Jasmin Koch

Dämonenfluch


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beugte, war sie versucht zu schreien. Sein halbes Gesicht war vernarbt, als hätte man ihn mit Säure übergossen. Die Haare hingen ihm ins Gesicht, das mit den blauesten Augen versehen war, die sie je gesehen hatte. Er war kräftig gebaut mit einer auffallenden Tätowierung am linken Oberarm. Sie prägte ihn sich genau ein.

      Er zog sie über den Rand der Steinkante, sodass sie erkennen konnte, worin sie sich befunden hatte. Ein Brunnen.

      Die Feuchtigkeit und der moderige Geruch stammten von einem Brunnen.

      Evie schluckte und hustete, als sie auf den Boden schlug und von dem Dämon beäugt wurde.

      „Das ist also das Weib vor dem sich alle fürchten? Bedauernswert.“ Sagte der Dämon und wandte sich Salvarius zu, der hinter ihm auftauchte.

      „Ich denke nicht, dass du sie verärgern solltest, mein Freund. Bolgnar und Oklan sind tot. Sie ist schnell und gerissen, deshalb unterschätze sie nicht.“ Salvarius klopfte ihm auf die Schulter.

      Dann beugte er sich hinab, nicht zu dicht, aber nah genug.

      „Du hast doch sicherlich einen Namen, Weib. Also verrat ihn uns.“ grollte er.

      „Wofür? Willst du ihn auf meinen Grabstein meißeln?“ fragte sie gereizt. Es war zwar nicht klug, die Dämonen zu verärgern, aber sie war sich bewusst, dass er sie vermutlich eh töten würde. So wie ihre Mutter. Für deren Tod er verantwortlich war.

      „Sie wird frech, Salvarius. Was gedenkst du dagegen zu tun?“ fragte der Dämon mit den blonden Haaren.

      „Hmm, weiß ich noch nicht. Helion. Mal sehen. Fürs Erste bring sie dort in die Scheune und entledige sie ihrer versteckten Waffen. Dafür war noch keine Zeit. Dann lass sie waschen und zu mir bringen. Sie soll mir bei Essen Gesellschaft leisten.“ knurrte Salvarius.

      „Was willst du von mir, wenn nicht meinen Tod, du verdammtes Dreckschwein?“ fauchte Evie.

      „Ich will Erklärungen!“ donnerte Salvarius und riss sie an den Haaren zu sich hoch. Sie roch seinen widerlichen Atem und diesen misch aus Blut und Wald. Er bleckte seine großen Fänge und starrte ihr wütend in die Augen. Ihr wurde wieder schlecht. „Und du wirst sie mir geben!“

      Dann ließ er sie fallen. Sie knallte auf den sandigen Untergrund und landete mit dem Gesicht im Dreck. Helion griff nach ihren Ketten, mit denen sie immer noch gefesselt war und zog sie hoch. Auch er blickte ihr in die Augen, musste feststellen, dass sich ihre Pupillen zusammenzogen und grinste hämisch.

      „Sie wird wütend.“ Bemerkte er trocken und wischte ihr mit der freien Hand über die nun blutige Lippe. Er hielt sie nur mit einer Hand fest. Evie wunderte sich über die Stärke. Sie wusste zwar mittlerweile, dass die Rador eine der stärksten Gruppierungen waren, doch es verwirrte sie trotzdem. Seine Hörner lugten dunkel unter den hellen Haaren hervor. Nicht so beeindruckend , wie bei Naron, aber ähnlich. Helion hier war aber noch ein kleines Stück größer, als Naron. Das merkte sie, als er sie runterließ und sie vor sich her zu der Scheune schob.

      In der Scheune standen schon zwei Dämoninen parat und warteten auf Evie. Die sich sofort versteifte. Die eine war kleiner als sie, mit dunkleren roten Haaren. Die zweite war dünn und recht groß, mit braunen Haaren. Beide waren unscheinbar gekleidet. Sie sahen aus, als wäre sie im Mittelalter gelandet.

      Schnell und gnadenlos durchsuchte er Evie nach ihren Messern und warf diese nacheinander zu Boden.

      „Sie soll gesäubert werden. Zieht sie angemessen an und reinigt ihre Sachen!“ befahl Helion. Evie gefiel das nicht. Zum einen wollte sie nicht von denen angefasst werden, zum anderen mochte sie seinen Ton nicht, dachte Evie...

      „Och wirklich? Interessant.“ fauchte Helion. Evie blickte ihn verwirrt an. „Ich rede mit meinen Sklavinnen, wie es mir beliebt, Weib!“ donnerte er und zog sie ruppig zu ihnen herüber. Hinter ihnen stand ein alter Waschzuber. Daneben stand eine Truhe auf denen altertümliche Stoffe lagen. Evie war erstaunt und zugleich entsetzt. Hatte er ihre Gedanken gelesen? Fragte sie sich und besah sich wieder diese alte Wanne.

      „Ja, habe ich. Solange du mich lässt.“ grinste er.

      Sie fauchte und wand sich in den Ketten, doch er ließ nicht locker.

      „Das hat keinen Sinn, Weib. Also was mache ich jetzt mit dir? Geht, wartet vor dem Tor.“ grollte er. Kaum waren die Dämonenfrauen weg, warf er sie kurzerhand in den Waschzuber.

      Evie rutschte in die Wanne und bekam Wasser in die Lunge. Sie war untergetaucht und kam nicht mehr hoch, da sie ihre Hände nicht gebrauchen konnte. Helion ergriff ihren Arm und zog sie nach oben. Sie spuckte und hustete Wasser.

      „Geht auch auf die harte Tour, Fräulein.“ fauchte er und tauchte sie nochmal für einen kurzen Moment unter. Evie versteifte sich.

      Dann spürte sie, wie er an ihren Kleidern herum fummelte. Helion ergriff ihren Hosenbund und zog sie ihr geübt schnell von den Beinen, obwohl sie sich mit Leibeskräften wehrte. Auch das Oberteil entriss er ihr unter wildem Protest. Er wurde selbst extrem nass bei dieser Prozedur, doch er hatte sichtlich Spaß bei der Sache. Als sie nur noch mit ihrem Spitzenhöschen bekleidet dasaß, welches sie extra für Naron ausgesucht hatte, fühlte sie sich beschämt und verletzlich.

      Seine Reaktion war aber eine ganz andere. Sie sah, wie ihn ihr Anblick erregte, da sie nun entblößt vor ihm saß, wenn auch im Wasser, nur mit einem Spitzen-Hauch-von-Nichts, dass nicht für seine Augen bestimmt war.

      Helion entging nicht, wie straff und wohlgeformt, mit Pölsterchen hie und da an den besten Stellen, ihr Körper war. Die Haare hingen ihr nass über die Brüste und das Bisschen, dass sie noch trug, verhüllte nicht viel. Aber der Geruch, der von ihr ausging, war ihm nur allzu vertraut. Es war ein Geruch, der ihn schon sehr oft begleitet hatte, er wusste nur nicht recht, wo er ihn einordnen sollte.

      Er lass ihre Gedanken wie ein offenes Buch. Sie war sauer und ängstlich zugleich. Schämte sich vor ihm und … Naron. Sie dachte an Naron? Sein Geruch. Sie kannte Naron und hatte seinen Geruch an sich, wie eine zweite Haut.

      „Weib! Halte still.“ fauchte er und zog sie an den Ketten näher an sich ran. Er kniete sich neben den Wassertrog und schob seine Nase ganz dicht an ihr Gesicht. Dann atmete er tief ein. Roch an ihr. Naron!

      „Was hast du mit Naron zu schaffen, Weib? Woher ist sein Geruch an dir?“ knurrte er.

      Sie blickte ihn mit angsterfüllten Augen an und er drang in ihren Kopf ein, als öffnete er eine Tür. Dann sah er Bruchstücke, von dem, was sie mit ihm erlebt hatte. Er sah, wie sie ihn anschrie. Sah wie sie blutend am Boden lag, als ihr der Schwanz wuchs, der sich nun um seinen Arm schlang und diesen zerkratzte. Sah, wie er sie ansah, voller Zuneigung und Wärme. Einen Blick, den er bei ihm nicht kannte. Dann hörte er seine Worte. –besiegelt unseren Verbindung zueinander. Ich kennzeichne dich als die Meine.- und erschrak. Helion wich von der Dämonin zurückt, wobei Evie wieder in die Wanne rutschte.

      Außer Atem hielt sie sich am Wannenrand fest und knurrte den Dämonen wütend an. Sie hatte ihn in ihrem Kopf gespürt, ihn wahrgenommen.

      „Mach das noch mal und ich erwürge dich mit deiner bescheuerten Kette hier!“ hustete Evie.

      Helion saß vor ihr und starrte sie an.

      „Du bist… Narons Gefährtin? Bist du es?“ er stand auf und funkelte sie mit einem verwunderten Ausdruck in den Augen an.

      „Eigentlich ja, irgendwie. Aber noch nicht ganz.“ Gab sie zu und sank hustend auf die Knie. Er näherte sich ihr wieder und zog sie aus dem Wasser. Drehte sie aber mit dem Rücken zu sich.

      Plötzlich spürte sie einen weichen Stoff auf ihre Haut, der sich um ihren Körper schloss. Sie packte den Stoff und zog ihn fest an sich. Als sie sich umdrehte, lag Misstrauen in dem entstellten Gesicht des großen Dämonen vor ihr.

      „Woher kennst du Naron?“ fragte er sie geradeheraus.

      „Er hat mich gefunden. Sollte mich zu Gideon bringen, aber es kam etwas dazwischen.“ Sie begann sich abzutrocknen.

      „Wie