Stephane Rambicourt

ZU HASS ERZOGEN - rebelliert - IN LIEBE AUFGENOMMEN


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      Alexandre verbrachte die Zugfahrt mit Essen, Trinken und Lesen, oder er schaute sich die vorbei fliegende Landschaft an. Während der gesamten Reise hatte er bisher keinen Kontakt zu anderen Reisenden. Stunden später erreichte der Zug München.

      Die Schaffnerin verabschiedete sich freundlich von ihm und erklärte ihm noch, dass ihr Kollege, der ab München den Zug begleiten wird, bereits Bescheid weiß und Alexandre sich keine Sorgen zu machen brauchte.

      Alexandre bedankte sich herzlich bei der Schaffnerin und machte es sich wieder bequem.

      Als der Zug sich endlich in Bewegung setzte, kam der neue Schaffner zu ihm und fragte freundlich nach seinen Reisedaten, notierte sie kurz und ging wieder.

      Kurz vor Salzburg kontrollierten deutsche und österreichische Grenzpolizisten die Papiere der Reisenden, ohne Probleme für Alexandre. Nach Salzburg schaute er sich interessiert die vorbei fliegende Landschaft an und plötzlich setzte die große Vorfreude auf seinen Onkel Wendel, Tante Maria und seine beiden Cousinen ein.

      Außerdem wird es nun nicht mehr lange dauern, bis er endlich in Graz, der steirischen Landeshauptstadt, ankommt. Er begann deshalb auch schon mit dem Aufräumen seines Abteils, damit er schnell in den Regionalzug umsteigen konnte.

      Der Schaffner, der immer wieder an seinem Abteil vorbeikam, grinste, als er den geschäftigen jungen Mann sah.

      „Wenn alle Fahrgäste so wären“, brummte er in seinen Bart, schaute auf seine Uhr und stellte fest, dass sein Zug gut in der Zeit lag und kaum Verspätung hatte.

      Wenige Minuten bevor der Zug in Graz einfuhr, kam er zu Alexandre und erklärte ihm, dass er gleich umsteigen müsse und von welchem Gleis aus sein Zug nach Deutschlandsberg abfahren würde.

      Alex machte sich sofort startklar, ging zum Fenster und schaute nach draußen. Als er sah, dass sein Zug in den Hauptbahnhof Graz einfuhr, nahm er sein Gepäck und ging zum Ausstieg.

      „Keine Angst, du hast genug Zeit zum Umsteigen. Der Zug wartet auf dich“, hört Alexandre plötzlich hinter sich die Stimme des Schaffners.

      „Danke und ihnen noch eine gute Fahrt“, lächelte Alexandre freundlich, stieg aus und ging zügig zum Gleis 4, auf dem bereits der Nahverkehrszug nach Deutschlandsberg stand. Er wuchtete sein Gepäck in den Zug und stieg ein. Kaum, dass er im Zug war, hörte er den Pfiff des Schaffners und spürte wie die alte Dampflok anfuhr. Alexandre suchte sich einen Platz in der Nähe des Ausgangs, ließ aber sein Gepäck im Vorraum stehen, so dass es nicht im Weg stand.

      Endlich nach einer halben Stunde Fahrzeit erreichte er den Bahnhof Deutschlandsberg.

      Schon von weitem sah er seinen Onkel Wendel und Ilse, wie sie erwartungsvoll auf den einfahrenden Zug schauten. Endlich hielt der Zug an. Alexandre riss die Tür auf, sprang aus dem Zug und holte sein Gepäck heraus. Anschließend rannte er freudestrahlend auf seinen Onkel und seine Cousine Ilse zu und umarmte beide innig.

      „Endlich“, stöhnt Alexandre, „das ist immer eine kleine Weltreise hierher.“

      „Jetzt hast du es ja geschafft“, lachte Ilse.

      „Na kommt, fahren wir nach Hause. Ich hab extra einen kleinen Anhänger für mein Moped gebaut, damit wir dein Gepäck leichter transportieren können. Ilse wollte unbedingt mitkommen um dich abzuholen und ist mit dem Rad da und du fährst mit mir auf dem Moped“, bestimmte Onkel Wendel.

      „Alexandre kann auch bei mir auf dem Rad mitfahren, dann ist es für das Moped leichter“, schlug Ilse vor.

      Wendel grinste.

      „Na gut, aber keine Dummheiten machen, ihr zwei“, lachte er.

      Ilse und Alexandre grinsten vielsagend.

      „Ich meine es ernst“, sagte Onkel Wendel mit ernster Stimme.

      „Klar, Onkel. Alles gut“, entgegnete Alexandre, „Ilse wer fährt? Du oder ich?“

      „Du auf dem Gepäckträger und trittst die Pedale, ich lenke. Okay?“ grinste Ilse.

      „Klar, mal sehen wer zuerst bei euch zu Hause ist; ich bin gut im Training“, grinste Alexandre und setzte sich auf den wackeligen Gepäckträger des alten Herrenrades, während sich Ilse auf den Sattel schwang.

      „Und los“, lachte Ilse, während ihr Vater noch mit dem Verstauen von Alexandre’s Gepäck beschäftigt war.

      Nach anfänglichen wackeligen Bewegungen, hatten beide schnell den Rhythmus gefunden und fuhren sehr schnell nach Hause zu Tante Maria und Resi. Onkel Wendel lachte, als er die beiden so ausgelassen sah, kam aber nicht so schnell hinterher. Erst an der allerletzten kleinen Steigung zum Haus seines Onkels wurde Alexandre langsamer und die Kraft in seinen Beinen ließ etwas nach.

      „Wart, ich trete die letzten Meter“, rief Ilse lachend und so hatten sie wenige Sekunden später das Haus erreicht. Von Ferne hörten sie das Moped von Onkel Wendel, der mit seiner hellblauen Puch jetzt erst in die Straße einbog. Lachend warteten Ilse und Alexandre auf sein Eintreffen.

      „Also, ihr seid mir schon so Zwei. Ihr Rennfahrer, ihr. Ihr habt mich ganz schön abgehängt“, lachte Onkel Wendel verschmitzt und stellte den Motor des Mopeds ab.

      Tante Maria und Resi hatten wohl den Mopedmotor gehört und kamen nun aus dem Haus, um Alexandre zu begrüßen und ihn zu umarmen.

      „Da bist du ja endlich, Alex. Hast bestimmt Hunger? Kommt wir gehen rein“, lachte Tante Maria laut, „und müde wirst bestimmt auch sein, nach einer so langen Zugfahrt.“

      Alexandre nickte und ließ sich von Resi und Ilse ins Haus ziehen.

      Onkel Wendel, bestimmt einen Kopf kleiner als Alexandre, aber ein drahtiger, muskulöser und herzensguter Mann, Mitte 40, wohnte mit seiner Frau Maria, einer kleinen etwas dicklichen Frau, ebenfalls Mitte 40 und aus einer kleinen Stadt in Niederösterreich stammend in seinem Haus am Ortsrand von Deutschlandsberg. Das Haus lag direkt am Waldrand und wurde von Onkel Wendel selbst in Eigenleistung erbaut.

      Mit ihnen lebten die beiden Mädchen Resi, 19 Jahre alt, die eine Schneiderinnenlehre absolvierte, eine ruhige und sehr zurückhaltende junge Frau, mit roten Haaren und Ilse, 17 Jahre alt und Gymnasialschülerin, groß gewachsen mit blonden langen Haaren, manchmal etwas kratzbürstig aber ein schlauer heller Geist.

      Resi hatte sich ihren Jahresurlaub extra aufgehoben, um zu Hause zu sein, wenn Alexandre zu Besuch kommt.

      Im Haus wurde Alexandre von den beiden jungen Frauen, Resi und Ilse, erstmal auf das Sofa gesetzt.

      „Erzähl, wie war die Fahrt? Hat alles geklappt?“ fragte Ilse aufgeregt.

      „Klar. Sonst wäre ich ja nicht pünktlich angekommen“, grinste Alexandre, es gefiel ihm, dass sich die ganze Familie wirklich freute, dass er da war.

      „Und du hast wirklich schon die Matura gemacht? Stimmt das wirklich?“ wollte Ilse sofort genau wissen.

      „Ja, sogar 3 Jahre früher als normal“, lachte Alexandre.

      „Und wie hast du das gemacht? Anita, von nebenan, ist älter als wir und hat auch wie du gerade die Matura gemacht“, wollte Ilse wissen.

      „Ich hab zweimal eine Klasse überspringen können und die Abiturprüfungen waren nicht besonders schwer“, lächelte Alexandre verlegen.

      „Papa hat erzählt, dass du sogar mit Auszeichnung bestanden hast. Wenn das so einfach war, wie du sagst, sind bestimmt alle durchgekommen, oder?“ erkundigte sich jetzt Resi.

      „Nein, knapp die Hälfte musste ins mündliche oder sogar wiederholen. Ich hatte nur Glück“, erwiderte Alexandre, dem es nun langsam peinlich wurde und versuchte von sich abzulenken, „habt ihr beiden jetzt auch Ferien?“

      „Ja, aber nur 3 Wochen. Und du bist jetzt fertig bis zu deinem Studienbeginn?“ erkundigte sich Resi.

      „Ja, deshalb kann ich ja auch so lange