Kerstin Steiner

Hollywood Hills - Sex, Laughs & Rock 'n' Roll


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ging nach oben ins Badezimmer und stellte sich unter die kühle Dusche. Abends würde er schon auf andere Gedanken kommen, denn er war mit Freunden aus England zum Kicken verabredet – ganz ohne all die Frauen, die ihn neuerdings so durcheinander brachten.

      12. Kapitel

      Das Cabrio brummte in der Abenddämmerung über den Pacific Coast Highway gen Norden.

      Hinter dem Steuer saß eine erwartungsvolle und aufgeregte Jennifer. Sie genoss die Fahrt entlang des Pazifiks, auf dessen Wellen sich das typisch kalifornische Abendlicht in sämtlichen Rosa- und Lilatönen spiegelte und die Landschaft zum Glühen brachte. Wenn sie etwas am Großraum Los Angeles liebte, war es dieses unglaubliche Farbspiel.

      Langsam wurde sie wieder etwas entspannter und beschloss den peinlichen Vorfall in der Hotellobby einfach zu vergessen.

      Auf der Höhe der Topanga Canyon Road bog sie ab und hielt Ausschau nach Stevens und Julias Haus.

      Es lag hoch oben auf einer Klippe an einem Strandabschnitt, den man nur über eine schwindelerregend hohe Holztreppe erreichen konnte, die sich in vielen Bögen die Klippe hinunterwand. Man erkannte das Haus gleich an der eigenwilligen Farbe, es war in einem Gemisch aus Terracotta und Himmelblau gestrichen, ziemlich gewöhnungsbedürftig, fand Jennifer.

      Steven und Julia hatten es von einem Schauspieler gemietet, der mittlerweile lieber in Europa lebte. Das gesamte Domizil war sehr extravagant und zum Teil auch ein wenig kitschig. So hatte der Besitzer links und rechts vom Haupttrakt zwei hohe, runde Türmchen anbauen lassen, die als Gästezimmer dienten. Die übrigen Räume teilten sich über die gesamte untere Etage und im Mittelteil auf. Jenny verlief sich ständig zwischen all den Gängen und Zimmern.

      Das Schönste an dem Haus war der mehrere tausend Quadratmeter große Garten, in dem sich im Anschluss an die überdachte Terrasse ein riesiger Pool mit einem kleinen Wasserfall befand. Hinter dem Wasserfall ging der Pool in einer uneinsehbaren Ecke in einen kleinen felsigen Whirlpool über.

      Hinter der Poolanlage stand ein kleiner Badepavillon, der meist von Ben und George belagert wurde.

      Ben und George waren die Labradore von Julia und Steven. Zwei dickköpfige und liebenswerte Burschen, die beide denselben Tick hatten: Sie gehorchten nur Männern.

      Selbst Julia hatte ihre liebe Mühe mit den Hunden, wenn Steven nicht daheim war. Beide Hunde durften nach Herzenslust im Garten tollen, denn hinter dem Pavillon schloss sich ein gigantisches Rasenstück an, das von Steven höchstpersönlich gehegt und gepflegt wurde, schließlich handelte es sich um das Herzstück des Anwesens – seinen Fußballplatz!

      Als ordentlicher Engländer war auch er versessen auf das Spiel mit dem Lederball und traf sich jeden Sonntag mit seinen Freunden zum Kicken – sehr zur Freude von Julia, die Jennifer schon oft vorgejammert hatte, dass das Haus am Wochenende vollgestopft mit Männern in schmutzigen, stinkenden Trainingsklamotten sei.

      Endlich entdeckte Jennifer das Haus, das in der untergehenden Sonne noch farbenfroher leuchtete, als es das ohnehin schon tat.

      Sie blinzelte kurz und fuhr die lange Auffahrt herauf.

      Was ist denn hier los?, rätselte sie, denn links und rechts der Auffahrt parkte ein Fahrzeug nach dem anderen – lauter Geländewagen oder Cabrios.

      Sie erinnerte sich an Julias Worte, dass Stevens gesamte Verwandtschaft eingefallen sei, aber hatte gleich jeder ein eigenes Auto gemietet? Sehr unwahrscheinlich!

      Vermutlich alles Gäste für die Grillparty, dachte Jennifer und überlegte sofort, ob sie dann überhaupt richtig gekleidet war.

      Nach langem Suchen und Kramen hatte sie in ihrem Koffer dann doch noch eine Jeans gefunden, die sie beim letzten Besuch in London gekauft hatte. Sie war von Rock & Republic, ein Entwurf von Ex-Spice-Girl Victoria Beckham und hatte ihr gefallen. Dazu trug sie ein enges, grünes Top, passend zu ihrer Augenfarbe.

      Nur die Schuhe waren mal wieder nicht ganz so leger, sie hatte einfach diese wahnsinnig tollen hochhackigen Pumps anziehen müssen und hoffte nun, dass sie den Rasenboden überleben würden.

      Ob sie nicht viel zu einfach gekleidet war? Den Autos nach zu urteilen, waren die meisten Gäste nicht gerade arm wie die Kirchenmäuse und vermutlich alle todschick angezogen. Sie trat auf die Bremse, als sie endlich eine Lücke entdeckt hatte und parkte die kleine Corvette.

      Da flog auch schon die Haustür auf und Julia rannte ihr strahlend entgegen.

      „Gut, dass du endlich kommst.“

      Eine herzliche Umarmung folgte.

      „Schnell, komm rein meine Süße, gut schaust du aus.“

      Julia redete ohne Punkt und Komma auf sie ein und zog sie ins Haus, in dem Juanita, der mexikanische Hausdrachen, schon mit Argusaugen darüber wachte, wer das Haus betrat.

      Jenny nickte dem drallen Hausmädchen freundlich zu. Diese würdigte Jennifer jedoch keines Blickes und rauschte erhobenen Hauptes in die Küche.

      „Puh, da hast du aber einen Hausdrachen“, sagte Jennifer zu Julia. „Ach was, sie ist ein Goldstück“, entgegnete Julia atemlos.

      „Sie hat vorher mal bei Madonna gearbeitet und denkt, sie müsste ihre Herrschaften ständig bewachen. Aber in einer halben Stunde hat sie Feierabend. Dann musst du mir mit dem Grill helfen. Wir haben einen neuen, mit dem komme ich nicht klar.“

      „Kein Problem“, antwortete Jennifer.

      „Aber sag’ mal, wo sind denn deine Gäste eigentlich? Den Autos nach zu urteilen, könntest du fast ein Stadion füllen“, witzelte sie.

      „Da bist du näher an der Wahrheit, als du denkst“, murmelte Julia vielsagend und zog Jennifer durch die breite Glastür aus dem imposanten Wohnzimmer hinaus auf die Terrasse.

      „Wow, wie schön!“, entfuhr es Jennifer.

      Der Garten war im vorderen Teil mit Fackeln beleuchtet, die ein warmes Licht auf die ellenlange Tafel warfen, die bereits gedeckt worden war. Die Poolbeleuchtung schimmerte einladend unter dem glitzernden Wasser.

      Julia zog Jennifer weiter an die Ecke der Terrasse, wo ein riesiger Grill seinen Platz gefunden hatte, Kohle war aufgefüllt worden und der Grillanzünder lag schon parat. Daneben stand ein Tisch, auf dem sich Steaks, Burger, Maiskolben und jede Menge andere schmackhafte Dinge türmten.

      „Na, wo sind denn Ben und George?“, fragte Jennifer nachdenklich. „Für die beiden ist so ein Tisch doch das reinste Paradies.“

      „Die sind in einem Zimmer im Haus eingesperrt worden, nachdem sie Juanita heute Mittag den Braten aus der Küche geklaut und mitten auf dem Fußballfeld verspeist haben. Juanita hat gedroht zu kündigen, wenn die beiden ihrer Küche noch einmal zu nahe kommen.“

      Jennifer kicherte. Gut, dass sie mit den beiden Hunden nicht viel zu tun hatte. Ihr waren Julias Katzen viel lieber. Lucy und Pearl waren zwei gemütliche, strubbelige Wesen, die Julia am Highway aufgelesen hatte und die nun dankbar das große Haus bewohnten und friedlich schnurrend in der Sonne lagen.

      „Wo stecken denn nun die anderen Leute?“, fragte Jennifer verwundert, denn trotz der vielen Autos sah sie auf der Terrasse und im Haus keinen einzigen Menschen.

      „Pass auf, ich zeig’ dir was, das glaubst du nicht“, antwortete Julia. „Komm’ mal mit!“

      Mit diesen Worten ging sie los in Richtung des hinteren Gartens, der taghell erleuchtet war.

      Ohne Brille hatte Jenny das gar nicht wahrgenommen.

      Sie traute ihren Augen nicht!

      Eine Flutlichtanlage tauchte die Hälfte des Gartens in ein gleißendes Licht.

      „Das glaube ich wirklich nicht“, lachte Jennifer. „Das gibt es doch gar nicht.“

      „Oh doch, meine Liebe. Steven