Alfred Broi

Genesis I


Скачать книгу

genug war, um den eigentlichen Ursprungsort des Stromes zu erkennen. Er schätzte, dass es das Signal einfach irgendwann aufgefangen hatte, als es eben bei gut einem Lichtjahr in Reichweite kam.

      Doch bei genauer Betrachtung musste Shamos überrascht erkennen, dass dies nicht stimmte.

      Der Plasmastrom begann innerhalb der Reichweite seines Teleskops und zwar...Shamos zuckte plötzlich vom Bildschirm zurück und schaute mit großen Augen höchst überrascht auf das Display.

      Himmel noch mal, das konnte doch gar nicht sein!

      Ihre allseits beliebte Plasma-Schlange hatte ihren Ursprung nicht in irgendeinem kosmischen Vorgang, einer Explosion vielleicht, sondern startete ihren Weg eindeutig von einem Planeten aus, der im Sternbild des Aeron in einer Entfernung von 1,14 Lichtjahren von Santara zu finden war.

      Es schien gerade so, als hätte irgendjemand oder irgendetwas dort diese Plasma-Schlange bewusst auf den Weg gegeben...und zwar in ihre Richtung!

      Shamos horchte auf, weil Esha aus dem Bad um die Ecke kam. Sie war mittlerweile nackt und warf sich noch immer ziemlich erschöpft auf das Bett.

      Als er sie dort auf dem Rücken liegend sah, regte sich sofort wieder etwas zwischen seinen Beinen.

      Shamos schaute noch einmal auf den Bildschirm. Diese blöde Plasma-Erscheinung machte ihn auf eine sehr unangenehme Weise nervös und er beschloss, der Sache vernünftig auf den Grund zu gehen. Doch er wusste, er konnte das nicht hier zuhause tun. Sein Teleskop war zwar wirklich richtig gut, aber das Teleskop auf dem Mos Iridas, dem höchsten Berg des Planeten, war besser.

      Und er hatte die Möglichkeit von seiner Universität aus darauf zuzugreifen. Er beschloss daher, es gleich morgen zu nutzen.

      Jetzt aber hatte er noch etwas anderes zu tun. Mit einem letzten Blick auf das vordere Ende der Plasma-Schlange, das nahe daran war, den Rand ihres Sternensystems zu erreichen, erhob er sich und ging zu Esha. Er legte sich neben sie und betrachtete einen Moment ihren wundervollen Körper. Esha hatte die Augen geschlossen. Shamos nahm seine rechte Hand und begann sanft ihren Oberkörper zu streicheln. Esha stöhnte leicht auf, doch Shamos war sich nicht sicher, ob das wirklich Erregung war oder ob sie entnervt war, dass er schon wieder an ihr herumspielte.

      Aber Shamos war das egal, er intensivierte sein Fingerspiel und dehnte es auch auf ihre unteren Körperregionen aus. Zusätzlich nahm er seinen Mund zur Hilfe.

      Esha stöhnte wieder, diesmal eindeutig lustvoll und Shamos konnte ihre Erregung zwischen ihren Beinen fühlen. Zufrieden fuhr ihm ein Lächeln über die Lippen. Da er ebenfalls eine ausgereifte Erektion hatte, erhob er sich auf seine Knie und drehte Esha auf den Bauch. Er spreizte ihre Beine und krabbelte hinter sie. Während er ihren Unterleib anhob, stützte sie sich auf ihre Unterarme.

      Shamos prüfte noch einmal ihre Erregung, dann drang er tief ihn sie ein.

      Hatte Esha ihre Augen bis jetzt geschlossen gehalten, riss sie sie jetzt weit auf und stöhnte aus tiefster Kehle lustvoll auf. „Mann, was hast du nur für einen wilden Bullen!“ stieß sie hervor, während Shamos seinen Rhythmus steigerte.

      Bei ihrer Bemerkung musste er breit grinsen. „Auf zur zweiten Halbzeit...!“

      „Zweite Halbzeit?“ Esha musste nach Luft schnappen, Shamos harte Stöße ließen ihren Körper immer wieder erzittern. „Ich denke eher, das ist schon das...fünfte Inning!“

      Wieder musste Shamos grinsen und stieß noch heftiger zu. „Egal. Hauptsache du schreist es ordentlich hinaus!“

      Und das tat Esha auch. Über zwei Stunden lang, weil Shamos sie in immer wildere, tiefere und feuchtere Ekstase trieb.

      Als Marivar aus dem Operationssaal in den Vorraum trat, war ihr die Anspannung der letzten acht Stunden deutlich anzusehen.

      Sie schlurfte antriebslos voran, ihr Körper wirkte eingefallen und ihre Schultern hingen herab.

      Sie hob ihre Arme an, zog sich die OP-Maske aus dem Gesicht und musste dabei leicht stöhnen. Ihr Gesicht war von getrocknetem Schweiß aufgedunsen und ihre ohnehin schon von Geburt an rötliche Haut schimmerte an einigen Stellen sehr dunkel. Neuer Schweiß sammelte sich auf ihrer Stirn und Marivar wischte mit dem linken Handrücken darüber, bevor sie ihre OP-Handschuhe mit einem kräftigen Ruck von den Händen riss und achtlos in den Mülleimer neben einigen Waschbecken warf.

      Dabei konnte sie durch die große Scheibe zurück in den Operationssaal blicken und sehen, wie die OP-Schwester langsam ein großes Tuch über den Kopf der Patientin zog.

      Während eine weitere Schwester alle Geräte und Monitore rund um den Operationstisch ausschaltete, löste Marivar die Schleifen von Maske und Haarnetz und warf auch sie achtlos in den Mülleimer.

      Bevor sie sich mit niedergeschlagenen Augen abwandte, konnte sie noch sehen, wie der Wagen mit dem Operationsbesteck beiseitegeschoben wurde und den Blick vollständig auf den verdeckten Körper auf dem Tisch freigab. Deutlich färbte sich der blaue Stoff über dem gesamten Oberkörper bereits dunkelrot.

      Marivar ging ein paar Schritte weiter und stellte sich vor ein Waschbecken über dem ein großer Spiegel hing. Als sie sich selbst darin erblickte, blieb sie reglos stehen.

      Himmel, sie sah absolut furchtbar aus. Das Gesicht aufgedunsen und fleckig, ihre Lippen spröde und trocken. Überall spürte sie den getrockneten Schweiß, der auch die Haare rund um ihre Stirn zu klebrigen Fäden verklumpt hatte.

      Doch das Schlimmste von allen waren ihre Augen. Marivar wusste, sie hatte schöne Augen. Tiefes Grün, das funkelte wie ein Kristall. Doch was sie da im Spiegel sah, war ein Schatten ihrer selbst. Tief in ihren Höhlen versunken, blickten sie freudlos und leer. Sie waren glasig, versprühten aber keinen Glanz. Ein erbärmlicher, trauriger, trostloser Anblick.

      Und sie waren das genaue Abbild ihres Inneren.

      Als die junge Frau vor ein paar Stunden in die Notaufnahme des Krankenhauses eingeliefert wurde, hatte kaum jemand Hoffnung gehabt, dass sie ihre schweren, inneren Verletzungen würde überleben können. Doch die Ärzte schafften es tatsächlich, ihren Zustand zu stabilisieren und zum Not-OP in ihren Operationssaal zu bringen.

      Marivar war zwar erst einunddreißig Zyklen alt, galt aber bereits als beste Ärztin des gesamten Krankenhauskomplexes und darüber hinaus auch an der gesamten südlichen Ostküste. Wenn es jemand fertig brachte, dieses Leben zu retten, dann sie.

      Marivar selbst hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, ausschließlich die medizinischen Daten und Fakten ihrer Patienten auf dem Operationstisch an sich heran zulassen. Die Vorgeschichte, gerade bei Unfallopfern, wollte sie nicht hören, um nicht Gefahr zu laufen, eine emotionale Bindung zu der Person aufzubauen.

      Diesmal aber scheiterte dieser Versuch kläglich.

      Sie war gerade damit fertig, den Zustandsbericht der Ärztin aus der Notaufnahme abschließend aufzunehmen, als diese sich offensichtlich nicht bremsen konnte.

      „Armes Ding!“ sagte sie zu Marivar. „Sie war hochschwanger und spürte erste Wehen. Sie rief ein Taxi und gerade als sie einsteigen wollte, wurde der Hovercraft von einem anderen Fahrzeug gerammt, bei dem der Autopilot eine Fehlfunktion hatte. Sie wurde vierzig Meter durch die Luft gegen eine Betonmauer geschleudert. Ihr Baby ist förmlich daran zerplatzt und war sofort tot! Ich denke, wenn sie noch eine Wahl hätte...!“Die Ärztin schaute Marivar ausdruckslos an. „...würde sie wohl lieber auch sterben!“

      Geschockt schaute ihr Marivar nach, wie sie den Raum verließ. Dies waren genau die Momente, die sie mehr als alles andere hasste und der Grund für ihre bei vielen Kollegen so beeindruckt geschätzte Gefühlskälte bei ihren Operationen.

      Marivar interessierte sich nicht für die Umstände, durch die ihre Patienten auf ihren OP-Tisch gelangten, sie wollte nur die harten Fakten. Doch das tat sie nicht, weil es ihr egal war, sie tat es, weil sie es musste. Weil sie andernfalls Emotionen aufbaute und an dem Leid und dem Schmerz ihrer Patienten zu großen