R. S. Volant

Das Kind der Königin


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los.

      Falco schnaufte ärgerlich durch und biss sich ärgerlich auf die Unterlippe. „Wie du meinst“, knurrte er, Ravios Schimmel wendend und trabte mit lässiger Miene an ihm vorbei.

      „He, Manou!“, rief Benny spöttisch hinterher, „was es auch sei, ich geb` dir einen guten Rat! Dieses Mal würde ich den Köter nehmen!“

      „Haha! Sehr widsisch!“, rief Amanoue über seine Schulter zurück und zog ihm eine zynische Grimasse, was alle nochmals auflachen ließ.

      Seufzend lief er die staubige Straße entlang, bis er ganz vorne wieder auf Falco traf, der übertrieben gelangweilt wirkend, auf ihn wartete. „Auch schon da?“, fragte der hämisch und deutete in einen Feldweg hinein. Amanoue verzog nur schnippisch seinen hübschen Mund und folgte ihm den schmalen Weg entlang, bis zu der kleinen Sitzgruppe, die sich halb verborgen hinter einigen blühenden Haselnusssträuchern befand.

      Amanoue kniete vor Henry nieder und beugte demütig sein Haupt zu Boden. „`err, Ihr `abt misch rufen lassen?“

      „Ja, mein Kätzchen, komm hoch“, erwiderte Henry überaus freundlich und zog ihn gleich auf den Schoß. „Wie siehst du denn aus? Hast du mit jemandem gekämpft?“, fragte er amüsiert und strich ihm das zerrupfte Haar glatt.

      Amanoue sah ihn höchst verwundert an. „Ähm, nein, `err, äh?“ Er blickte sich verwirrt nach allen Seiten um, „ist das in Ordnung? Was ist, wenn uns so jemand sieht?“, fragte er ausweichend und Henry lachte auf.

      „Wer denn? Vielleicht ein Hase?“, fragte er zurück und gab ihm auch noch einen dicken Kuss. „Hier sieht uns doch niemand, der Haselstrauch verdeckt uns! Oder meinst du Sebastian und Kai?“, raunte er und warf denen einen spitzbübischen Blick zu. „Was ist, ihr zwei? Husch, husch! Ihr könnt gehen! Siehst du, nur noch wir beide“, meinte er neckend und umarmte ihn fest, doch Amanoue versteifte sich und warf einen verstohlenen Blick über seine Schulter auf Falco. „Ach ja, der Hauptmann! Tja, wie kriegen wir den wohl los“, grübelte Henry übertrieben nachdenklich und tippte sich ans Kinn.

      Amanoue hob vorsichtig die Schultern. „Weiß nischd?“, antwortete er ratlos, was Henry erneut auflachen ließ.

      „Soll ich ihn einfach wegschicken?“, fragte er schelmisch. „Ich kann das! Weißt du, ich bin nämlich sein König und er hat mir seinen unbedingten Gehorsam geschworen“, raunte er Amanoue verschwörerisch ins Ohr, woraufhin der nur wieder unsicher mit den schmalen Schultern zuckte. „Dann wären wir ganz allein, nur du und ich. Möchtest du das, mit mir ganz allein spazieren gehen?“, flüsterte Henry einladend und küsste ihn zart aufs Ohr.

      Amanoue nahm völlig verdattert den Kopf zurück und sah ihn für einen Moment voller Unglauben an. „Gans allein? Nur wir swei?“

      „Jawohl, mein Schatz, nur du und ich und, die Hasen, die wohl gerade Hochzeit feiern! Hier wimmelt es nur so davon!“, antwortete er grinsend. „Na? Was meinst du?“

      „Isch weiß nischd, wenn Ihr es gerne möschtet, `err?“, kam es nur wieder über Amanoues Lippen.

      „Ja!“, antwortete Henry, ihn von sich herunterhebend und aufstehend. „Und du? Möchtest du mit mir kommen?“, fragte er, bereits seine Hand ausstreckend, während Amanoue zögerlich und immer noch ungläubig wirkend, nickte. „Gut!“, sagte Henry zufrieden und ergriff dessen Hand, woraufhin der ihn beinahe argwöhnisch und äußerst verunsichert ansah. „Komm!“, rief Henry erfreut und zog ihn einfach hinter sich her. Sie liefen ein Stück den Feldweg entlang, doch dann blieb der König wieder stehen und drehte sich zu Falco um, der ihnen mit etwas Abstand gefolgt war.

      „Hauptmann, habt Ihr mich nicht verstanden oder habt Ihr etwas nicht mitbekommen? Wir brauchen Euch nicht! Ihr habt doch bestimmt besseres zu tun, als uns wie ein Schatten zu folgen! Also fort mit Euch! Schießt ein paar Hasen, für heute Abend“, rief Henry lachend zurück und winkte ihn lässig fort. Falco seufzte zwar schwer, doch schließlich drehte er tatsächlich um und Henry schlenderte zufrieden mit Amanoue an seiner Hand weiter.

      „Ist es nicht schön hier?“, fragte er, als sie schon eine ganze Weile Hand in Hand nebeneinander her gingen. Mittlerweile hatten sie den Rand eines lauschigen Wäldchens erreicht und Henry atmete tief durch. „Mhm! Wie das duftet! Nach, nach, Veilchen! Amanoue?“ Abrupt blieb er stehen und sah besorgt auf Amanoue nieder, der völlig überrumpelt den Kopf zurücknahm. „Liebling, geht es dir gut?“, fragte Henry sofort.

      „Ja, `err, äh, wieso?“, gab Amanoue verdutzt zurück und blickte sich auch noch nach allen Seiten befürchtend um.

      „Weil es nach Veilchen riecht!“, antwortete Henry alarmiert und schnupperte wieder, sich umsehend. „Ha!“, lachte er plötzlich erleichtert auf und zog ihn ruckartig weiter. „Sieh nur, mein Schatz! Hier haben wir den Übeltäter gefunden!“, rief er vergnügt und bückte sich über eine ganze Wolke der kleinen, blau-violetten Blümchen. Er zupfte eines davon ab und roch daran. „Aaaah“, stöhnte er verzückt und hielt es Amanoue unter die Nase. „Hier, schnupper mal“, sagte er zärtlich und Amanoue roch vorsichtig daran.

      „Das, ist eine Veilschen?“, entkam es ihm nicht gerade begeistert und Henry nickte verzückt.

      „Ja, mein Kätzchen, das ist ein Veilchen. So wunderbar, duftest du manchmal, aber eben nur, wenn es dir nicht gut geht. Darum, bin ich vorhin so erschrocken“, meinte er, ihm zärtlich über die Wange streichelnd. „Ich dachte, es würde dir nicht gutgehen, verstehst du?“

      Amanoue sah ihn noch immer eher skeptisch an. „Mir geht es gut, `err, aber was ist mit Eusch? Geht es Eusch gut?“, fragte er vorsichtig.

      Henry zwinkerte irritiert. „Sicher! Ganz hervorragend, warum fragst du?“

      „Naja, ähm, Ihr ver`altet Eusch so seltsam, irgendwie anders“, antwortete Amanoue etwas betreten und biss sich auch gleich auf die Unterlippe.

      „Seltsam? Wieso?“, kam es überrascht zurück.

      „Vergebung, äh, naja, Ihr seid“, Amanoue drehte sich unwohl hin und her, „so nett und gans anders, als sonst“, murmelte er regelrecht beklommen.

      „So, bin ich das“, grummelte Henry leise, „naja, also, Kätzchen, ist wohl wahr“, plötzlich nickte er und zog ihn wieder näher an sich heran. „Ja, du hast vollkommen recht, ich war wirklich nicht besonders nett zu dir, jedenfalls eine lange Zeit nicht, aber das möchte ich von nun an ändern! Und, ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen. Komm, setzen wir uns ein wenig“, meinte er etwas betroffen wirkend und zog ihn mit sich zu Boden. „Es ist in der Tat schon ewig her, dass ich einfach so, auf einer Wiese saß“, seufzte er wie zu sich selbst und legte sich seufzend zurück.

      Amanoue saß neben ihm im weichen Moos und lutschte nachdenklich an seiner Unterlippe. „Warum?“, fragte er plötzlich in die Stille hinein.

      „Hm?“, machte Henry und blinzelte zu ihm hoch.

      „Warum, riesche isch so? Ist es eine angenehme Duft?“

      Henry sah ihn völlig verblüfft an und stützte sich auf seine Ellenbogen. „Ich weiß es nicht und ja, es duftet ganz wundervoll. Findest du nicht?“, fragte er lächelnd, doch Amanoue zuckte nur mit den Schultern. „Was ist denn mit dir? Gefällt es dir hier nicht?“, hakte Henry sogleich stirnrunzelnd nach.

      „Doch, `err, es ist sehr schön `ier, aber isch `abe mir eine Veilschen gans anders vorgestellt, irgendwie, nischd so klein und unscheinbar“, antwortete Amanoue seltsam enttäuscht. „Jedsd weiß isch auch, wieso Benny darüber gelacht `at…“

      „Liebling“, sagte Henry mitfühlend und zog ihn an sich. „Du darfst dich nicht immer über ihn ärgern! Du weißt doch, dass er nur eifersüchtig ist und wahrscheinlich auch ganz fürchterlich neidisch! Du bist so wunderschön und dein zarter Duft“, wie zur Bestätigung schloss er für einen Moment schwärmerisch die Augen, „übertrifft einfach alles! Ich liebe es, wie du riechst und ganz besonders, wenn du erregt bist! Wenn ich dich rieche, dann ist es geradezu berauschend, ich kann dir gar nicht sagen, wie wundervoll das ist“, versuchte er ihm etwas unbeholfen