Hope Monroe

Ace


Скачать книгу

Schaurig kalt zwar, aber echt wohltuend. Fühlte mich danach auch gleich entspannter.

      In der Küche starrte ich in einen ziemlich öden Kühlschrank. »Junge, wie traurig ist das denn?« Mein Blick wanderte dümmlich dreinschauend über die leeren Fächer. »Nix zu essen, und zu trinken auch nicht.« Ich versetzte der Kühlschrank Tür ’nen Tritt.

      Am Becken hängte ich den Kopf unter den Kran, sperrte die Klappe weit auf, und ließ mir ’s Wasser in die Kehle rinnen. Schmeckte zwar nicht, aber ich hatte Durst, und weder Bier noch Coke im Haus. Und für ’n Kaffee war’s mir jetzt zu spät; außerdem wollte ich ja auch was Kaltes und nichts Warmes trinken.

      Das Wasser lief mir die Kinnlade runter, während ich zum Bett schlappte.

      Nackt, wie ich war, warf ich mich auf die Bettdecke, die ich morgens nur unordentlich zurechtgezogen hatte.

      Ich streckte die Beine aus, und dachte an Kira. Ich schaute an mir herunter. Heute rührte sich nichts dort unten. »Sagte ich doch, du bist zu fertig, Kleiner.« Ich strich über – den kleinen Tully , als bedauerte ich ihn. Da rührte sich immer noch nichts, aber ich wollte ohnehin nicht an mir rumspielen. Musste ja nich‘ jeden Abend sein.

      Bevor ich einschlief, dachte ich nochmals über Kira nach. War schon gut, dass sie die Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Heute war es kein Zettel. Nein, heute sagte mir ihre Stimme auf dem AB, für den Abend ab. Musste rüber zu ihrer Mutter, hatte sie auf dem AB hinterlassen. Der ginge es nich‘ gut.

      Yeah!

      Ich hatte kurz überlegt, ob ich dort anrufen und mich nach dem Wohlbefinden ihrer Mutter erkundigen sollte; hatte es dann aber doch gelassen. Wozu auch. Wem nutzte es.

      Kira und fremdgehen ...

      Außerdem war ich mir auch gar nich‘ im Klaren, ob ich’s überhaupt, hätte wissen wollen. Vermuten is‘ eins. Aber sicher zu wissen …

      Ich nahm’s hin, wie’s war: Ich verbrachte die Nacht wieder alleine!

      10 – Die Warnung

      Ich konnte nicht sagen, dass ich in der Nacht schlecht geschlafen hätte. Der Schlaf hatte mich geholt und morgens hatte mich der Wecker wieder von ihm fortgerissen, zurück in die Welt, die noch schlimmer für mich werden sollte, als sie ohnehin schon war.

      Yeah.

      Nur wusste ich das da noch nicht.

      Vielleicht wäre ich ja gar nicht mehr zurück zum Festplatz gegangen, hätte ich es gewusst.

      Ich dachte nach. Nein, ich wäre gegangen. Immerhin brauchte ich die Mäuse.

      Meine Hände taten immer noch weh. Einige der Schwielen eiterten, und ich schmierte irgendeine Heilungscreme drauf.

      Einen harten Kerl wie mich, bringt nichts so schnell um. Doch es schadete auch nichts, mit Salbe nachzuhelfen. Musste ja keiner wissen. – Männer haben auch ihre Geheimnisse! – Ich schmunzelte.

      Nach meinem Maxwell und ’nem Sandwich machte ich mich wieder auf den Weg.

      Sandwichs. Heute hatte ich mir selbst welche belegt, mit richtig viel Mayonaise und einigen Blättern Salat drauf, wie es sich gehörte. Einige hatte ich mit Thunfisch und andere mit Eiersalat belegt.

      Und auch für den alten Ace hatte ich welche gemacht. Immerhin hatte er mit mir gestern sein Futter geteilt. Folglich konnte ich ihm heute auch etwas mitbringen. Vielleicht freute er sich ja darüber, und würde mir dafür auch wieder ’ne kalte Coke spendieren, wenn mein Rachen wieder einmal wüstentrocken sein würde.

      Da ich noch Zeit hatte, lief ich heute anders, und stattete der alten Mrs. Dendrite wieder einmal einen Besuch ab.

      Sie musste ihren Schal fertig haben, denn heute lag blaues Strickzeug auf ihren Beinen.

      Sie sah mir entgegen.

      Mir war, als erwartete sie mich bereits. Aber das konnte ja eigentlich nicht sein. Woher hätte sie auch wissen sollen, dass sich mein Arsch heute Morgen an ihrem Haus vorbeischälen würde.

      »Hi, Mrs. Dendrite!«, rief ich sie an.

      Eilig legte sie ihr Strickzeug beiseite, und winkte mir zu. »Komm‘ mal her zu mir, Jungchen«, bat sie mich, und musste sich anstrengen, ihre Stimme in einer Stärke zu mir herüberhallen zu lassen, dass ich sie auch verstand.

      Warum auch immer, seit heute duzte sie mich. Ich zuckte mit den Schultern. Sollte sie doch. Mich störte es nicht.

      Als mein Blick auf ihr Gesicht fiel, merkte ich, wie mich Sorge überkam. Doch jung, wie ich war, verflog das Besorgt sein auch recht bald wieder.

      Verdutzt betrachtete ich sie mir näher. Sie sah nicht gut aus, an diesem Morgen.

      Ich ging auf ihre Terrasse zu. »Hab aber nich‘ viel Zeit. Mein Boss wartet gleich auf mich. Und der kann unangenehm werden, wenn ich nich‘ pünktlich bin.«

      Sie nickte. »Der alte Bishop ist nicht ohne. Sagen zwar alle, dass er – der Neue – is‘, aber das stimmt nicht. Vor Jahren war der Kerl schon mal da. Einige Jahre sogar. Bis zu dem Unglück.«

      Ich war nahe genug bei ihr, und sie konnte sich wieder auf ihren Stuhl zurücksetzen.

      Die Katze hockte neben ihr auf der Fensterbank und glotzte mich an.

      Sahen beide schlecht aus, an diesem Morgen. Auch die Katze gefiel mir nicht. Doch ich dachte mir nichts dabei.

      Ich hatte gestern Morgen scheiße ausgesehen, wieso also, sollte es den beiden anders gehen? Ich dachte nicht mehr weiter darüber nach, zumal ich auch von Mrs. Dendrite aus meinen Gedanken gerissen wurde.

      »Du solltest nicht dorthin zurückgehen.« Sie nahm einen der blauen Wollknäuel und fingerte nervös daran herum, kam es mir vor.

      Ich lächelte sie an. Und mein Lächeln war echt. Ich mochte diese alte Dame und unterhielt mich auch gerne mit ihr. Bisher zumindest.

      Doch an diesem Morgen kam sie mir irgendwie verändert vor. Nur wusste ich nicht genau, was es war, was anders war; von ihren eigenartigen Äußerungen abgesehen. Doch die bewertete ich nicht über. Immerhin war sie alt. Wahrscheinlich brachte sie die Ereignisse durcheinander, auch wenn ich noch nicht wusste, was überhaupt passiert sein soll, damals, als Bishop schon mal dagewesen sein soll. Über Jahre hinweg sogar. Bis …

      Nur, was war – bis –?

      Locker sagte ich: »Keinen Grund zur Sorge, Mrs. Dendrite. Der Bishop mag ‘n Leuteschinder sein, aber er zahlt eigentlich nicht schlecht. Und ich bin auf seine Greens (Dollars) angewiesen. Außerdem stellt er mir auch noch ‘ne Bleibe zur Verfügung.« Ich grinste schief. »Mit etwas Glück, bezahlt er mir auch den Strom.«

      »Du weißt nicht, auf was du dich da einlässt«, sagte sie; und mir kam es vor, als wollte sie mich vor etwas warnen. Nur, wovor?

      Mein Blick streifte zufällig meine Uhr. Shit, schon wieder so spät. Hätte mich noch gerne weiter mit der alten Dendrite unterhalten, doch ich musste machen, dass ich zum Platz kam. Ich zückte meine Kappe und sagte entschuldigend: »Mrs. Dendrite, sorry, aber ich muss. Der Boss wird sonst böse. Vielleicht reicht’s mir morgen ja, wieder vorbeizukommen.« Ich sah, dass sie enttäuscht dreinblickte. Also versuchte ich sie zu trösten, indem ich ihr mit ihrem Strickzeug schmeichelte. »Schöne Wolle. Was gibt’s dieses Mal? Socken für Ihren Neffen?«

      Sie brach in schallendes Gelächter aus. – Na, immerhin war es mir gelungen, sie zum Lachen zu bringen, auch wenn ich nicht wusste, womit. –

      »Jungchen, meine Neffen sind doch keine Riesen«, grunzte sie. »Das gibt ’n Winterpulli, für den Jüngsten.« Doch dann wurde ihr Ton wieder ernst. »Du solltest es dir überlegen«, setzte sie erneut an, mich zu warnen, wie es mir vorkam. »Du weißt nicht, was damals wirklich passiert ist. Und wenn du jetzt dort bist … Es könnte sich alles nochmals wiederholen.«

      »Was,