George Curtisius

Das FBI gegen die Macht des Gebets I


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verfolgten sie am Abend in ihren Häusern die TV-Nachrichten. Als der Nachrichtensprecher sagte, dass am späten Nachmittag in Las Vegas für eine Stunde der Strom ausgefallen sei, was zur Beunruhigung aller Besucher und Bewohner geführt habe, durchzog tiefe Freude das Herz aller Beterinnen.

      Kurze Zeit später rief Jeff Finner an und lud alle Beterinnen zu einem kurzen Dankgottesdienst um 9:30 p.m. ein. Die Eingeladenen kamen alle in der Hoffnung, dass er noch weitere Informationen hätte.

      Finner zelebrierte einen kurzen Dank-Gottesdienst. Er bezog sich noch einmal kurz auf den von den Himmeln übernommenen Auftrag, auf ihre anfänglichen Zweifel und das von Gebetsabend zu Gebetsabend gewachsene Gottvertrauen.

      Zu dem Ereignis hatte Finner tatsächlich neue Informationen. Er hatte zwei große Hotels und zwei Krankenhäuser in Las Vegas angerufen. Die Angestellten an der Rezeption der Hotels hatten den Stromausfall bestätigt. Sie hatten sich aber gewundert, dass trotz Stromausfall die Lifte noch bis in die Ebene der Rezeption fuhren und erleuchtet waren. Die Liftbenutzer stiegen von der noch erleuchteten Liftkabine aus, um in die Dunkelheit der Rezeptionsebene zu gehen.

      Die zwei befragten Krankenhäuser erklärten, von dem Stromausfall nicht betroffen gewesen zu sein. Diese Informationen lösten einen verhaltenen Jubel des Danks bei den Beterinnen aus. Jeff Finner fasste diesen Dank an Gott in Worte. Er drückte seine Hoffnung und die Hoffnung seiner Beterinnen aus, dass in möglichst vielen Menschen während der äußeren Dunkelheit die Sehnsucht nach dem inneren Licht erwacht sein möge. Nach diesen Wünschen für das Wohlergehen ihrer Nächsten sangen alle noch ein Dankeslied und gingen frohgemut zu ihren Familien.

      Der Erfolg ihres Gebets als Beweis für die Kraft des Gebets sollte innerhalb der Gemeinde bleiben. Die Angehörigen der Beterinnen sprachen jedoch an ihrem Arbeitsplatz und in der Schule über das Ergebnis. Bei den meisten dieser Kontaktpersonen fand die Behauptung, dass Gebete den Stromausfall in Las Vegas herbeigeführt haben sollen, keinen Glauben. Allein die Umstände dieses Stromausfalls führten zur Nachdenklichkeit.

      Die Nachricht, dass Beterinnen der Methodisten-Gemeinde von Lordsplace in Las Vegas einen Stromausfall herbeigeführt hätten, kamen auch bei den Redakteuren des Alexandria Advertising, einer kleinen Werbezeitschrift, an. Redakteur Broder rief bei Reverend Finner an und fragte, ob die in Lordsplace kursierende Behauptung einen Wahrheitsgehalt hätte, dass die Gemeinde für den Stromausfall in Las Vegas gebetet hätte.

      Finner zögerte zunächst, räumte jedoch dann ein, dass Beterinnen seiner Gemeinde gebetet hätten, dass am Sonntag, den 20. Januar, von 5 p.m. bis 6 p.m. der Strom ausfallen solle und Notstromaggregate nicht anspringen. Der Strom sollte jedoch nicht in den Krankenhäusern ausfallen und in den Aufzügen erst nach Erreichen des Erdgeschosses, so dass kein Mensch in einem Lift für die Zeit des Stromausfalls eingeschlossen wird. So sei es auch geschehen.

      Mit dem Gebet sollte ein Beweis für die Kraft des Gebets gegeben werden. Es sollte dadurch keinem ein Schaden entstehen. Das sei gelungen. Broder mochte es kaum glauben. Sollte die Kraft des Gebets wirklich so stark sein, in einer großen Stadt alle Lichter auszumachen, sodass die Stadt für eine Stunde in Dunkelheit versinkt?

      In den nächsten Tagen informierte sich Redakteur Broder in Las Vegas bei der Stadtverwaltung. Was er vom Referenten des Bürgermeisters erfuhr, erstaunte ihn noch mehr. In Las Vegas war tatsächlich der Strom von 5 p.m. bis 6 p.m.. mit den vom Reverend genannten Restriktionen ausgefallen. Redakteur Broder konnte trotzdem nicht glauben, dass dieser Stromausfall die Wirkung des Gebets in Lordsplace gewesen sein könne.

      Er schrieb deshalb nur einen wenige Zeilen umfassenden Artikel, dass die Methodisten-Gemeinde von Lordsplace behaupte, dass der Stromausfall in Las Vegas das Resultat ihrer Gebete gewesen sei. Er schrieb weiter, dass es häufiger Behauptungen gebe, mit Gebeten etwas Besonderes bewirkt zu haben. Die Naturwissenschaft habe bisher alle Behauptungen dieser Art widerlegen können. Es hätte für ungewöhnliche oder rätselhafte Ereignisse immer eine naturwissenschaftlich zu erklärende Ursache gegeben.

      Notstand an der Wallstreet

      Die Buckham Bank war eine relativ kleine Bank im Vergleich mit den Mega-Banken an der Wallstreet. Ihre Schwerpunkte waren der Hochfrequenzhandel mit Aktien und Derivaten sowie der Devisenhandel. Das waren alles riskante Geschäfte, die von den Mitarbeitern großes Know-How und höchste Konzentration verlangten. Sie wurden dafür auch hervorragend bezahlt.

      Der wöchentliche Freitag war einer der Hauptgeschäftstage für alle Banken. Auch bei der Buckham Bank lief das Geschäft auf Hochtouren.

      Die Sitzung des Vorstands der Buckham Bank hatte am Freitag, 25. Januar 2019, um 10:00 a.m. begonnen. Der Sekretär hatte die Tagesordnung vorgelesen. Man überlegte, ob man einige Tagesordnungspunkte weglassen könne, um rechtzeitig beim Mittagessen zu sein.

      Um 10:15 a.m. ging plötzlich die Tür zum Konferenzsaal auf. Joe Zocker, der Chef des Hochfrequenzhandels, stürzte mit hochrotem Gesicht in die Versammlung. Er stotterte so schnell, dass ihn keiner verstand. John Buckham, der CEO der Bank, befahl ihm still zu sein und dann langsam zu sprechen. Joe Zocker berichtete, dass seit 10 a.m. alle Computer und alle Telefone ausgefallen seien.

      Die Notstromaggregate würden nicht funktionieren. In seinen Büros und in den Büros der gegenüberliegenden Häuser brenne das Licht. Er könne nicht telefonieren, weder über das Festnetz noch über sein Mobiltelefon. Er könne keine Website aufrufen und keine E-Mail verschicken, also auch keine E-Mail empfangen. Die gleiche Erfahrung hätten alle seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemacht.

      Seine Computer, so erklärte Zocker, hätten in Erwartung von höheren Kursen 450 Aktienpositionen aus dem S & P Index 500 im Wert von 3,2 Milliarden Dollar gekauft. Wenn jetzt die Kurse dieser Aktien sinken würden, können seine Computer die Aktien zurzeit nicht verkaufen. Es könne ein Schaden in Millionenhöhe entstehen. Noch riskanter waren die Geschäfte mit Derivaten und mit Devisen. Alle Transaktionen hingen plötzlich in der Luft. Die Geschäfte an den Börsen anderer Länder liefen weiter, aber die Buckham Bank in New York war quasi abgeschaltet.

      Der Vorstand war von der Nachricht von Joe Zocker schockiert. Wie es üblich ist, glaubten die Big Bosse zunächst ihrem Untergebenen nicht, wenn ihnen dessen Nachricht nicht gefiel. Die 5 Direktoren holten ihr Handy aus der Tasche. Sie wählten die Nummer ihrer Ehefrau oder ihrer Geliebten an, um festzustellen, ob ihr Handy funktioniert.

      Erst als sie keinen Kontakt zu den angerufenen Damen herstellen konnten, glaubten sie der Nachricht von Joe Zocker. Aber sie trösteten sich damit, dass der Ausfall von Telefon und IT sicher schnell behoben werden würde. Das erwies sich jedoch als Irrtum. Später wurde bekannt, dass alle Banken der Wallstreet und die Börsen in New York von dem Ausfall der Telefone und der Informationstechnik betroffen waren.

      Der Vorstand setzte seine Besprechung fort und arbeitete seine Tagesordnung ab. In den Büros arbeiteten die Techniker fieberhaft daran, die Notstromaggregate dazu zu bringen, die Computer mit Strom zu versorgen. Die Aggregate liefen zwar, sie produzierten Strom, aber die Computer nahmen den Strom nicht ab. Das konnten sich die Techniker nicht erklären. Es stellte sich später heraus, dass die Techniker an diesem Tag eine verrückte Technik erlebten, die sie ihr Leben lang nicht vergessen würden.

      Es wurden Boten zum Elektrizitätswerk geschickt, um festzustellen, ob der elektrische Strom vielleicht eine andere Eigenschaft erhalten hätte, mit dem die Computer nicht arbeiten können. Doch eine andere Eigenschaft des vom Elektrizitätswerk abgegebenen Stroms konnte nicht festgestellt werden.

      Die Boten, die mit dem Auto zu den Mobilfunkunternehmen geschickt wurden, bestätigten, dass die für die Wallstreet zuständigen Funkzellen elektrischen Strom erhielten, diesen aber nicht verarbeiteten. Die Techniker der Mobilfunkunternehmen konnten sich nicht erklären, warum ihre Sendemaste, keinen elektrischen Strom abnahmen, obwohl er zur Verfügung stand. Sie konnten trotz diverser Versuche und Herumprobierens daran nichts ändern. Die Geschäftsleitungen sprachen den Boten der Kunden ihr Bedauern aus und verwiesen auf höhere Gewalt.

      Dieselbe Antwort erhielten die Boten der Banken von AT&T und anderen Telefonunternehmen, deren Festnetz-Telefone