Stephane Rambicourt

ZU HASS ERZOGEN - rebelliert - IN LIEBE AUFGENOMMEN


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      „Ja, ich werde Jura als Hauptfach studieren und als Nebenfach Betriebswirtschaft. Den Studienplatz habe ich auch schon sicher“, erklärte Alexandre leise.

      „Dann wirst ja ein richtiger Advokat. Und was ist das mit der Betriebswirtschaft? Wie passt das zu Jura?“ fragte Onkel Wendel.

      „Na, dann kann ich vieles machen, ich könnte in einer Kanzlei arbeiten oder einen Betrieb führen, aber da mach ich mir im Moment keine Gedanken. Oma Else meint, dass ich beides machen und später dann entscheiden soll, was ich genau tun möchte“, erklärte Alexandre zurückhaltend.

      Plötzlich fragte Onkel Wendel nachdenklich: „Aber du willst nicht deine Eltern fertig machen, oder?“

      „Nein Onkel, mit denen hab ich abgeschlossen. Außerdem hab ich Oma Else versprochen, das nicht zu tun“, erklärte Alexandre ebenfalls nachdenklich.

      „Dann ist es ja gut“, mischte sich Tante Maria ein, „ich denk wir sollten jetzt etwas essen und dann kann Alex ja erzählen, wie es ihm in der letzten Zeit ergangen ist.“

      Sie lotste alle an den großen Küchentisch und trug mit Resi und Ilse die Leibspeise von Alexandre auf.

      „Mmmmmhhhhh Tante, davon hab ich schon lange geträumt. Topfenpalatschinken, herrlich“, lachte Alexandre laut.

      „Dann geben sie mir ihren Teller, junger Mann“, lachte Resi, und packte zwei Palatschinken auf Alexandres Teller.

      „Lass es dir schmecken“, lachte Ilse laut heraus, als sie Alexandres leuchtende Augen sah.

      „Auf diese Köstlichkeit freue ich mich schon seit Tagen“, lachte Alexandre und machte sich sofort über die Palatschinken her.

      „Langsam, Alexandre. Es isst dir niemand etwas weg“, grinste Tante Maria und freute sich über Alexandres großen Appetit. Im Raum herrschte Stille während des Essens, bis plötzlich Onkel Wendel grinsend fragte:

      „Alexandre, sag mal und erzähl uns, was da in Strasbourg vor ein paar Wochen passiert ist?“

      „Oh je. Oma hat dir wohl schon Bescheid gegeben“, zuckte Alexandre zusammen.

      „Ja, natürlich. Aber ich würde es gerne von dir wissen wollen, was da gewesen ist und warum du dort warst“, lächelte Onkel Wendel.

      „Alex, was war denn in Strasbourg? Erzähl doch bitte, Resi und ich möchten auch gerne wissen was du angestellt hast“, wollte jetzt auch Ilse wissen.

      „Na gut. Wisst ihr, das war so. Nach den Abiturarbeiten waren einige Studenten bei mir an der Schule und haben erzählt, wie es an der Uni so zugeht, was man beachten muss und so weiter. Als das vorbei war, hab ich mich mit einigen der Studenten unterhalten und da haben die mir erzählt, dass sie an einer große Demonstration gegen den Faschismus mitmachen wollen, weil so ein Rechtsradikaler in Strasbourg Bürgermeister werden will und Pflimlin, den jetzigen guten Bürgermeister, aus dem Amt drängen möchte. Außerdem will der Faschist Studiengebühren einführen und er ist außerdem gegen Europa. Ich hab dann den anderen gleich gesagt, dass ich da mitkommen möchte, um gegen den Faschisten zu demonstrieren. Ich hab mir auch gleich ein Transparent gebastelt, „Gegen alle Faschisten und Kein Faschismus zulassen“ stand drauf. Eine Studentin aus unserem Dorf hat mich mit nach Strasbourg genommen. Als wir dann dort waren und die Demo los ging, hat die Polizei uns aufhalten wollen und irgendwann angefangen mit Tränengas zu schießen. Einige von uns haben daraufhin Pflastersteine rausgerissen und auf die Polizisten geworfen. Ich bin dann irgendwann von der Polizei verhaftet worden. Oma Else und Geddel Marie haben mich dann bei der Polizei abholen müssen“, erzählte Alexandre ruhig.

      „Wow und du warst da mitten drin? So richtig? Mit Steine werfen und so?“ schwärmte Ilse.

      „Ja, aber ich habe keine Steine oder sonst was geworfen, weil ich Gewalt total ablehne“, erwiderte Alexandre lächelnd.

      „Also ich finde das gut, dass du da mitgemacht hast. Für seine Überzeugung einzutreten, das ist sehr, sehr bemerkenswert. Ich hab hier in Deutschlandsberg leider keine Möglichkeit an so einer Demo mitzumachen. Hier ist ja nix los“, schwärmte Ilse weiter.

      „Für seine Überzeugung einzutreten ist die eine Sache, aber hast du dir nicht vorher überlegt, was alles hätte passieren können? Wenn die Polizei deine wirkliche Identität herausbekommen hätte? Du und deine Oma, ihr währt in Teufelsküche gekommen“, gab Onkel Wendel zu bedenken.

      „Das ist mir leider erst eingefallen, als ich im Polizeiauto gesessen bin. Die Studentin, mit der ich nach Strasbourg gefahren bin, ist nicht verhaftet worden und hat Gott sei Dank sofort bei meiner Geddel Marie angerufen und die hat Oma informiert. Und weil Oma den Präsidenten der Regionalregierung gut kennt, durfte ich schnell wieder gehen. Oma und Geddel haben mich abgeholt. Die Farbschmierereien, die ich an Häuser gepinselt habe, musste ich aber selber wieder in Ordnung bringen und mich bei den Hauseigentümern entschuldigen. Das war auch ganz in Ordnung so“, sagte Alexandre nachdenklich.

      „Mein Lieber, da hast du aber ordentlich Glück gehabt und kannst dich bei Else bedanken, dass nicht mehr passiert ist“, warf Tante Maria ein.

      „Ja, ich weiß und dafür bin ich ihr auch unendlich dankbar“, erklärte Alexandre mit einer kleinen Träne in den Augen.

      „Alex, für mich bist du ein Held“, entgegnete plötzlich Ilse mit ernstem Gesicht.

      „Also das finde ich auch“, mischte sich die sonst so ruhige Resi in das Gespräch mit ein, „das was du getan hast, war sehr mutig.“

      Nachdenklich aßen sie gemeinsam weiter. Alexandre erfreute sich an dem für ihn herrlichen Festmahl. Als er sechs Topfenpalatschinken verspeist hatte, war er rappel dicke satt.

      „Tante Maria, danke für das herrliche Begrüßungsessen. Es hat so wunderbar geschmeckt. Aber jetzt kann ich nicht mehr“, stöhnte Alexandre auf.

      „Hauptsache es hat dir geschmeckt, mein Junge“, freute sich Tante Maria.

      „Oh ja und wie. Deine Palatschinken sind die Besten die es auf der Welt gibt. Tante, soll ich dir beim Abräumen und spülen helfen? Ich mach’s gerne“, erklärte Alexandre satt und zufrieden.

      „Danke Alex. Aber lass mal, das mach ich mit Resi und Ilse zusammen. Du musst noch schnell mit deinem Onkel in die Stadt fahren und zu Hause bei Else anrufen, damit sie weiß, dass alles in Ordnung ist. Okay?“ lächelte Tante Maria.

      „Ja stimmt. Ich hätte dir aber gerne geholfen, Tante“, sagte Alexandre verständig.

      „Ein anderes Mal gerne, aber jetzt fahrt los und zieh dir eine Jacke an, es ist noch frisch am Abend“, freute sich Tante Maria, „Wendel ist bereits draußen und wartet auf dich.“

      Alex beeilte sich, zog eine Strickjacke an und ging zu seinem Onkel. Gemeinsam fuhren beide zu einer öffentlichen Telefonzelle, von der aus man ins Ausland telefonieren konnte. Er nahm seine Münzen und wählte die Telefonnummer seiner Geddel Marie; Oma Else hatte kein Telefon.

      „Hallo Geddel, hier ist Alex. Würdest du bitte Oma Bescheid sagen, dass ich gut angekommen bin? Es ging alles problemlos und jetzt bin ich hier in Österreich, in Deutschlandsberg“, erklärte Alexandre freudig, nachdem seine Patentante Marie das Telefonat angenommen hatte.

      „Ja Alex. Mama ist hier, da kannst du ihr gleich selbst Bescheid sagen. Moment ich geb sie dir“, lachte Tante Marie.

      „Hallo Alex. Schön dass du anrufst. Geht es dir gut? War alles in Ordnung auf der Fahrt?“ freute sich Oma Else, die laut ins Telefon sprach.

      „Ja Oma, alles gut. Onkel Wendel und ich sind jetzt in der Stadt zum telefonieren. Geht es dir auch gut, Oma?“ fragte Alexandre.

      „Ja mein Junge. Du fehlst mir halt. Aber du kommst ja wieder zurück und da freu ich mich heut schon drauf. Hat deine Tante dir schon eine deiner Lieblingsspeisen gekocht?“ fragte Oma Else leise und Alex bemerkte, dass sie bestimmt Tränen in den Augen hatte, während