Arno von Rosen

Der Bestseller


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der Hostess am Stand kurz zu, zeigte mit dem Finger auf das Wohnmobil das Groth und Blanke bestiegen hatten, nickte wissend, als ob er zu den beiden Männern gehörte, und bekam ein kurzes Lächeln zurück.

      Er betrat völlig lautlos das Fahrzeug, und hörte sofort die Stimmen von rechts. Er zog die Tür hinter sich zu, die mit einem leisen Klick in Schloss fiel, und blieb still stehen, einigermaßen gedeckt von einer großen Schrankwand, die wohl die Unterhaltungselektronik beherbergte.

      Groth antwortet soeben auf eine Frage, die ihm bereits entgangen war.

      „Die Information hätte ich früher benötigt, dass sie nicht der Verfasser sind, dann hätten wir die Sache anders handhaben können. So wird es schwierig, die Angelegenheit meinem Boss gut zu verkaufen, und dabei ungeschoren davon zu kommen. Geben sie mir bitte die Info über den wahren Autor, oder anrangieren sie wenigstens ein Treffen, damit wir auch unsere Chance haben.“

      „Das ist nicht möglich, und das wissen sie, Herr Groth. Ich kann ihnen die Info nicht geben, und ich bin sehr sicher, dass es zu keinem Treffen kommen würde, selbst wenn ich gewillt wäre, ihnen den Namen zu nennen, was ich aber nicht bereit bin zu tun.

      Ich weiß auch nicht, warum das ein Problem sein sollte, schließlich machen sie doch ein sehr gutes Geschäft, und weitere Bücher waren nie vereinbart.“

      Langsam wurde es interessant, und Pavel hoffte auf die entscheidenden Hinweise, um seinen Auftrag erledigen zu können. Gerade jetzt fing die Klimaanlage an zu laufen, und verursachte ein surrendes Geräusch beim Anlaufen. Der Blick der Beiden ging dabei in seine Richtung.

      Er zog erneut die Tür schnell hinter sich zu, und betrat das Wohnmobil, als ob er noch nicht da gewesen wäre. Die beiden Männer sahen in seine Richtung und Blanke musterte ihn, während Groth mit einer fahrigen Handbewegung unter sein Sakko griff.

      Einen Augenblick später hielt Pavel die Glock in der Hand, und ein kleiner Rauchfaden kräuselte sich aus dem Lauf hinaus, in Richtung Lüftungssystem.

      Der Schalldämpfer hatte den Knall unterdrückt, und nur ein kurzes schlagendes Geräusch hervorgerufen, wie ein leiser Peitschenknall aus dem Nachbarzimmer.

      Blanke saß wie versteinert da, während Reiner Groth vom Sessel rutschte, und unter den Tisch gesunken war, ohne einen Laut von sich zu geben.

      Er hatte eine kleine rote Stelle am Hemd, die genau über dem Herzen saß. Der Fleck war so groß wie ein Zwei-Euro-Stück, und würde in wenigen Minuten anfangen einzutrocknen. Im Gegensatz zum Kino, wo das Blut literweise spritzte, hörte im wirklichen Leben die Blutung auf, sobald das Herz stehen blieb.

      Karl blickte direkt in den Lauf der Waffe, ohne sich zu rühren. Pavel verwünschte sich, dass er so schnell reagiert hatte, und presste einen Fluch, in seiner Muttersprache, zwischen den Lippen hervor.

      „Bleiben sie weiter ganz ruhig, Herr Blanke, dann passiert ihnen auch nichts“, forderte Pavel ihn in einem sehr ruhigen und leisen Tonfall auf. Der unauffällige Killer der Organisation beugte sich zum Körper von Groth runter, und fühlte den Puls an der Halsschlagader.

      Der Lektor war tot, was auch sonst.

      Er griff in die Innenseite des Sakkos, und holte eine braune Geldbörse heraus, sonst war nichts zu finden. Er sah sich kurz um, konnte das Geschoss aber nicht entdecken. Die Wand und der Sessel des Wohnmobiles waren unbeschädigt.

      Wahrscheinlich steckte die Kugel noch im Körper. Jetzt hatte er auf jeden Fall keine Zeit sich darum zu kümmern.

      Was um alles in der Welt hatte Groth geritten, sich an die Innentasche des Sakkos zu fassen, und warum hatte er als Profi in diesem Geschäft nicht abgewartet, was passieren würde.

      Es hätte noch genug andere Möglichkeiten gegeben einer potentiell gefährlichen Situation auszuweichen. Jetzt war der weitere Ablauf vorher bestimmt, egal ob es sich um die Gegenseite handelte, oder nur um harmlose Vollidioten.

      Das war der Fluch, wenn man jahrelang im Außendienst war. Wer da zögerte, war schon so gut wie tot, und schließlich lebte er noch, weil er nie Zeit verlor.

      Pavel hatte den Innendienst wohl noch nicht verinnerlicht, was er später bestimmt zu erklären hatte. Er öffnete die Service Klappe zum Garagentrakt des Fahrzeugs, der von beiden Seiten zugänglich war.

      „Legen sie ihn hier rein.“

      Blanke reagierte nicht, sondern saß nur da mit geweiteten Augen, die ihn starr vor Angst ansahen.

      „Los machen sie schon“, knurrte Pavel.

      Langsam bewegte sich Karl Blanke, und nahm den Lektor unter den Achseln. Groth schien Tonnen zu wiegen. Er zerrte ihn zu der Klappe an der Pavel stand, und dieser half ihm, indem er ihn an einem Bein nahm, um den Leichnam zusammen in das Fach zu wuchten. Es gab ein dumpfes Geräusch, und der Leichnam fiel in den schmalen Schacht, um auf der Luke zur Garage liegen zu bleiben.

      Pavel schloss die Klappe wieder und überprüfte, ob es irgendwelche Spuren gegeben hatte. Er wischte mit dem Ärmel seiner Windjacke über Klappe und Tisch, und setze sich in den Sessel, während er die Waffe auf Karl gerichtet hielt.

      „Schön das sie ruhig geblieben sind Herr Blanke, das macht vieles leichter. Wir treffen eine Abmachung, mit ihrem Einverständnis. Sie beantworten mir ein paar Fragen zu meiner vollsten Zufriedenheit, und ich tue ihnen nicht weh.“

      Karl stimmte zu, ohne ein Wort verlauten zu lassen, obwohl er immer noch nicht begriffen hatte, was gerade geschehen war. Die ganze Szene hatte sich in nicht einmal 60 Sekunden abgespielt, und doch hatte er das Gefühl von Stunden verspürt. Er hatte den Mann niemals zuvor gesehen, und nicht die geringste Vorstellung davon, was er wollte, aber er konnte sich sicher sein, dass es um sein Leben ging. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Mit einem heiseren Krächzen brachte er hervor.

      „Was wollen sie?“

      Karl versuchte ganz ruhig zu bleiben, und vermied es irgendwelche schnellen Bewegungen zu machen, zumal sein Gegenüber einen nervösen Zeigefinger zu haben schien. Er bemühte sich, langsam in den Sessel zu gleiten, und schlug die Beine übereinander, damit man nicht sah, dass ihm die Knochen schlotterten.

      Pavel sah sein Gegenüber durchdringend an, ohne die Waffe herunter zu nehmen. Blanke kam ihm seltsam entspannt vor.

      Die meisten Befragungen dieser Art fingen mit Sätzen an wie, es muss sich um eine Verwechselung handeln, oder er bekam gleich Geld angeboten, wenn man sich dann einig würde.

      Bei manchen Angeboten hatte er tatsächlich darüber nachgedacht, ob sich ein Wechsel nicht auszahlen würde, aber wahrscheinlich hätte er nicht mehr viel von dem versprochenen Geld ausgeben können, und so hatte er sich stets loyal entschieden, und natürlich vernünftig.

      „Ich muss wissen woher sie die Informationen haben“, sagte Pavel in einem ruhigen Plauderton, der dem Gegenüber vermitteln sollte, dass es sich nur um ein Gespräch unter Geschäftspartnern handelte.

      Karl war sich nicht sicher, ob noch etwas Konkreteres folgen würde, und wartete einen kurzen Moment ab. Der Tonfall hatte ihn an eine Sendung über Gartenblumen im TV erinnert, völlig ohne jegliche Betonung.

      „Welche Informationen meinen sie?“

      Während er noch sprach, wusste Karl, dass das auf jeden Fall eine falsche Antwort war. In diesem Moment ging die Tür auf, und eine der Hostessen betrat das Fahrzeug. Pavel ließ die Waffe zwischen Tasche und Jacke verschwinden, und erhob sich sofort, ohne dabei nervös zu wirken. Karl saß noch im Sessel, und bewegte sich nicht.

      „Kann ich etwas für die Herren tun?“, fragte die junge Dame im geübten freundlichen Servicetonfall.

      „Vielen Dank“, antwortete Pavel prompt.

      „Mein Freund und ich wollten gerade gehen.“

      Unsicher erhob sich Karl, und ging hinter dem Mann her. Einen kurzen Moment überlegte er die Hostess mit einzubeziehen, oder einen Fluchtversuch zu unternehmen, aber zurzeit fehlte ihm dafür der Schneid.

      Sie gingen an der Servicekraft