Kadhira del Torro

Fast egal


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lassen. „Und jetzt fragst du dich, was aus der Hochzeit mit Forsyth wird?“

      „Nein. Sie dürfte mehr als überflüssig sein. Das Geld reicht nicht, selbst wenn wir die ganz Firma zur Verfügung hätten. Es würde uns vielleicht für den Anfang reichen, aber es geht auch anders. Und ganz ehrlich, ich würde jeden anderen Weg lieber gehen.“

      „Das glaube ich dir. Forsyth ist im Gegensatz zu Richmond nicht sehr aufregend, oder?“

      „Er hat auch seine Reize“, verteidigte sie ihn lahm. „Auch wenn man lange danach suchen muss.“

      Ihr Vater lachte leise, nahm seine Brille ab und putzte sie ausgiebig. „Wie gefällt er dir?“

      „Nick ist ein netter Kerl, aber...“

      „Ich meine nicht Forsyth.“

      „Oh.“ Sie wurde tatsächlich rot, fühlte sich ertappt. „Er ist... ich weiß nicht...“ Sie brach ab, sah ihn ein wenig hilflos an. „Wir haben uns über die Firma unterhalten.“

      „Natürlich habt ihr das. Aber ich bin nicht blind, Kleines. Er ist auf die Party zurückgekehrt. Du nicht.“

      „Ich war müde.“

      „Natürlich. Auch wenn er nichts gesagt hat, bin ich mir sicher, dass sein Hauptinteresse nicht der Firma gilt.“

      „Wie kommst du darauf?“

      „Ich wiederhole: Ich bin nicht blind. Und was immer ihr beiden an dem Abend noch besprochen habt, es hat ihn ziemlich beschäftigt. Und wütend gemacht.“

      „Wütend?“

      „Ja. Dabei ist mir allerdings nicht ganz klar, ob sich seine Wut gegen dich oder gegen ihn selbst richtete. Im Großen und Ganzen wirkte er mit allem recht unzufrieden. Was mich ehrlich gesagt sehr gefreut hat.“

      „Das kann ich mir gut vorstellen.“

      „Aber ganz nebenbei, Samantha. Ich weiß nicht, ob es dir das Leben leichter macht. Aber Brendon Richmond ist ein sehr sympathischer Mann.“

      Sammy staunte. „Das sagst ausgerechnet du?“

      Er lachte. „Wenn wir geschäftlich keinen Ärger miteinander hätten, würde ich selbst darüber nachdenken, wie ich ihn dir als Ehemann schmackhaft machen könnte.“

      Ihr verschlug es die Sprache. Das einzige, was ihr dazu noch einfiel, war „Verräter.“

      „Kann sein. Aber im Moment brauchst du keine Angst haben, dass ich irgendetwas in der Richtung unternehme. Jetzt brauche ich dich erst noch gegen ihn.“

      „Also sollte ich aufpassen, sobald sich die Wogen geglättet haben und der Alltag zurückkehrt.“

      „Weißt du, was zwischen euch beiden nicht von selbst passiert, kann auch kein anderer erzwingen.“

      „Wie weise.“

      „Was nicht heißen soll, dass es im für mich ungünstigsten Zeitpunkt zwischen euch funkt.“

      „Ich gebe zu, dass er ein sehr aufregender Mann ist. Aber im Moment reizt mich allein die Auseinandersetzung mit ihm. Ich will seinen Kopf – und ich werde ihn mir holen.“

      „Trotz seiner Bedingungen?“

      „Was weißt du darüber?“ Es gäbe nichts peinlicheres, als wenn Brendon ausgerechnet ihrem Vater erzählt hätte, dass er sie...

      „Richmond sagte mir, dass er dir drei Bedingungen genannt hat, zu denen er bereit ist, dir Zeit für einen Überblick zu geben. Eine wäre, dass du die Verhandlungen führst. Über die anderen beiden schwieg er sich aus. Deswegen denke ich, dass sie nicht unbedingt etwas mit der Firma zu tun haben.“

      Sammy schwieg dazu. Sie wollte ihren Vater nicht belügen, also senkte sie den Blick und sah auf ihre Hände.

      „Wenn er nur die Firma wollte, dann hätte er sie schon lange“, fuhr er fort. „Also will er den Kampf mit dir – oder mehr. Aber das dürfte mich nichts angehen. Noch nicht. Aber um wieder aufs Geschäft zurückzukommen, Samantha. Du solltest nur einsteigen, wenn du dir sicher bist. Alles andere wäre nur ein Aufschub, der uns viel Geld kostet. Und das ist auch ein Brendon Richmond nicht wert.“

      „Aber die Firma ist es wert, dass wir um sie kämpfen.“

      „Ja, das ist sie.“

      „Brendons Angebot für eine Neuverhandlung läuft heute Mittag aus. Entweder wir sagen zu oder die Firma war einmal.”

      „Äußerst treffend, ja. Also? Vorschläge werden gerne angenommen. Ich gestehe es nur ungern, aber auch eine Neuverhandlung mit ihm würde mich nicht weiter bringen. Es ist geradezu unheimlich, so, als ob er Gedanken lesen könnte. Er kennt jeden meiner Schritte, noch bevor ich sie kenne. Einfach unglaublich. Richmond hätte uns schon lange ruinieren können. Aber jedes Mal hat er uns eine Chance gegeben. Und warum, dürfte uns beiden jetzt klar sein, oder?”

      „Warum hast du mir nicht früher Bescheid gesagt?”

      „Habe ich nicht schon genug von dir verlangt, als ich dich fragte, ob du Forsyth wegen seiner Firma heiraten würdest? Es war mehr als genug, weil er verlangte, dass du nicht mehr arbeitest. Und bis heute ist mir unbegreiflich, wie du dich darauf einlassen konntest.“

      „Ich liebe dich, Daddy“, meinte sie leise. „Reicht das nicht?“

      „Es heißt zwar, dass man bei Hochzeit nicht eine Tochter verliert, sondern einen Sohn gewinnt. Aber mal ehrlich. Nicolas wäre nie ein Sohn für mich. Da ist mir selbst jetzt Richmond tausendmal lieber.“

      „Daddy!“

      „Schon gut. Grandma weiß nichts von dieser ganzen Sache, aber ich glaube, sie ahnt was. Und wenn sie es rauskriegt, wird sie uns beiden den Hals umdrehen. Auf jeden Fall wird es ihr gefallen, dass du Forsyth nicht mehr heiraten willst. Das hat sie sowieso nicht verstanden. Es tut mir leid, Samantha. Betrachte dieses alberne Versprechen, das du mir gegeben hast, als hinfällig. Es war eine blöde Idee.” Er schwieg einen Moment. „Kommst du zurück?“

      „Lieber jetzt als gleich.“

      „Und Richmonds Bedingungen?“

      „Damit werde ich fertig, kein Problem.“

      „Okay. Vor der Presse erklären wir deine Rückkehr mit einem Urlaub, den du dir nach den letzten Jahren endlich mal gegönnt hast. Ich habe nachgesehen. Es war dein erster Urlaub seit über zehn Jahren. Überhaupt dein erster, solange du für mich arbeitest. Egal.“

      „Die Arbeit hat mir gefehlt, Dad. Gott bewahre, aber ich war schon so verzweifelt, dass ich stricken lernen wollte,” meinte sie und schüttelte sich.

      „Na dann.” Er setzte sich auf und schob ihr die Unterlagen zu. „Du solltest sie dir ansehen. Und dann können wir überlegen, wie wir Richmond begegnen.”

      „Ich habe sie mir doch schon angesehen“, erinnerte sie ihn sanft. „Und ein wenig nachgedacht habe ich auch schon. Wenn du einverstanden bist, werde ich mich zuerst mit Brendon unterhalten. Bevor ich offiziell wieder meinen Platz einnehme.“

      „Tu, was du willst. Aber sag mir rechtzeitig Bescheid, wenn ich zur Seite gehen soll. Ich würde nur ungern über einen der Steine stolpern, die er dir in den Weg legen wird.“

      „Ist er so gemein?“

      „Sagen wir, er ist nicht anders als du.“

      Sam war sich nicht ganz sicher, ob das ein Kompliment war.

      Sie brauchte nicht ganz eine halbe Stunde, um das riesige Bürogebäude zu finden, in dessen oberster Etage Brendon Richmond seine Fäden zog. Sie sah an der vollkommen verspiegelten Fassade hoch, zwinkerte dabei in die Sonne, die von den vielen Spiegeln reflektiert wurde, und schüttelte den Kopf. Dazu fiel ihr nur eine Beschreibung ein. Protzer.

      Ihr Puls begann zu galoppieren, ihre Beine zitterten und ihre