Hat er das etwa gesagt? Schatz, du duftest wie das beste, wundervollste und wertvollste Parfum der Welt, sinnlich und süß, wie es tausend Blüten nicht vermögen!“, beteuerte Henry ihm und zog ihn erneut in seine Arme.
Amanoue schmiegte sich seufzend an ihn und zuckte leicht die Schultern. „Ja, wie faules Obst“, murrte er leise und Henry lachte schallend.
Er wälzte sich mit ihm herum, so dass Amanoue nun unter ihm lag und er ihn überschwänglich Küssen konnte. Dabei strich er ihm immer wieder das volle Haar zurück. „Ich liebe dich, Amanoue von Cartagena“, sagte er ernst, dann beugte er sich ganz nah an Amanoues Ohr heran. „Und weißt du was“, flüsterte er schmunzelnd, „irgendwie hatte ich schon immer eine Vorliebe für überreifes Obst!“
„Ah!“, machte Amanoue beleidigt und schubste ihn leicht, doch als Henry herzlich auflachte, stahl sich auch auf seine Lippen ein kleines Grinsen.
„Du bist so schön, wenn du lächelst“, entkam es Henry augenblicklich verzückt. „Weißt du das?“
Amanoue schüttelte zart seinen Kopf und sah ihm einen Momentlang direkt in die Augen, bevor er verlegen räuspernd wieder den Blick senkte. „Verseiht `err“, stammelte er leise und biss sich leicht auf die Unterlippe, die heute noch voller und sinnlicher als je zuvor zu sein schien. Seine Wangen erröteten dabei leicht und Henry entkam beim Anblick der langen, schwarzen Wimpern, die wie immer sanft nach oben gebogen waren, ein leises Seufzen. Er hob eine Hand an Amanues Wange und begann mit den Fingerspitzen die Konturen dieses wunderschönen Gesichtes nachzufahren, strich über die sanft gewölbten Augenbrauen, über die zierliche, gerade Nase und nur noch federleicht über den roten, sinnlichen Mund. Amanoue entkam dabei ein leises Stöhnen und er öffnete ganz automatisch leicht seine Lippen, was für Henry einer Einladung gleichzukommen schien. Langsam drangen seine Fingerspitzen in Amanoues Mund ein, berührten sanft die ebenmäßigen, schneeweißen Zähne, schoben sich dazwischen und als er Amanoues Zungenspitze berührte, keuchte der vor Lust verhangen auf. Seine Wangen schienen nun vor Erregung zu glühen und als Henrys Hand sich quälend langsam weiter nach unten über den Hals hinab bewegte, erzitterte er sogar leicht. Henry hielt kurz inne, dann strich er ihm über die Seite hinab, schob sie unter das lose Hemd und fuhr streichelnd wieder nach oben, bis er die kleine harte Brustwarze erreichte und zärtlich umrundete. Wieder stöhnte Amanoue leise unter der zaghaften Berührung auf und Henry konnte nicht länger widerstehen. Eingehüllt von dem lieblichen Duft der unzähligen Veilchen, beugte er sich zu ihm hinab und küsste ihn voller Leidenschaft.
Amanoue versteifte sich im ersten Moment, doch dann erwiderte er den Kuss ebenso wild und begehrend. Er griff in Henrys Haar, wuschelte kurz mit beiden Händen darin herum, bevor er ihn plötzlich hart daran packte. „Nimm misch“, raunte er vor Lust heiser und beide wälzten sich im Gras herum. Amanoue saß nun auf ihm und zerrte voller Ungeduld an Henrys Hemd, bis er es ihm förmlich über den Kopf gerissen hatte. Wieder küssten sie sich wild und ungestüm, doch dann war es plötzlich Henry, der mit einem Male wie versteinert war.
„Schämst du dich nicht“, brüllte jemand in Amanoues Rücken, „du elender Tagedieb und Soldatenstrolch! Dieses arme junge Ding zu verführen! Hier, am helllichten Tag!“, schrie der fremde Mann und ehe Henry überhaupt reagieren konnte, traf ihn eine schallende Ohrfeige.
Amanoue fuhr erschrocken herum, griff blitzschnell zu und packte den Angreifer am Kragen. Mit einem wilden Aufschrei stürzte er sich auf den viel größeren und kräftigen Mann und riss ihn zu Boden. Wie eine Furie kratzte er dem überraschten Mann über das Gesicht und fauchte dabei wie eine Wildkatze, während Henry noch immer ziemlich geschockt aufsprang. Er zerrte Amanoue von dem entsetzt schreienden Mann herunter, griff sich noch schnell sein Hemd und rannte, Amanoue hinter sich herziehend, einfach los. Der Fremde schimpfte und zeterte hinter ihnen her, was für ein liederliches Flittchen und verkommener Strolch sie doch wären, aber Henry rannte immer weiter, Amanoue nicht loslassend, bis sie nichts mehr von der aufgebrachten Stimme hörten. Völlig außer Atem, ließen sie sich lachend fallen und umarmten sich wie zwei übermütige Kinder, die man bei einem gelungenen Streich erwischt hatte. Mittlerweile waren sie mitten im Wald angelangt und verborgen vom dichten Gestrüpp, holten sie japsend Luft. „`at er Eusch sehr wehgetan, `err?“, fragte Amanoue keuchend und beugte sich über Henry, der auf dem Rücken liegend, nun doch fassungslos den Kopf schüttelte.
„Nein, aber, du liebe Zeit“, antwortete er und schnaufte tief durch, „ich glaube, ich bin noch nie in meinem ganzen Leben, so erschrocken! Der Kerl hat mich tatsächlich geschlagen“, japste er ungläubig und hielt sich eine Hand an die brennende Wange. Amanoue blickte mit weit geöffneten Augen auf ihn hinab und plötzlich hoben sich seine Mundwinkel zu einem verstohlenen Grinsen.
„Oh ja“, sagte er nickend und fuhr ihm zart über die gerötete Stelle. Beide sahen sich tief in die Augen, Henry strich ihm eine Haarsträhne hinters Ohr und wie von selbst fanden sich ihre Lippen zu einem sehr zärtlichen Kuss.
„Ich denke, dass bleibt besser unter uns, hm?“, meinte er dann und setzte sich auf. „Und, du liederliches Flittchen, kommst du mit einem verkommenen Strolch wie mir, zurück zum Lager?“, fragte er neckend und Amanoue nickte leicht.
„Ist wohl besser“, antwortete er mit schräg geneigtem Kopf und deutete auf das zerknüllte Hemd. „Das solltest du lieber wieder ansie`en, du Strolsch“, sagte er lächelnd und es klang so liebevoll, dass es Henry spontan die Tränen in die Augen trieb. Nickend wandte er sich ab und zog sich rasch das mit Grasflecken übersäte Hemd über den Kopf. Tief durchschnaufend, auch um sich wieder zu fassen, stand er auf und reichte ihm die rechte Hand.
„Komm“, raunte er noch etwas belegt, Amanoue dabei hochziehend und beide stopften sie sich ihre Hemden wieder in die Hosen. Schmunzelnd machten sie sich auf den Rückweg und dieses Mal ergriff Amanoue, ohne ihn anzusehen, Henrys Hand.
„Wieso denken die eigentlisch immer alle, dass isch eine Mädschen bin“, fragte er nach einer Weile. „Man sieht doch, dass isch eine Junge bin! Isch `abe doch gar keine Brüste, oder sind die alle blind?“, meinte er gereizt, woraufhin sich Henry amüsiert räusperte.
„Zum Glück, hast du keine Brüste“, betonte er und sah ihn schief an. „Und, naja, er hat dich nur von hinten gesehen und mit deinem langen Zopf und deiner zierlichen Figur, wirkst du schon sehr mädchenhaft“, sagte er und grinste achselzuckend. Beide blieben stehen und noch bevor Amanoue etwas erwidern konnte, zog Henry ihn wieder in eine zärtliche Umarmung. „Ich liebe dich, genauso, wie du bist“, flüsterte er ergriffen und Amanoue schluckte verlegen. Ohne zu antworten schälte er sich aus Henrys Arme und so setzten sie schweigend ihren Weg zurück ins Lager fort.
***
Falco marschierte ihnen bereits entgegen, als sie den Feldweg entlangkamen und salutierte schon von weitem. „Gott sei es gedankt!“, rief er erleichtert aus, „Eure Majestät! Wir haben uns schon die größten Sorgen gemacht!“
Henry sah ihn schief an und spazierte einfach an ihm vorbei. „Hauptmann, was könnte mir hier schon geschehen? Wir sind mitten in Austrien, also regt Euch ab“, meinte er nur, Falco machte auf dem Tritt kehrt und hatte ihn mit wenigen Schritten wieder eingeholt.
„Eure Majestät, verzeiht mir, sind zu leichtsinnig! Es könnten Strauchdiebe im Dickicht lauern und Euch überfallen! Und außerdem, war ein völlig außer sich geratener Mann hier, ein Forstaufseher dieser Grafschaft, und der hat sich über einen unserer Soldaten beschwert, der es angeblich mit irgend so einem Zigeunerflittchen am Waldrand getrieben haben soll! Na den, wenn ich erwische“, schimpfte er empört, „der wird seine Strafe bekommen, das garantiere ich Eurer Majestät! So etwas, dulde ich nicht, bei den königlichen Trup…pen“, ereiferte er sich weiter, doch dann sah er sie dermaßen entsetzt an, dass beide zwangsläufig verlegen grinsten. Noch immer hielten sie sich an den Händen und Falco ließ seinen Blick über sie schweifen. Über Henrys zerwühltes Haar, ihre mit Grasflecken übersäten Hemden und zuletzt über ihre verschwitzten Gesichter. „Eu- Eure, Majestät“, war alles, was er noch herausbekam, bevor er sich erschrocken eine Hand vor den Mund schlug.
„Hauptmann?“ Henry hob fragend die Augenbrauen, „ich weiß nicht, was Ihr meint,