Arno von Rosen

Der Bestseller


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war nicht ungewöhnlich, wissen sie?“

      „Haben sie denn gesehen, dass die beiden Männer wieder zusammen gegangen sind?“, hakte Frank nach.

      „Nadja hat gesagt, Entschuldigung, ich meine, Frau Schiefer hat gesagt, dass zwei Männer den Stand verlassen haben. Ich hatte gerade Prospekte aufgefüllt und nicht so genau hingesehen.“

      „Können sie den anderen Mann beschreiben, Frau Bloch?“

      Janine Bloch blickte auf den Boden, als ob sie dort die richtigen Antworten ablesen konnte. Frank wusste, dass so etwas häufiger vorkam, wenn Zeugen versuchten sich an etwas zu erinnern, was sie nicht bewusst wahrgenommen hatten.

      „Machen sie die Augen zu, und versuchen sie zu beschreiben wie er ausgesehen hat“, sagte Frank ganz ruhig.

      Janine Bloch atmete ein paar Mal tief durch und konzentrierte sich.

      „Der andere Mann war eher lässig gekleidet, aber trotzdem gut, und er sah besser aus, ich meine, er war sportlich und hatte schon graue Schläfen und kurze braune Haare, nach hinten gekämmt und leicht gelockt. Er war etwa so groß wie sie, aber ganz genau kann ich das nicht sagen.“

      „Ist schon gut Frau Bloch, sie machen das ausgezeichnet. Bleiben sie bitte noch hier, damit die Kollegen noch ein Bild Zeichnen können, und falls wir noch Fragen haben.“

      Janine Bloch wirkte sichtlich erleichtert und es kehrte erste Farbe in ihr Gesicht zurück.

      Frank ging zu Sarah hinüber, um die Aussagen miteinander zu vergleichen. Sie prüften die Antworten und Frank hakte nach.

      „Wie sicher ist sich deine Zeugin?“

      „Frau Schiefer macht einen gefassten Eindruck auf mich. Außerdem ist sie in dem Geschäft schon ein paar Jahre dabei, und hat sich angewöhnt Menschen näher zu betrachten, um bei einem Wiedersehen Kunden direkt ansprechen zu können.“

      „Das heißt, wir können davon ausgehen, dass die zwei Männer die gegangen sind andere waren, als die, die gekommen sind, zumindest einer von denen. Denn wer zieht sich schon ein neues Outfit im Wohnmobil an. Konnte deine Zeugin die Männer beschreiben, Sarah?“

      „Der Eine war wohl eher lässig elegant gekleidet, und der andere Mann trug eine Anzughose und eine leichte Jacke. Vermutlich hatte er auch noch eine Umhängetasche, aber daran erinnerte sich die Zeugin nur noch ungenau Außerdem hat sie den Mann nur von hinten gesehen, oder kann sich zumindest nicht daran erinnert, ihn von vorne gesehen zu haben.“

      Sarah beendete ihren Bericht, und Frank kam ins Grübeln.

      „Die Beschreibung des einen Mannes deckt sich mit der Zeugenaussage von Janine Bloch, aber es scheint wenigstens zwei verschiedene Männer zu geben. Einer von beiden liegt jetzt im Wohnmobil, den Anderen würde ich gerne finden, um ein paar Fragen loszuwerden.“

      Frank hatte eher mit sich selbst gesprochen, als mit Sarah, aber diese Art kannte sie schon. Wenn sich ihr Kollege in einen Fall vertiefte, redete er ständig mit sich selbst, in einem leisen Flüsterton, und sie hatte gelernt zuzuhören, um unausgesprochene Fragen zu stellen, die sie in der Ermittlungsarbeit weiter bringen konnten.

      “Wir sollten auf jeden Fall die Vermisstenanzeigen der letzten 24 Stunden überprüfen, falls es sich um eine Entführung oder ähnliches handelt.“

      „Ja mach das, Sarah, außerdem möchte ich alles über die Fahrzeuge wissen, die nach Schluss der Messe noch auf dem Gelände stehen.“

      „Die Kollegen von der Spurensicherung haben bereits den Tatort in Angriff genommen. In einer Stunde können wir uns alles ansehen.“

      „Gut, dann lass uns noch einen Kaffee trinken, es wird bestimmt eine lange Nacht werden.“

      „Ist schon bestellt“, antwortete die Blondine. „Peter holt uns schon welchen.“

      Frank reagierte nicht, er war bereits tief in Gedanken versunken, und seine grauen Zellen arbeiteten auf Hochtouren. Irgendwas stank hier gewaltig bis zum Himmel, und sie würden bis zum nächsten Tag Ergebnisse liefern müssen, denn die Nachricht hatte schon die Runde gemacht, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Pressemeute hier die Klinke in die Hand gaben, wie man so schön sagte.

      Um 18 Uhr wurde hier geschlossen, und er hoffte, dass bis dahin das Chaos auf sich warten ließ.

       16. Kapitel

      Pavel war ein wenig überrascht.

      Es war kaum mehr als eine Stunde her, dass er das Messegelände verlassen hatte, und schon war sein Job entdeckt worden.

      Soeben war die Durchsage im Polizeifunk gekommen, dass sich ein Streifenwagen zur Messe begeben sollte nach „Code 110“, und das bedeutete Mord. Nun ja, dass Versteck war nicht besonders einfallsreich gewesen, aber ein bisschen mehr Zeit hatte er schon erwartet.

      Jetzt sollte er sich beeilen, die beiden Wagen zu durchsuchen. Er ließ den blauen Golf abseits vom Messegelände stehen, und stellte ein Schild in die Scheibe, dass der Wagen abgeschleppt würde, wegen einer Panne.

      Eine entsprechende Mobilnummer war auf dem Schild hinterlegt, was gewollt provisorisch gemacht aussah, und zu Christoph führte, der anhand der Nummer wusste was zu tun war, falls sich jemand meldete.

      Pavel ging zielstrebig auf den Wagen von Reiner Groth zu, und zog sich dabei dünne Latexhandschuhe über, öffnete den Volvo, und durchsuchte das Fahrzeug in nur 90 Sekunden so genau, wie es sonst nur ein Drogenhund geschafft hätte.

      Er fand einzig Hinweise darauf, dass Groth als Lektor in dem Verlag arbeitete, bei dem er schon angerufen hatte. Er entnahm keinerlei Dinge, und veränderte auch nicht ihre Lage, da sich daraus keine neuen Erkenntnisse ergaben. Später würde sicher die Spurensicherung der Kripo ihre Arbeit erledigen, und dann sollte nichts auf eine vorherige Untersuchung des Fahrzeugs hinweisen. Pavel verschloss das Fahrzeug, und ließ, wie zufällig, den Wagenschlüssel unter die Fahrerseite des Volvos gleiten.

      Danach ging er zum zweiten Parkplatz, wo der dunkelfarbige Saab Kombi von Karl Blanke stand. Er durchsuchte ebenfalls dessen Wagen, fand aber nur Hinweise auf eine Firma in Marburg, die sich mit Internethandel beschäftigte, was Christoph bereits überprüft hatte.

      Das war zwar nichts ungewöhnliches, aber andere Organisationen versteckten sich gerne im Internet, da dort eine Firma professionell aussehen konnte, ohne überhaupt zu existieren.

      Zumindest würde Christoph eine zweite Prüfung durchführen, noch bevor er nach Frankfurt in die Zentrale zurückkam. Sollte das nicht die gewünschten Ergebnisse bringen, war Marburg gerade einmal eine Autostunde von Frankfurt entfernt.

      Diesmal nahm er den Schlüssel mit, und hoffte, dass zumindest sein zweiter Abgang noch eine Weile unentdeckt blieb. Er machte sich auf den Weg zu seinem Fahrzeug, und fand den Golf unberührt vor. Eben fuhr ein erstes Zivilfahrzeug der Kripo auf das Messegelände, also war es höchste Zeit die Gegend zu verlassen.

      Der Weg nach Frankfurt würde noch lange genug dauern, und er rechnete nicht mit seiner Ankunft vor 18 Uhr, und essen wollte er auch noch etwas, vorzugsweise an einem Drive-In Schalter, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

      Es dauerte länger als gedacht und erst gegen 19 Uhr traf Pavel in der Zentrale ein, wo Christoph ihn schon erwartete, um ihn für sein erstes Meeting vorzubereiten.

      „Was hast du für mich Chris?“, sagte Pavel, kaum das er den Raum betreten hatte.

      „Eine Menge Informationen, aber nichts, nach den üblichen Parametern.“

      Der Profikiller zog die Brauen zusammen, und Christoph bemühte sich ihm ein kurzes Update zu geben, um Pavel nicht weiter zu reizen.

      „Blanke hat tatsächlich eine Internetfirma, mit mäßigem Erfolg, aber es sieht nicht so aus, als ob es ungewollt wäre. Eher so, als ob er nicht mehr machen wollte. Was er tut, macht er professionell, aber es sieht nicht so aus, als ob er auf Reichtum aus ist, wenn du weist was ich meine.

      Er