Hope Monroe

Ace


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      Auf dem Festplatz ging’s genauso weiter, wie der Scheiß-Tag angefangen hatte.

      Der Neue war da und riss auch gleich sein großes Maul auf. Und wen hat’s getroffen? Mich. Yeah!

      Blökte der Arsch doch rum, dass, wenn ich mich schon an seinen Kohlen bereichern wollte, ich auch gefälligst zu tun hätte, was er mir sagte. – Na, der hat rumgebrüllt, und alles, was aus dem seiner Klappe rauskam, waren Befehle. – Tully schaff dein‘ faulen Arsch hierher! Tully mach das! – Yeah!

      »Tully, wer für mich arbeitet, der macht auch, was ich sage«, schoss mir, wie aus einem Maschinengewehr abgefeuert, Fiesbacke Hulk Bishops Befehl entgegen, sein Maul hatte er dabei weit aufgerissen. – Dachte anscheinend, dass das mir gegenüber mehr hermachte, als wenn er mir’s ganz normal gesagt hätte. –

      »Yes, Sir.« Ich stand nur da und wartete ab, was der Schreihals jetzt schon wieder von mir wollte.

      Es gab Typen, die sah man am liebsten von hinten. Bishop war einer von denen.

      »Wenn‘de Feierabend machst, kommst du noch in meinen Wagen.«

      »Yes Sir.« Ich streifte die derben Handschuhe ab. »Was Bestimmtes?«

      »Erfährst’e noch früh genug. Und jetzt pack dich und geh an die Arbeit zurück. Oder bezahl ich dich vielleicht fürs Quatschen, Tully?« Bishop quetschte sich die nassgesabberte Zigarre zwischen die Lippen und watschelte davon.

      Er watschelte tatsächlich, fett, wie er war.

      Einen Schädel hatte der, blankgebohnert wie ’ne Speckschwarte. Auf der Stirn stand ihm der Schweiß. Und über die Glatze wischte er sich andauernd mit seinem dreckigen Stofftaschentuch.

      Die speckige Lederhose hielt er mit Hosenträgern über seine fette Wampe gespannt. Und an seinem Hemd fehlte ein Knopf.

      Das Beste an ihm waren seine Boots. Die waren sogar noch einigermaßen sauber. Was verwunderlich war, bei all dem Staub und Dreck.

      Alles in allem ein unangenehmer Zeitgenosse, dachte ich mir gleich, noch bevor ich ihn richtig gesehen, oder ihn rumblöken gehört hatte.

      Tja und für den Kerl arbeitete ich seit heute. Yeah!

      Da konnte der Tag nur noch besser werden, war die Schufterei erst mal zu Ende.

      Um sieben Uhr abends war’s geschafft. Mein erster Tag für den Sklaventreiber war gepackt.

      Jetzt stand mir noch das Gespräch mit dem bevor. Yeah!

      Ich fragte mich ohnehin, was der von mir wollte. Was konnte es Wichtigeres geben, als dass ich meine Arbeit tat? Und die tat ich. Und wie ich die tat. Mein Rücken schmerzte, als wär ‘ne Herde Büffel drüber gerannt; und meine Finger hatten Schwielen. Jetzt schon. Am ersten Tag, an dem ich für den Kerl schuftete. Waren doch tolle Aussichten. Morgen würde ich auf allen Vieren aus dem Bett kriechen, befürchtete ich. Und ob ich überhaupt noch in der Lage sein würde, ein Messer zum Brotschmieren zu halten, das wusste der Himmel. Aber wow, ich schaffte für den fetten Sklaventreiber. Und jetzt durfte ich auch noch zum Smalltalk bei ihm antraben. Für mich die Krönung des Tages überhaupt. Yeah!

      Nachdem ich angeklopft hatte, wartete ich sein – Herein – ab. Als nichts kam, klopfte ich nochmals. Nur lauter.

      Immer noch nichts. Hockte der Kerl etwa auf seinen Ohren?

      Folglich hob ich die Hand zum dritten Mal und hämmerte mit der Faust gegen die Tür. – Vielleicht hörte er ja das. –

      »Tür is‘ offen«, brummte es von drinnen; und ich packte den Griff und zog die Tür in meine Richtung, also nach außen hin, auf.

      Dichte Rauchwolken schlugen mir entgegen, und ich hatte Mühe, Bishop dahinter auszumachen.

      Dann sah ich ihn. Er hockte an seinem Tisch. Den Aschenbecher neben sich, brütete er über einer ausgebreiteten Karte.

      »Setz dich, Tully. Bin gleich soweit«, sagte er, ohne den Kopf zu wenden. – Er musste sich sehr sicher gewesen sein, dass ich es war, der da reingekommen war. Na ja, wer wollte schon mit dem Kerl den Abend verbringen. Konnte ja nur ich sein. Immerhin hatte er mich ja zu sich zitiert. –

      Ich kämpfte mich durch die Rauchschwaden und setzte mich Bishop gegenüber.

      Er rollte die Karte zusammen und warf sie neben sich auf die Bank. Danach beugte er sich zum Kühlschrank hinunter, und ich hatte schon befürchtet, dass er den Tisch mit seiner Wampe umschmiss, was aber nicht passierte, zu meinem Glück. Mit dem seinem Gewicht, den Tisch auf mir drauf, der Kerl hätte mir den Magen durch die Rippen gedrückt.

      »Da, trink«, forderte er mich auf, und schob mir ‘ne Dose Budweiser hin.

      »Thanks (danke)«, sagte ich verdattert, dass Bishop sein Bier mit mir teilte. Ich riss den Verschluss ab und trank. Das Budweiser war kalt und tat meiner trockenen Kehle gut.

      »Lässt sich schmecken, was«, grunzte Hulk Bishop und brachte es doch tatsächlich fertig, mich anzulächeln. Machte ja nichts, dass es in seinem dicken Gesicht zwischen den Backen und seinem Doppelkinn verschwand.

      Bishop hockte nur da und glotzte mich an. – Was da noch kam? –, fragte ich mich. Gleich sollte ich es wissen! Yeah!

      »Hör zu, Tully«, fing er an, und nahm einen Schluck aus seiner Bierdose. Das Bier triefte an seinem Kinn entlang. War echt lecker anzuschau’n. »Wer für mich arbeitet, solange er seine Arbeit gut tut, hat bei mir ‘ne gute Zeit.« Wieder zeigte er mir sein dämliches Grinsen, was auch dieses Mal verschwand, noch bevor ich es erst richtig gesehen hatte.

      Seine kleinen Augen lagen auf mir drauf. Braun waren sie, und hinter einer hässlichen Brille mit dunkelbraunem Horngestell, versteckt.

      Er tippte mit dem Finger auf die Tischplatte. »Aber ich brauch meine Leute nah bei mir. Kann’s nicht gebrauchen, wenn die zu weit weg wohnen.« Jetzt hielt er mich mit seinen Augen gepackt. Wie in einer Schlinge gefangen, kam ich mir in dem Moment vor. »So, wie du, Tully«, stellte er fest und grunzte wieder. »Du wohnst viel zu weit weg!«

      Ich schluckte. Wollte er mir jetzt etwa ein Bett in seiner Bude anbieten? Die Vorstellung ekelte mich.

      »Ich hab ‘ne Wohnung, mit meiner Freundin zusammen«, musste ich mich zwingen, über die Lippen zu kriegen. Irgendwie schüchterte der Kerl mich ein.

      Bishop zuckte nur mit den Schultern. »Kann ich was dazu!« Er grunzte in die Bierdose. Anschließend lehnte er sich zurück und rülpste mir direkt ins Gesicht. – Lecker! – Die volle Dröhnung bekam ich ab. Inklusive Knoblauchatem, der mit rüber geweht kam. Ich musste mich zwingen, nicht loszuwürgen.

      »Ich wollte es ja auch nur gesagt haben«, stotterten mir die Worte über die Lippen. Mir war heiß. Ich schaute mich um. Nirgendwo war eine Luke eingekippt. Wir hockten zu zweit in dem engen Wagen, eingesponnen in die Rauchschwaden seiner stinkenden Zigarre. Mir wurde immer heißer. Eigentlich wollte ich nur noch raus an die Luft, und danach nach Hause in mein Bett.

      »Okay«, machte er. »Du hast es gesagt.«

      Ich nickte; und er schaute mich wieder nur an. – Was wollte er nur von mir? Warum kam er nicht einfach auf den Punkt? –

      »Wenn du für mich weiter arbeiten willst, Tully, musst du hier wohnen.«

      – Jetzt war’s raus. Jetzt wusste ich, was er von mir wollte. –

      Ich neigte den Kopf unmerklich und betrachtete den fetten Sack. – Der wird doch nicht etwa schwul sein? – ‘ne Anmache von ’nem Kerl, das hatte ich bisher noch nicht. Brauchte ich auch nicht. Ich hatte ja – meine Kira. Und wenn mich schon einer anmachen musste, dann sollte er doch wenigstens nach etwas aussehen und kein Fettkloß auf zwei Beinen sein. Ich schob meine Schultern hin und her. Ich musste wieder locker werden. Entspannt sein, bevor ich antwortete.

      »Wie gesagt, ich habe eine Wohnung«, setzte ich an. Doch er hob die Hand und brachte mich zum Schweigen.

      »Entweder du ziehst