Denise Devillard

Die Magier von Stonehenge Teil II.


Скачать книгу

Sofort zog es ihn mit sich und er landete vor dem zweiten Tor, an dem er seinen Spruch wiederholte. Kaum ausgesprochen, landete er in der kleinen Eingangskammer unter der Erde, in der das Kreuz mit dem Häkchen an der Wand prangte. Dann beschwor er zusätzlich sein magisches Licht, damit er mehr sehen konnte in dem Dunkel, das ihn umgab. Einen Moment lang, blieb er regungslos stehen und lauschte, ob jemand anwesend war. Doch alles schien ruhig zu sein. Leise ging er durch den Bogengang bis zur größeren Kammer. Dann legte er seine Rechte an die gleiche Stelle an der Wand wie beim ersten Mal. Worauf sich die steinerne Wand öffnete und ihm den Weg frei gab zu der Kammer, in dem er die Requisiten gefunden hatte, beim letzten Mal. Dann begann er zu suchen. Er wusste nicht genau, wonach er eigentlich suchen sollte, aber er wusste auch, dass er es wissen würde, wenn er es fand. Der Raum war gar nicht so klein, wie er ihn vom ersten Mal in Erinnerung hatte. Überall lagen jede Menge alte Gewänder, Schwerter, Degen, Kettenhemden und die verschiedensten Waffen aller Epochen. Etwas ratlos blickte er sich um, bis plötzlich etwas seine Aufmerksamkeit erregte. In der Ecke stand eine große alte hölzerne Truhe mit schweren Eisenbeschlägen. Sie war halb verdeckt von einer alten Satteldecke. Matthew zog die Decke weg und versuchte, die Truhe zu öffnen. Nach einem Schloss suchte er jedoch vergeblich. Vermutlich wurde sie durch einen Zauber geschützt. Er überlegte kurz, und hielt dann seine Linke beschwörend über die Truhe und sprach: „Ut et vos dimittere mihi content! Fracta fuit amet circumdet te! Aperi tibi!“ Dann hörte er, wie es knackte und der Deckel nachgab. Er hob seine Rechte höher, damit er besser sehen konnte. Als er den Deckel angehoben hatte, fiel sein Blick auf einen Berg von Dokumenten. Weil er seine beiden Hände jedoch brauchte, rief er eine große Kerze herbei, die er entzündete und auf dem Boden abstellte. „Lucerna Adventum! Adolebitque!“ Als das Licht in seiner Rechten erloschen war, kramte er in den Dokumenten. Überwiegend waren es uralte Pläne, die er jedoch nicht zuordnen konnte. Daher suchte er zuerst nach irgendeinem Hinweis, der ihm weiterhalf. Was ihm jedoch sofort ins Auge fiel, war dasselbe Zeichen, das draußen beim Eingang an der Wand prangte. Es war auf vielen der Pläne zu finden. Jedoch wusste er immer noch nicht, was es zu bedeuten hatte. Matthew überlegte. Ob es auffiel, wenn er einige der Pläne mitnahm? Er konnte ja nicht ahnen, wie oft Paymon und seine unterwürfigen Diener tatsächlich hierher kamen, und auch in die Truhe sahen. Er konnte ja noch nicht einmal nachvollziehen, in welcher Zeit er das letzte Mal auf sie getroffen war. Dafür gab es keinerlei Anhaltspunkte. Es war schwierig, eine Zeit dafür zuzuordnen. Denn woran sollte er dies festmachen? Das war wirklich ein Problem. Denn bei allen seinen zukünftigen Zeitreisen würde er kaum jedes Mal einen Kalender vorfinden. Nachdenklich betrachtete er die alten Papiere. Manche schienen Wegbezeichnungen zu sein, andere wiederum hatten markierte Stellen in Bauplänen von Gebäuden. Aber fast immer waren es diese Kreuze mit dem roten Häkchen. Er bekam immer mehr den Eindruck, als dass diese Pläne für die Suche nach etwas ganz Bestimmten dienten. Wofür sonst hätte man all diese Pläne zusammengetragen? Was bedeuteten denn all diese seltsamen Kreuze?

      Da fiel im wieder ein, dass es in der Bibliothek auf Cardiff Castle einige alte Bücher gab, die ihm da vielleicht weiterhelfen konnten. Er beschloss, nur einen der Pläne mitzunehmen, da dies wohl weniger auffallen würde. Er faltete ihn zusammen und verbarg ihn unter seinem Mantel. Dann ließ er die Kerze spurlos verschwinden, schloss die Spange an seinem Mantel und drehte am Ring. Umgehend fand er sich in der Bibliothek von Cardiff Castle wieder. Er versperrte sofort die Tür, ging zu den Bücherregalen, und nahm das in braunes Leder gebundene Buch mit Gold Prägung heraus, in dem er Hinweise zu finden hoffte. Schon damals war es ihm sehr hilfreich gewesen. Er breitete den Plan auf dem Schreibtisch vor sich aus und schlug das Buch auf. Es war ein sehr altes Buch in Korinth Schrift mit leicht vergilbten Blättern. Es mussten nahezu knapp tausend Seiten sein. Ganz genau konnte man dies nicht feststellen, weil das Buch keine Seitenangaben hatte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als Seite für Seite durchzugehen.

      Nach ca. zwei Stunden, stieß er dann plötzlich beim Überfliegen der Blätter, wieder auf die Bezeichnung: >>Orden der Täuschung<< diesmal allerdings in lateinischer Schrift. Er stutzte und las sich die betreffende Seite genau durch. Als er damit fertig war, reifte in ihm immer mehr der Gedanke, dass es sich hierbei vielleicht um den Templerorden handeln könnte. Und als er die Seite umblätterte, fand er unter dem letzten Satz zu dem Thema dasselbe Kreuz mit dem roten Häkchen. Matthew schob das Buch zur Seite und überlegte, was er selbst über sie wusste. Er hatte sich früher nie großartig mit solchen Geschichtsthemen beschäftigt. Er wusste über die Templer eigentlich nur, dass sie die Kreuzzüge im Auftrag des Papstes begonnen hatten, um die Pilger zu schützen. Doch wenigstens konnte er nun endlich dieses Zeichen zuordnen. Um mehr über den Orden zu erfahren, suchte er nun nach einem Buch, in dem die Geschichte derer, zu finden war. Es dauerte nicht lange, bis er ganz weit oben im letzten Regal an der Wand, eines fand. Eines musste man Sir Raven lassen, er hatte wirklich eine hervorragend bestückte Bibliothek. Das war Matthew nun eine große Hilfe.

      Er nahm das eher neuere Buch zur Hand und begann zu lesen….

      Die Geschichte des Templerordens

      Nach dem Ende des ersten Kreuzzuges 1099 und der Eroberung von Jerusalem gründen die Ritter Hugues de Payens, Godefroi de Saint Omer, Hugo aus der Champagne und sechs weitere Ritter 1118 die Bruderschaft der »Pauperes Commilitones Christi«, die Armen Soldaten Christi. König Balduin II. von Jerusalem, ein Vetter Gottfrieds von Bouillon, weist ihnen 1119 einige Gebäude im Bereich des ehemaligen Tempels Salomons als Unterkunft zu. Fortan wird die Bruderschaft als Ritter vom Tempel zu Jerusalem bezeichnet. Sie verkörpert die erste Verschmelzung der Grundsätze des Mönchtums und der Ritterschaft…

      Matthew legte das Buch nach einer halben Stunde zur Seite und schüttelte den Kopf. Was für ein verrückter Haufen! Aber was hatte Paymon mit denen zu tun? Ein Dämon, der sich für einen christlichen Orden interessierte? Das war absolut paradox! Hier stimmte Etwas nicht! Wenn sich Paymon so sehr für sie interessierte, mussten sie etwas besessen haben, das er unbedingt haben wollte. Die große Preisfrage war nur, wonach genau er suchte und wofür? Ein Schriftstück? Oder ein Gegenstand? Matthew grübelte. In dem Buch über die Templer hatte er nichts Auffallendes finden können, was Paymon so wichtig sein könnte, dass er einen derartigen Aufwand betrieb. Zudem machte es eines deutlich, nämlich, dass er trotz seiner gewaltigen Kräfte, offenbar keine andere Möglichkeit besaß. Matthews Interesse war nun vollends geweckt. Das Ganze schien ihm eigentlich fast unmöglich. Dieser Gegenstand musste wahrlich etwas ganz Besonderes sein. Sonst wäre er längst schon in Paymons teuflischen Händen gelandet. Da er aber keine Hinweise in dem Buch finden konnte, beschloss er, genau danach zu suchen. Es gab nur eine Möglichkeit und das war der Orden selbst. Er musste selbst in die Vergangenheit reisen, um mehr darüber herauszufinden.

      Doch in welches Jahr sollte er überhaupt reisen? Die Anfangsjahre würden vermutlich kaum ein Ergebnis bringen. Wenn er es schaffte, in eines der letzteren Jahre zu reisen, zu dem Zeitpunkt, als die Templer angeblich ihre Schätze in Sicherheit gebracht hatten, wären seine Chancen bestimmt größer, etwas herauszufinden. Die Frage war nur, wie er dies bewerkstelligen sollte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als es einfach auszuprobieren. Dazu war jedoch vorher ein Testlauf nötig. So konzentrierte er sich auf das vergangene Jahr, schloss die Spange des Mantels, drehte an dem Ring und war in derselben Sekunde verschwunden.

      In wenigen Augenblicken tauchte er unversehens in seinem Büro, in der Firma seines Großvaters wieder auf. Er zuckte zusammen, als Miss Boldwin seine Sekretärin den Raum betrat. Sie ging an ihm vorbei zu seinem Schreibtisch, holte einige Unterlagen, nahm seine Kaffeetasse mit und verließ wieder den Raum. Kaum, dass sie verschwunden war, atmete Matthew tief durch. Er war es noch nicht gewohnt, dass der Mantel ihn für andere unsichtbar machte. Dann trat er an seinen Schreibtisch und betrachtete seinen Kalender. Es hatte funktioniert! Das war einfach gewesen. Aber was war, wenn er zu einem Ereignis reisen wollte, von dem ihm kein Zeitpunkt bekannt war? Reichte es, wenn er an das Ereignis selbst dachte? Nachdenklich schloss er die Spange am Mantel, drehte an dem Ring und verschwand aus dem Büro. Ihm wurde immer mehr bewusst, dass dies kein leichtes Unterfangen war. Vielleicht braucht er aber auch nur noch einiges an Übung und die Lösung des Problems, würde sich von selbst ergeben.

      Es war bereits tief in der Nacht, als er umgehend in der Kammer unter dem Haus in seiner Gegenwart wieder erschien. Er hatte sich dazu entschlossen, in dem schwarzen Buch Myrddins noch einmal nach Hinweisen zu suchen.