R. S. Volant

Das Kind der Königin


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in Nachbars Garten erwischt hatte.

      „Eure Majestät, ich, oh ich, bitte vergebt mir meinen harschen Tonfall, von vorhin“, stotterte Falco hilflos herum und verzweifelt die Hände hebend, bevor er sich tief verbeugte.

      „Ist schon gut, Hauptmann“, beruhigte ihn Henry schmunzelnd. „Ihr konntet es ja nicht ahnen und ich finde es sehr lobenswert, dass Ihr bei meiner Garde für Zucht und Ordnung sorgt. Tja, welche Strafe hattet Ihr denn für so einen Strolch vorgesehen?“, fragte er höchst amüsiert, was Amanoue ein leises Kichern entlockte.

      „Eure Majestät, ich bitte nochmals untertänigst um Vergebung, wenn ich gewusst hätte, dass Ihr… Oh Gott!“ Falco wandte sich kurz entsetzt ab und sah dann seinen König regelrecht flehend an. „Das ist es, was ich meinte, Eure Majestät, als ich Euch warnte, allein spazieren zu gehen. Was für ein Leichtsinn! Wenn man Euch nun, etwas angetan hätte!“, ereiferte er sich erneut.

      „Seid unbesorgt, Hauptmann, der gute Mann, hat mir zwar eine geknallt, dass mir jetzt noch das Ohr dröhnt, aber ich hatte einen hervorragenden Leibwächter dabei“, grinste Henry ihn an und blickte zärtlich auf Amanoue hinab. „Mein Kätzchen war doch bei mir und hat sich auf den dreisten Kerl gestürzt, wie ein Löwe! Seid versichert, diese Begegnung wird der Arme sicher nicht so schnell vergessen“, meinte er achselzuckend und Falco entkam unwillkürlich ein Schnauben.

      „Das war nicht zu übersehen, sein Gesicht war völlig zerkratzt“, raunte er, Amanoue einen vorwurfsvollen Blick zuwerfend, woraufhin der unschuldig die Schultern hob und sich leise räusperte. Doch als er sah, dass Falco sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte, grinste er breit.

      „Dem, `abe isch es geseigt!“, sagte er mit einem stolzen Nicken und Henry lachte kurz auf.

      „Oh ja, mein Kätzchen! Und ehrlich, wenn ich jetzt darüber nachdenke, bin ich nun doch fassungslos“, sagte er dazu und wirkte wirklich so. „Du hast den Kerl tatsächlich umgerissen! Und ich bin mir fast sicher, dass er nicht die geringste Chance gehabt hätte, wenn du ein Messer gehabt hättest!“ Zwangsläufig schüttelte er sich bei dem Gedanken daran, auch weil er nun wieder das Bild vor Augen hatte, wie Amanoue sich einst auf Prinz Baijan gestürzt hatte, um dem die Kehle durchzuschneiden.

      „Wisst Ihr nischd mehr, was isch Eusch versprochen `abe, `err?“, erwiderte der völlig ruhig und gelassen, „dass isch jeden töten würde, der Eusch etwas antun möschte?“, meinte er so ernstgemeint, dass sich Henry wieder unbehaglich schüttelte.

      „Überlass das lieber meinen Wachen, ja? Du bist mir lieber, wenn du mein sanftes Kätzchen bist und kein wilder Löwe“, entgegnete er schluckend, doch dann strich er ihm sehr liebevoll über die Wange. „Danke, trotzdem“, raunte er zärtlich auf Amanoue hinab und der quittierte es mit seinem unwiderstehlich süßen Lächeln.

      Falco unterbrach ihr Süßholzraspeln mit einem verhaltenen Räuspern. „Der Mann hat Eure Majestät tatsächlich geschlagen?“, fragte er, jetzt wieder voll der besorgte Hauptmann und sein König wandte sich ihm wieder nickend zu.

      „Er stand auf einem Male wie aus dem Nichts vor uns und ehe ich mich versah, hatte er auch schon zugeschlagen! Aber sicher nur mit den besten Absichten, dieses arme Ding davor zu bewahren, der Sünde zu verfallen“, meinte er grinsend. Dabei strich er Amanoue erneut sehr zärtlich über die Wange, was Falco jedoch ignorierte.

      „Soll ich einen Trupp Soldaten hinter ihm herschicken und ihn gefangen nehmen lassen, Eure Majestät?“, fragte er energisch.

      „Gott bewahre!“, rief Henry daraufhin erschrocken, „bloß nicht! Es ist doch nichts Ernstliches passiert und eine Ohrfeige kann selbst ich verkraften! Für den guten Mann waren wir nichts weiter, als ein einfacher, nun ja, geiler Soldat und ein unzüchtiges Weibsbild und es ist wahrlich besser, wenn das auch so bleibt! Oder wie wollt Ihr eine Gefangennahme erklären?“, hielt er seinem Hauptmann vor, während Amanoue sich äußerst empört räusperte und mit in die Hüfte gestemmten Händen zu ihm aufsah. Henry konnte nun wirklich nicht mehr an sich halten und zog ihn herzlich lachend in seine Arme. „Oh Kätzchen! So war das doch nicht gemeint“, sagte er entschuldigend und drückte ihn fest an sich.

      Dieses Mal konnte Falco nicht mehr darüber hinwegsehen und er schloss angesichts ihrer unübersehbaren Vertrautheit verbittert die Augen, als Amanoue auch noch seine Hände äußerst gefühlvoll über Henrys Brust gleiten ließ und sie auf dessen Schultern legte. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte etwas in Henrys Ohr, woraufhin der geradezu lüstern nickte. „Ja, mein Kätzchen, ich bin genauso hungrig, komm, lass uns mal nachsehen, wie weit sie mit dem Abendessen schon sind und ich verspreche dir, dass wir heute Abend nur zu zweit speisen werden“, raunte er zurück, als Amanoue ihn auch schon ungeduldig mit sich ziehen wollte.

      „Isch bin noch auf etwas gans anderes `ungrisch“, hauchte er leise und seine Augen blitzten dabei derart wollüstig auf, dass Henry ihn spontan und alle Vorsicht außer Acht lassend, wieder an sich zog und zärtlich küsste.

      Der Stich, der Falco nun ins Herz fuhr, ließ ihn beinahe wanken und er schloss erneut tief durchatmend die Augen, um sich zusammen zu nehmen. Am liebsten hätte er die beiden auseinandergerissen und zwar wortwörtlich, doch dann räusperte er sich laut und warnend. „Eure Majestät!“, sagte er fast barsch und Henry blickte verlegen auf.

      „Ist ja gut, Hauptmann“, gab er beschwichtigend zurück, „ich werde versuchen, mich noch ein wenig zusammen zu reißen“, sagte er schmunzelnd, Amanoue loslassend und der trat artig einen Schritt zurück. „Komm, mein Kätzchen, lass uns jetzt wirklich besser zum Zelt gehen“, raunte Henry augenzwinkernd und sah sich suchend um. „Äh, wo?“, fragte er ratlos zu seinem Hauptmann hin.

      „Das Zelt Eurer Majestät steht etwas weiter oberhalb der Straße! Wir wollten es nicht mitten im Acker aufstellen“, antwortete Falco geradezu zynisch, was Henry verdutzt die Augenbrauen heben ließ.

      „Ja, sicher, gut gemacht! Hauptmann, äh ja“, erwiderte er und ging auch gleich in die ihm angezeigte Richtung los. Falco marschierte neben ihm her, während ihnen Amanoue in angemessenem Abstand folgte und als der König endlich sein Zelt erblickte, blieb er nochmals stehen.

      „Doch kein so guter Lagerplatz“, brummte er, sich am Hinterkopf kratzend. Das große Zelt stand halb auf der Straße. „Na hoffentlich kommt kein Fuhrwerk, denn dann fährt es mir glatt durch mein Vorzelt“, murmelte er weiter, was Falco nun doch leicht hämisch grinsen ließ.

      „Keine Angst, Eure Majestät, ich habe selbstverständlich die Straße in beide Richtungen großräumig absperren lassen und genügend Wachen aufgestellt, da kommt keine Maus mehr durch“, antwortete er dennoch.

      „Tja, Hauptmann, so ist es eben, wenn man einem Heiler, den Lagerplatz aussuchen lässt“, meinte Henry nur seufzend und beide lächelten sich an. „Danke, Hauptmann Falco, ich brauche Euch heute sicher nicht mehr und wünsche Euch eine geruhsame Nacht“, verabschiedete er ihn dann höflich aber bestimmt, als sie vor dem Zelt angelangt waren und ohne noch weiter auf seinen Hauptmann zu achten, trat er ohne Umschweife ein. Amanoue stahl sich schnell an Falco, der es sich trotzdem nicht nehmen ließ, seinem König noch hinterher zu salutieren, vorbei und blieb erst einmal wie gewohnt am Eingang stehen.

      Henry ließ sich erleichtert aufstöhnend auf seinen Thron fallen und lächelte zu ihm hin. „Komm doch her, mein Kätzchen“, sagte er und streckte ihm seine Hand entgegen.

      Amanoue ging wiegenden Schrittes auf ihn zu, setzte sich rittlings auf seinen Schoß und legte ihm beide Hände auf die Brust. „Es war sehr schön, mit Eusch, `eute“, sagte er schüchtern und sah ihn kurz dabei an. Ein sanftes Lächeln umspielte seine lieblichen Lippen, dann senkte er wieder den Blick. „Isch, äh“, er blickte verlegen zur Seite, während seine Hände vorsichtig höher glitten und auf Henrys breite Schultern zum Liegen kamen. „Isch danke Eusch, für die schöne Tag, `err“, hauchte er etwas kratzig und musste prompt schlucken. „Ja, ähm, also, Ihr ward so anders, `eute“, stammelte er weiter und wagte es erneut, Henry kurz anzusehen. „Isch glaube, isch `abe misch Eusch noch nie so nahe gefühlt, wie `eute, `err, dass wollte isch Eusch nur sagen“, flüsterte er fast nur noch und Henry schloss ihn