null Guamo

Gruselige Kurzgeschichten - ein Band mit 8 Erzählungen


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er spürte wie sein Lebenssaft aus ihm heraussprudelte. Dann wurde es wieder hell, aber es war nicht die Helligkeit, welche von einem Blitz hervorgerufen wurde, eher wie die Sonne am Tage nur ein wenig greller. Der Schmerz schien auch nachzulassen. Überhaupt stellte sich ein überaus gutes Gefühl ein. Leise, wie aus einiger Entfernung, hörte er wie eine weibliche Stimme seinen Namen rief…

      „Eddy. Eddy. Hallo? Das war nur ein Scherz. Du kannst jetzt die Augen wieder aufmachen.“

      sagte seine Freundin amüsiert, die sich nun dem Umhang und die Maske vom Körper streifte.

      Keine Antwort.

      „Eddy ich bin’s, deine Freundin. Siehst du, alles nur Show. Ich habe dich verarscht.“

      Keine Antwort.

      „Jetzt stell dich nicht stur. Du weißt, dass ich die bessere bin. Eddy?“

      Ihre Stimme klang jetzt weniger freudig und amüsiert, Angst schwang darin.

      „Eddy…Eddy sag doch was.“ rief sie leicht hysterisch. Dann nahm sie seinen Arm und erschrak augenblicklich. Sie spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Der Arm fiel schlaf und leblos ans Bett, keine Reaktion.

      Mit einem Schwung sprang sie in’s Bett und rüttelte an Eddy.

      „Wach auf, komm schon. Eddy.“ sagte sie unter Tränen, während sie ihn immer heftiger schüttelte.

      „Verdammt. Tu mir das nicht an. Nicht so. Bitte. Eddy. Du darfst nicht tot sein.“

      Heulend warf sie sich auf ihn und trommelte mit all ihrer Kraft mit den Händen auf seine Brust. Aber nichts geschah. Eddy war fort. Dann rannte sie wie ein angestochenes Schwein durch die Wohnung, wobei sie einige kleine Tische und Lampen mitriss. Mit dem Telefon am Ohr kam sie wieder ins Schlafzimmer gestürzt.

      „Es wird alles gut. Halte durch.“ sagte sie schniefend zu ihm, während sie ihm zärtlich über seine Wange strich.

      „Ja? Hallo, mein Name ist…“

      Eine viertel Stunde später kam der Rettungsdienst. Nach weiteren 20min waren sie mit dem toten Eddy verschwunden. Herzinfarkt lautete die Diagnose. Wie nüchtern das ganze doch klang.

      Sie war völlig aufgelöst, sagte aber den Leuten, dass sie zu ihrer Mutter fahren würde. Nun schaute sie heulend aus dem Fenster. Berührte es mit ihren tränenfeuchten Fingern und ließ die Hand dann an der Scheibe hinab gleiten.

       Wieso sollte ihr Freund, der gerade einmal 26 Jahre alt wurde, einen Herzinfarkt erleiden?

       Hatte sie den Streich zu weit gespielt? War es allein meine Schuld? Bin ich eine Mörderin?

      Nach 5min am Fenster drehte sie sich um und wollte sich ins Bett legen, als sie im Flur einen Schatten erkannte. Dieser, als sie ihn bemerkte, machte kehrt und entfernte sich.

      Erst in 53 Jahren sollte sie ihn wieder sehen.

      Der Mitbewohner

      Nun war es soweit. Meine Pläne zerplatzten, wie die sprichwörtliche Seifenblase. München, Good Bye, du wunderschöne Stadt, in der ich doch so gern gearbeitet hätte. Aber nein, dass Schicksal meinte es anders und schickte mich ins wohlklingende Großstadtleben namens Bremen. Für einen, der aus Bayern kommt, ist das wirklich ein großer Schritt, man könnte meinen ein Amerikaner wandert ins wunderschöne Kanada. Vielleicht nicht ganz so, aber es kommt hin. Schließlich sind die Menschen und die kulturellen Unterschiede enorm, geschweige denn von meiner jahrzehntelang antrainierten Dialektfähigkeit. Diese kann ich nun getrost wegstecken, denn mit diesen Kenntnissen kann mich in Bremen kein „Schwein“ verstehen.

      Aber wie konnte es nur soweit kommen?

      Ich, Gerd, der wohlbehütet bei seinen Eltern aufwuchs, viele Freunde hatte und sonst alles nach der Planetenkonstellation verlief, musste nun seine Heimat verlassen. Ich war schon immer hier, in der Schule, Studium, außer natürlich wenn wir Urlaub gemacht haben und dann wollte ich eigentlich auch hier arbeiten. Aber was macht man, wenn man in seiner jahrelang gebüffelten Richtung namens Mechatroniker nichts findet. Umschulung, was anderes Studieren oder gar eine Tätigkeit ausüben, die einem nun gar nicht gefällt? Nein, das kam für mich nicht in Frage. Also blieb mir nichts anderes übrig, als das Weite zu suchen. Nebst zahlreichen Städten im Ruhrpott oder gar im schönen Sachsenland, bot sich eine interessante Möglichkeit in Bremen. Ich erkundigte mich, was die Stadt zu bieten hat und ich war beeindruckt. Ist dies der Schritt zur Selbstständigkeit fragte ich mich oder eher weg von meiner Familie, die damit nicht wirklich begeistert ist. Sicher sie wollen auch nur das Beste für mich, aber war ich nicht immer für sie da und habe geholfen, wo es nur ging? Ich hasse es, den Lauf der Zeit so offensichtlich zu sehen. Erst verlasse ich das Nest, dann mein Bruder und zum Schluss meine Schwester oder vielleicht ist sie schon die nächste, schließlich ist das weibliche Geschlecht schon immer ein wenig frühreifer. Dann sind meine Eltern ganz alleine und der große Hof wäre nicht mehr von Nöten, dort wo ich etwas weniger als 2 Jahrzehnte gelebt habe. Aber schweifen wir nicht in die Zukunft ab, jetzt ist die Gegenwart und diese hier ist brandheiß.

      Im Moment sitze ich hier an meinen Schreibtisch in Bremen. Nebenan ist mein Mitbewohner. Aber pst, vielleicht kann er hören, wie ich auf der Tastatur herumklicker und dann kommt er rüber und stellt wieder einer seiner berüchtigten Fragen oder er sitzt wieder auf dem Klo und hat die Tür sperrangelweit geöffnet, brrrh, bei dem Gedanken läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken…. Pst, ich höre etwas, besser gesagt, ich kann es nicht überhören. Ja, er telefoniert wieder mit irgend so einer Tusse, die er womöglich nur wieder ins Bett kriegen will, dann kommt der übliche vorgespielte Streit und dann hat er wieder seine Ruhe und sucht sich die nächste raus, was für ein frauenverachtendes Schwein. Sicher halten sie mich für verrückt oder panisch, aber ich erkläre ihnen, wie es dazu gekommen ist.

      Vor ungefähr 5 Monaten bin ich nach Bremen gezogen, wegen der Moneten bringenden Arbeit. Natürlich brauchte ich Unterschlupf, den ich Anfangs bei meiner lieben Tante gefunden hatte. Ich hatte nie vor, auch nur länger als einen Monat bei ihr zu wohnen, denn ich bin ja kein Nutznieser oder ein Parasit. Der Punkt ist, dass man am besten und effektivsten eine Wohnung in der Stadt suchen kann, wenn man vor Ort ist. Von München war es sehr schwierig, vor allem wenn einem für die Wohnung Bilder vom Hauseingang/-flur/-garten und sogar –keller gezeigt wurden. Dazu kamen noch weitere Bilder, die durch eine Tür fotografiert wurden, bei denen man ins Bad „spicken“ konnte. Aussagekräftig war das alles nicht und ohne in eine Bruchbude zu wohnen, konnte ich mich nicht entscheiden. Bei meiner Tante klappte das ganze wesentlich besser. Sie hatte Internet und ich schaute nach der Arbeit nach WG’s. Richtig, Wohngemeinschaften, nicht Einraumwohnungen, denn die waren mir zu teuer bzw. dafür war ich zu geizig, je nach dem wie man es betrachtet. Jeder der schon einmal nach einer Wohnung bzw. einem Zimmer in einer Wohnung gesucht hatte, wird mir bestätigen, dass das ganze Unterfangen nicht so einfach ist. Unter anderem stehen seine eigenen Erwartungen im Wege. Entweder man sucht so lange bis man was gefunden hat oder man schraubt seine eigenen Erwartungen herunter. Ich suchte weiter.

      Nach sämtlichen Typen von Wohnungen, ob mit mintgrünem oder auch nur 1qm Bad, Fenster zur Hauptverkehrsstrasse, halben Kellerwohnungen oder einfach nur Wohnungen mit zahlreichen alkoholischen Getränkeflaschen, wo ich mir vorstellen konnte, wie es dort wohl laufen würde, ich suchte weiter. Leider hatte meine Tante einen neuen Freund und der wollte natürlich mal nach der Arbeit gewissen Gelüsten nachgehen. Aber in einer Zwei-Raum-Wohnung hatte man nicht allzu viel Platz, also verstand ich die unmissverständlichen Kommentare nicht so pingelich zu sein und endlich mal eine Wohnung zu finden. Leider hatte ich damit auch nicht den gewünschten Erfolg. Auch als ich eine annähernd gute Wohnung fand, mich gleich am nächsten Tag meldete, um sie zu nehmen, kannte mich die Vermieterin gar nicht mehr und meinte, dass das Zimmer schon weg sei. Wieder Kommentare seitens des Freundes meiner Tante und da kam ich mir schon blöd vor. Am liebsten hätte ich mir ein Zelt besorgt und auf dem Gelände der Firma, mein kleines Zuhause errichtet.

      Aber das Schicksal der Wohnungssuche sollte sich nach nun mehr 6 Wochen in Wohlgefallen auflösen. Eines