Joana Goede

Eine Nacht in Rimini


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Regine traurig an und bat sie: „Begleite mich wenigstens einmal in meine Heimat, einmal zu meinem Haus, zu meinem Garten – gib all dem doch wenigstens eine Chance, meine Liebe, eine Chance, wenn du mich liebst, dann musst du mir die Möglichkeit geben, an dieser heftigen Liebe zu dir nicht elendig zu verenden, sondern ein glückliches Leben gemeinsam mit dir führen zu können!“

      Sie reagierte spät und das ziemlich spröde, denn sie sagte nur in barschem Ton: „Ja, aber nicht in Deutschland.“

      Damit stand sie auf, ihr Kleid rutschte ein Stück die Oberschenkel herab, ohne dass es diese minimale zusätzliche Bedeckung irgendwie besser gemacht hätte – im Gegenteil – so reizte es mich nur noch mehr. Mir blieb nichts, als ihr mit offenem Mund und matten Augen hinterherzusehen, voll Bewunderung und Liebe – zum Aufstehen und Verfolgen fehlte mir die Kraft. Sie ließ sich in den Sessel fallen, schnappte sich eine Illustrierte und blätterte gelangweilt darin, um mir zu zeigen, dass dieses Thema für alle Zeiten durch war.

      Mir entwichen einige Seufzer, die ich nicht zurückhalten konnte und die im stillen Zimmer lange unbeachtet in der Luft schwebten. Bis Regine schließlich doch aufblickte und meinte: „Du brauchst Urlaub. Lass uns mal nach Rimini fahren.“

      Beinahe wäre ich auf der Stelle zusammengebrochen.

      Mein linker Arm zuckte unbeherrscht, ich warf einen raschen Blick darauf und er stellte das Zucken direkt wieder ein, als habe er das Ungehaltene in meinen Augen erkannt. Doch der Schock blieb. Er schlug mich fast zu Boden.

      Rimini. Das bedeutete Massen an Menschen, Unruhe, teure Restaurants – Strandbars, die vielleicht jetzt gerade nicht so überfüllt sein mochten, aber schlimm genug war es sicher noch. Außerdem – was sollte ich an einem Strand? Ich brauchte ein Bett und keinen Strand. Dieses Bett brauchte ich mindestens drei Wochen lang, um mich von all dem Stress zu erholen, den diese Liebe mir machte. Und was tat Regine? Meinen Blick ignorierend, der angefüllt mit blankem Entsetzen irgendwo ins Nichts geglitten war, Ausflüchte und Argumente gegen einen Aufenthalt in Rimini suchend, war Regine bereits aufgesprungen und ins Schlafzimmer geeilt, wo sie einen runden, dunkelgrünen Koffer herauskramte und wahllos Kleider hineinstopfte.

      Ich deutete durch das Zuschlagen meiner Augen eine Ohnmacht an, aber davon nahm sie beim Packen keine Notiz. Sie drehte mir auch den schönen Rücken zu und sah mich nicht. Einen Moment vergaß ich, verzückt ihre hübschen Schultern betrachtend, das ganze Übel meiner Existenz. Allerdings riss ich mich rasch wieder aus dem Liebesrausch heraus und warf mich mit letzter Kraft zurück in die Realität. Handtücher flogen zu Bürste und Fön, zierliche Slips legten sich auf weiche Tücher, die Regine um sich zu schlingen pflegte, wenn sie fröstelte – ich schnaufte entgeistert zu ihr hinüber: „Aber, aber, für wie lange willst du denn dahin? Ich, ich muss am Dienstag zu einem Vorstellungsgespräch, ich muss dahin, Regine...“

      Sie sah nicht einmal hoch, sondern sprach hastig: „Kannst du doch, dann fährst du eben ein paar Tage früher als ich, ich wollte mir ohnehin die Woche freinehmen.“

      Aus dem letzten Loch röchelte ich: „Wenn du dir die ganze Woche freinimmst, Regine, dann komm doch bitte mit zu mir, komm mit nach Frankfurt, wir fahren mit dem Zug, du musst nicht fliegen. Bitte, Regine. Ich flehe dich an.“

      Sie sagte böse: „Du weißt genau, dass ich nicht die richtige Kleidung für Deutschland im Winter besitze. Willst du, dass ich mir da den Tod hole? Siehst du nicht, wie krank du schon immer bist? Und du bist da geboren!“

      Ich gab auf. Schniefte heftig, aber gab auf. Suchte mutlos in meiner Hosentasche nach einem Feuerzeug, um wenigstens rauchen zu können – fand aber keins. Mir fiel ein, nachdem ich einige Minuten verwundert darüber nachgedacht hatte, dass ich das Rauchen schon vor einem halben Jahr aufgegeben hatte. Vor einem halben Jahr. Vor einem halben Jahr hatte ich noch ein Leben gehabt. Noch Freunde, Freude, Zuversicht. Jetzt hatte ich eine Frau, die ich mit jeder verwirrten Zelle meines Körpers liebte und die jede dieser Zellen durch ihre egoistische Art dauerhaft folterte. Es war ein Kampf. Ein heftiger Kampf in mir.

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