Hope Monroe

Ace


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tote Mrs. Dendrite

       56 – Tentakel

       57 – Lichterflimmern

       Epilog

       Inspiration und Autor

       Impressum neobooks

      Prolog

      »Pete. Pete Tully. Pitty«, sagte Hank zu mir und sein Blick legte sich traurig auf mich.

      Ich hob den Kopf. Meine Gedanken strömten durch ihn hindurch.

      »Warum hast du nur nicht auf all die Warnungen gehört?« Sein Tonfall ließ mich aufhorchen. Derart traurig war er noch nie zuvor gewesen. »Wieso die Zeichen nicht gesehen?« Grenzenlos traurig hörte er sich an.

      Warum ausgerechnet heute?

      Warum bei mir? Meinetwegen, womöglich? Nein, das konnte nicht sein. Es gab keinen Grund, dass Hank wegen mir traurig sein musste, das wusste ich genau.

      Mit geneigtem Kopf saß ich da, und schaute ihn nachdenklich an. Meine Schultern zuckten dabei. »Was meinst du? Ich weiß von keinen Warnungen.« Ich nagte an meiner Lippe herum. »Zeichen?«, fragte ich. »Was für Zeichen?«

      Hank lachte, doch es klang nicht froh. »Alle Warnungen hast du übersehen. Vielleicht hast du sie auch nur nicht wahrhaben wollen.«

      Ich schluckte. In meinem Hals saß auf einmal ein Kloß. »Ich hab doch alles versucht. Alleine, was ich mit Mike auf mich genommen habe, um hinter die Dinge zu steigen. Herauszufinden, was um mich herum vorging.« Ich senkte den Blick, und meinen Ton. »Du hattest mir dabei helfen wollen …«

      Sein Nicken war gequält. »Ich, Pete, hätte dir auch geholfen, wenn mein Weg nicht in eine andere, eine grässliche Weiche gezwungen gewesen wäre.«

      »Ich weiß.«

      »Dennoch, du hättest sie anders nennen sollen.«

      Meine Braue zuckte. »Was hätte ich anders nennen sollen? Wovon sprichst du?« Ich hatte echt nicht den blassesten Schimmer, was Hank meinte. Irgendwie stand ich wieder mal auf der Leitung. »Wen meinst du mit – sie –?«

      Er schnaufte hart auf. »Deine Geschichte natürlich«, antwortete er mit einer Selbstverständlichkeit, die mir fremd war.

      »Meine Geschichte? Du meinst mein Leben?«, hakte ich nach.

      Hank nickte nur.

      »Okay. Sag’s mir. Wie hättest du mein Leben genannt?« Ich richtete den Blick auf ihn. Neugierde lag in meinen Augen; und Hank erkannte sie auch, meine Neugierde, die mich dahin brachte, wohin ich kommen sollte …

      »Ich hätte es genannt – The day I died (der Tag, an dem ich starb) –.«

      Dieses Mal war es an mir, hart auszuatmen. »Das klingt doch sehr melodramatisch, findest du nicht.«

      Um seine Mundwinkel zwängte sich ein schiefes Grinsen. »Wenn du – Ace – besser findest.« Er schüttelte den Kopf. »Letztendich ist es dein Leben, um das es geht, Pete.«

      Ich nickte nur. Er hatte ja Recht. Dennoch, was änderte es?

      … Ace …

      Yeah!

      Von irgendwoher glaubte ich, ein Lichtermeer auf mich zukommen zu sehen. Doch sicher war ich mir nicht.

      Als ich meine Augen öffnen wollte, anscheinend hatte ich sie für Sekundenbruchteile geschlossen gehabt, fehlte mir die Kraft dazu.

      Erneut glaubte ich, Hanks Stimme zu hören: »Ace«, sagte er nochmals, und wie auf ein Stichwort, zog mein Leben an mir vorbei.

      Es war ein eigenartiges Gefühl, und ich wusste nicht, damit umzugehen, noch, warum ich eigentlich all das nochmals erleben musste. Selbst in einen Zeitraffer gebündelt, allerdings auf maximaler Geschwindigkeitsstufe eingestellt, war es nicht vonnöten für mich, alles noch einmal durchleben zu müssen. Ich hatte doch bereits genug gelitten. Weshalb eine Wiederholung des Ganzen?

      Ich versuchte erneut, meine Augen zu öffnen. Doch ich war zu schwach. Nur blaues Licht zwang sich zwischen meinen Wimpern hindurch.

      Stimmen drangen an mein Ohr. Aufgeregte Stimmen, doch ich verstand nicht, was sie sagten. Sie riefen alle durcheinander, kam es mir vor.

      Mein Leben, wen interessierte das schon, außer mich selbst, dachte ich noch, als plötzlich alles um mich herum dunkel wurde.

      Die Stimmen entfernten sich, drangen in einen Nebel hinein, der sie von mir trennte.

      Auch das blaue Licht war verschwunden.

      Um mich herum herrschte einsame Stille. Ich lag gefangen in Dunkelheit.

      Was passierte mit mir?

      Angst überkam mich, doch auch die verschwand kurz darauf.

      Weg, alles war weg. Selbst meine Gedanken zogen sich zurück und hinterließen eine dumpfe Leere in meinem Kopf.

      Ich merkte noch, dass mir kalt wurde. Das war das Letzte, an was ich mich erinnerte.

      Mein Leben … Warum alles nochmals von vorn‘?

      1 – It’s me (ich bin’s)

      Ich hatte zwar schon seit einigen Monaten den Führerschein, trotzdem ging ich zu Fuß. Allerdings nicht freiwillig. Meine Karre stand vor der Tür und sprang wieder mal nicht an. Später, oder vielleicht auch erst morgen, je nachdem, wie der Tag sich heute noch entwickelte, würde ich Dave anrufen und ihn fragen, ob er nicht Lust hatte, an dem alten Ding rumzuschrauben. Mit etwas Glück lief die alte Mühle dann ja wieder.

      Ich schlug den Kragen hoch. Ein Windzug hatte mich im Nacken gestreift, und mir war kalt.

      Wir hatten zwar bereits Anfang Mai, dennoch war der Mai 1979 noch ein bisschen kühl. Doch die Wetterfrösche hatten für die nächsten Tage besseres Wetter angekündigt. Hofften wir mal, dass sie sich nicht irrten.

      Ich war auf dem Weg zum Festplatz. Dumm, wie ich war, hatte ich angeboten, denen dort zur Hand zu gehen und mir ein paar Dollars zu verdienen. Dabei, ein richtiger Job wäre mir eigentlich lieber. Doch was sollte ich machen, wenn sich nichts fand. Selbst die kleinen Verlage lehnten meine Kurzgeschichten ab. Mit dem Schreiben hatte ich angefangen, gleich nach der Ausbildung. Dachte mir, versuch’s einfach. War ich wohl doch zu optimistisch gewesen. Außer meiner Freundin hatte sich niemand gefunden, den meine Geschichten sonderlich interessierten. Und selbst sie tat sich schwer damit, auch wenn sie es mir nicht zeigte, denn das, was ich schrieb, war eigentlich nicht ihr Stil. Sie mochte keine Schauergeschichten, ich dafür um so mehr. Nun ja, man sollte auch nicht undankbar sein, immerhin las Kira zumindest meine Sachen. Wobei ich manchmal glaubte, dass sie das nur tat, um sie anschließend in der Luft zerreißen zu können. Ihr gefiel dies und jenes nicht, und ich hockte da, mit der Flasche Bier vor mir, und ließ ihre Schelte über mich ergehen. Tja, so war ich nun mal. Es gab Leute, die hätten mich vielleicht – Pantoffelheld – geschimpft. Aber ich war keiner. Bestimmt nicht. I promise (ich versprech’s)!

      Na ja, ich war froh, über Kiras Meinung. Immerhin sorgte sie für Gesprächsstoff zwischen uns beiden, wenn wir schon nicht viel Zeit für Sex hatten. Und für Gesprächsstoff waren meine Geschichten gut genug. Ich ging dann danach her, kramte meine verbeulte Schreibmaschine heraus, schob einen Bogen Papier in die Maschine und fing mit dem Korrekturschreiben an. Oftmals schrieb ich die Geschichte sogar von Neuem, weil Kira sonst keine Ruhe gegeben hätte – und bis mitten in die Nacht hinein. Vielleicht spielte sich