Stephane Rambicourt

ZU HASS ERZOGEN - rebelliert - IN LIEBE AUFGENOMMEN


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      „Ja mein Junge, das machen wir. Sag bitte deiner Tante, sie soll mir das Rezept aufschreiben. Vielleicht kann ich es ja hier auch einmal machen“, lenkte Oma Else ab, „so und jetzt machen wir Schluss, damit du nicht soviel Geld ausgibst.“

      „Ja Oma. Ich werde am kommenden Montagabend um 19 Uhr anrufen. Bist du dann wieder bei Tante Marie?“ schlug Alex vor.

      „Ja mein Junge. Ich freue mich schon drauf. Sei bitte brav und lass dir nichts zu Schulden kommen. Hör auch auf deinen Onkel Wendel und deine Tante, bitte“, erklärte Oma Else und schluchzte leise.

      „Ja, Oma. Versprochen. Ich drück dich. Bis Montag. Au revoir“, erwiderte Alexandre und legte schweren Herzens auf.

      Bevor er sich dem wartenden Onkel zuwandte, holte der junge Mann mehrmals tief Luft.

      „Na alles gut?“ fragte Onkel Wendel.

      „Ja“, antwortete Alex nur kurz.

      „Komm, wir gehen noch schnell in das kleine Beisel da vorne und trinken etwas“, sagte Onkel Wendel verständnisvoll. Alex nickte nur kurz und setzte sich auf den Sozius des Motorrollers.

      Wenig später erreichten sie die kleine Gaststätte, gingen hinein und setzten sich an einen freien Tisch.

      „Wieder alles in Ordnung?“ fragte Onkel Wendel einfühlsam.

      „Ja, es geht wieder. Meinst du die haben hier noch Kaffee?“ lenkte Alexandre ab.

      „Bestimmt. Ich werd ein Bier trinken. Magst nicht lieber auch eines trinken? Dann kannst nachher besser schlafen?“ schlug Onkel Wendel vor. Alex nickte und Onkel Wendel bestellte zwei Gläser dunkles Bier.

      Gerade als beide anstießen ging die Tür der Gaststätte auf und Mucki Gassenhauer kam herein.

      „Mist. Der hat mir gerade noch gefehlt. Der ist ein guter Freund von deinem Vater. Lass mich reden“, flüsterte Onkel Wendel und Alexandre nickte nur leicht mit dem Kopf.

      „Ja der Wendel. Dass man dich auch mal in einem Beisel sieht. Hat deine Alte dir mal frei gegeben? Wen hast du denn da dabei?“ fragte Mucki Gassenhauer.

      „Ah der Herr Gassenhauer. Das ist Alexandre. Der Brieffreund von meiner Ilse aus Frankreich. Er hat die Matura bestanden und besucht uns jetzt“, lachte Onkel Wendel gekünstelt.

      „Ach ja? Aus Frankreich. Unserem Erbfeind. Und jetzt macht er hier Urlaub? Na ja Wendel, du musst wissen was du machst. Ich hätte das meiner Tochter nicht erlaubt“, erklärte Mucki Gassenhauer bissig.

      „Da siehst du mal. Ich bin eben nicht du“, entgegnete Wendel.

      „Oh Wendel, fällt mir gerade ein, dein Bruder, Werner, wird wohl demnächst herkommen. Er hat geschrieben“, sagte Mucki.

      „Ach ja? Er hat dir geschrieben? Mir nicht! Was will er denn?“ erkundigte sich Onkel Wendel.

      „Er muss wohl hier in der Nähe was erledigen. Hat mal einen Fehlschuss gemacht und da gibt es jetzt wohl ein Kind. Er will aber die Vaterschaft nicht anerkennen. Er wird dich bestimmt auch besuchen kommen“, antwortete Mucki Gassenhauer lächelnd.

      „Der kann von mir aus bleiben wo der Pfeffer wächst“, brummte Onkel Wendel, wandte sich von Mucki Gassenhauer ab und Alexandre zu.

      „Hast verstanden was Mucki gesagt hat?“ fragte Onkel Wendel Alexandre.

      „Jeu ne comprends pas“, antwortete Alexandre auf französisch und schob auf Deutsch, mit starkem französischem Akzent, nach, „excuse moi, isch nischt verstehn.“

      „Egal, nicht wichtig“, brummte Onkel Wendel, während Mucki Gassenhauer kopfschüttelnd vom Tisch der beiden weg ging.

      „Das war knapp. Komm wir trinken aus und gehen“, flüsterte Onkel Wendel Alexandre zu.

      „Das ist also ein Freund von dem Verbrecher?“ fragte Alexandre nach.

      „Ja. Die waren schon vor dem Krieg eng befreundet und sind es heute noch“, flüsterte Onkel Wendel.

      „Der ist also auch ein Nazi?“ bohrte Alexandre nach und schaute mit stechendem Blick in Richtung Mucki Gassenhauer.

      „Ja. Aber halte dich zurück. Sonst muss ich dich zu Else zurück schicken und das will ich partout nicht“, sagte Onkel Wendel ärgerlich.

      Sie tranken zügig ihr Bier aus und gingen. Vor der Türe sagte Onkel Wendel: „Das war keine gute Idee hierher zu kommen.“

      „Oh doch Onkel. Das war wichtig. Danke. Das zeigt mir, dass ich richtig gehandelt habe. Mit solchem Pack will ich nichts zu tun haben und das kann ich nur dann beurteilen, wenn ich nicht nur einen davon kenne. Jetzt kenne ich zwei davon und das ist ein für alle mal genug. Warum tut die Polizei nichts gegen diese Verbrecher?“, erklärte Alex hasserfüllt.

      „Die haben ihre Verbindungen bis in die höchsten Kreise, alles nicht so einfach. Aber gut, wenn du das so siehst. Bitte halte dich zurück. Weil es von der Sorte Menschen leider noch einige gibt. Aber irgendwann sollten die mal ausgestorben sein, hoffentlich. Die Begegnung mit Gassenhauer sollte aber unter uns bleiben. Die Tante und auch Else machen sich sonst große Sorgen. Okay?“ bat Onkel Wendel seinen Neffen Alexandre.

      „Klar. Das bleibt unter uns. Versprochen! Aber schon interessant, dass der hier wohl noch ein Kind hat von dem er auch nichts wissen will. Verbrecher“, erwiderte Alex angewidert, doch er wusste bereits jetzt, diese Begegnung mit diesem Mucki Gassenhauer würde ihn bestimmt noch die ganze Nacht beschäftigen.

      Sie fuhren auf direktem Weg nach Hause. Dort angekommen setzte er sich mit der Tante, Resi und Ilse noch ins Wohnzimmer um sich etwas zu unterhalten. Eine Stunde später zog er sich zurück und meinte er sei sehr müde und möchte gleich zu Bett gehen. Während Ilse und Resi auch schlafen gingen, wartete Tante Maria auf ihren Ehemann.

      „So und jetzt mal raus mit der Sprache. Was war los, als ihr in der Stadt wart. Du und der Junge, ihr seid so ungewöhnlich ruhig“, forderte Tante Maria ihren Mann auf zu reden.

      „Alex war so bedrückt nach dem Telefonat mit Else. Da hab ich ihn mit in das kleine Beisel am Hauptplatz genommen, auf ein kleines Bier. Dort ist dann zufällig Mucki rein gekommen. Ich hab ihm Alex als Brieffreund von Ilse vorgestellt. Es ist nix passiert sonst. Mucki hat sich nicht gerade freundlich verhalten, außerdem hat er gesagt dass mein Bruder wohl demnächst kommen will“, erklärte Onkel Wendel. „Alex hat gut reagiert und so getan als ob er nichts verstehen würde.“

      „Nun, dass diese Situation kommen würde, war mir klar. Wir müssen Resi und Ilse das mit dem Brieffreund noch mal klarmachen, damit sie Bescheid wissen und auch wie wichtig das ist. Und Alex weiß jetzt, dass er sich vor dem Mucki in Acht nehmen muss. Für Anita und Bärbel ist Alex ja eh ein befreundeter Junge aus Frankreich. Kann also nix passieren“, überlegte Tante Maria laut, „aber dass das gleich am ersten Abend passiert, ist doch verrückt. Und hoffentlich macht der Junge nichts Unüberlegtes.“

      Alexandre lag noch lange wach. Er war müde und doch nicht müde. Die Ereignisse des Tages, vor allem dieser Mucki Gassenhauer und das ungewollte Kind seines Vaters, gingen ihm nicht aus dem Kopf.

      „Warum dürfen solche Leute frei herumlaufen?“ brummte er leise vor sich hin.

      Gegen 3 Uhr in der Nacht stand Alex auf und ging vor das Haus, setzte sich auf die große Treppe und zündete sich eine Zigarette an.

      „Ich wusste gar nicht, dass du rauchst“, hörte Alexandre plötzlich die Stimme seines Onkels hinter sich sagen. Er drehte sich um und sah den lächelnden Onkel.

      „Hast eine für mich?“ fragte Onkel Wendel leise.

      „Ja, klar. Eigentlich rauche ich nicht beziehungsweise nicht oft. Aber jetzt erschien mir der Zeitpunkt gut zu sein. Zum einen erinnert mich die Zigarette an Zuhause und zum andern beruhigt es doch etwas die Gedanken“, entschuldigte sich Alexandre und