Hope Monroe

Ace


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Bishop allerdings auch an diesem Abend keine Zeit für mich hatte, um mir den Waggon zu zeigen, schlief ich auch in dieser Nacht wieder alleine in meinem Bett.

      Keine Ahnung, wo Kira war. Diesen Abend hatte sie weder einen Zettel noch eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter für mich hinterlassen.

      12 – Mehr und mehr

      Unterdessen war eine Woche vergangen, und der Eiter wieder ausgelaufen, und die Blasen waren zu Hornhaut geworden.

      Die meisten der Schausteller hatten ihre Karussells fertig aufgebaut, und auch die Futterkrippen hielten von Tag zu Tag ihren Einzug.

      Die Eisbuden nicht zu vergessen!

      Mehr und mehr entwickelte sich der, bisher leere Platz zu zusammengefügten Attraktionen fürs Auge.

      Ich freute mich schon darauf, wenn wir am Abend vor der Eröffnung alles ausprobieren und auch die Beleuchtungen einschalten würden.

      Bei der Geisterbahn mussten noch die Außenfiguren – King Kong und Frankenstein (über ihnen kreiste ein Monsterpolyp, mit Tentakeln, die bis kurz über das Kassenhäuschen reichten) – angebracht werden, dann war auch sie fertig, und der Tag der Eröffnung konnte kommen.

      Auch beim Caterpillar schien soweit alles in Ordnung zu sein, zumindest war Bishop nicht nochmals dorthin gerufen worden.

      Am Eingang des Festplatzes stand ein Maroni-Wagen, auf alt getrimmt. Allerdings noch niemand, der die Maroni anfeuerte.

      Bierstände würden mehr als genug für die durstigen Kehlen vorhanden sein, war der Festplatz erst einmal offen.

      Heute hatte ich geholfen, King Kongs Augen zu beleuchten, was in der Nacht sicherlich einen gruseligen Eindruck auf die Besucher machen würde.

      Die Tentakel des Monsterpolypen waren morgen an der Reihe. Heute war es zu spät. Nicht mehr allzu lange und es wäre dunkel. Und im Dunkeln konnte selbst ein gelernter Elektriker, wie ich einer war, nicht arbeiten.

      Ace hatte ich seit dem letzten Mal nicht mehr gesehen und ich überlegte mir, ihm heute einen Besuch abzustatten. Ich lief zu seinem Wagen, doch zu meiner Überraschung war alles dunkel. Ich starrte auf die zwei Budweiser in meiner Hand. Eigentlich hatte ich sie mit ihm zusammen trinken wollen. Ich stellte die Dosen auf einem der Treppenabsätze ab, und wollte die Tür zu Aces Bude aufmachen. Doch sie war verschlossen. Ich presste meine Nase ans Fenster und versuchte, in das Dunkel hineinzuschauen. Doch im Wagen regte sich nichts. Ace war anscheinend noch ausgegangen, oder vertrieb sich bei einem Spaziergang die Zeit. – Schade eigentlich. –

      Die Budweiser ließ ich auf der Treppe stehen und lief um den Wagen herum. Dabei suchte ich mit den Augen den Boden ab, in der Hoffnung, irgendwo den Schlüssel zu dem Wagen zu entdecken. Aber anscheinend hatte Ace ihn mit sich mitgenommen, denn ich fand ihn nirgendwo.

      Und nochmals schade.

      Ich hätte ihm gerne eins der Budweiser auf den Tisch oder in seinen Kühlschrank gestellt.

      Meine Schultern fielen herab. Musste ich sie eben alleine trinken.

      Ich entschied mich, noch einen Streifzug über den Platz zu machen und danach nach Hause zu laufen.

      Bishop hatte mir den Waggon immer noch nicht gezeigt. Allerdings war er der Ansicht, dass es auch noch reichen würde, wenn ich dort einzog, war der Platz erst einmal für die Besucher geöffnet. Was übermorgen der Fall sein würde.

      Mir auch recht. Schlafe ich eben wieder in meiner Bude. Ohne Kira.

      Von ihr hatte ich seit der Nachricht auf dem Anrufbeantworter nichts mehr gehört. – Weiber! –

      Dennoch spürte ich einen Stich im Herzen. – Fuck! Sicherlich war sie bei einem, der sie fickte und es ihr richtig besorgte. –

      Was ging’s mich an. Ich mühte mich, die düsteren Gedanken zu verdrängen. Sollte sie doch machen, was sie wollte, die blöde Kuh.

      Die Welt hielt auch noch andere geile Fotzen für mich bereit, die nur darauf warteten, von mir hergenommen zu werden, tröstete ich mich.

      Ich schlenderte Richtung nach Hause. Das erste Bier hatte ich schon getrunken und die Dose kickte ich jetzt vor mir her. Machte ein fieses Geräusch, in der ruhigen Gasse. Sie kreischte am Boden entlang, und hatte unterdessen mehr Dellen vom Herumkullern, als ein Schweizer-Käse Löcher hatte.

      Irgendwann wurde mir das mit der Dose zu blöd und ich kickte sie an den Straßenrand.

      Ich schaute auf die Uhr. Eigentlich sollte ich heim ins Bett, doch ich hatte keine rechte Lust dazu.

      Mir kam ein Gedanke. Ich könnte doch auf ein paar Worte bei Mrs. Dendrite vorbeischauen. Die würde sich sicherlich freuen, mich auch einmal abends zu sehen.

      Ich überlegte mir, dass sie bei Dunkelheit sicherlich nicht stricken würde, es sei denn, sie hätte das Licht zu ihrer Terrasse angemacht.

      Doch auch dort sollte ich an diesem Abend enttäuscht werden.

      Auch bei Mrs. Dendrite war alles dunkel. Und ich erschrak. Sie war eine Dame in betagtem Alter, und ich befürchtete schon, dass ihr etwas passiert sein und der Tod sie geholt haben könnte.

      Ich lief um ihr Haus herum, doch von innen brannte nirgendwo ein Licht.

      Mit der Hand klopfte ich sacht gegen das Fenster der Terrassentür. »Mrs. Dendrite!«, rief ich. »Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«

      Als keine Antwort kam, wiederholte ich das nochmals. Mein Klopfen, mein Rufen. Doch es blieb alles still.

      So zog ich auch hier von dannen, und beschloss, nun doch nach Hause und in mein Bett zu gehen.

      Dennoch nahm ich mir vor, morgen Mrs. Dendrite einen neuerlichen Besuch abzustatten.

      Ich wollte sichergehen, dass ihr auch wirklich nichts passiert war.

      13 – Todesfurcht

      Wie sollte es auch anders sein – am nächsten Tag goss es in Strömen. Und ich musste heute auf dem Polypen rumklettern und die Anschlüsse der Tentakel miteinander verknüpfen, damit die Dinger auch durch die Luft wedeln und den Besuchern so richtig Angst machen konnten. Yeah – und das mit Regen. – Strom und Regen, das kam sicherlich gut. –

      Für einen Augenblick überlegte ich tatsächlich, ob ich schon mein Testament gemacht hatte. Hatte ich natürlich nicht. Wozu auch. Ich war erst fünfundzwanzig und hatte mein ganzes Leben noch vor mir!

      Von daher also – kein Testament. Zuerst war ich über diese Tatsache erschrocken, doch dann erinnerte ich mich, dass ich ohnehin nichts hatte, das ich jemandem vererben konnte. Zumindest das war ein tröstlicher Gedanke.

      An diesem Morgen fühlte ich mich sauschlecht. Nicht, dass ich schlecht geschlafen hätte, das nicht. Doch der Regen, der unablässig hart gegen die Fenster trommelte, und auch der Gedanke an die Tentakel des Monsters, die mir heute bevorstanden, verdüsterten mir die Stimmung. Und ich wurde das Gefühl nicht los, dass dies kein Tag wie jeder andere werden würde.

      Wie man das wohl nannte, dieses beschissene Gefühl?

      Vorahnung?

      Todesfurcht?

      Oder einfach nur, einen Kack-Tag zu haben?

      Ich wusste es nicht.

      Ich wusste nur, dass ich mich scheiße fühlte, und am liebsten ins Bett zurückgegangen wäre.

      Hätte ich vielleicht auch besser getan.

      Wie immer, war die Nacht rasch vorüber und der Wecker tat seinen Dienst.

      Ich duschte lange. Irgendwie brauchte ich das.

      Bis ich soweit fertig war, suchte ich die Kammer nach etwas Gesundem ab. Warum auch immer, an diesem Morgen wollte ich den Tag mit einem guten Müsli