Eva Tanner

Taube in der Tanne


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Lanke fuhren. Und weil sie betrunken waren, fielen sie in ein Anglerloch, und Frau Hessler hat zu ihrem Gedenken die drei großen Tannen gepflanzt."

      "Sie ist eine feine Frau, eine richtige Dame", ergänzt Mama. "Sie trägt lange Röcke und hat einen Gehstock mit einem silbernem Knauf. Wenn ich siebzig bin, werde ich auch so einen Gehstock haben." Püppi ist begeistert. Sie streicht über die glatte Seidentapete, befühlt den etwas wurmstichigen Marienaltar, der im Treppenhaus an der Wand hängt, guckt in die Vasen, die dem Zaren gehört haben sollen und darf sich ein kleines Gemälde mit einer Heidelandschaft über ihr Bett hängen. Nun muss sie nicht mehr das Bild vom schmalen und breiten Weg zum Himmel und in die Hölle angucken. ’Das sind also Antiquitäten, denkt sie und übt das schwierige Wort.

      ****

      „Was bedeutet eigentlich der Spruch im Korridor?“ hatte sie Mama gefragt. Auf einer Birkenholzscheibe neben dem Marienaltar prangt ihr täglich entgegen: "Wie klein das ist, was einer ist, wenn man’s an seinem Dünkel misst." Da sie noch nicht lesen konnte, hatte Mama es ihr vorgelesen.

      "Je größer der Dünkel bei einem Menschen, umso kleiner ist er in Wahrheit, das musst du dir merken!“

      "Aber was ist Dünkel?“

      "Dünkel ist Hochmut. Nur wer bescheiden ist und demütig, der ist als Mensch wirklich groß.“

      Mama stand nun auf halber Treppe und goss mit einer kleinen Gießkanne die Zimmerlilien und den Weihnachtskaktus auf der Fensterbank. Trug eine geblümte Kittelschürze, und die Sonne schien durch das Treppenhausfenster auf ihre lackschwarzen Haare. Püppi schaute zu ihr hoch: "Bist du demütig und bescheiden, Mama?“

      "Ich bemühe mich so zu sein.“

      Püppi fiel dazu nur wieder der schmale und mühevolle Weg in den Himmel ein und sie überlegte, ob der Dünkel auf der linken oder rechten Seite des Bildes einzuordnen wäre.

      ****

      Hans-Peter und Püppi ziehen los, um die Schlossruine zu finden. Sie laufen die Straße am Pichelssee entlang, kommen am Paddlerweg und am Schwimmerweg vorbei, es sind alles Privatstraßen. Das gefällt ihnen: "Hier dürfen nur wir in die Straße!" Dann stehen sie vor einer hohen Mauer.

      "Dahinter ist das Schloss" sagt Hans-Peter und schon ist er mit seinen langen Beinen über ein schmiedeeisernes Tor geklettert. Püppi schafft das nicht. Sie steckt ihren Kopf durch die Gitterstäbe und sieht wie Hänschen im Park verschwindet, auf Unkraut überwucherten Wegen. Und muss lange warten, bis er wiederkommt:

      "Tiere gibt es da, das glaubst du nicht" und "Der Park geht bis ans Wasser, bis an die Havel.“

      „Du gibst bloß an! Was denn für Tiere?“ Aber er klärt sie nicht auf, und der Park bleibt Püppi unerschlossen.

      Aber nicht das Wasser! Die Scharfe Lanke zieht sie magisch an. Alle drei Straßen führen dort hin. Halbmondförmig fließen sie am Lankestrand zusammen, dort wo die Anwohner ihre Bootsstege haben.

      Im Frühjahr treiben dicke Eisschollen im Wasser. Püppi zieht sie raus, hackt sie klein und baut sich funkelnde Glitzerburgen aus Eis, steckt den Kopf hinein, mitten in die explodierenden Lichtstrahlen der Sonne auf den Eisbrocken - spürt die Kälte nicht, lebt ganz im Licht. Der Sommer kommt. Sie kann noch nicht schwimmen und darf nicht auf den Bootssteg gehen. Aber sie tut es doch und rutscht auf den nassen Planken aus, fällt ins Wasser. Steht auf dem morastigen Grund, schaut hoch. Über ihr das schillernde Sonnenlicht auf der Wasseroberfläche. Ist ganz ohne Angst, wie in ihren Träumen, in denen sie unter Wasser atmen kann. Bis durch das Sonnenlicht zwei Arme kommen und sie hochreißen und retten. Hans-Peter hat sie herausgezogen, und beide schleichen pudelnass nach Hause. Mama ist außer sich! Wie sie es wagen konnten... strengstens verboten! Die Ohrfeigen fliegen ihnen um die Köpfe.

      Dann zieht Mama im Flur einen Stuhl in die Mitte, und Hans-Peter muss sich drüberlegen, damit er eine anständige Tracht Prügel erhalten kann. Sie schlägt und schlägt: "Das ihr mir so etwas antun könnt! An meinem Grab wird euch das noch mal Leid tun! Wirst du jetzt endlich sagen, dass es dir Leid tut, wirst du nun endlich!" Püppi steht daneben, von Oma festgehalten und muss zugucken und warten, bis sie an der Reihe ist. "Oma, Oma, wenn ich dran bin, dann hilf mir!" schreit sie. Dann liegt sie selbst auf dem Bauch quer über den Stuhl, während die Prügel auf sie niedergeht und sie sieht, wie Hänschen zur Haustür kriecht, sie öffnet und laut um Hilfe ruft, bevor er aus dem Haus und dem Garten flüchtet.

      Am Abend muss Püppi als erste ins Bett und weint sich dort aus. Eine Wolldecke zum Rupfen gibt es nicht mehr, sie liegt unter einem Federbett. Lutscht an ihrem Daumen, rupft sich ein langes Haar aus, wickelt es um den Zeigefinger über der Nase, damit die selbst gebastelte Lutschvorrichtung schön fest gebunden bleibt und schläft ein.

      Nachts wird sie wach. Papa steht im Türrahmen, hinter ihm das helle Korridorlicht. Er trägt ein kurzes Nachthemd, unter dem sein gelähmtes, kurzes Bein zu sehen ist und hat sich auf seine Krücken gestützt. "Anny, ich habe Kopfschmerzen, bring mir eine Tablette!" verlangt er. Mama steht auf, geht hinaus, schließt die Tür und bleibt zu lange fort, als dass Püppi auf sie warten könnte.

      ****

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