Denise Devillard

Die Magier von Stonehenge Teil II.


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jeden Wunsch, aber dennoch konnte ihr niemand Matthew ersetzen. Plötzlich hörte sie ein leises Säuseln, das immer lauter wurde und sich zu einem kleinen Wirbelsturm im Zimmer ausdehnte. Loses Papier und Zeitschriften, die am Tisch lagen, flogen durchs Zimmer. Elisabeth bekam einen Schreck und sprang von der Couch auf. Als sie plötzlich sah, dass in dem massiven Luftwirbel Matthew erschien, rief sie überrascht: „Matt!“ Der Wirbel legte sich langsam und Matthew stand vor ihr in voller Größe, in Myrddins Mantel und mit seinem Stab. „Hallo Schatz!“ Er grinste und nahm sie in die Arme. „Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr erschreckt, ich wollte nur gleich nach Hause, ich bin schrecklich müde. Das kostet mich alles sehr viel Kraft.“ Elisabeth entgegnete müde: „Na ja erschreckt habe ich mich schon, ich wusste ja nicht, was los ist, aber es geht mir gut.“ „Dann ist es ja gut“, sagte Matthew beruhigt. „Hast du etwas zu essen für mich? Ich habe großen Hunger.“ Elisabeth nickte. „In der Küche steht noch was am Herd.“ „Ok dann gehe ich gleich mal und esse was.“ Und schon war er in der Küche verschwunden. „Männer“, dachte Elisabeth, „denken immer nur ans Essen.“ Sie musste lächeln bei dem Gedanken. Insgeheim war sie nur sehr froh darüber, dass er wieder zu Hause war.

      Als er wieder in der Tür erschien, fragte sie ihn: „Und was hast du erreicht, wo warst du die ganze Zeit über so lange? Was hast du getan? Erzähl schon.“ Matthew runzelte die Stirn. „Was heißt hier so lange? Bin ich nicht an demselben Tag zurückgekommen, als ich gegangen bin?“ „Aber nein Matt, es sind inzwischen schon über zwei Monate vergangen!“ Beinah geschockt sah er sie an: „Du willst mich verkohlen oder? Das kann doch nicht sein! Ich hatte mich absichtlich auf denselben Tag konzentriert, an dem ich gegangen bin.“ Sie schüttelte vehement ihren Kopf. „Nein, will ich nicht, glaube es mir, es ist wirklich so.“ Matthew starrte sie ungläubig an. „Das heißt also, ich kann nicht zum selben Zeitpunkt zurückkehren, an dem ich gegangen bin, die Zeit läuft trotz allem weiter! Das wusste ich nicht. In Myrddins Buch stand darüber nichts. Das Problem ist auch, dass, wenn ich von einer Zeitschleife in die nächste einsteige, ich nicht mehr weiß, wie viel Zeit tatsächlich vergangen ist. Das ist schier unmöglich festzustellen.“ Er setzte sich neben sie auf die Couch und wirkte nachdenklich. „Und was war jetzt? Hast du etwas herausgefunden?“ Elisabeth platzte vor Neugierde. Da erzählte ihr Matthew, was er alles erlebt hatte. Sie hörte gespannt zu und versuchte, es sich bildlich vorzustellen. Von den Templern hatte sie früher schon mal etwas gelesen. Aber selbst dort zu sein und es mitzuerleben, musste doch etwas völlig anderes sein.

      „Blöd, dass ich den Sergeanten aus den Augen verloren habe. Ich hätte zu gerne gewusst, wohin er geritten ist. Aber ohne Pferd“… „da muss ich das nächste Mal an anderer Stelle ansetzen, um mehr herauszufinden.“ Er wandte sich ihr zu und fragte: „Und bei dir? War alles in Ordnung oder gab es irgendwelche Vorkommnisse?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, alles in Ordnung, nur schrecklich langweilig.“ „Ja das kann ich mir denken, tut mir leid Schatz, aber du weißt ja“, …… „ich muss das tun.“ Sie nickte und bemühte sich, ihm ein zaghaftes Lächeln zu schenken, obgleich ihr nicht danach war. „Ich weiß. Das werde ich wohl oder übel hinnehmen müssen, mir bleibt ja auch keine andere Wahl, wie es scheint.“ Matthew nickte betrübt. „Das stimmt. Tut mir leid.“ Er wünschte sich ebenfalls, es gäbe eine andere Lösung, aber dem war nicht so. Zudem musste er auch demnächst wieder weg. Er wollte sie nicht alleine lassen, aber was blieb ihm übrig?

      „Ich gehe mal rüber ins Büro. Ich muss mir überlegen, wie ich jetzt weiter vorgehe.“ Sie nickte stumm und er schloss die Tür hinter sich. Matthew grübelte stundenlang. Wohin sollte er als Nächstes gehen? Oder besser gesagt wann? Er hatte begrenzte Möglichkeiten, was die Verfolgung von Personen anging, das war nun klar. Er musste sich eine Lösung für dieses Problem einfallen lassen.

      Als er so darüber nachdachte und das Erlebte Revue passieren ließ, musste er wieder an diesen alten Mann denken, den Paymon drangsaliert hatte. Was war mit ihm wohl danach geschehen und wer war er? Seine Neugierde war geweckt. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich dazu berufen, dass er dieser Geschichte nachgehen musste. Also beschloss er, die Templer einstweilen ruhen zu lassen, um herauszufinden, wer der alte Mann nun gewesen war. An diesem Abend schliefen sie eng aneinander gekuschelt ein.

      Am nächsten Morgen, als die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster fielen, erwachte Matthew. Elisabeth erwachte ebenfalls, als er sich leise aus dem Bett stehlen wollte. „Was machst du?“, fragte sie müde. „Ich werde mich wieder auf die Suche begeben. Ich muss wissen, wer der alte Mann war. Ich werde das Gefühl nicht los, dass dies für mich sehr wichtig ist. Warum auch immer. Schlaf du weiter, es ist noch zu früh zum Aufstehen Schatz.“ Elisabeth war zu müde zum Diskutieren und legte sich wieder hin, um weiterzuschlafen. Matthew ging in sein Büro und zog die Kleider wieder an, die er dort deponiert hatte. Dann frühstückte er noch ausgiebig und machte sich dabei Gedanken, wo er am besten ansetzen sollte. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder er stellte sich diesmal direkt neben den Mann hin, um herauszufinden, was in dem Vertrag stand, oder er verfolgte anschließend die zwei Männer, die ihn weggebracht hatten. Wobei Ersteres ihm erfolgversprechender schien. Er musste herausbekommen, was Paymon so wichtig war, dass er einen alten Mann dermaßen quälte. Also beschloss er, in dieselbe Zeit zu dem Ereignis zurückzureisen, was in etwa vierzig Jahre her sein musste. Ganz genau wusste er es nicht, da er ja nur den beiden Gefolgsleuten Paymons gefolgt war.

      Er nahm den Stab in seine Hand, schloss die Spange am Mantel, drehte an seinem Ring und konzentrierte sich auf das, was er gesehen hatte. „Tempus est iustus a fenestra tempus enim fumus et specula! Aperi annulum, lets 'circum undique!“ Umgehend öffnete sich die Zeitschleife und riss ihn mit sich.

      Als er wieder Boden unter seinen Füßen verspürte, ging er wie beim ersten Mal, hinter den beiden Gefolgsleuten den Weg entlang. Da er aber nun schon wusste, wo Paymon sich aufhielt, nahm er eine Abkürzung durch den Wald. So leise er nur konnte, schlich er über die Lichtung, bis er den alten Mann erreicht hatte, und stellte sich knapp neben ihm hin. In selben Moment bemerkte er, dass Paymon kurz innehielt und sich mit gerunzelter Stirn eingehend umsah. Er sah genau in seine Richtung. Nur knappe drei Meter trennten sie voneinander. Matthew hielt den Atem an. Konnte er etwa spüren, dass er hier war? Sehen konnte er ihn bestimmt nicht, das wusste er inzwischen. Da hob Paymon plötzlich zornig seine Rechte und rief instinktiv: „Arată-te! Velum dissolve!“ Matthew war wie erstarrt. Ihm war sofort klar, dass er wohl spüren musste, dass jemand hier war, wenn er den Enttarnungszauber anwandte. Er machte sich innerlich schon zum Kampf bereit, falls es dazu kommen sollte. Paymon starrte immer noch in seine Richtung und wartete. Seine schwarzen Augen blitzten wütend. Doch es geschah nichts. Er konnte ihn nach wie vor nicht sehen. Die Magie von Myrddins Mantel konnte er nicht aufheben. Matthew bewegte sich keinen Millimeter, versuchte nicht zu atmen, und wartete ab, was er tun würde. „Zeige dich du Feigling! Ich weiß genau, dass du hier bist! Wer immer du auch bist!“ Wutentbrannt darüber, dass seine Magie nicht zu wirken schien, stampfte Paymon auf den weichen Waldboden. Seine zwei Gehilfen kamen nun näher und einer der beiden fragte: „Meister, ist etwas nicht in Ordnung?“ „Ihr Idioten merkt ihr denn nicht, dass uns jemand beobachtet?!“, herrschte er sie an. Unterwürfig gab der andere zur Antwort: „Aber Meister, wir sehen nichts und spüren auch nichts. Vielleicht habt ihr euch auch getäuscht. Sonst hätten eure starken Kräfte ihn doch längst enttarnt, nicht wahr?“ Paymon wandte sich zu ihm um. Er war geschmeichelt und geneigt ihm Glauben zu schenken. Denn es stimmte, was der Mann sagte. Er hatte bisher noch jeden enttarnen können. Hatte er sich etwa tatsächlich getäuscht? Er wollte vor seinen Gefolgsleuten nicht lächerlich wirken und antwortete deshalb: „Ich bin mir sicher, da war jemand. Aber er hat wohl Angst bekommen und ist jetzt verschwunden. Also denn, lasst uns nun fortfahren.“

      Der alte Mann kniete in etwa drei Metern Abstand vor ihm auf dem Boden. Er spürte Matthew ebenfalls, sagte aber kein Wort. Er wusste, dass er gegen Paymon ohnehin nichts mehr ausrichten hätte können. Sein klägliches Versagen im Kampf gegen ihn, lastete schwer auf seiner Seele. Das, wozu er bestimmt gewesen war, hatte er nicht erfüllen können. Er war nur noch darauf bedacht, seine einzige Tochter zu beschützen, soweit es ihm möglich war. Und wer auch immer sie nun beobachtete, es würde an seiner ausweglosen Situation kaum etwas ändern.

      Matthew tat der Mann leid, wer auch immer er war. Er stand immer noch wie angewurzelt neben ihm und beobachtete