Aline S. Sieber

Wolfsfieber


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sah Anna in die Augen und versuchte ihr so klar zu machen, dass sie fliehen sollte, sobald er die Aufmerksamkeit beider Männer auf sich gelenkt hatte.

      Danach musste er wieder den Größeren anschauen, der jetzt auf ihn zukam.

      „So? Dann sag mir doch bitte, wo das deiner Meinung nach ist?“

      „In seiner natürlichen Umgebung. Aber davon scheinen Sie ja nicht sehr viel zu halten.“

      „Hör mal zu, Junge. Siehst du diese Waffe hier? Das ist eine Spezialanfertigung für die Jagd. Wenn man damit schießt, erzeugt das keinen Laut. Ich könnte dich also hier und jetzt töten.“

      Chris sah, wie Anna sich aus dem Gebäude schlich. Sie würde Hilfe holen. Ein Teil seiner selbst schrie ihm in Todesangst zu, dass er es ihr gleich tun müsse, nur um in Sicherheit zu sein. Er kämpfte mit Gewalt dagegen an. Er durfte gegenüber dem Anderen keine Schwäche zeigen, da dieser sie sofort ausnutzen würde. Außerdem war ihm das sowieso unmöglich. Mit diesem Fuß würde er nach den ersten paar Schritten zusammenbrechen. So starrte er nur auf den Lauf des Jagdgewehres.

      „Ich gebe dir zehn Sekunden Zeit. Dann schieße ich. Also überlege dir gut, was du sagst!“

      Der zweite Mann erblasste, dann wandte er sich an seinen Freund.

      „Bist du wahnsinnig? Du bist gerade im Begriff, einen Menschen zu töten!“

      „10.“

      „ Der Wolf kann noch nicht weit sein.“

      „ 9.“

      „ Wir könnten ihn noch einholen!“

      „8.“

      „ Vor allem, da er verletzt ist!“

      „7…6…5…4…3…2…1. Deine Antwort, Junge!“

      Chris schüttelte stumm den Kopf. Es gab nichts, was er entgegnen konnte. Und eine gute Lüge fiel ihm beim besten Willen nicht ein.

      Der Mann schoss. Entgeistert sah sein Kumpan zu, wie der fremde Junge rückwärts zu Boden fiel.

      Anna hörte den Schuss trotz der Versicherung des Wilderers und begann, zu rennen. Es durfte noch nicht zu spät sein!

      Das Schneemobil der Pistenwache raste den Berg hinauf, wobei der Fahrer versuchte, auch noch das Letzte aus dem Fahrzeug heraus zu holen. Hinter diesem tauchten auch noch andere Pistenfahrzeuge aus dem Nebel auf, der zu dieser Tageszeit stets noch im Talkessel hing. Anna war mithilfe ihrer Skier so schnell den Berg hinunter gefahren, wie sie konnte, um dann gleich ins Polizeipräsidium zu rennen und den Vorfall zu melden. Natürlich sprach sie nicht von ihrem Bruder in der Rolle des Wolfes, erwähnte auch die vorherigen Begegnungen nicht, aber ansonsten blieb sie bei der Wahrheit. Das musste ausreichen. Wölfe standen ja schließlich unter Naturschutz. Chris war in Gefahr, verdammt! Sie wünschte, das Schneemobil wäre schneller, die Strecke kürzer – alles, nur um schneller zu ihm zu gelangen!

      Die Strecke bis zur alten Scheune war nicht sehr weit, aber da erst die Schneemobile startklar gemacht werden mussten, hatte es doch etwas länger gedauert.

      Der Mann, der neben dem Jungen kniete, fühlte dessen Puls.

      „Er lebt noch. Ich habe daneben geschossen. Aber schau dir mal seinen Fuß an. Sieht so aus, als wäre er erst kürzlich in eine unserer Fallen getreten.“

      „Wie kommt es dann, dass wir es nicht erfahren haben? Außerdem ist keiner so unvernünftig und geht in dem Aufzug, “ er deutete auf die kurzen Kleider des Jungen, „nach draußen. Was machst du da?“

      „Ihn fesseln. Das Mädchen hat inzwischen sicherlich Hilfe geholt. Ohne eine Geisel kommen wir hier nicht mehr raus.“

      „Und was willst du dann machen, wenn wir so weit weg sind, dass sie uns nicht mehr einholen können? Abgesehen davon, dass er sowieso mit größter Wahrscheinlichkeit erfriert?“

      „Ihn zurücklassen.“

      „Dann stirbt er!“

      „Das ist mir vollkommen egal.“

      „Verlassen Sie mit erhobenen Händen das Gebäude! Sie sind umstellt! Wenn Sie sich jetzt stellen haben Sie bessere Chancen in einem fairen Prozess!“

      „Du gehst zuerst. Und vergiss nicht: ein Fehler und du bist tot!“ Mit diesen Worten stieß der Größere den Jungen durch die Tür, durch die er ihm sofort folgte, die Pistole an dessen Schläfe gepresst. Sein Kumpan tat es den beiden gleich. Auch er war jetzt bewaffnet.

      Sie hatten dem Jungen die Hände vor dem Körper zusammen gebunden, dann war er erwacht.

      Ihr Gefangener konnte durch seine Verletzungen kaum laufen oder sich selbst aufrecht halten. Es war ihm unmöglich zu fliehen.

      Die beiden Wilderer hatten seinen Namen gar nicht erst wissen wollen, für den Fall, dass sie ihn doch eigenhändig töten mussten.

      Anna stieß unwillkürlich einen leisen Schrei aus, als sie ihren Bruder erblickte. Chris war nur noch ein Schatten seiner selbst. Gesund wäre er eher gestorben als sich von jemandem stützen zu lassen, jetzt aber hielten ihn nur noch die Wilderer. Auf seinem hellen T – Shirt hatte sich ein immer größer werdender, rostroter Fleck gebildet und wenn er seinen rechten Fuß belasten musste, verzog er das Gesicht zu einer Grimasse. Er stürzte beinahe und der Mann hinter ihm fing ihn auf. Er legte seinen freien Arm um den Hals des Jungen. Wenn er jetzt fiel, erwürgte er sich selbst.

      „Der Junge ist verletzt! Haben Sie das zu verantworten?“

      „Teilweise. Aber darauf muss ich keine Antwort geben, wissen Sie. Datenschutz.“

      „Ich könnte Ihnen beiden freies Geleit zusichern, wenn Sie ihn hier lassen.“

      „Und wer sagt mir, dass Sie Ihr Wort halten? Keiner. Der Junge ist unsere lebende Versicherung dafür, dass wir hier weg kommen.“

      „Dann geben Sie ihm bitte wenigstens meine Jacke!“

      „Habe ich eine Garantie darauf, dass die nicht verwanzt ist? Nein. Es bleibt dabei!“

      Der Ganove zog den Jungen an sich, gerade als dessen Beine unter ihm wegsackten, schob dessen gefesselte Arme um seinen Hals und ging los, immer weiter hinaus in das Schneegestöber. Die verängstigte Menge wich schweigend zurück, denn niemand bezweifelte, dass er seine Geisel letztendlich doch töten würde, sobald sich auch nur die kleinste Gelegenheit dazu bot.

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