Kadhira del Torro

Fast egal


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besser, sondern riskanter“, korrigierte er sie. „Versprich mir etwas, Sammy.“

      „Was?“

      „Denk über die Hochzeit wenigstens noch einmal nach, okay?“ Er hob die Hand, als sie etwas sagen wollte. „Und hör mit dem Kampf auf, bevor du euch auch privat ruinierst. Das ist es nicht wert.“

      „Ich muss mich entscheiden, was wichtiger für mich ist. Die Firma zu schützen und meinen Stolz zu verlieren, indem ich mit dir schlafe, oder die Firma zu verlieren und meinen Stolz zu behalten.“ Sie starrte einen Moment auf ihren inzwischen kalten Tee, trank ihn trotzdem und stellte die Tasse vorsichtig zurück. „Zwischen diesen beiden Möglichkeiten bleibt nicht sehr viel Platz für Überlegungen, oder?“ Sie sah ihn an, suchte in seinen Augen nach etwas, das ihre Frage beantwortete. Aber sie fand keine Antwort. Nicht mal einen Hinweis. Und plötzlich hatte sie Angst. Sie kam mit der Wucht einer Abrissbirne, traf zielgenau den Magen, wo sich alles verkrampfte und eine Kälte entstand, die durch ihre Adern zu kriechen schien. Gleichzeitig war ihr einfach nur zum Heulen zumute. Sie schloss die Augen und kämpfte die Tränen tapfer nieder.

      „Woran denkst du, Sammy?“

      „Was passiert, wenn ich wirklich alles verliere?“ Es war kaum mehr als ein Flüstern, das sich an dem dicken Kloß in ihrem Hals vorbei drückte.

      „Wir beide werden darüber verhandeln, wie viel ich deinem Vater als Kaufpreis zahle. Wenn es soweit kommt. Aber dir bleiben immer noch meine Bedingungen. Wenn die erfüllt sind, lösen sich eure Probleme innerhalb von vierundzwanzig Stunden in Luft auf. Die erste Bedingung hast du bereits erfüllt. Auf die zweite würde ich notfalls verzichten, wenn du mir beweisen kannst, das du ihn wirklich liebst. Aber an der dritten halte ich fest.“

      „Können wir das ausdiskutieren?“

      Er lachte leise. „Ich fürchte nicht.“

      „Warum? Warum liegt dir so viel daran, mich nicht nur geschäftlich, sondern auch privat zu demütigen?“

      „Demütigen?“ Er sprang auf und ein leiser, unterschwelliger Zorn war deutlich zu hören, verriet sein Temperament. „Ich habe nicht gewusst, dass du so darüber denkst.“

      „Was soll ich denn sonst davon halten?“

      „Sammy, du verstehst das falsch“, meinte er und sah sie ein wenig hilflos an. „Ich möchte mit dir schlafen, weil ich dich begehre. Mein Gott, du bist eine wunderschöne Frau. Dass du auch noch die Person bist, mit der ich an den Verhandlungstisch will, ist purer Zufall. Aber für mich ein glücklicher Umstand, das gebe ich gern zu. Wenn du verlierst, werde ich dich nicht drängen, sondern warten, bis du bereit bist.“

      Samantha stand ebenfalls auf, trat dicht an ihn heran und legte ihre Hände auf seine Schultern. Ein klitzekleiner Gedanke nur, gerade mal eine Idee, hatte sich zwischen zwei ihrer Gehirnzellen eingenistet und teilte Hiebe aus, wollte beachtet werden. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können. „Was bekomme ich eigentlich, wenn ich gewinne? Die Firma gehört uns doch schon.“

      Brendon zögerte. Der plötzliche Wandel irritierte ihn ein wenig. Dann legte er seine Hände auf ihre Taille und zog sie weiter an sich, bis sie sich berührten. „Ich weiß es nicht. Was willst du außer der Firma?“ Seine Hand streichelte über ihren Rücken und Sam erschauerte.

      Sie seufzte leise und lächelte. „Für jede Bedingung, die ich erfüllen muss, wirst du ebenfalls eine erfüllen müssen.“

      „Welche?“ Sein Lächeln wurde breiter, wirkte amüsiert.

      „Vielleicht verheirate ich dich mit Miss Carlson“, dachte Sam laut und lachte. Brendon verzog das Gesicht, als habe er einen Schlag unter die Gürtellinie bekommen. „Ja“, meinte sie und lehnte sich an ihn. „Du wirst genauso leiden müssen wie ich.“

      „Und wer sagt, dass sich Miss Carlson heiraten lässt?“

      „Es wird dir mit deinem Ruf als Casanova ja wohl nicht schwerfallen, sie zu überzeugen, oder?“

      „Vielleicht möchte ich sie gar nicht heiraten“, wandte er ein.

      „Ich möchte auch so vieles nicht und muss es trotzdem tun“, meinte Sam und schluckte schwer. Das Kribbeln in ihrem Schoß hatte zugenommen und füllte bereits ihren ganzen Unterleib. Sie spürte seine Hand auf ihrem Rücken so deutlich, als würde ihre Kleidung gar nicht existieren.

      „Mein Ruf als Casanova scheint dich aber nicht zu beeindrucken, sonst hätten wir schon lange ...“

      Samantha legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen und lächelte. „Du bist ein interessanter und aufregender Mann, Brendon. Aber wir dürfen beide nicht vergessen, dass wir offiziell keine Freunde sind.“

      „Unser Privatleben ist nicht offiziell. Das ist nur der geschäftliche Teil. Und glaub mir, Sex ist Privatsache. Und da fällt mir doch glatt ein, dass du privat hier bist. Das hast du doch gesagt, oder?“ Er drängte sie Schritt für Schritt rückwärts, bis ihre Waden an die Lehne der Couch stießen.

      „Was hast du vor?“

      „Was glaubst du denn?“

      „Ich weiß nicht, ob ich das zulassen kann“, flüsterte sie heiser.

      „Dann sollten wir das schleunigst herausfinden.“ Er senkte den Kopf so langsam, dass Sam Zeit genug gehabt hätte, sich von ihm abzuwenden. Doch sie konnte – und wollte – es nicht. Sie sah ihm einfach in die funkelnden Augen, wie sie eine Spur dunkler, noch unergründlicher und geheimnisvoller leuchteten. Und dann hatte er sie erreicht, presste seine Lippen auf ihre, mit einer Leidenschaft, die ihren Verstand augenblicklich in die Flucht schlug.

      Mit einem leisen Seufzen schlang sie die Arme um seinen Nacken, presste sich an ihn und erwiderte den Kuss ebenso stürmisch. Ihre Augen schlossen sich wie von selbst, gleichzeitig hob sie sich auf die Zehenspitzen, genoss das intensive Gefühl seiner Umarmung, seines Kusses und ...

      Das Summen der Sprechanlage holte Samantha schlagartig in die Realität zurück. Sie schob Brendon sachte von sich und sah ihn aus großen Augen an. Ihre Lippen brannten und sie hatte das Gefühl, als seien sie angeschwollen und empfindlicher. Sie fuhr sich mit dem Finger darüber und beobachtete, wie er zum Schreibtisch ging, sie nicht aus den Augen ließ, als er eine Taste an dem kleinen Kasten drückte. „Sie sind gefeuert, Miss Carlson.“

      „Ihre Mutter ist am Telefon“, klang die unbeeindruckte Stimme seiner Sekretärin aus dem Lautsprecher. Wahrscheinlich wurde sie mehrmals täglich von ihm entlassen und machte sich nichts mehr draus.

      Brendon fluchte leise. „Bleib, wo du bist“, wies er sie an und nahm den Telefonhörer ab.

      Samantha strich ihre Kleidung glatt, nahm ihren Aktenkoffer und winkte ihm lächelnd zu. Fast schon auf Zehenspitzen ging sie zur Tür. Aber noch bevor ihre Finger die Klinke berührten, hörte sie den Telefonhörer auf den Schreibtisch poltern und wandte sich überrascht um. Brendon war so schnell bei ihr und griff nach ihrem Arm, dass sie keine Zeit zur Flucht hatte.

      „Hier geblieben, Sammy. Wir sind noch nicht fertig“, meinte er und zog sie mit sich zum Schreibtisch. Er legte einen Arm um ihre Taille und hielt sie fest, während er mit der anderen Hand den Hörer wieder aufnahm und an sein Ohr hielt. Er entschuldigte sich bei seiner Mutter und lauschte. Währenddessen küsste er sie in die Halsbeuge und knabberte an ihrem Ohrläppchen.

      Sam protestierte und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Aber er hatte keine Mühe sie festzuhalten und lachte leise. Dann verabschiedete er sich, versprach einen baldigen Rückruf und legte auf. Er griff auch mit der anderen Hand nach ihr, setzte sich auf die Schreibtischkante und zog sie zwischen seine Beine.

      Samantha ließ ihren Koffer einfach fallen und stützte sich an seinen Schultern ab. „Lass mich los, Brendon. Ich muss gehen.“

      „Du musst, oder du willst gehen?“

      „Beides.“

      „Wir hatten gerade