Kadhira del Torro

Fast egal


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einen Anlass, um ihn zu verstoßen.“

      „Das musst du gerade sagen,” fuhr Samantha ihn an. „Was würdest du alles tun, um mich in dein Bett zu bekommen?”

      Brendon lachte laut auf und funkelte sie vergnügt an. „Ich würde dich einfach die Treppe rauftragen und in das nächste Bett legen, das ich finden kann.”

      „Du scheinst dir ja verdammt sicher zu sein, dass ich da mitspiele,” fauchte sie.

      „Wie wir beide festgestellt haben, fällt es mir nicht sonderlich schwer, dich zu überzeugen,” konterte er.

      Samantha sah ihn wütend an. Ihr fiel absolut nichts ein, was sie dazu sagen sollte.

      „Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?”

      Plötzlich musste Samantha lachen und ihr Zorn verpuffte. Sie lachte so herzhaft, dass Brendon mit einfiel. „Das ist verrückt. Ich schicke meinen zukünftigen Ehemann raus und sitze hier mit einem Mann, der beinahe mein Liebhaber geworden wäre.”

      „Was nicht ist, kann noch werden,” meinte er und ihr Lachen erstarb.

      „Nein.” Sie sah ihn nicht an, sondern hielt den Blick gesenkt.

      „Es ist nur eine Frage der Zeit, Sammy. Ich weiß, dass es passieren wird. Und du weißt es auch.”

      „Ich will davon nichts mehr hören, kapiert?” Sie sprang auf, verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich ab.

      „Warum heiratest du Nicolas Forsyth? Du liebst ihn nicht.”

      „Wie kommst du darauf?” Sie drückte mit einer wütenden Geste ihre Zigarette im Aschenbecher aus. Etwas heftiger und sie brach den Glasascher in zwei Teile.

      „Ich bin nicht blind, meine Liebe. Du bist aber auch kein Mensch, der Forsyth aus Mitleid heiratet, weil er keine andere findet. Du magst viel für deine Freunde tun, wenn er denn tatsächlich ein Freund von dir ist. Aber eine Ehe ginge eindeutig zu weit. Es muss also einen anderen Grund für diese Hochzeit geben.”

      „Unsinn,” widersprach sie heftig.

      „Du sagtest, du hättest deinen Job wegen der Hochzeit aufgegeben. Ich gehe also davon aus, dass du ihn aus geschäftlichen Gründen heiratest.”

      „Könnten wir bitte das Thema wechseln?”, fragte sie und sah ihn wieder an.

      „Warum? Komme ich der Wahrheit zu nahe?”

      „Du bist weit davon entfernt,” log sie.

      „Das glaube ich nicht. Ich weiß, dass dein Vater momentan ziemliche Schwierigkeiten mit seiner Firma hat. Deswegen wundert es mich, dass er dich noch nicht zurückgeholt hat. Gerade jetzt würde er dich nämlich am dringendsten brauchen.”

      „Ich habe bereits vor einigen Monaten aufgehört. Dad hat diese Schwierigkeiten aber erst in den letzten Wochen.”

      „Ein Grund mehr für dich, wieder in der Firma zu arbeiten. Außer, du versprichst dir etwas von der Hochzeit mit Nicolas Forsyth.” Er winkte ab, als sie etwas sagen wollte und sah sie nachdenklich an. „Dein Vater braucht Geld und neue Kapazitäten, um seine Firma über den Berg zu kriegen. Forsyth kommt da natürlich gerade Recht. Durch eine Heirat könntest du die Hälfte seiner Firma beanspruchen, wenn ihr das nicht vorher per Ehevertrag ausklammert. Aber genau das dürfte doch der Grund sein, weswegen du Forsyth überhaupt heiratest, oder? Das Dumme an der Geschichte ist eben nur, dass du dich für die Firma deines Vaters opferst. Und das gleich doppelt, weil du deinen Job nicht mehr machst, was ein echter Verlust ist, und weil du Forsyth an der Backe hast, was wirklich schlimm ist. Aber glaub mir, wenn er sich weiterhin so benimmt, rechtfertig er damit jeden Mord. Dein Anwalt kann auf Notwehr plädieren und du wirst mildernde Umstände kriegen.”

      „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich etwas dazu sage, oder?”

      „Das brauchst du nicht. Ich weiß, dass ich recht habe.” Er zog genüsslich an seiner Zigarre.

      Samantha setzte sich wieder auf die Couch und brütete einen Moment über das, was er gesagt hatte. Ihrer vagen Erinnerung nach hatte ihre Großmutter von einer Firma gesprochen, die er von seinem Vater übernommen hatte. Welche? Richmond war bestimmt kein häufiger Name in dieser Gegend. Aber sie kannte nur eine Firma, die diesen Namen trug. Obwohl sie noch nie selbst die Säbel mit ihr gekreuzt hatte, handelte es sich dabei um den größten und gefährlichsten Konkurrenten, den sie kannte. Man hatte sich gegenseitig in Ruhe gelassen, gerade wie ein stillschweigendes Übereinkommen. Was bei einer alten Freundschaft zwischen seinem Vater und ihrer Großmutter vielleicht noch zu erklären wäre. Allerdings blieb es ein Rätsel, oder war es gerade dann, woher Brendon von den firmeninternen Problemen ihres Vaters wusste. „Woher weißt du von den Schwierigkeiten, die mein Vater hat?”

      Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. „Ich habe meine Informationen aus bester und zuverlässigster Quelle.”

      „Ach ja?”

      „Ja. Außer Forsyth und mir weiß eigentlich niemand davon. Wenn es bekannt wird, würden eure Aktien rapide in den Keller fallen und ihr würdet weit mehr verlieren als nur eure Firma.”

      „Und du hast nicht zufällig die Absicht, mit dieser Information hausieren zu gehen oder sie an das meistbietende Käseblatt zu verkaufen?”

      „Nein.” Er lachte leise und lehnte sich wieder zurück. „Ich werde einen Teufel tun, um das an die Öffentlichkeit zu bringen. Ich bin viel zu neugierig, wie sich dein Vater aus dieser kleinen Misere befreit.”

      „Was hast du damit zu tun?” Ihr Misstrauen war geweckt.

      „Ich bin der Grund für seine Kopfschmerzen.”

      „Was?” Sam sah ihn erstaunt an. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Sie kannte die Einzelheiten nicht und auch nicht, wie ihr Vater in diese Schwierigkeiten hineingeraten war. Sie hatte sich schon lange nicht mehr um die Interessen der Firma gekümmert. Aber jetzt verfluchte sie sich dafür. „Kannst du mir das erklären?”

      „Ich wundere mich doch etwas, dass du es nicht weißt,” meinte er, immer noch mit einem breiten Grinsen im Gesicht. In seine Augen trat ein erwartungsvolles Funkeln. „Ich werde mich mit deinem Vater in den nächsten Tagen an den Verhandlungstisch setzen. Dein Vater hat sich bislang tapfer geschlagen, aber jetzt geht es deutlich dem Ende zu. Er hat seine Grenzen erreicht.”

      „Und warum sollte meine Großmutter dich einladen, wenn du dabei bist, die Firma meines Vaters zu ruinieren?” Samantha verstand das alles nicht. Irgendetwas in ihr behauptete, dass das noch längst nicht alles war. Da fehlte noch ein Puzzlestück.

      „Die Einladung ist rein privater Natur. Deine Großmutter ist der Meinung, dass man sehr wohl geschäftliches von privatem trennen kann. Sie kann es jedenfalls. Und ich auch. Dein Vater ist allerdings weniger glücklich darüber, mich heute Abend hier zu sehen. Ich kann ihn sogar verstehen. Ich würde auch nicht gerade den Mann einladen, der mich an den Rand der Verzweiflung gebracht hat.”

      Nein, Grandma hat dich nicht eingeladen, weil sie deine Eltern und dich kennt, sondern weil sie hofft, dass du mir zuliebe die Firma meines Vaters in Ruhe lässt. Es würde ihr zweifellos besser gefallen, wenn ich dich und nicht Nicolas Forsyth heirate. Samantha lächelte bei diesem Gedanken amüsiert. Grandma, dass war nicht dumm. Aber deine Möglichkeiten beschränkten sich darauf, uns miteinander bekannt zu machen. Alles andere liegt nicht mehr in deiner Hand. „Was gewinnst du, wenn du die Firma meines Vaters ruinierst?”

      „Ich beabsichtige eine Übernahme. Somit bekomme ich seinen Marktanteil und habe einen Konkurrenten weniger.”

      „Und die Börsenaufsicht?“

      „Hat ihren Segen gegeben, wenn wir kein allzu großes Theater daraus machen.“

      „Aber genau das wird es geben, ein riesengroßes Theater. Die Medien werden sich überschlagen. Entschuldige, aber weder die Firma meines Vaters noch Richmonds Enterprises kann Geschäfte von diesem Format abwickeln, ohne dass es jemand mitbekommt. Gut,