Arno von Rosen

Der Bestseller


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auf, und sah routiniert in den Raum hinein, um zu prüfen ob etwas fehlte oder unordentlich war.

      Es gab viele Souvenirjäger, die immer wieder versuchten, dass eine oder andere Bauteil mitgehen zu lassen, aber es schien alles in Ordnung zu sein. Als sie aus dem Wohnmobil stieg, waren die beiden Männer schon um die Ecke des Standes verschwunden.

      Der Killer schob Karl vor sich her. Er hatte entschieden, dass es eine Befragung auf dem Parkplatz geben würde, wo ihre beiden Wagen standen, jedenfalls abseits von Menschenmassen die als Zeugen fungieren konnten.

      „Gehen wir zu meinem Fahrzeug“, sagte er knapp, und Karl gehorchte ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Wenn alles gut lief, würde die Leiche in den nächsten Stunden nicht gefunden werden, vielleicht sogar noch länger. Bis dahin hatte er bereits die Stadt verlassen. Spuren gab es keine, also hatte er Zeit genug um Blanke ein paar Fragen zu stellen.

      Nach wenigen Minuten standen sie am dunkelblauen Golf, und Pavel entschied aufgrund der einströmenden Menschenmengen die notwendigen Fragen abseits des Messegeländes zu stellen.

      „Steigen sie bitte ein Karl, und fahren sie Richtung Autobahn.“

      Pavel setzte sich auf die Beifahrerseite, steckte den Zündschlüssel ins Schloss, und vermied es den vorbeilaufenden Besuchern in die Gesichter zu sehen.

      Karl startete den Wagen, und fuhr vom Messegelände. Nach unendlich erscheinenden Minuten hatten sie einen alten Industriehof erreicht, auf dem nur noch wenige alte Baufahrzeuge standen und Material für Abwasserkanäle.

      Der fremde Mann hatte Karl mit knappen Anweisungen zu dieser Adresse gelotst, als ob er sich hier auskennen würde. Auf ein kurzes Zeichen von Pavel stieg Karl aus und ging auf einen abgelegenen Teil des Bauhofes zu, auf dem Baumaterial gelagert war.

      Er dirigierte Karl zu einem Stapel von Betonröhren, die von der Strasse aus nicht zu sehen waren, und schoss Blanke unmittelbar in den Fuß. Karl schrie auf, und sackte sofort zusammen.

      „Ich werde vergessen, dass sie mir im Wohnmobil eine Frage gestellt haben, anstatt mir meine Frage zu beantworten, aber eine zweite Chance bekommen sie nicht.“

      Der Kaufmann lag auf dem Boden, und drückte den Fuß durch den Schuh, um den Schmerz zu verdrängen, und zerquetschte dabei ein paar Tränen.

      „Ich weiß nicht was sie für Informationen meinen, oder wer sie sind, oder was sie wollen, schrie Karl den Killer an.“

      Pavel sah einen Augenblick auf sein Opfer hinab, und schnaufte kaum merklich. Es war soweit; er würde wahrscheinlich nicht die gewünschten Informationen erhalten, ohne weitere Motivationen des Befragten, und das war genau das, was er eigentlich nicht mehr gewollt hatte. Es schien nicht möglich zu sein, den Außendienst tatsächlich zu quittieren, aber er wollte fair sein und Blanke noch eine Möglichkeit geben, die Frage richtig zu beantworten.

      „Na gut Karl sie haben gewonnen.

      Woher haben sie die Informationen aus dem Buch?“

      Karl überlegte, was der Mann eigentlich wollte.

      Was oder wer war er?

      Ein verrückter Paparazzo?

      Ein völlig ausgeflippter Prämienjäger?

      Er konnte sich keinen Reim darauf machen.

      „Hören sie, sie verwechseln mich bestimmt mit jemand anderem. Alles was in dem Buch steht, haben wir uns nur ausgedacht. Alles nur ein Spaß, verstehen sie?

      Wenn sie wollen gebe ich ihnen das Prämiengeld, dass ist kein Problem. Ich werde sie auch nicht Anzeigen, oder so etwas. Lassen sie mich bitte einfach gehen.“

      Pavel sah den wehrlosen Mann an, und legte den Kopf leicht auf die Seite, als ob er überlegen würde.

      „Wer ist ihr Auftraggeber?“

      Karl hoffte, dass sein Gegenüber sehen würde, dass er nicht log. Offenbar war der Mann geistig nicht normal. Die ganze Situation hatte Züge einer abartigen Schmierenkomödie, nur das er nicht lachen konnte. Er empfand auch keinen Schmerz mehr, so als habe er Morphium bekommen. Er rappelte sich ein wenig auf, und lehnte sich an die Röhren.

      „Hören sie, es gibt keinen Auftraggeber, dass ist alles bestimmt nur ein Missverständnis.“

      Pavel hatte es offensichtlich mit einem Profi zu tun, zumindest im Informationsgeschäft. Es war wohl nicht mehr aus ihm rauszuholen, also hatte die Befragung ihren Zweck erfüllt. Er würde sich den notwendigen Informationen woanders besorgen müssen.

      „Sie dürfen mir natürlich auch eine Frage stellen, wenn sie wollen.“

      Karl sah dem Anderen in die kalten grauen Augen. Eine Gefühlsregung konnte er nicht erkennen. Er versuchte seine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen, da sich die Situation zu klären schien.

      „Wer sind sie überhaupt?“, fragte Karl gereizt.

      „Sie dürfen mich Pavel nennen“, erwiderte dieser in einem entspannten Plauderton. Er wollte gerade antworten, als Pavel die Waffe hob, und Karl hektisch hervorstieß.

      „Pavel sie haben doch versprochen“…, ein Ploppen unterbrach Karl mitten im Satz, und er sackte mit einem Loch in der Stirn in sich zusammen.

      „Ja ich weiß“, sagte Pavel ganz leise, „aber nur, dass ich ihnen nicht wehtue, wenn sie alle Fragen richtig beantworten. Und ich habe mein Versprechen gehalten.“

      Er nahm alle Sachen, die Blanke bei sich trug, um es nach einem Raubüberfall aussehen zu lassen, schob den Leichnam in eine der Betonröhren, und sammelte die beiden Projektile auf, ebenso wie die Hülsen. Er blickte sich nach allen Seiten um, ob sie jemand beobachtet hatte, konnte aber niemanden entdecken.

      Er stopfte noch ein paar aufgeweichte Kartons in die Röhre, und hoffte, dass die Maßnahmen für ein paar Tage Verzögerung ausreichen würden. Als nächstes wollte er sich die Fahrzeuge von Groth und Blanke vornehmen, und danach wieder in die Firma zurück fahren.

      Bis jetzt waren die Ergebnisse mehr als schwach, und würden wahrscheinlich einer Prüfung nicht Stand halten. Er konnte später noch eine Einschätzung abgeben, oder es würde für ihn entschieden werden, wenn er die Ergebnisse vorlegen musste.

      Jetzt hatte er noch zu tun, und er verspürte einen leichten Hunger, wie fast immer wenn er einen Job erledigt hatte.

       14. Kapitel

      Ben wachte mit einem Ruck auf, fuhr instinktiv einen Arm aus, um seinen Aufprall abzufangen, und stieß dabei die Tasse Tee um, die er sich mit ins Wohnzimmer gebracht hatte.

      Der Moderator im Fernsehen schnurrte gerade seine Abschiedsgrußworte in die Kamera, mit dem Hinweis auf die nächste Sendung, während Ben merkte, dass er auf dem Sofa eingenickt war, und der Sturz nur im Unterbewusstsein statt gefunden hatte.

      So etwas hat bestimmt jeder schon einmal erlebt, aber er hasste den Anflug von Panik, der ihn dabei ergriff und sein Herz zum rasen brachte. Ben rappelte sich hoch, ging in die Küche und holte einen Lappen, um die Sauerei wegzuwischen.

      Die Tasse war leider auch entzwei, was er dann wieder seiner Frau beichten musste. Dabei hatte der Tag so gut angefangen.

      Mit einem kurzen Blick auf sein Handy stellte er fest, dass sich Karl noch nicht gemeldet hatte. Wahrscheinlich war es später geworden, und Karl hatte ihn nicht stören wollen. Immerhin konnten sie ja morgen noch telefonieren, um das Ergebnis zu besprechen.

      Ben sah auf die Uhr und entschied, dass Mitternacht auch eine gute Zeit war um los zu fahren. Falls er müde würde, könnte er immer noch ein Nickerchen unterwegs einlegen, vielleicht sogar oben auf dem Brenner, um den Sonnenaufgang zu genießen. Zumindest jetzt fühlte er sich topfit und ausgeruht, bereit ein paar Kilometer in Angriff zu nehmen.

      Ben ging ins Bad und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser, was ihn vollends wieder zum Leben erweckte. Er schaltete den Fernseher aus, löschte alle Lichter im Haus, bis auf eine kleine Lampe