns nun noch die memetische Evolution vor wie einen Fluss von Verhalten steuernden Gedächtnisinhalten, der durch die Zeit fließt. Dabei passen sich die Meme genau wie die Gene den Umweltbedingungen an. Im Falle der Meme passen sie sich im Laufe der Zeit schließlich der ungünstig gesetzten Anreizsituation optimal an, bei der, wie gesagt, die langfristigen Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden nicht berücksichtigt werden.

      Wir können nun ohne weiteres behaupten, dass die Geldflüsse im Endeffekt die Memflüsse bestimmen. Die verhaltenssteuernden Gedächtnisinhalte, mit denen Geld zu verdienen ist, setzen sich durch. Es geht hierbei ums finanzielle Überleben. Da die Anreize aber falsch gesetzt sind, fliessen die Memflüsse leider in die falsche Richtung.

      2. Erstes Beispiel: Memflüsse im Gesundheitswesen

      Als ein Beispiel sei hier genannt die häufig auftretende Erwartungshaltung von Patienten, vom Arzt nicht nur gute Ratschläge z.B. über gesunde Lebensführung, sondern immer auch ein Medikament bekommen zu wollen und ansonsten mit dem Arzt unzufrieden zu sein. Medikamente, die im Prinzip erst dann verwendet werden, wenn schon etwas schief gelaufen ist. Nachdem durch Fehlverhalten wie z.B. ungesunde Lebensweise schon Krankheiten entstanden sind. Es wird also bei dieser Form der Medikation die Symptomatik statt der Ursachen behandelt. Ein sehr guter Arzt hätte wahrscheinlich schon im Vorfeld die Ursachen durch Prävention abstellen und damit der Entstehung einer Krankheit vorbeugen können.

      Wie schon gesagt: Der Besuch eines Arztes wird heute häufig mit einer Medikamentengabe assoziiert. Dieses Mem verhilft so z.B. der Pharma-Industrie zu mehr Umsatz. Ein Arzt, der eher weniger Medikamente verschreibt, könnte bei Patienten, die dieses Mem “in sich tragen”, leicht negativ bewertet werden. Nach dem Motto, mein Arzt gibt mir nichts, was mir hilft. Ein anderer Faktor ist die Zeit. Ein Arzt, der, statt der schnellen Medikamentengabe, sich mehr Zeit nimmt, um die Ursachen für eine Erkrankung genauer und besser abzuklären, wird nicht finanziell belohnt, wie es bei der Anreizkorrigierten Marktwirtschaft der Fall wäre, sondern eher finanziell bestraft. Er wird tendenziell weniger Geld verdienen als ein Arzt, der seine Patienten fließbandmäßig abfertigt. Weil das Geld bei Fließbandmedizin eher fliesst, werden die Meme, die die Fließbandmediziner-Vertreter vertreten, immer mehr. Für jedes Problem gibt es eine Tablette, gibt es etwas zu kaufen. Nach dem Prinzip von Variation und Selektion variiert das Verhalten von Ärzten. Ärzte, die mehr verdienen, setzen sich mit ihren Memen durch. Welche Ärzte werden wohl übrig bleiben?

      Plausibel scheint wohl die Fließbandmedizin im Vorteil. Der Memfluss fließt hin zum chronisch Kranken. Denn um so mehr Dauerpatienten, um so höher die Belohnung für das System.

      Der Patient selbst hat es dabei schwer, medizinische Leistungen zu vergleichen, da er meistens wegen einem Problem nur von einem Arzt behandelt wird. Er kann die unterschiedlichen langfristigen Ergebnisse von Behandlungsmöglichkeiten nicht erfassen, da er meist nur eine Behandlung erfährt.

      Da die Pharma-Industrie natürlich immer den engen Kontakt zu Ärzten sucht, um ihre Medikamente zu vermarkten, und dabei eher ein Interesse an übertriebenem Medikamenten-einsatz hat, weil dann natürlich auch der Umsatz höher ist, sind auch die Ärzte dazu geneigt evt. mehr zu verschreiben, als wirklich notwendig wäre. Ansonsten wären die Werbe-Etats der Pharma-Industrie ziemlich unnütz.

      Das Geld fließt also dann am meisten, wenn die Meme zur Medikamenteneinnahme führen, wenn