Hope Monroe

Ace


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Kopf. »Keine Zeit mehr dafür. Der Bishop wird gleich nach dir suchen. Also mach und geh, bevor du wieder Ärger bekommst.«

      Ich schob die Braue nach oben. Verwundert war ich. »Woher wollen Sie das wissen, Mrs. Dendrite?«

      »Sieh auf deine Uhr und du kennst die Antwort.«

      Wie blöd war ich eigentlich, dass ich hinter ihrer Äußerung gleich etwas vermutet hatte. Was eigentlich? Das Zweite Gesicht vielleicht? Das machte keinen Sinn. Außerdem glaubte ich an solch ‘nen Mist doch ohnehin nicht.

      Sie hatte es an der Zeit erkannt, dass ich gehen musste. Außerdem hatte ich es ihr zuvor ja auch gesagt.

      Also verabschiedete ich mich und eilte zum Festplatz, wo tatsächlich Bishop bereits dastand und mir entgegenblickte. »Wird aber auch Zeit«, fuhr er mich auch gleich an.

      Na toll. Das waren ja bereits wieder super Aussichten auf den heutigen Tag.

      Yeah!

      An die alte Mrs. Dendrite dachte ich den ganzen Tag nicht mehr. Wie auch, bei all der Arbeit, die mir Bishop aufhalste.

      11 – Breaktime (Pause)

      Es war kurz vor eins mittags. Ace und ich hockten auf zwei Holzstühlen vor seinem Wagen. Wir streckten die Beine weit von uns und genossen unsere Pause.

      Ich hatte Ace die mitgebrachten Sandwichs angeboten, und ihm war anzusehen, wie überrascht er darüber war.

      Mir kam’s vor, als hätte er sie regelrecht gierig in sich hineingestopft.

      Ich sah ihm dabei zu und grinste. – Schmeckt ihm, wie’s ausschaut. –

      Und tatsächlich ging er in seinen Wagen zurück und kam mit zwei eiskalten Cokes wieder heraus.

      Jetzt war es an mir, gierig zu sein.

      Ich riss den Schnapper weg und trank die halbe Dose auf ex. Yeah! This tasts very well (das schmeckt sehr gut)!

      Das Tabakpäckchen auf Aces Schenkel kam mir noch zerknautschter als gestern vor. Auch heute rollte er sich eine mit geübten Fingern. Mit dem Streichholz zündete er sie an. Nahm drei Züge und hob sie mir hin. »Da, Greenhorn, versuch’s auch mal. Schmecken very well (sehr gut), die Dinger«, lachte er, und fuchtelte mir mit der Kippe vor der Nase herum. Wahrscheinlich sollte ich den guten Geruch einfangen. Aus meiner Sicht, stank das Ding.

      Ab und zu kam es vor, dass ich mir ‘ne Packung zog, aber rauchen tat ich nur dann, wenn ich Lust drauf hatte. An den anderen Tagen empfand ich den Zigarettengeruch schlichtweg zum Kotzen. Einfach widerlich.

      Nur, wenn ich schrieb, oder mich Gedanken quälten, hielt ich mich an den Dingern fest. Aber auch dann waren es stets welche mit Filter. Also keine Lungenschwärzer, wie sie Ace sich machte.

      Ace war immer noch damit beschäftigt, mich vom Genuss seiner Selbstgedrehten zu überzeugen. Er hielt sie mir noch immer hin. Dabei fiel mein Blick auf seine Finger.

      Aces Finger waren gelb vom Nikotin. – Armer Kerl –, dachte ich, als mir die Verfärbungen auffielen.

      »Jetzt zier dich nicht«, forderte er mich auf, die Zigarette zu nehmen. Er neigte den Kopf zur Seite und betrachtete mich. »Oder bist’e ‘n Mädchen?«

      Welcher Mann wird schon gerne als – Mädchen – bezeichnet. Kaum einer. Zögernd nahm ich ihm die Zigarette aus den Fingern. Ich hielt sie mit Daumen und Zeigefinger fest.

      »Was’n los? Angst, dich zu verbrennen?«, fragte Ace und grinste jetzt noch breiter.

      Ich schluckte, während ich auf die Filterlose schielte. – Zier dich nicht –, sagte ich mir und nahm einen Zug. Dass ich nicht vom Stuhl kippte, war alles. Ich erinnerte mich, dass ich locker fünf Minuten nur noch gehustet hatte.

      Die Selbstgedrehten des Alten waren saumäßig stark. Nicht zu vergleichen, mit denen, die ich ab und zu mal qualmte. Die vom alten Ace brachen einem die Lunge aus dem Leib.

      Ace beeilte sich, mir das Ding wieder aus den Fingern zu nehmen. »Gut, was?«, fragte er lachend. »Das haut doch richtig rein.«

      Antworten konnte ich nicht. Selbst das Nicken fiel mir schwer. Dennoch musste ich ihm ja irgendwie eine Antwort geben. Von daher rollte ich mit den Augen. Als ich mich wieder einigermaßen eingekriegt hatte, gestand ich ihm: »Muss doch was für härtere Kerle sein.«

      Er zeigte auf meine Hände. »Wenn ich mir deine eitrigen Finger betrachte, denke ich, dass du schon einer der harten Kerle bist.« Er schnippte die Kippe vor seine Füße und trat sie aus. »Nur das«, er zeigte auf die ausgetretene Kippe, »müssen wir noch üben, Greenhorn.«

      Ich nickte, hegte jedoch nicht die geringste Absicht, nochmals von einer seiner Selbstgedrehten, auch nur einen Zug zu nehmen.

      Als sich ein Schatten auf sein Gesicht legte, wie’s mir vorkam, dachte ich schon, es hätte mit dem Rauchen zu tun. Doch ich irrte mich.

      »Hast du darüber nachgedacht?«, fragte er, und ließ mich nicht aus den Augen.

      Nachdem ich nochmals husten musste, krächzte ich: »Nachgedacht, worüber?«

      Er warf den Kopf leicht nach hinten. »Über das Ding da.«

      Ich folgte seiner Kopfrichtung. »Meinst du den Waggon?«

      Ace verzog’s Gesicht, spuckte Tabakreste von sich, und nickte.

      Ich musste unwillkürlich schmunzeln. »Was gibt’s da noch zu überlegen? Bishop will, dass ich dort einziehe, also mach ich das auch. Wohne ich eben für die nächsten Monate dort. Was soll’s.« Ich hatte den Eindruck, dass der Schatten in Aces Gesicht sich verdunkelte, als ich das sagte.

      »Bist überhaupt schon drin gewesen, im Waggon?«

      Was sollte ich anderes machen, als auch mit dem Kopf zu schütteln. Natürlich war ich noch nicht drin gewesen, konnte mir allerdings auch nicht vorstellen, dass an diesem Waggon etwas Besonderes sein sollte. Für mich schaute das Ding aus, wie alle alten und ausrangierten Waggons aussahen.

      Er hob die Hand und wedelte mit dem Zeigefinger vor meinem Gesicht herum. »Du solltest ihn dir gut überlegen, diesen Schritt. Hast du ihn erst getan, gibt es kein …«

      »Tully!«

      Wow, das war Bishop.

      »Breaktime is over (Pause ist um)!«, brüllte er mir zu.

      Ich wandte mich an Ace: »Sorry, Ace, es ist mal wieder soweit. Der Sklaventreiber brüllt nach mir.« Ich beeilte mich, aufzustehen und dem Ruf meines Herrn eiligst Folge zu leisten.

      »Irgendwann, Greenhorn, müssen wir reden.« Aces Züge waren ernst.

      »Machen wir«, versprach ich ihm.

      »Hoffentlich ist es bis dahin nicht schon zu spät.«

      »Zu spät?« Wenn ich doch bloß noch Zeit genug gehabt hätte, um hinter diese Anspielung zu kommen. Doch erneut hörte ich Bishop »Tully!«, brüllen.

      Was der alte Ace vor sich hin brummte, verstand ich leider nicht mehr, da ich bereits auf dem Weg zu Bishop war.

      Ich hatte das Gefühl, dass Ace schon beim ersten Mal eine Anspielung auf den Waggon gemacht hatte. Auch darauf, dass er nichts davon hielt, dass ich dort einziehen wollte. Wobei – wollen – es nicht traf.

      Bishop hatte es mir befohlen.

      Und ich hatte keine andere Wahl, als zu gehorchen, wollte ich den Job bei Bishop nicht verlieren.

      Immer noch dachte ich darüber nach, ob ich Recht damit hatte, dass der alte Ace schon einmal versucht hatte, mich davon abzuhalten, in den Waggon einzuziehen. Doch ich war mir nicht mehr sicher; und Bishop ließ mir auch keine Zeit, noch weiter darüber nachzudenken.

      Er ließ mich erst weit nach acht Uhr abends wieder aus.

      Und auch an diesem Abend schlappte ich nochmals