R. S. Volant

Das Kind der Königin


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haben wir ihn dazu überredet! Der Zwerg hier hatte zwar die Idee, aber nicht den richtigen Mumm dazu Euch zu fragen! So `n Quatsch, hm? Dabei wärt Ihr doch der Letzte, der dazu nein sagen würde!“, meinte der große Mann gutgläubig.

      „Ja, ähm, also, ach ja?“, sagte Henry nicht gerade überzeugt dazu und blickte verwirrt hinter den Tisch. „Ich denke, uns fehlen noch einige Sitzgelegenheiten“, meinte er und hob seine Augenbrauen.

      „Da haben wir schon mitgedacht, Eure Majestät! Die ham wir schon mitgebracht, keine Sorge und das sind ja auch noch nicht alle! Draußen wartet noch der Rest von meinen Jungs, hab ja Zuwachs bekommen, wie Ihr sicher wisst“, meinte Brac nur und stieß einen lauten Pfiff aus. Sofort teilte sich wieder der Zelteingang und die restlichen vier Gardisten kamen herein, wobei sie zwei Bänke mit sich trugen. „Darf ich vorstellen, das sind Lucius und Marcus und die zwei Figuren hier sind Frowin und Amadeus“, stellte Brac die Neuen lautstark vor und Henrys Augenbrauen wanderten immer weiter gen Haaransatz. „Was`n los? Geht’s Euch nicht gut?“, fragte Brac sogleich, doch dann wandte er sich einfach wieder an seine Männer. „Na los, worauf wartet ihr noch? Tja, wird wohl doch `n bissel eng werden“, er kratzte sich kurz am Hinterkopf, „die Bänke am besten gleich hier vorne, vor den Tisch, nee, besser eine davor und eine dahinter und ihr stellt das Fass, ja, wohin? Ah!“, machte Brac, drehte sich kurzentschlossen um, marschierte zum Waschtisch und holte den Hocker, der dort immer als Kleiderablage diente. „So! Hier drauf“, meinte er grinsend und bedeutete Matto und Alec das Fass dort abzustellen. „Klasse!“, sagte er zufrieden und sah grinsend zu Henry. „Wird vielleicht `n bisschen eng, aber dafür gemütlich! Is`n Jammer, dass wir Euren großen Tisch zurücklassen mussten, hm? Eure Majestät? Naja, wird schon gehen! Also Jungs, nun begrüßt ihn schon endlich“, rief er ohne eine Reaktion abzuwarten und alle salutierten lautstark in Henrys Richtung.

      „So, na los, setzt euch, bevor alles kalt wird!“, wies er die Jungs danach an und beobachtete grübelnd, wie die meisten sich nun hinter den Tisch drängten, da hier ja neben der mitgebrachten Bank auch die üblichen Gästestühle standen. „Wenn vielleicht noch zwei, drei, von euch, nach vorne kommen, sitzt ihr da drüben nicht so eng“, meinte er stirnrunzelnd und Benny spurtete sofort los.

      Er griff sich einen der schweren Sitzgelegenheiten, schleppte sie auf die andere Seite und stellte den Stuhl direkt neben Henrys, der wie immer, an der kurzen Stirnseite saß. „Eure Majestät, wenn es Euch recht ist?“, flötete er schmachtend und Henry nickte matt. Mit einer recht resignierten Geste bedeutete er auch den anderen sich zu setzen und schließlich fanden alle einen Platz. Amanoue setzte sich allerdings recht zögerlich neben ihn, gegenüber von Benny und warf dem dabei einen seltsam nachdenklichen Blick zu, während Matto und Alecto das Fass anstachen und die gefüllten Krüge verteilten.

      „Na dann, Prost“, kam es etwas gequält über Henrys Lippen und er rang sich mühsam ein leichtes Lächeln ab, das von Benny überglücklich quittiert wurde. „Also, auf dein Wohl, Benedicto“, sagte er daraufhin schon etwas gelöster und stieß mit ihm an.

      „Auf Benny!“, erwiderten sogleich die Jungs johlend, „auf seine Majestät!“, setzten sie fröhlich hinterher und alle tranken einen langen Zug.

      Außer Amanoue. Er hatte nur halbherzig seinen Krug gehoben und eher leise den Trinkspruch mitgesprochen und nippte lediglich an seinem Bier. „`err, darf isch misch noch einmal er`eben und kurs nach draußen ge`en?“, fragte er, zu Henry hin gebeugt und der sah ihn verwundert an.

      „Was hast du?“, fragte er verdutzt zurück, als er Amanoues plötzlich tränenfeuchte Augen bemerkte.

      „Nischds, `err, isch muss nur noch schnell mal“, antwortete der rasch und eilte auch gleich davon, nachdem Henry leicht nickte.

      Draußen, vor dem Zelt, lehnte er sich gegen einen der Stützpfosten und atmete einige Male tief durch, bis er sich wieder einigermaßen gefasst hatte. Doch als er Sebastian auf sich zukommen sah, der ihm instinktiv nachgegangen war, biss er sich geradezu verzweifelt auf die Unterlippe und presste fest seine Augen zusammen, um nicht doch noch los zu heulen. „Was ist denn, Liebes?“, fragte der alte Mann sanft und legte ihm besorgt seine knochige Hand auf die Schulter.

      „Nischds“, schluchzte Amanoue nun schon fast.

      „Liebes?“, drängte Sebastian besorgt und Amanoue sah ihn tieftraurig an.

      „Es ist nur, isch `ätte auch so gerne, eine Feier gemacht, su meine Geburtstag…“, antwortete er bebend, fiel Sebastian um den Hals und schluchzte laut auf.

      „Aber Liebes, wieso hast du denn nichts gesagt? Wann war denn dein Geburtstag?“, fragte der überrascht nach, woraufhin Amanoue nur noch gequälter schluchzte.

      „An diese Tag, an die misch die `err, auf die Markt mitgenommen, `atte“, stammelte er erstickt, „isch war so glücklisch, an diese Tag und wollte danach noch mit ihm und die Jungs feiern, doch dann“, ein schrecklicher Schluchzer entrang sich seiner Kehle und Sebastian presste ihn nun förmlich an sich.

      „Oh mein Gott“, entfuhr es ihm entsetzt, „mein liebes Kind, es tut mir so leid“, flüsterte er bestürzt und ihn tröstend streichelnd. „Warum hast du es ihm nicht gesagt?“

      Amanoue trat einen Schritt zurück und sah ihn regelrecht erschrocken an. „Nein!“, abtwortete er kopfschüttelnd. „Nein, niemals, isch kann das nischd, er würde sich nur noch mehr grämen, als ohnehin schon, außerdem `abe isch doch gar keine rescht darauf, als seine Sklave und“, meinte er mit trauriger Miene, zog schniefend die Nase hoch und wischte sich mit dem Ärmel das tränenfeuchte Gesicht ab.

      „Ja?“, fragte Sebastian voller Mitgefühl.

      „Er `at ja auch noch nie danach gefragt, auch nischd, als sie einmal über die Geburtstage von Falco und Finn geredet `aben. Oder die von Alec und Benny. Isch dachte, er würde misch auch fragen, aber“, Amanoue schüttelte enttäuscht seinen Kopf, „es `atte ihn gar nischd interessiert.“

      „Oh mein liebes Kind“, sagte Sebastian und küsste ihm zart die Stirn. „Es hat sich doch so vieles geändert, inzwischen. Du solltest es ihm sagen, hm?“, meinte er, doch Amanoue schüttelte entschieden den Kopf.

      „Nein! Und schon gar nischd `eute! Versprisch mir, dass du nischds sagst, Sebastian! Bitte! Isch will nischd ihre gute Stimmung serstören, bitte, sage ihm nischds, ja?“, flehte er inständig.

      Sebastian nickte seufzend und sehr mitfühlend. „Wird es denn gehen?“

      „Ja, sischer“, gab Amanoue tief durchatmend zurück. „Sieht man es mir an?“

      „Ein wenig schon, mein Liebes, deine Augen sind ganz rot“, antwortete Sebastian zweifelnd.

      „Macht nischds, isch sage, dass isch Rauch in die Augen bekommen `abe! Außerdem `alte isch doch eh meine Blick vor ihm gesenkt, das wird schon ge`en, `auptsache, er bemerkt es nischd“, erwiderte Amanoue und atmete nochmals tief durch. „Geh wieder `inein, ja? Isch komme gleisch nach“, wies er den alten Mann tapfer lächelnd an. Sebastian nickte nur, strich ihm noch einmal tröstend über den Oberarm und wandte sich ab um wieder ins Zelt zu gehen, aus dem inzwischen fröhliches Gelächter herausdrang.

      Der Diener nahm ohne Umschweife seinen Platz hinter Henrys Thron ein und der König blickte argwöhnisch zu ihm hoch. „Wo ist er?“

      Sebastian hob lediglich etwas pikiert die Augenbrauen und räusperte sich verhalten.

      „Ach so“, meinte Henry nur und drehte sich wieder um.

      „Na hoffentlich ist er bald fertig“, rief Brac, der Sebastians Wink auch mitbekommen hatte, „bevor wir alles aufgefressen haben!“, lachte er derb und alle prosteten sich johlend zu.

      „Das ist mal wieder typisch“, sagte Benny schnippisch dazu, „das macht er sicher nur, wegen mir! Ist euch nicht aufgefallen, wie sauer er geguckt hat, als er hörte, dass ich heute Geburtstag habe?“

      „Benny“, erwiderte Henry vorwurfsvoll, „das ist doch Unsinn!“

      „Eure Majestät mögen mir verzeihen, aber es ist so! Der ist nur