Arno von Rosen

Der Bestseller


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ich sicher hin“, antwortete die Blondine knapp, und machte sich auf den Weg.

      Kurze Zeit später verließen sie das mit Natursteinen verblendete, schlichte Gebäude und fuhren Richtung Messe, immer am Rhein entlang, der gemächlich floss, da er zurzeit wenig Wasser führte, was am guten Wetter lag, das in den letzten Wochen geherrscht hatte.

      Er bedauerte noch kurz das verpasste Wochenende und war froh darüber, dass sein Telefonat mit Birgit glimpflich ausgegangen war. Glücklicherweise hatten sie und ihr Mann nichts vorgehabt, sodass sein Sohn nicht zu seinen Schwiegereltern musste.

      Die waren natürlich sehr viel glücklicher über den Architekten Schwiegersohn, als über einen Polizisten in der Familie. Das war für eine Tochter aus gutem Hause jedenfalls eine bessere Partie, als einen Bullen bei Festen und Veranstaltungen vorstellen zu müssen.

      Seine Ex gehörte zum Düsseldorfer Jet Set, jedenfalls bezeichnete er ihre Familie so, auch wenn Birgit damit nicht haussieren gegangen war, wie sein Schwiegervater.

      Zumindest hatte er deswegen keinen Unterhalt zahlen müssen, oder sie wollte keinen, was auch immer. Dafür hatte er mehr Spielraum was den Geburtstag seines Sohnes und Weihnachten anbetraf, oder wenn sie gemeinsam in den Urlaub fuhren, was selten genug vorkam.

      Frank verdrängte diese Gedanken schnell, und versuchte sich ein erstes Bild vom Ablauf der möglichen Ereignisse zu machen.

      Nicht einmal eine halbe Stunde später waren sie am Messegelände, wo bereits ein Kollege ein entsprechendes Areal für Ermittlungsfahrzeuge abgesperrt hatte, sehr zur Freude von Frank. So konnten sie direkt vor die Halle fahren und das Fahrzeug abstellen, ohne lästige Erklärungen liefern zu müssen.

      „Sieht so aus, als ob ein paar Kollegen ihren Kopf nicht nur zum Haare schneiden benutzen“, bemerkte Frank, ohne das Gesicht zu verziehen.

      „Du bist wohl noch nicht ganz darüber hinweg, mit mir das Wochenende verbringen zu müssen“, grinste Sarah zurück.

      „Halb so wild, ich werde es schon überstehen.“

      Dabei rang er sich ein schwaches Lächeln ab, hätte er es doch schlechter treffen können, als mit seiner Kollegin das Wochenende über zu arbeiten.

      Schließlich war er ja auch nur ein Mann, und konnte sehen, dass sie nicht nur clever war, sondern auch verdammt hübsch.

      Privat hatten sie noch nie etwas zusammen unternommen, aber das lag mehr an ihm und seiner Arbeitseinstellung, da er Arbeit und Privates nicht miteinander verbinden konnte, und wollte. Sarah bezeichnete ihn zum Spaß immer als Arbeitslegastheniker, was ja auch bereits seine Ex festgestellt hatte.

      „Gehen wir erstmal rein, und sehen uns die Sache an. Vielleicht klärt sich ja alles schneller auf als gedacht“, versuchte sie ihn zu beschwichtigen, obwohl sie selber nicht daran glaubte. Sie beeilten sich zum Tatort zu kommen, und waren wenige Minuten später vor Ort. Zwei Kollegen, die in der Gegend unterwegs gewesen waren, hatten bereits erste Personalien aufgenommen und den Tatort abgesperrt.

      „Hallo Peter“, begrüßte Frank seinen Kollegen.

      Die meisten kannten sich untereinander, zumindest die dienstälteren Beamten.

      „Adressen, Namen und Rufnummern haben wir bereist aufgenommen, und lassen diese Daten überprüfen, aber noch keine Zeugenaussagen. Die wollte ich euch überlassen.“ Dabei schob er ein breites Grinsen zu Sarah rüber und legte nach. „Schön, dass sie unser Spitzenteam hergeschickt haben.“

      Sarah lächelte zurück, obwohl ihrem Kollegen fast der Sabber aus den Mundwinkeln lief. Daran hatte sie sich aber gewöhnt, sonst wäre sie schon lange nicht mehr bei der Truppe.

      „Habt ihr noch nichts weiter?“, schnappte Frank.

      „Wir sind auch erst vor 20 Minuten eingetroffen“, antwortete Peter in beleidigtem Tonfall.

      „Wer weiß denn etwas?“, zischte der Oberkommissar. Peter Ross wollte lieber keinen Streit in der Öffentlichkeit austragen und spulte professionell sein Wissen ab.

      „Die zwei Messehostessen vom Stand waren die ganze Zeit vor Ort, und hatten die meisten Kundenkontakte. Im Wohnmobil selber ist seit dem Fund nichts mehr angerührt worden, hat man uns zumindest versichert.“

      „Gut, dann her mit den Beiden. Die Spurensicherung kommt auch jeden Moment, und danach schaue ich mir alles andere an, Peter.“

      Frank und Sarah hielten auf den Tresen zu, an dem das Standpersonal zu sehen war, und die sich nervös miteinander im Flüsterton unterhielten. Der Kripobeamte trat auf die Damen zu, und setze sein nettestes Lächeln auf, um die Anspannung aus der Situation zu nehmen, und allem den Anschein einer normalen Unterhaltung zu geben.

      „Guten Tag meine Damen, jetzt dürfen sie wieder laut sprechen, am liebsten mit meiner Kollegin Frau Koenig und meiner Wenigkeit. Mein Name ist Frank Kremer, von der Kriminalpolizei Düsseldorf.“

      Die beiden Hostessen lächelten unsicher zurück und antworteten sogleich.

      „Mein Name ist Nadja Schiefer und das ist meine Kollegin Janine Bloch.“

      In dem Moment kam ein untersetzter Mann von ungefähr 55-60 Jahren hinzu, und unterbrach das Gespräch barsch.

      „Ich bin Wolfgang Spies, das ist meine Firma, und ich wollte Fragen, ob es lange dauert bis sie fertig sind, und ich wieder mit meinen Kunden in das Fahrzeug kann? Das ist alles eine riesige Katastrophe, mit dem ganzen Absperren und so.“

      Dabei schwitzte der Mann, als ob er gerade aus der Sauna gekommen wäre, und wischte sich mit einem Taschentuch Stirn und Hals ab, um die Sturzbäche einzudämmen, die drohten sich durch seinen Anzug einen Weg zu den Schuhen zu bahnen.

      „Heute wird das sicher nichts mehr“, antwortete Frank lakonisch. „Haben sie denn etwas gesehen, was uns weiter helfen könnte, Herr Spies?“

      „Nein, ich war noch in der Stadt unterwegs, und bin erst später hier angekommen.“

      „Sehr schön, dann halten sie sich bitte zur Verfügung, falls meine Kollegin oder ich noch Fragen an sie haben, und entschuldigen sie uns jetzt bitte.“

      Wolfgang Spies stand da wie vom Donner gerührt, und die beiden Hostessen konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Spies drehte ab und zog eine saure Miene, die erahnen ließ, dass dafür später jemand etwas aufs Dach kriegen würde. Frank, wandte sich wieder den beiden Service Damen zu.

      „Wer möchte denn anfangen mir etwas zu erzählen?“

      Janine Bloch hob die Hand wie in der Schule, was keine seltene Reaktion war in seinem Beruf, da die meisten Menschen mit Mord und der Kripo nie etwas zu tun bekamen, und sehr unsicher waren, wie man sich verhalten sollte. Dadurch ließ sich aber auch leicht erkennen, ob jemand die Wahrheit sagte, oder versuchte die Kripo hinters Licht zu führen.

      „Dann geh’ du doch bitte mit Frau Schiefer in eines der anderen Wohnmobile und nimm ihre Aussage auf“, sagte Frank an Sarah gewandt.

      Janine Bloch warf ihrer Kollegin noch einen verunsicherten Blick hinterher, und versuchte etwas an Haltung zu gewinnen, als sie sich zu Frank Kremer umdrehte.

      „Ich hab’ den Toten gefunden, als ich das Wohnmobil präsentiert habe“, sagte sie mit krächzender Stimme.

      „Möchten sie einen Schluck Wasser“, fragte Frank.

      „Danke, gerne“, antwortete sie mit einem schüchternen Lächeln. Wenige Minuten später hatte sich Janine Bloch etwas gesammelt, und Frank versuchte im Plauderton mit der Zeugin zu sprechen, um die Anspannung etwas abzumildern.

      „Sind ihnen Personen aufgefallen, die sich merkwürdig benommen haben?“

      Janine Bloch schüttelte den Kopf.

      „Nein, der Tote war am späten Vormittag zusammen mit einem anderen Herrn auf den Stand gekommen. Die Männer sind dann in das Wohnmobil gestiegen, um es sich anzusehen, und sich zu unterhalten. Ich war davon ausgegangen,