Hope Monroe

Ace


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der hintersten Ecke fand ich noch Fruit-Loopes, doch als ich die Packung öffnete – Kira hatte sie irgendwann einmal gekauft, und vergessen, dass es sie gab – schlugen mir Schwärme von Motten entgegen.

      Die Grapefruit im Gemüsefach war ebenfalls schlecht. Grüner Schimmel zierte sie. – Lecker. –

      Soviel zu meinem – gesunden Frühstück! –

      Yeah.

      Also röstete ich mir wieder einmal einen Toast und kochte zwei Eier ab. – Hoffentlich waren die überhaupt noch gut. Keine Ahnung, seit wann die im Kühlschrank vor sich hingammelten. –

      Wie auch immer, die Eier ließen sich zumindest im Wasser abkochen (keine Kunst, oder? Sicherlich ließen sich auch faule Eier abkochen).

      Ich kramte ein Einmachglas hinter den Gläsern hervor, und löffelte die Eier hinein.

      Waren mir gut gelungen, die Eier. Das Eiweiß war fest und der Dotter wachsweich. Genauso, wie sie sein sollten.

      Anschließend bröselte ich vom Toaströsti darüber und fing zu essen an. – Eier im Glas, glaube ich, nannten die Leute das. Und das Ganze sollte ja auch ein Frühstück der – Klasse Nobelesse – sein. Waren sie das auch für mich? Ich weiß es nicht. Es schmeckte nicht anders, als wenn ich – Eier mit Toast – dazu gesagt hätte.

      Doch dieser Morgen sollte für mich ja etwas Besonderes sein, – warum auch immer, ich hatte eben das Gefühl, dass es so sein musste –, von daher aß ich – Eier im Glas –.

      Weshalb ich diesen Morgen als etwas Besonderes ansah, wusste ich nicht zu sagen. Irgendwie hatte ich schon beim Aufstehen ein komisches Gefühl gehabt. Vielleicht kam’s daher. War das der Auslöser. Ich wusste es nicht. Ich konnte nur mutmaßen, mehr aber auch nicht.

      Ich hätte noch nicht einmal zu sagen vermocht, ob besonders inform von positiv oder womöglich sogar in negativem Sinne.

      Eigentlich hatte ich auch noch bei der alten Mrs. Dendrite vorbeistreifen und nach ihr sehen wollen. Ich sorgte mich immer noch um sie. Doch mit einem dermaßen beschissenen Gefühl in mir, ließ ich es.

      Morgen war auch noch ein Tag. Würde ich sie eben morgen besuchen gehen. Oder vielleicht versuchte ich mein Glück auch heute Abend noch einmal. Kam ganz darauf an, wie der heutige Tag für mich verlaufen würde.

      Käme er meinem Gefühl gleich, würde ich abends sicherlich keinen Bock mehr darauf haben, einen alten Menschen versuchen, aufheitern zu wollen.

      Wäre dem so, müssten eben auch meine Sorgen um die alte Frau, auf morgen verschoben werden.

      So ist das im Leben eben.

      – Gläser hoch und darauf getrunken. – Yeah!

      Als ich mich auf den Weg zum Platz aufmachte, wuchs das Gefühl, dass der Tod an meiner Seite mit marschierte.

      Ich schüttelte den Kopf über mich selbst.

      Todesfurcht. Noch nie in meinem Leben hatte ich so etwas gehabt, noch gefühlt.

      Das musste an dem Regen liegen, der auch das Klima beachtlich abgekühlt hatte, so dass ich sogar fror.

      Ich hob den Blick und schaute den trüben Wolken nach, die noch zusätzlich einen düsteren Eindruck auf mich machten.

      Nein, heute war nicht mein Tag, dessen wurde ich mir immer sicherer.

      14 – Roger Grandview, der Mann im Rollstuhl

      »Mistwetter ist das«, rief mir ein Mann im Rollstuhl zu. Über sich hatte er einen Schirm gespannt, der ihm vor dem Regen Schutz bot. Die Getränkebude hinter ihm, war geschlossen. »Bist ‘n Neuer auf dem Platz, right (richtig)?« Neugierig folgte er mir mit den Augen, so dass ich gezwungen war, stehenzubleiben. Ich wandte mich ihm zu. »Yes, Sir«, antwortete ich, und wollte weitergehen, als er mich zurückhielt. »Bist du der, der für ’n Bishop malocht?«

      Ich nickte. »Ja, der bin ich. Pete Tully.«

      Er spuckte ausgekauten Pfriem von sich. – Wie gesagt, es war ein toller und wahnsinnig appetitlicher Tag für mich. Selbst hier auf ’m Platz. Yeah! –

      »Bist einer von der lebensmüden Sorte«, sagte er mit einer Selbstverständlichkeit, die mir Gänsehaut über die Arme jagte, und auch den Rücken entlang.

      Ich zwang mich zu einem Grinsen. Ich vermutete, es war schief geworden und mehr als missglückt. Doch den im Rollstuhl interessierte das nicht. Er zog den Kautabak unter der Decke hervor, und fuhr in seinem Tun fort.

      Ich griff mir an die Stirn, wollte ihm auf diese Art einen Abschiedsgruß andeuten, doch er winkte ab.

      »Nich‘ derart eilig, Tully«, fuhr er mich an. – Einen Ton hatte der drauf. Mit Sicherheit war er vor seinen Zeiten im Rollstuhl noch schlimmer gewesen, als es Bishop derzeit war. – Oder war er erst durch den Rollstuhl dermaßen garstig geworden?

      »Sir, Mister Bishop erwartet mich«, versuchte ich, ihm klarzumachen, dass ich keine Zeit hatte, um mit ihm zu plaudern.

      Der Mann winkte ab. »Ich bin Roger Grandview«, kam es ihm in den Sinn, sich mir vorzustellen. Er zeigte auf den Rollstuhl. »Hab ich den elektrischen Ungeheuern zu verdanken«, sagte er bitter.

      »Wie bitte?« Das interessierte mich jetzt aber doch. Allerdings musste ich mich zwingen, keinen Blick auf meine Armbanduhr zu werfen, wusste ich doch, dass ich längst beim Polypen sein müsste. Würde ohnehin nicht mehr lange dauern und Bishop würde wieder seine – liebreizende – Stimme, nach mir erklingen lassen. Eigentlich hörte ich ihn bereits nach mir kreischen. Innerlich, in meinen Kopf, meine ich.

      Der Mann nickte. »Das, was du jetzt machst, kleiner Tully, war früher meine Aufgabe.« Er warf einen Blick hinter sich. Dorthin, wo die Getränkebude stand. Dicht hinter ihm. »Das Ding hatte ich nicht immer. War ein Draufgänger. Vor nichts fürchtete ich mich. Vor keiner Arbeit hatte ich Angst, oder, dass ich mich vor einer scheute. Bis zu dem einen Tag ...«

      »Tully, faules Arschloch!«

      Da war sie, Mr. Bishops liebreizende Stimme, die nach mir brüllte. Und wie immer hatte er sich ein ausgezeichnetes Timing dafür ausgesucht. Wie schon bei Ace, störte er auch jetzt, den Moment, in welchem ich einiges über den Platz und seine Leute, hätte, erfahren sollen.

      Also zuckte ich wieder einmal nur mit den Schultern. Eine Geste des Bedauerns. Ich warf dem Rollstuhlfahrer ein letztes Kopfnicken zu, und hastete davon.

      »Du solltest mir zuhören, kleiner Tully«, rief Grandview mir hinterher.

      Ich warf den Kopf über meine Schulter und rief zurück: »Das werde ich. Ein andermal.«

      »Wart‘ nur nich‘ zu lange damit.«

      »Ganz bestimmt nicht!« Und es war mir ernst damit. Denn unterdessen wurde ich das Gefühl nicht los, dass irgendetwas auf dem Platz geschehen sein musste, wovon mir Ace und jetzt auch der Rollstuhlfahrer, erzählen wollten. Bishop es jedoch, vor mir geheim zu halten versuchte. Und ich wollte verdammt sein, würde ich nicht dahinterkommen, was es war. Um was es da ging. Mit dieser Erkenntnis eilte ich zur Geisterbahn hin.

      Hinter die Dinge zu steigen, dieser Vorsatz erhellte mir ein bisschen den Tag. Wenn auch nur minimal.

      Bishop wartete bereits ungeduldig vor der Geisterbahn auf mich. »Wird aber auch Zeit. Der dort oben«, er zeigte auf den Monsterpolypen, »wartet schon auf dich.« Er grinste mich an, zu meiner Überraschung. »Ohne dich, lebt der Kleine nicht«, kicherte er.

      »Ich bin gleich droben«, beeilte ich mich, zu sagen.

      »Das will ich aber auch schwer hoffen!« Bishop wandte sich ab und lief davon.

      Ich sah noch, dass er zu einer Frau hinlief, die, trotz der Entfernung, steinalt aussah. Und zudem noch eine Puppe auf ihrer linken Schulter sitzen hatte.

      Vielleicht war’s ‘ne