Dr. Hanspeter Hemgesberg

Burnout


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Funktionalisierung der sozialen Stellung des Tuns und Handelns tritt in den Vordergrund.

      • Noch lässt sich alles organisieren, Kaffee- und/oder Nikotin-Konsum als Aufputschmittel mehren sich, die Vorzeichen von Schlaf-Störungen werden zu wenig beachtet. Noch fühlt man sich wohl und den anderen überlegen, oftmalige Erfolge verstärken diese

      Selbsteinschätzung. Für persönliche Interessen und Entspannungs-Möglichkeiten, wie Sport, Musik, Kultur und Reisetätigkeit fehlt bereits die Zeit.

      Stadium 4

      Verdrängung von Werten und Konflikten

      • Sie verlieren allmählich an Energie. Konflikten gehen sie aus dem Weg und Sie werden sanft. Die ersten Fehlleistungen wie Unpünktlichkeit und Verwechslung treten auf. Erste Empfindungen von Überforderung und Hektik werden spürbar. Konflikte werden als solche nicht erkannt und daher nicht entschärft.

      • Langsam verändert sich Ihr soziales Umfeld. Am wichtigsten ist Ihnen die Anerkennung aus dem beruflichen Umfeld. Gereiztes Unfreundlichsein selbst gegenüber wohlmeinender Umgebung stellt sich ein.

      Stadium 5

      Umdeutung von Werten

      • Ihr eigenes Wertesystem verändert sich. Das höchste Ziel ist, Leistung zu erbringen und das tun sie nun auch in der Freizeit. Die Wochenenden werden zu ganz normalen Arbeitstagen. Was vormals wichtig und erstrebenswert war, kommt ins „Archiv".

      • Prioritäten verschieben sich zugunsten neuer Schwerpunkte, Lebensereignisse werden nicht mehr hinterfragt oder gedeutet. Beziehungen laufen weiter oder gehen kaputt.

      • Die Emotionalität stumpft ab, um noch funktionsfähig zu bleiben. Putsch -und Schlafmittelmissbrauch als künstliche Steuerung von Wach- und Schlafrhythmus treten vermehrt auf.

      Stadium 6

      Verstärkte Verleugnung aufgetretener Probleme

      • Ihr Körper beginnt sich zu regen und meldet erste Warnsignale. Das sind etwa ständige Müdigkeit oder Migräne. Sie behalten Ihr Leistungsniveau und den Anspruch dennoch bei und verdrängen körperliche Probleme. Viele dieser Symptome lassen sich mit Tabletten besänftigen und vorübergehend in den Hintergrund

      drängen.

      • Ungeduld, Intoleranz, Zynismus oder aggressive Abwertung - die Umwelt verliert alle Lieblichkeit, wird als fordernd, bedrohlich, bestrafend empfunden. ‚Man‘ funktioniert noch immer; aber bereits viel schlechter, als man eigentlich önnte.

      • Körperlich-somatische Beschwerden treten auf, die Unzufriedenheit nimmt zu, Ratlosigkeit greift um sich.

      Stadium 7

      Rückzug

      • Sie spüren, dass Sie nicht mehr so intensiv arbeiten können, wie Sie es wünschen. Sie bemerken den Leistungsabfall und das löst für Sie eine Krise aus.

      Ein Nervenzusammenbruch kann die Folge sein und sie ziehen sich immer noch weiter zurück.

      • Einengung und Automatisierung der menschlichen Existenz, Ersatzbefriedigungen kurzer Dauer treten in den normalen Alltag. Man verlässt das soziale Netz, das zwar noch bemüht, aber bereits verstört ist. Der eigene Rückzug wird angetreten.

      Stadium 8

       Beobachtbare Verhaltensänderung

      • Sie versuchen, sich Alternativen aufzubauen, sie vermeiden die soziale Nähe zu anderen Menschen. Ein Merkmal ist, dass sie zu Zeiten arbeiten, in denen sie anderen Menschen möglichst selten begegnen. Von ihrer beruflichen Tätigkeit sind Sie regelrecht besessen.

      • Erste Verhaltensveränderungen werden auch von der Umwelt wahrgenommen. Hinweise werden missachtet, paranoide Reaktionen sind möglich.

      Stadium 9

      Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit

      • In dieser Phase sind sie eigentlich nicht mehr arbeitsfähig. Sie haben bereits ein schweres Burnout-Syndrom, das sich in depressivem Verhalten zeigt. Ein Privatleben existiert nicht mehr. Das Syndrom ist bereits sehr bedrohlich und ein Auffangnetz ist dringend nötig.

      • Identitätsstörungen und Wahrnehmungsveränderungen werden angstbesetzt registriert. Die Normalität entgleitet ihrer Kontrolle.

      Stadium 10

      Innere Leere

      • Sie werden wach und sind nicht mehr in der Lage aufzustehen. Sie wirken teilnahmslos. Die Situation ist heikel und es wären dringend Menschen vonnöten, die anwesend sind.

      • Innere Leere als Vorbote der Depression breitet sich aus. Panik-Attacken und phobische Zustände häufen sich.

      Ersatzbefriedigungen werden, falls noch möglich, exzessiv wahrgenommen.

      Stadium 11

      Depression

      • Die verschiedenen Anzeichen einer Depression sind für Außenstehende unübersehbar. Dazu kommt eine negative Einstellung zum Leben und Hoffnungslosigkeit.

      • Der Wunsch nach Dauerschlaf tritt auf und existenzielle

      Verzweiflung bis hin zu Selbstmordgedanken.

      • Nur etwa ein Drittel der von einer Depression betroffenen Menschen finden den Weg zum Arzt, wobei die Allgemeinpraxis meist die erste Anlaufstelle darstellt.

      Stadium 12

      Völlige Erschöpfung

      • Diese Phase erreichen nur wenige. Kennzeichen dafür sind lebensgefährliche geistige, körperliche und emotionale Erschöpfung. Das Immunsystem ist angegriffen und es besteht Selbstmordgefahr.

      • Eine psychiatrische Krisenintervention ist indiziert und oftmals nur mehr stationär möglich.

      • Es gilt, ein Leben zu bewahren, ehe die Rückführung aus der Burnout-Spirale beginnen kann.

      [Quelle: Business Coaching & Training Cziuk]

      „Yellow- bzw. Red-Flags“

      Warn- und Alarm-Signale

      Der Beginn einer Burnout-Krise erscheint (zu)erst einmal positiv.

      Viele Burnout-Betroffene gelten in der Tat als aktiv, dynamisch, zupackend, ideenreich, engagiert bzw. überengagiert: vermehrter Einsatz, freiwillige Mehrarbeit, (subjektiver) Eindruck der eigenen Unent-behrlichkeit, das Gefühl, eigentlich nie mehr richtig Zeit zu haben, damit wachsende Verleugnung eigener Bedürfnisse. Und vielleicht sogar eine heimlich zunehmende Beschränkung zwischenmenschlicher Kontakte, und zwar von außen nach innen: Arbeitskollegen, Nachbarn, Bekannte, Freunde, Verwandte, enge Angehörige, Partner. Oft findet sich auch die zwiespältige Fähigkeit, zumindest aber der Versuch, Misserfolge und Enttäuschungen einfach nicht wahrnehmen zu wollen und daraus Konsequenzen zu ziehen. Mit anderen Worten:

      Viele jener an sich guten Eigenschaften stellen sich bei näherer Betrachtung als Fußangeln, wenn nicht gar als Fallgruben, heraus. Nach und nach wird das (Über-)Engagement auch durch eine sich langsam, aber unerbittlich ausbreitende Erschöpfungsphase gleich-sam ausgebremst: Jetzt drohen verminderte Belastbarkeit, wachsen-de Stimmungslabilität und vor allem eine bisher nicht gekannte Er-holungsunfähigkeit („komme nicht mehr auf die Füße"). Auch eine son-derbare und vor allem zunehmende Infektanfälligkeit gehört dazu, meist ständige banale Erkältungen und Grippe-Infekte. Die Betroffenen werden müde, z. B. im Sinne einer eigenartigen, alles durchdringenden Mattigkeit (wie sie nebenbei das höhere Lebensalter generell kennzeichnet), in Fachkreisen auch als Tagesmüdigkeit oder chronische Müdigkeit bezeichnet. Am Ende drohen sogar rasche Erschöpfbarkeit und schließlich regelrechte Kraftlosigkeit. Dazu kommt ein sonderbares Phänomen, nämlich "müde, matt und abgeschlagen"