seit längerer Zeit – nicht selten seit Jahren! – sich manifestiert hat und (so sagt man bei anderen Krankheiten im medizinischen Fachjargon) „chronifiziert“ hat.
Viel wertvolle Zeit für den Patienten ist so leider unwiederbringbar verloren.
Daher ist es dann auch verständlich bei einem längeren Bestehen des BOS, dass sich die eigentlichen „Krankheits-Quellen“ (Ursachen) nicht mehr oder nicht mehr eindeutig finden und darstellen lassen. Was dann wiederum die Therapie nicht gerade einfacher macht.
In einer Großzahl der Erkrankungen liegen der Krankheit ja nicht einzig ein Faktor als Auslöser zugrunde (z.B. beruflicher Distress mit Überforderung), sondern vielmals handelt es sich regelrecht um ein „multi-faktorielles Geschehen“, wobei die einzelnen Faktoren und Co-Faktoren das Gesamtschadensausmaß der Krankheit einmal beschleunigen und dann potenzieren. Immer aber i.S.e. „Aufschaukel-Prozesses“.
Besser und (zu-)treffender gesagt:
Die individuellen Überlastungen, Fehlregulationen führen zu einer sich immer enger und schneller drehenden „Krankheits-Spirale“ (und zwar bildlich gesehen von außen nach innen) und final kommt es (wie im Auge einer Windhose) zum explosionsartigen Super-GAU, zum totalen Zusammenbruch in und auf allen Ebenen des Menschen!
Verschlimmernd und potenzierend ist zudem, dass die Krankheit Burn-out nunmehr eine nur schwer zu durchbrechende fatale Eigendynamik entwickelt hat.
Das Burnout ist hinsichtlich der möglichen Symptome, De- und Dysregulationen und Defizite nachgerade ein Chamäleon.
Dabei sind die Beschwerden vielschichtig, vielfältig und vielfach unter- und miteinander vernetzt. Halten wir uns noch einmal den „Schadens-Dreiklang“ an Beschwerden vor Augen.
Ganz vorne und zu Beginn stehen die seelischen (psychischen) Dysregulationen, die sich dann mit Fortdauer der Krankheit auswachsen zu manifesten und vielmals gravierenden psychischen Krankheiten:
Der sich immer schneller drehende Teufelskreis „Burnout“ beginnt zumeist mit scheinbar harmlosen „psychischen Befindlichkeits-Störungen“ – als vorübergehende Überlastungsreaktion vom Patienten bewertet und abgetan –, welche entweder verdrängt oder heruntergespielt werden und dann weiten sich die Beschwerden aus und aus Symptomen werden Dysregulationen mit sich einstellenden Defiziten und zuletzt kommt es unweigerlich zu manifesten und schwerer Erkrankung!
So finden sich in diesem Leidenskatalog:
- Phobische Störungen
- Angst- und Panikstörungen
- Angst und depressive Störung (gemischt)
- Zwangsstörung
- Anpassungs- und Belastungsstörungen
- vielschichtige somatoforme Störungen
(Somatisierungsstörungen: Herz-Kreislauf, Verdauungssystem, Atmungssystem, Urogenitalsystem u.a.)
- Verhaltensauffälligkeiten v.a. mit körperlichen Störungen
(u.a. Essstörungen, nicht-organische Schlafstörungen, Störungen im Bio-Rhythmus, Angst- und Albträume, sexuelle Funktionsstörungen)
- Abhängigkeiten/Sucht
(gegenüber Alkohol, Nikotin, Koffein, Schmerzmittel [Analgetika], Beruhigungs- und Schlafmittel, Antidepressiva/ Psychopharmaka, Drogen [Halluzinogene], sogen. Weckamine [Aufputschmittel])
- Persönlichkeits-Störungen
(u.a. auch im Sozialverhalten)
- affektive Störungen
(auch bipolare affektive Störungen, manische Episoden, depressive Verstimmungen über depressive Episoden bis hin zu schwerster Depression mit psychotischen Symptomen)
und erschwerend vielmals mehrerer Störungen verbunden zu einem regelrechten „Leidens-Cluster“!
Schon bald aber gesellen sich zu den psychischen Beschwerden, Störungen und Defiziten hinzu geistige (neuro-mentale/kognitive) Defizite und Störungen.
Auch hier eine große Schadens- und Leidenspalette:
Von Konzentrations-, Aufmerksamkeits- und Merkfähigkeits-Störungen (bes. Kurzzeit- und Ultrakurzzeit-Gedächtnis) über Minderung des gesamten geistigen Leistungsvermögens und der geistigen Belastbarkeit über Wortfindungsstörungen bis hin zu regelrechten neuro-mentalen/kognitiven Black-Out’s mit einer hochsignifikanten „Denk-Hemmung und -Sperre“ und auch Verlust/Defizite im Planen und Koordinieren usw.
Quasi als „Tüpfelchen auf dem i“ oder als letztes Mosaiksteinchen im Schadens- und Leidens-Puzzle kommen dann noch hinzu – in verschiedenem Ausmaß und in unterschiedlicher Intensität – die körperlichen (somatischen) Beschwerden und Störungen.
Auch hier ein breit-gespannter Leidens-Fächer: Herz-Kreislauf-Probleme, Magen-Darm-Verdauungsstörungen (oft mit Wechsel Durchfall/Verstopfung), Stoffwechselprobleme, Störungen im Säure-Basen-Haushalt/-Gleichgewicht, Dysbalancen im Hormonhaushalt (bes. in der Hypophysen-Hypothalamus-Schilddrüsen-Nebennieren-Gonaden-Achse als einer der wichtigen „Stress-Achsen“), Schmerzen (i.S.v. Nervenschmerzen, Kopfschmerzen/Migräne, Schmerzen im gesamten Bewegungsapparat und der Muskulatur), Defizite und Dysbalancen in der gesamten Immunabwehr, Infektanfälligkeit und und und … bis hin zu totalem körperlichem „Zusammenbruch“.
In der Übersicht (psycho)somatische Beschwerden bei BOS-Kranken: (Mehrfachnennungen möglich)
Psychosomatische Beschwerden beim Burn-Out-Syndrom
(Angaben in % der Häufigkeit des Vorkommens)
- Erschöpfung 100%
- Kraftlosigkeit 94%
- Schlafstörungen 84%
- Kopfschmerzen 63%
- Allgemeine Schmerzen 55%
- Verdauungsprobleme 54%
- Kurzatmigkeit 48%
- Rückenschmerzen 47%
- Schwindel 46%
- Gewichtszunahme 44%
- Atemlosigkeit 42%
- Tinnitus 42%
- Gewichtsverlust 26%
- Hörsturz 19%
[Quelle: Klinik Roseneck, Prien: Dr. A. Hillert u.a.]
Nach Prof. Dr. Michael Zaudig (Psychiater, Psychosomatiker, Verhaltenstherapeut - er leitete bis 2016 als Chefarzt die Psychosomatische Klinik Windach - er hat einen Lehrauftrag für Psychiatrie an der LMU München) lassen sich die potenziellen Burn-Out-Symptome wie folgt darstellen:
Symptome beim Burn-Out
A. Emotionale Symptome
- Reizbarkeit
- Aggressivität
- Angst
- Unruhe
- Schuldgefühle
Hilflosigkeit
B. Motivations-Symptome
- Verlust der Motivation
- Resignation
- Zynismus
- Moralisierung
C. Verhaltensänderungen
- vermehrtes Risikoverhalten
- sozialer Rückzug
- Leistungsminderung