R. S. Volant

Das Kind der Königin


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Vorgesetzten.

      „Du kennst die Anweisungen seiner Majestät“, erwiderte Brac und sah dabei selbst ziemlich zerknirscht aus. „Wir dürfen ihm nicht helfen! Mir tut der Kleine auch leid, glaub mir, aber er soll seine Lektion lernen, sagte der Alte, also!“

      „Trotzdem! Musste das sein? Er ist doch unser Freund! Habt ihr gesehen, wie er dastand?“, warf Alecto ihnen allen vor.

      „Wie ein kleiner Dreckspatz, der auf ein paar Krümel wartet“, antwortete Matto seufzend. „Er hat mir doch auch so leidgetan, dass ich ihn am liebsten in meine Arme genommen hätte“, raunte er und alle um ihn herum nickten beipflichtend.

      „Aber ihr kennt den Befehl und außerdem, darf er ja heute wieder ins Zelt seiner Majestät, also“, widersprach Brac ihnen erneut, doch auch er war drauf und dran, Amanoue hinterher zu laufen, der sich mittlerweile vor dem königlichen Zelt herumdrückte. Schließlich setzte der sich in unmittelbarer Sichtweite auf den Boden und gab damit einen wirklich jammervollen Anblick zum Besten. Sein Magen knurrte inzwischen so laut, dass es bis zu den Wachen hinüber zu hören war und beide sahen sich stirnrunzelnd an, als Kai endlich heraustrat.

      Der junge Diener sah sich kurz suchend um und winkte Amanoue zu sich. „Da bist du! Du sollst hereinkommen, seine Majestät wünscht dich zu sehen“, rief er hinüber, woraufhin Amanoue aufstand und sich, mit beiden Händen den Hosenboden abwischend, zögerlich näherte. „Meine Güte, wie siehst du denn aus?“, fragte Kai ihn musternd, „wo hast du dich denn herumgetrieben, die letzten Tage? Warum bist du nicht zu mir gekommen?“, meinte er tadelnd, doch Amanoue zuckte nur schüchtern seine schmalen Schultern und folgte ihm wie ein geprügelter Hund ins Zelt.

      Der König saß auf seinem edlen Reisethron, Falco auf seinem angestammten Platz hinter der Tafel und Benny stand eher lässig davor. Keiner beachtete Amanoue, der vor Henry niederkniete und demütig sein Haupt zu Boden senkte, während sie sich ungezwungen weiter über ihren Aufenthalt in der Stadt unterhielten. Sie plauderten über den Empfang beim Erzbischof, dem herrlichen Festgelage und die eigens für den König zelebrierte Messe, die sie noch am Vormittag besucht hatten.

      Schließlich erhob sich Henry seelenruhig und damit auch Falco. Der König ging ein paar Schritte, verschränkte seine Hände hinter dem Rücken und drehte sich zu Amanoue um. „Hast du mir etwas zu sagen?“

      „Es tut mir leid, `err und isch bitte um Vergebung“, nuschelte Amanoue kleinlaut.

      „Richte dich gefälligst auf, wenn du mit mir sprichst! Man versteht ja kein Wort, von deinem Gemurmel!“

      Amanoue setzte sich auf seine Fersen und wiederholte etwas lauter und mit gesenktem Blick seine Worte, während Henry ihn eingehend musterte. „Du siehst aus, als hättest du dich einige Tage nicht waschen können?“, sagte er triefend vor Spott darauf und einem hämischen Lächeln. „Tja, jetzt weißt du, was es heißt, ein Soldatenleben zu führen und keine Zeit oder niemanden zu haben, der einem morgens frisches, warmes Wasser zum Waschen bereitet“, meinte er maßregelnd und halb abwendend. „Du riechst etwas streng heute, obwohl doch der Fluss direkt neben unserem Lager fließt! Wieso hast du nicht ein Bad genommen?“, fragte er zynisch. „War dir das Wasser etwa zu kalt? Tz, tz, tz! Und wie deine Kleider aussehen! Völlig verdreckt und verschwitzt! Du hättest sie doch waschen können, oder nicht?“, meinte er weiter, mit einem gespielt entsetzten Blick auf Amanoues schmutzige Hände. „Sag bloß, du hast mit diesen dreckigen Fingern gegessen? Wie war das, mit dem Rosenwasser doch gleich? Schlecht heranzukommen, wenn man ständig unterwegs ist, hm?“

      Amanoue nickte leise schluchzend. „Es tut mir leid, `err, bitte, verseiht mir“, bat er nochmals und endlich schien Henry ein Einsehen zu haben.

      „Zieh diese dreckigen Sachen aus! Du stinkst ja fürchterlich, das ist kaum auszuhalten, neben dir, bevor mir noch der Appetit aufs Abendmahl vergeht“, setzte er trotzdem noch naserümpfend hinzu und deutete nach hinten. „Da steht ein Bottich für dich bereit! Wasch dich und dann lass uns essen“, brummte er und Amanoue erhob sich umgehend. Eine dicke Träne rann über seine Wange hinab und tropfte auf den Boden, als er sich abwandte und zu dem mit dampfendem Wasser bereitgestellten Waschzuber schlich. Ohne zu zögern zog er sich aus, stieg in das heiße Bad und setzte sich mit angezogenen Knien.

      „Ich danke Euch, für die nette Unterhaltung, Kommandant Falco und dir natürlich, Benny“, richtete Henry währenddessen wieder sein Wort an die. „Ihr dürft euch nun zurückziehen“, entließ er die beiden knapp und ging zurück zu seinem Stuhl. Falco salutierte mit dem Kopf nickend in seine Richtung und während Benny sich mit einem zarten Lächeln tief verbeugte, warf der Hauptmann einen verstohlenen, aber durchaus mitfühlenden Blick auf Amanoue, der mit vor dem Gesicht gelegten Händen zu weinen schien. Erst nachdem beide das Zelt verlassen hatten, setzte sich der König und atmete schwer durch. „Kai, hilf ihm“, sagte er ruhig und spielte gedankenverloren mit seinem goldenen Pokal.

      „Ich mache das!“, brummte da Sebastian und trat hinter dem Thron hervor. Dabei warf er Henry einen wütend-verständnislosen Blick zu und marschierte mit hocherhobenem Haupt hinüber zu Amanoue.

      Henry kaute kurz an seiner Unterlippe, ließ aber nur einen missbilligenden Grunzer hören und blickte ihm hinterher. Er beobachtete, wie Sebastian Amanoue zuerst liebevoll tröstete, ihn dann gründlich einseifte und wieder abspülte. Danach half er ihm beim Rasieren, spülte ihn nochmals ab und wickelte ihn in ein vorgewärmtes Laken. Amanoue stand da wie ein Häufchen Elend, noch immer mit traurig gesenktem Kopf und ließ sich von dem alten Mann abrubbeln, als wäre er ein kleines Kind.

      „Komm zu mir“, sagte Henry sanft und streckte seine Hand nach ihm aus.

      Sebastian nahm seelenruhig das feuchte Tuch fort und zog Amanoue wie selbstverständlich Henrys Morgenmantel über. Erst dann wischte er ihm nochmals die letzten Tränen fort und gab ihm einen zärtlichen Klaps. „Geh, Liebes, sei artig und höre auf zu weinen. Jetzt ist doch alles wieder gut, mein kleiner Schatz“, raunte er beruhigend und aufmunternd lächelnd.

      Amanoue schniefte unsicher, ging zu Henry und kniete nieder. „Es tut mir so leid, `err“, stammelte er mit zittriger Stimme.

      „Komm her“, sagte Henry sehr sanft und zog ihn auf seinen Schoß. „Sebastian hat recht, jetzt ist alles wieder gut, du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin dir nicht mehr böse, aber Strafe musste sein! Besonders, nachdem du dich so schlimm mir gegenüber verhalten hast“, meinte er tadelnd und mit erhobenem Zeigefinger. „Das war sehr frech und unartig, von dir! Ich hoffe, du hast jetzt begriffen, dass dein Handeln falsch war, nicht nur mir gegenüber, sondern auch meinen Soldaten!“

      „Ja, `err“, erwiderte Amanoue schniefend und schielte kurz mit seinen großen, smaragdgrünen Augen zu ihm hoch.

      Henrys Herz zerfloss beinahe, bei diesem herzigen Anblick und er drückte ihn zärtlich an sich. „Mein kleiner Liebling“, flüsterte er ihm ins Ohr, „ich habe dich so sehr vermisst, die letzten Tage und Nächte, besonders, die Nächte“, raunte er lustvoll und fuhr mit einer Hand unter den Morgenmantel. Streichelnd glitt er tiefer, über Amanoues flachen Bauch, bis hinunter zu dessen glattrasierter Scham, was Henry leise auf keuchen ließ, vor Lust. „Du fühlst dich so wundervoll an, mein Kätzchen, ich freue mich so sehr auf dich, heute Nacht“, kam es heiser über seine Lippen, während er nun mit beiden Händen über Amanoues seidenzarte Haut strich. Über die Seiten zum Rücken hin, hoch und runter, bis zu den kleinen, festen Pobacken. „Ich begehre dich so sehr, Amanoue, bitte, erhöre mich doch endlich wieder und weise mich nicht länger zurück, denn es ist wie eine Zurückweisung für mich, wenn du dich mir nicht hingibst, sondern nur daliegst und alles über dich ergehen lässt. Liebling, ich will dich doch nur glücklich machen und dich ebenfalls befriedigen, so wie früher“, flüsterte er lustverhangen und küsste ihn voller Leidenschaft.

      Amanoue erwiderte den Kuss nur zögerlich, nickte dann aber artig. „Ja, `err, alles wird so wie früher“, antwortete er leise.

      Henry streichelte ihn zärtlich weiter, küsste ihn immer wieder sanft und verspielt, bis Sebastian und Kai zurückkamen und das Abendmahl auftischten. Amanoue wollte sich erheben, doch Henry hielt ihn zurück. „Bleib sitzen, mein Liebling, heute speisen