Hope Monroe

Ace


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Antwort. Hulk Bishop gehört nicht zu den Geduldigsten.«

      Ich hob den Blick und schaute ihn an. – Das dachte ich mir schon. –

      »Dieser Wagen«, ich merkte, wie mir das Blut in den Kopf schoss, »der ist doch für zwei viel zu klein.«

      »Hä?« Bishop schob seinen Oberkörper über den Tisch.

      »Wir können doch unmöglich beide in diesem Ding wohnen«, wagte ich mir, meinen Einwand vorzubringen, auch wenn ich den Job noch so sehr brauchte.

      Plötzlich fing Bishop zu lachen an. »Nee, Freundchen, nich‘ bei mir. Ich teil doch meinen Wagen nicht mit dir.« Er hielt sich den Bauch fest. – Für ihn musste ich einen guten Witz gemacht haben. Den besten des Tages, kam’s mir vor. –

      Ich merkte, wie mich Erleichterung überkam. »Wo dann? Ich hab keinen Wagen.«

      Er winkte ab. »Brauchst’e auch nich‘. Dort drüben bei dem toten Gleis, dort steht ein alter ausrangierter Waggon. In den kannst’e einziehen. Hab das alles schon für dich abgeklärt, Tully. Musst noch nicht mal was dafür bezahlen. Is‘ gratis. Musst dir nur dein Essen kaufen. Aber das wirst‘e ja hinkriegen, bei dem, was du bei mir verdienst.« Er zündete die Zigarre aufs Neue an. »Strom hat’s dort auch. Den musst du natürlich selbst bezahlen. Obwohl«, er kratzte sich am Kopf, »vielleicht schenk ich dir den sogar …«

      »Den Waggon?« Was sollte ich mit einem Waggon anfangen?

      »Quatsch, den Waggon doch nicht. Den Strom!«

      »Oh, yes.«

      »Wie klingt das für dich, Tully? Haben wir ’nen Deal?« Wie eine fette Schlange schob sich seine Hand über den Tisch zu mir rüber. Zögernd schlug ich ein. Seine Hand fühlte sich verschwitzt an, und sein Händedruck war alles andere als fest. Passte gar nicht zu dem Kerl, der dermaßen befehlsgewohnt war, und dessen Stimme dröhnte, wie das Horn eines Mississippi-Dampfers.

      Als ich zögerte, fing er zu knurren an: »Tully, ich wart‘ nich‘ ewig auf ‘ne Antwort von dir. Draußen gibt’s ‘n Dutzend von deiner Sorte, die nur auf so ein Angebot von mir warten.« Er schob die Gardine zurück. »Dort drüben steht er«, sagte er, und zeigte wohl auf den Waggon, was ich im Dunkeln aber nicht sehen konnte. Trotzdem tat ich, als hätte ich das Ding gesehen und nickte.

      »Was jetzt? Schlägst du ein?« Er hielt immer noch meine Hand in seiner schweißnassen.

      »Okay, Sir. Ich nehm‘ Ihr Angebot an«, antwortete ich. – Wie sollte ich das nur Kira beibringen? –

      Wieder hockte sich ein dämliches Grinsen in sein aufgedunsenes Gesicht. Dieses Mal sah ich es sogar.

      »Dacht‘ ich’s mir doch. Hast dich richtig entschieden, Tully«, freute er sich. – Vielleicht war – freuen – ja etwas übertrieben. Denn eigentlich konnte ich mir nicht vorstellen, dass Hulk Bishop überhaupt in der Lage war, sich über etwas oder auf was zu freuen, außer vielleicht über seine Zigarren, sein Bier, und Essen, dem er, seinem Aussehen nach, sichtlich zugetan zu sein schien. –

      Na ja, immerhin war er der Meinung, dass ich mich richtig entschieden hatte.

      Doch er sollte sich irren, wie sich bald herausstellte. Und wie ich meine Entscheidung noch bedauern sollte – und wie!

      6 – Phils Pub

      Mein Heimweg zog sich, und mir war zum Kotzen.

      Idiotisch zwar, aber wahr. Ich hätte in dem Moment alles darum gegeben, in dem Waggon zu übernachten. – Shit, hätte ich mal früher drauf kommen sollen. – Meine Füße würden mich dann vielleicht weniger gequält haben, und mein Rücken läge schon längst auf einer ausgelegenen Matratze und ruhte sich aus.

      Wie ein junger Gott dahingehen – das war heute nicht drin. Wie ein alter Knacker schlich ich dahin, der nicht mehr anders konnte, als nur noch irgendwo entlang zu kriechen.

      Mir taten alle Knochen weh. Schwielige Hände, aufgedunsene Füße (wie ’ne Schwangere, kurz vorm Werfen), und ein Rücken, der jeden Moment entzweibrach, so fühlte ich mich. Und das schon nach dem ersten Tag!

      Eins war klar: Für Bishop zu arbeiten, war weit anstrengender, als die Arbeit, die ich zuvor auf dem Platz zu verrichten gehabt hatte. Aber nun war es einmal so, und Hulk Bishop war mein neuer Boss. Und ich, der ich mir wie sein Sklave vorkam, hatte gefälligst zu machen, was er sagte. Und ich tat es auch, denn ich brauchte das Geld.

      Meine Füße und mein Rücken brachten mich um. Niemals zuvor hatte ich solche Schmerzen gehabt.

      Zudem brannten mir meine Hände. Waren sicherlich all die Schwielen dran schuld, die ich mir heute eingehandelt hatte.

      Je mehr ich meinen Schmerzen nachgab, desto mehr spürte ich, wie sie mich marterten.

      Ich redete mir ein, dass das der Grund war, wieso ich noch nicht daheim angekommen war. Stattdessen noch durch die Straßen kroch, und mich beschissen fühlte.

      Doch waren tatsächlich mein geschundener Rücken und meine wehen Füße dafür verantwortlich? Meine Schwielen brannten auch, und trotzdem hielten sie mich nicht davon ab, nach Hause zu gehen.

      Kira!

      Sie war die Bremse. Meine Bremse. Heute zumindest.

      Yeah!

      Wie sollte ich der nur beibringen, dass ich die nächsten Monate nicht zu Hause sein würde? Sondern der Festplatz mein Leben wäre. Das hielt die doch nie aus. Da konnte ich ihr doch gleich ‘nen anderen Kerl in die Kiste legen.

      Ich merkte, dass meine Schuhe das Pflaster abwetzten. Ich schob nur noch einen Fuß vor den anderen. Jede Wette, eine Schnecke war an diesem Abend ein Intercity gegen mich.

      Und in dem hatte gerade einer die Notbremse gezogen.

      Kira.

      Der Gedanke an sie bremste mich ab. Und aus dem eigentlichen Intercity wurde eine durchs Land trödelnde Tram. Langsam und aus dem letzten Loch pfeifend.

      An Phils Pub hatte ich die Schnauze gestrichen voll. Ich blieb einfach stehen. Meine Füße jubelten und mein Rücken brüllte: Lehn mich an. Lehn mich nur noch irgendwo an!

      Stand ‘ne Weile dort rum. Dachte an die paar Quarter, die sich in meiner Hosentasche aneinander rieben und bei jedem Schritt klirrten. Sollte ich sie ausgeben? Für ’n Budweiser? Oder was Härteres?

      Die Quarter und ich, wir hatten Trennungsschmerz. Sie wollten bei mir bleiben, denn ich brauchte sie. Und ich wollte nicht von ihnen lassen, nur für ’n bisschen Brühe, die mir zum Kopfbrummen mit anschließendem Kater, verhelfen würde. – Shit! –

      Ich war unsicher. – Wieso eigentlich? –

      Irgendwie stolperten meine Füße von alleine die Stufen zum Pub hoch. – Müssen die Vans gewesen sein. –

      Die streitlustigen Stimmen, der laut debattierenden Männer, knallten mir von allen Seiten um die Ohren.

      An einem der Tische hockten Fans von den Red-Sox‘ und stritten darum, wie viel Points die beim nächsten Mal machten. Eigentlich ein Thema, dem ich mich nicht verweigerte. Heute aber stand mir der Sinn nicht danach.

      Hulk Bishop war schuld an meinem Zustand. Wie ‘ne ausgequetschte Zitrone fühlte ich mich. Und dann noch von ‘nem Teigroller plattgeradelt, genauso kam ich mir an diesem Abend vor.

      Yeah!

      Konnte doch nur noch besser werden, denkt der optimistische American Guy, kurz, bevor er in die Schlacht von Gettysburg zieht, und zwingt sich, nicht dabei den Kopf zu bewegen, sonst hätte der sich auch noch geschüttelt. Oh Yeah – am besten noch Beifall geklatscht. Nur wem? Ich den anderen, oder, die mir? –

      Jetzt noch ‘n Bubble Gum, eins von den roten, nach Erdbeeren schmeckenden, und ’n paar von den riesigen Blasen gemacht, mit dem ausgekauten Ding. Eine von denen, die einem dann auf der Nase klebten, wenn